friedemann Roy Niederlassungsrecht und Kapitalverkehrsfreiheit in Polen, Tschechien und Ungarn Wirtschaftswissenschaft ~ Friedemann Roy Niederlassungsrecht und Kapitalverkehrsfreiheit in Polen, Tschechien und Ungarn Die Auswirkungen der Europa-Abkommen auf die Tätigkeit der Kreditinstitute Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Manfred A. Dauses Deutscher Universitäts-Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Roy, Friedemann: Niederlassungsrecht und Kapitalverkehrsfreiheit in Polen, Tschechien und Ungarn : die Auswirkungen der Europa-Abkommen auf die Tätigkeit der Kreditinstitute / Friedemann Roy. Mit einem Geleitw. von Manfred A. Dauses. - 1. Aufl.. - Wiesbaden: Dt. Univ.-Verl., 2002 (DUV : Wirtschaftswissenschaft) Zugl.: Bamberg, Univ., Diss., 2001 ISBN 978-3-8244-0626-5 ISBN 978-3-663-07725-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07725-1 1 . Auflage März 2002 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2002 lektorat: Ute Wrasmann / Brilla GÖhrisch·Radmacher Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgeset zes ist ohne Zustimmung des Verlag.s unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Gedruckt auf säurefreiem und chlarfrei gebleichtem Papier ISBN 978-3-8244-0626-5 Geleitwort "Jedes Kunstwerk ist eine Schöpfung. Aber jede Schöpfung ist auch ein Wagnis. Die Schöpferkraft des Abendlandes beruht darauf, dass das Wesen dieser Einheit, die den Westen trotz seiner Mannigfaltigkeit zusammenhält, dem Leben zugewandt ist." Diese Worte Ivar Lissners in seinen Werk "Wir sind das Abendland" können nicht treffender das Zusammen wachsen Europas unter dem Dach der Europäischen Gemeinschaften beschreiben. Denn die in diesen Institutionen verkörperte Idee der friedlichen und in Freiheit zu vollzie henden Einigung Europas legte den Grundstein für einen bislang unvergleichlichen Erfolg: Gegründet in dem Bestreben, die Volkswirtschaften der Mitgliedstaaten zu einem Gemeinsa men Markt ohne Binnengrenzen zusammenschließen, hat die Europäische Gemeinschaft längst den Rahmen eines rein wirtschaftlich ausgerichteten Integrationsprozesses gesprengt und den Weg eingeschlagen zur Schaffung einer Politischen Union. Mit der Wiederherstellung der Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 wurde der Prozess der "Osterweiterung" eingeleitet. Den ersten Höhepunkt in dieser Entwicklung bildete der Abschluss der Europa-Abkommen am 16. Dezember 1991 (zunächst nur mit der damaligen Tschechoslowakei, Polen und Ungarn). Der nächste Schritt manifestierte sich im Laufe der Tagung des Europäischen Rates vom 21./22. Juni 1993 in Kopenhagen mit der Festlegung von Grundsatzkriterien für eine EU-Mitgliedschaft (Verwirklichung einer demokratischen und rechts staatlichen Ordnung, Herstellung einer funktionsfähigen und wettbewerbstaugli chen Wirtschaft und Übernahme des acquis communautaire). Nachdem auf dem Gipfel von Madrid vom 15./16. Dezember 1995 die zukünftige Vision eines gesamteuropäischen "Ge meinsamen Hauses" entworfen worden war, markierte die Eröffnung von Beitrittsverhand lungen am 30. März 1998 mit fünf mittel- und osteuropäischen Ländern (Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien und Estland) sowie mit Zypern einen weiteren Meilenstein in der wech selvollen Geschichte des europäischen Integrationsprozesses. Der Europäische Rat hat auf seiner Tagung vom 10./11. Dezember 1999 in Helsinki be schlossen, die Beitrittsverhandlungen auf fünf weitere mittel- und osteuropäische Länder (Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Lettland und Litauen) sowie Malta auszudehnen, und sich überdies das Ziel gesetzt, die für die Erweiterung der Union erforderlichen institutionellen Reformen entschieden voranzutreiben. Erklärtes Ziel ist die Aufnahme der Beitrittskandidaten im Jahre 2004, womit den Bürgern der neuen Mitgliedstaaten ermöglicht werden soll, bereits an den nächsten Wahlen zum Europäischen Parlament teilzunehmen. Die Monographie von Herrn Friedemann Roy, die als Inauguraldissertation der Fakultät Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg vorgelegen hat, widmet sich den rechtlichen Rahmenbedingungen und den darauf aufbauenden Perspek- VI Geleitwort tiven und Problemen des Bankwesens im Evolutionsprozess in Polen, Tschechien und Un garn. Den Europa-Abkommen als internationale rechtliche Grundlage für die grenzüberschrei tende Betätigung von Banken im Verhältnis der Gemeinschaft zu diesen assoziierten Staaten wird das Binnenmarktkonzept des EG-Vertrages in Bezug auf das Niederlassungsrecht, die Kapitalverkehrsfreiheit und das europäische Bankenrecht gegenübergestellt. Die strukturellen Unterschiede der bei den