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Neues Wissen über Grundfragen der Psychiatrie: Diagnose, Ätiologie, Prävention, neurowissenschaftlich fundierte Psychotherapie PDF

241 Pages·2015·5.365 MB·German
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Neues Wissen über Grundfragen der Psychiatrie Otto Buxbaum Neues Wissen über Grundfragen der Psychiatrie Diagnose, Ätiologie, Prävention, neurowissenschaftlich fundierte Psychotherapie 123 Otto Buxbaum Graz, Österreich ISBN 978-3-658-08066-2 ISBN 978-3-658-08067-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-08067-9 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbi- bliogra(cid:191) e; detaillierte bibliogra(cid:191) sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer © Springer Fachmedien Wiesbaden 2015 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikrover(cid:191) lmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Fachmedien Wiesbaden ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media (www.springer.com) Vorwort Es gibt umfangreiches und konvergierendes neues Wissen in Bezug auf Grundfragen der Psychiatrie und Psychotherapie. Dadurch ist in diesem klinischen Bereich eine beträchtliche Qualitätssteigerung möglich. Dies bedarf einer kurzen Erläuterung. Ein Vergleich mit der Inneren Medizin verdeutlicht die schwierigen Verhältnisse in der Psychiatrie. Beispielsweise steht für die Diagnose von Störungen der Herz- oder Lungenfunktionen hinreichendes Wissen über derartige Funktionen zur Verfügung sowie über das Zusammenwirken mit anderen Organfunktionen, darunter das Nervensystem. Unter Umständen gibt es aber komplizierte psychosomatische Zusammenhänge, die auch für Spezialisten des psychiatrisch-psychologischen Bereiches schwer er- kennbar sind. So können nicht bewusste bzw. verdrängte Konflikte, die auf neuronaler Ebene wirksam sind, hohe Spannungen erzeugen und zu organischen Störungen führen. Im Bereich der Psychiatrie ist Wissen über Ursache-Wirkungs-Zu- sammenhänge bisher nur ansatzweise verfügbar. Dazu gehören vor al- lem die Einflüsse belastender sozialer Reize, ungünstige genetische und epigenetische Faktoren sowie ein störendes Ungleichgewicht von Neuro- transmittersystemen. Über psychische Faktoren ist jedoch wenig Siche- res bekannt, auch deshalb, weil es für den Begriff psychisch keine ein- deutige Definition gibt. Dennoch bedeutet das Vulnerabilitäts-Stress-Mo- dell bzw. das biopsychosoziale Krankheitsmodell einen wesentlichen Er- kenntnisfortschritt. Eine Präzisierung des Vulnerabilitäts-Stress-Modells bzw. des bio- psychosozialen Krankheitsmodells ist anhand eines einfachen Modells möglich (S-O-R-Modell). Dieses Modell beschreibt die allgemeinen Zu- sammenhänge zwischen den Reizen der Außenwelt (S), den organismi- schen Strukturen und Prozessen (O) sowie den Verhaltensweisen (R). Die Besonderheit des Modells ist seine organismische Komponente, die zwischen der Vielfalt der (materiellen, organischen und sozialen) Reiz- verhältnisse und dem Verhalten (Sagen, Tun) vermittelt. Die organismi- sche Komponente ist im Wesentlichen das Nervensystem. Organismi- VI Vorwort sche Prozesse sind nicht nur neuronal, sondern auch geistig-neuronal. Wesentliche Bereiche der organismischen Komponente sind drei Kern- strukturen der Persönlichkeit (Ich-Struktur, Motivationshierarchie, Innen- welt) sowie die Selbststeuerung. Zu den geistig-neuronalen Prozessen gehören vor allem die Prozesse der Innenwelt (Urteilen, Denken). Dar- über und über die neurobiologischen Grundlagen der Selbststeuerung informiert der Abschnitt 4. Zur Entwicklung der Selbststeuerung und zum Ankämpfen gegen den Verlust der Selbststeuerung gehört auch das Ler- nen von Selbstkontrolle, zuerst insbesondere in der Familie, sofern dies möglich ist (Abschnitt 5). Der Bezug auf die spezifisch menschliche Selbststeuerung und ihre neurobiologischen Grundlagen ermöglicht eine eindeutige Definition von grundlegenden Begriffen, insbesondere psychische Störung und psychi- sche Krankheit. Denn Selbststeuerung ist die Koordination von erkennba- ren Ist-Zuständen mit Soll-Zuständen durch Wahrnehmen, Urteilen, Den- ken und Verhalten gemäß der dominanten Motivationslage. Die