Schütz's Allgemeine Erdkunde. Dritte Abtheilung. Gemälde von Amerika. Erster Theil. HAY Zwölfter Lieferungsband. | .! ๆ , , ( 1 1 > Schú z's Allgemeine Erdkunde, oder & Beschreibung aller Lånder der fünf Welttheile, ihrer Lage, ihres Klimas, ihrer Naturprodukte, Landes kultur, merkwürdigsten Städte, Gegenden, Kunstwerke, Ruinen und Denkmäler; dann ihrer Einwohner, deren Lebensart, Kleidung, Handel, Künste, Wissenschaften, Religion und Staatsverfassung. Mit Rupfern. Neu bearbeitet von W. Tielcke und J. G. Sommer, in Verbindung mit mehren andern Gelehrten. Siebenter Band. Wien, verlegt bei Anton Doll. 1831. Neuestes NierCeli ܢܝܪܚ Gemälde von Amerika. Thyed Von Joh. Gottfr. Sommer. 1 + nole= dienstFros Erster Theil. felle forv Awes anth by forebr Wien, verlegt bei Autou Doll. 1831. THE NEW YORK PUBLIC LIBRARY 656524 A ASTOR,LENOX AND TILDEN FOUNDATIONS R 1933 L Gedruckt bei A.Siranksfel, Witwe. Allgemeine Uebersicht. WiSrir haben in der allgemeinen Einleitung zur Erdkunde, mit welcherdie Beschreibung Asiens eröffnet wurde, bereits (S. 44 des I. Bds.) geſagt, daß dasjenige große Festland, welches sich auf der westlichen Halbkugel der Erde befindet, densoge= nannten vierten Welttheil bilde und Amerika oder auchdie neue Welt genannt werde. Die lettere Benennung rührt von dem Umstande her, daßdieser Welttheil vielspäter alsjene drei, welche zusammen dasFestland der östlichen Halbkugel aus machen,nemlich erstim Jahre1492,durch den Cenueser Chri stoph Columbus (Colon) entdeckt worden ist. Was aber den Namen Amerika betrift, so, hat der Erdtheil denselben von Amerigo Vespucci, demNachfolger des Columbus erhalten, obwol es schicklicher gewesen wäre, das neue Land seinem Entdecker zu Ehren, Columbia zu nennen. Indes sen hatdie neuere Zeit das dem leßtern zugefügte Unrecht wee nigstens dadurch gut zu machen gesucht, daß sie einem Flusse, einem Staate und einigen Bezirken und Ortschaften des Erd theils den Namen Columbia (oder Colombia) beigelegt hat. Das Festland von Amerika ist eine ungeheure, aus zwet großen, durch eine Erdenge verbundnen Halbinseln bestehende Ländermasse, welche sich von etwa 73° nördlicher bis 54° 20′ südlicher Breite, alsodurch einen Raumvonmehr als 127Breis tengraden ausdehnt, von Westen nachOsten aber zwischen212° 20 und 341° 24′ 40″ östlicher Länge (von Ferro) liegt, und folglich einenRaum von 129 Längengraden einnimmt. Mitden zuAmerika gerechneten Inseln reicht der Erdtheilnoch vielweis ter anbeide Pole hin, nemlich inNordenbis über81°,in Sü Brochbaus 27Jan 1433 (Teil 1-4) 6 2merika. den bis über 64°Breite. Indessen ist die Nordküste des Festlan= dessowol als der Insel Grönland zum Theil nochunerforscht und kann sich vielleicht noch über 81° Breite hinaus erstrecken. Diegrößte geometrische Länge des Festlandes mag etwas über 2,000 und die größte geometrischeBreite etwa 1,050 geegra phische Meilen betragen. Am schmalsten ist dasselbe östlichvon der Stadt Panama, ungefähr 9° nördlicher Breite, wo die Erdenge, welche die beiden großen Halbinseln Amerikas verbin det, noch keine 7 geographische Meilen breit ist. Gewöhnlich nennt man die nördliche Halbinsel Nordamerika und die südliche Südamerika; indessen durchschneidet der Äquator das lektere so, daß davon noch ein Stück von mehr als 12 Breitengraden in die nördliche Halbkugel fällt. Der gesammte Flächeninhalt läßt sich, hauptsächlich wegen dernochnichtvöllig bekanntenNordküsten, nur muthmaßlich bestimmen unddieein= zelnen Schätzungen weichen daher ziemlich von einander ab. Balbi nimmt 750,000,Hassel dagegen 737,000 geographis sche Geviertmeilen an. Die Grenzen Amerikas sind überall Meer, und zwar in Nordenund Süden die beiden Eismeere, in Often das atlan= tische und in Westen das große Weltmeer, welches legtere durch die, höchstens 10 geogr. Meilen breite Behringsſtraße mitdem nördlichen Eismeere zusammenhängt, so daß Amerika sichaufdieser Seite dem Festlande der alten Welt, und zwar Asien, am meisten nähert. Die Vermuthung Einiger, daßdas FestlandAmerikas inseinem nochunerforschten nördlichen Theile mitAsien zusammenhängen könne, erscheint nach den neuesten Entdeckungsreisen der Russen längs der Küsten von Aſien als völlig unbegründet. In Betreffder Beschaffenheit des Bodens und der Ober flächeAmerikas findet man einerseits riesenmäßige, sichweithin erstreckendeund verzweigende Gebirge, andrerseits nicht min der unermeßliche Ebenen, welche lettere sich, besonders in Südamerika, nurselten durchvermittelndes Hügelland an jene erstern anschließen. Das größte GebirgeAmerikas sind die An Allgemeine übersicht. 