Konzepte und ihre Auswirkungen auf den Finanzsektor werden sorg fältig herausziseliert. Vor diesem eher theoretischen Hintergrund beschreibt der Autor die bestehenden tatsächlichen Schwierigkeiten der angestrebten Liberalisierung (z. B. Bankenzu sammenbrüche in Tschechien, Privatisierungsprobleme in Polen), aber auch deren Erfolge (z. B. konsequente Öffnung des ungarischen Bankensektors fur ausländisches Kapital). In einem Exkurs werden sodann konkrete Erfahrungen der Commerzbank AG mit der Praxis der Ban kenniederlassung in Polen, Tschechien und Ungam geschildert. Die Studie schließt mit einer kritischen, im Ergebnis aber optimistischen Bewertung der Marktchancen fur Finanzdienstleistungen, denen eine erhebliche Bedeutung fur den gesamt wirtschaftlichen Entwicklungsprozess in diesen Ländern zukommt: Ziel der Reformen im Bankensektor ist die Schaffung von klaren Regelungen, damit die Banken ihre Funktion als Wächter betrieblicher Finanzdisziplin erfolgreich wahrnehmen und eine optimale Kapitalbil dung, Kapitalakkumulation und Kreditallokation gewährleisten können. Sie generieren dann die notwendigen Wohlfahrtsgewinne, die erwartungsgemäß zur Verbesserung der Standort qualität und damit der Integrationsfähigkeit der assoziierten mittel-und osteuropäischen Staa ten in die Gesamtkonstruktion eines geeinten Europas beitragen werden. Bamberg, im Juli 2001 Professor Dr. Manfred A. Dauses "Ci sono dei momenti in cui il collega mento logico e onnipresente di causa ed effetto viene stravolto dalla vita e cata pultato via, abbandona la scena e si mi schia tra gli spettatori, in modo ehe lassu sul palcoscenico sotto una luce di liberta irruente ed inaspettata una mano invisi bile s'immerge in un grembo infinito di innumerevoli possibilita e cosi da tutte quelle probabili ne tira fuori solo una. " A. Baricco, Oceano Mare Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand im Zeitraum von Februar 1999 bis Januar 2001 als Disser tation an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg und wurde im Sommersemester 2001 vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft angenommen. Mein Dank gilt zunächst meinem Doktorvater Professor Dr. Manfred A. Dauses, der mir bei der Anfertigung meiner Arbeit alle notwendigen Freiheiten ließ. Er begleitete mich stets mit seinem akademischen Rat und gab mir wichtige und wertvolle Impulse für den Fortgang der Arbeit. Auch danke ich Herrn Professor Dr. Andreas Oehler für die zügige Erstellung des Zweit gutachtens. Mein besonderer Dank gilt auch Herrn Jan Baechle von der Commerzbank AG, der meine wissenschaftliche Arbeit durch die Anstellung bei der Commerzbank AG im Länderreferat rur Mittel- und Osteuropa gefördert und unterstützt hat. In diesem Zusammenhang danke ich ebenfalls meinen Arbeitskollegen, insbesondere Herrn Baron Nikola Adamovich, Frau Del phine de Rippert d' Alauzier, Frau Komelia Kutscher, Herrn Robert Kytka, Herrn Ivica Lan gauer, Frau Mirella Mladicek, Frau Alice Schmidt, Frau Sandra Sommer, Frau SnjeZana Tendzera und Frau Anja Wegfahrt, die mir in so manch fruchtbaren Diskussionen wichtige Hinweise gegeben haben. Herzlicher Dank kommt auch Herrn Roland Löffler fur die intensive Auseinandersetzung mit dem Manuskript und seine wertvolle Kritik zu. Weiterer Dank geht an Herrn Professor Dr. Helmut Wenck und Herrn Ulrich Schüppler, die mir fachlich und persönlich zur Seite standen. Darüber hinaus danke ich Herrn Ulf Schlömer, der es durch seinen Optimismus stets verstand, mich aufs Neue zu motivieren und seinen Rat nicht zurückhielt. Ich danke ebenso Frau Renate Lenz rur die tatkräftige, geduldige und pragmatische Unterstützung während der Erstellung der Arbeit. VIII Vorwort Nicht zuletzt danke ich meinen Eltern, Frau Barbara-Christine und Herrn Dr. med. Peter Roy, die - nachdem sie mir alle notwendigen Gaben in meine Wiege gelegt haben - meinen bisherigen Lebensweg mit vielerlei Unterstützung begleitet haben und dadurch mir diesen Erfolg ermöglichen konnten. Frankfurt, im Juli 2001 Friedemann Roy Inhaltsverzeichnis I. Einleitung: Die Europa-Abkommen als Wegbereiter der Zusammenführung von West- und Osteuropa .......................... 1 11. Das Binnenmarktkonzept: Die Niederlassungs- und Kapitalverkehrsfreiheit im EG-Vertrag .................................... 9 2.1. Die Niederlassungsfreiheit .............................................................................................. 9 2.1.1. Begriff und Bedeutung ................................................................................................ 9 2.1.2. Abgrenzung zu den übrigen Freiheiten, insbesondere zur Kapitalverkehrsfreiheit.. 14 2.1.3. Die Ausgestaltung der Niederlassungsfreiheit für Gesellschaften ............................ 16 2.1.4. Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit ............................................................. 20 2.1.5. Flankierende Bestimmungen zur Niederlassungsfreiheit.. ........................................ 23 2.2. Die Kapital-und Zahlungsverkehrsfreiheit ................................................................ 27 2.2.1. Begriff und Bedeutung .............................................................................................. 27 2.2.2. Beschränkungen der Kapitalverkehrsfreiheit ............................................................ 30 2.2.3. Die Kapitalverkehrsfreiheit als Wegbereiter ftir die Wirtschafts-und Währungsunion: Die Schaffung eines einheitlichen Finanzraumes in Europa ......... 33 2.3. Die Rechtsgrundlagen für die Tätigkeit der Kreditinstitute in der Gemeinschaft. 39 2.3.1. Die Gestaltung eines europäischen Bankenrechts in Hinblick auf das Niederlassungsrecht und die Kapitalverkehrsfreiheit ............................................... 39 2.3.2. Die grenzüberschreitende Tätigkeit der Kreditinstitute unter Berücksichtigung der gemeinschaftlichen Standards der Bankenaufsicht ................................................... 42 2.3.3. Die Harmonisierung des Bankvertragsrechts in der Gemeinschaft .......................... 47 2.3.4. Die Implikationen der Wirtschafts-und Währungsunion auf die Tätigkeit der Kreditinstitute und die Harmonisierung des Bankenrechts ....................................... 49 x Inhaltsverzeichnis IH. Darstellung der Assoziierungsabkommen mit Polen, Tschechien und Ungarn unter besonderer Berück sichtigung des Niederlassungsrechts und der Kapitalverkehrsfreiheit ............................................................. 55 3.1. Die Europa-Abkommen: Eine Perspektive zur Heranführung an die Europäische Union .................................................................................................. 55 3.1.1. Ausgangslage ............................................................................................................ 55 3.1.2. Das Instrument der Assoziierung zur Gestaltung der Beziehungen zwischen der Gemeinschaft sowie Polen, Tschechien und Ungarn ......................... 58 3.1.3. Ziele der Europa-Abkommen .................................................................................... 61 3.1.4. Struktur der Europa-Abkommen ............................................................................... 64 3.2. Inhaltliche Ausgestaltung der Assoziierungsabkommen ........................................... 67 3.2.1. Regelungen hinsichtlich eines freien Warenverkehrs ............................................... 67 3.2.2. Freizügigkeit. ............................................................................................................. 70 3.2.3. Niederlassungsfreiheit ............................................................................................... 72 3.2.4. DienstieistungsfreiheiL. ............................................................................................ 75 3.2.5. Kapital-und Zahlungsverkehrsfreiheit... ................................................................... 76 3.2.6. Wettbewerbsvorschriften .......................................................................................... 78 3.2.7. Angleichung der Rechtsvorschriften ......................................................................... 80 3.2.8. Der institutionelle Rahmen der Europa-Abkommen ................................................. 82 3.2.9. Der "Politische Dialog" ............................................................................................. 85 3.2.10 Wirtschaftliche, kulturelle und finanzielle Zusammenarbeit .................................... 86 3.3. Bedeutung der Europa-Abkommen im Lichte der Binnenmarktaktivitäten .......... 88 IV. Unterschiede zwischen Binnenmarktkonzept und dem Konzept in den Assoziierungsabkommen ............................... 96 4.1. Das Prinzip des Vorrangs und der unmittelbaren Wirkung im Gemeinschaftsrecht ................................................................................................. 96 4.2. Die Stellung der Europa-Abkommen im Gemeinschaftsrecht ................................ 103 4.3. Die Auslegungskompetenz des EuGH bei gemischten Abkommen ........................ 107 4.4. Kriterien und Auslegungsregeln des Völkerrechts und des Gemeinschaftsrechts zur Begründung der innerstaatlichen Anwendbarkeit völkerrechtlicher Verträge ......................................................................................... 111