7 den oder Andes, welche im Spanischen la Cordillera de los Andes, d. h. die Kette der Anden, auch wol kurzweg die Cordilleren genannt werden; indessen belegt man mit dem leßtern Namen mehr die einzelnen Theile und Seitenäste des Hauptstammes. Dieses Gebirge zieht sich in eis nerlangen Kette vom Südende des Festlandes längs der west lichen Küste desselben nachNorden bis jenseit der Erdenge von Panama hinauf, wo es dann, in Mexiko, ein großes Hoch land bildet, weiter nordwärts aber in das Felsengebirge (die Rocky Mountains) übergeht, welches sichdurchganz Nordamerika bis zum Eismeere hin erstreckt. Die Andenkette ist größtentheils vulkanischer Natur und ihre höchstenKuppen sind entweder nochbrennende Feuerberge oder bestehen doch aus Gebirgsarten, deren Entstehung offenbar vulkanischgewesenist. Für den höchsten Punkt des ganzen Gebirges und auchdesgan zen Erdbodens hielt man bis in die neuere Zeit den Chimbo rasso(Tschimboraſſo), ungefähr unter 1° 20′ südlicherBreite, allein wirhaben schon bei der Einleitung zu Asien (I. Bd. S. 120) gezeigt, daß der 25,183 PariserFuß hohe Dhawala giri ) für denhöchstenbekanntenBerg der Erde gehaltenwer den müſſe, indem der Chimborasso nur 20,158 Pariser Fuß hoch ist. Aus denneuesten Messungen Pentlands hatessich aber auch ergeben, daß es selbst noch in der Andenkette Berge gibt, welche den Chimborasso an Höhe übertreffen. Der nörd lichste Gipfel des Illimani, in der bolivischen Provinz la Paz, etwa unter 16°35′südl. Br., hateineHöhe von 22,706, und derNevado von Sorata, unter 15° 30′ füdl. Br., liegt23,644 Par.Fußüber demMeere**). -DurchdasMiſſi sippithal werden die nördlichen Ausläufer der Anden von den Apalachen getrennt, ein Gebirgssystem, welches das östliche Nordamerika ungefähr in der Richtung von Nordosten nach *)DurchDruckfehler steht daselbst Dhawala Chiri. **) Man ſehe mein Taschenbuch zur Verbreitung geographi: scher Kenntniffe 2c. 8. Jahrgang. S. CXV. der Einleitung. 8 Amerika. Südwesten durchzieht, aber in seinen höchsten Punkten nicht 7,000 übersteigt. Es ist im Ganzen ein langgestrecktes, von mehrenBergreihen durchzogenes und eingefaßtes Hochland, und besteht meistens aus Sandstein. Zwischen den Flüssen Marañon und Orinoko breitet sich das Guyanagebirge aus, welches weder mit den Anden noch mit den brasilischen Gebirgenzusam menhängt und daher als für sich bestehend angesehen werden muß. Dasselbe gilt auch von den braſilischen Gebirgen, welchefast die ganze östlicheHälftedersüdamerikanischenHalbin 'ſeleinnehmenund aus zweiHaupttheilen, dem Küsten- und dem Binnengebirge bestehen,aber in ihren einzelnenÄsten undZwei gen verschiedne Namen führen. Die höchsten Punkte, welche aber nirgends die Schneelinie erreichen, liegen in der braſili schen ProvinzGoyaz, zwischen15º und 18°füdl.Br. ; dieHaupt massen sind Urgebirge. Unterden Gewässern Amerikas verdienen zuvörderst die dasselbeeinschließenden Meere unsre Aufmerksamkeit. Die bei denEismeere reichen hier weit über ihre mathematisch-geogra phischen Grenzen, die Polarkreise, hinaus, nemlich bei Nord amerika, besonders an der Ostseite, bis zum 60. und bei Süd amerikasogarbis zum54. Parallelzirkel.Das nördliche Eis meer besteht aus drei Abtheilungen: 1) dem Meere von Grönland oder Spißbergen, zwischendieserInselgruppe und Grönland; 2) dem Baffinsmeere,zwischen dem äu ßersten Nordostende des Festlandes und einer großen Insel oder wahrscheinlich Gruppe von Inseln, von welcher nur der östliche Theil unter dem Namen Grönland bekannt und bis auf Parrys neue Entdeckungen für einen Bestandtheil des Fest landes gehalten worden ist; 3) dem zuerst von Parry ent deckten, hieraufvon Franklin und Richardson längs sei ner südlichen Küsten bis 228° östl. L. von Ferro verfolgten Theile des Eismeeres, welche nach Westen hin, ungeachtet ein Theil derKüstenstrecke hier noch unerforschtgeblieben ist, höchst wahrscheinlichmit dem ſibiriſchenEismeerezuſammenhängt.Man ſollte dieſen Theil, ſeinem Entdecker zu Ehren, das Parry