Ist- Zustände sind materielle, organische oder soziale Reize der Außenwelt und/oder Zustände der Innenwelt (Gefühle, Vorstellungen, Gedanken). Die Soll-Zustände sind Motive (darunter Bedürfnisse und Pflichten). Eine psychische Störung ist demnach eine Störung in der Innenwelt (eine nicht tolerierbare Differenz zwischen einem Ist-Zustand und einem Motiv). Die Störung ist umso größer, je stärker das verletzte Motiv ist. Zu den we- sentlichen Ursachen gehören belastende Reizverhältnisse und/oder be- lastende Prozesse der Innenwelt (Urteilen, Denken). Zu den belastenden Reizverhältnissen kann auch das eigene Verhalten gehören, das zwar unerwünscht, doch höchst motiviert ist, beispielsweise Alkoholabhängig- keit, Zwang oder Gewalt. Ist die psychische Störung zu belastend, so besteht ein Bedürfnis nach psychiatrisch-psychologischer Hilfe oder die Selbststeuerung und Selbstkontrolle geht aufgrund extremer kortikaler und affektiver Aktivierung verloren. Wenn ein derartiger Verlust mit Selbst- und/oder Gemeingefährlichkeit verbunden ist, dann besteht eine psychische Krankheit, die Notfallpsychiatrie erfordert. Das Wissen über die spezifisch menschliche Selbststeuerung und ih- re neurobiologischen Grundlagen führt auch zur Lösung anderer grund- legender Probleme der Psychiatrie. Dies betrifft vor allem das Klassifika- tionsproblem und das Stigma-Problem (Abschnitt 2), die Frage nach der Vorwort VII Entstehung psychischer Störungen (Abschnitt 3) sowie die Probleme der forensischen Psychiatrie (Abschnitt 6). In mehreren Abschnitten wird auch auf die neurowissenschaftlich fundierte Psychotherapie und auf die Prävention von psychischen Störungen eingegangen. Zuletzt erfolgt eine Zusammenfassung von Veränderungen, die zur Qualitätssteigerung im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie füh- ren (Abschnitt 7). Durch das neue Wissen löst sich auch das Spannungsfeld zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, in dem sich die Psychiatrie seit lan- gem befindet. Ein Bezug auf wissenschaftstheoretische Aspekte ist nicht mehr notwendig. Durch das zuvor beschriebene Modell, dessen orga- nismische Komponente zwischen den Reizverhältnissen und dem Verhal- ten vermittelt, erhält die Psychiatrie ein umfassendes neurobiologisches Fundament. Denn diese Komponente umfasst im Wesentlichen das Ner- vensystem, darunter die neuronalen und geistig-neuronalen Prozesse. Außerdem tritt das Anwenden von psychiatrisch-psychologischer Mess- instrumenten, deren Validität sehr eng begrenzt ist, gegenüber dem ärzt- lichen Gespräch in den Hintergrund. Lopud (Kroatien)/Wien Otto Buxbaum(cid:3) Inhalt Vorwort ..................................................................................................... V(cid:3) Abbildungsverzeichnis ........................................................................ XIII(cid:3) Tabellenverzeichnis .............................................................................. XV(cid:3) Abkürzungsverzeichnis ...................................................................... XVII(cid:3) 1(cid:3) Einleitung ........................................................................................... 1(cid:3) 2(cid:3) Das Klassifikationsproblem und das Stigma-Problem ................. 5(cid:3) 2.1(cid:3) Die unüberwindbare Subjektivität psychiatrisch- psychologischer Diagnosekategorien .......................................... 5(cid:3) 2.2(cid:3) Selbst- und/oder Gemeingefährlichkeit ...................................... 12(cid:3) 2.3(cid:3) Störungen in der Innenwelt ........................................................ 16(cid:3) 2.3.1(cid:3) Patienten berichten über ihr Leiden................................. 16(cid:3) 2.3.2(cid:3) Diagnose und Therapie ................................................... 18(cid:3) 3(cid:3) Ätiologie psychischer Störungen .................................................. 29(cid:3) 3.1(cid:3) Psychobiologische Vulnerabilität auf genetischer und epigenetischer Ebene ................................................................ 29(cid:3) 3.1.1(cid:3) Molekulargenetische Analysen ........................................ 30(cid:3) 3.1.2(cid:3) Interindividuelle Variabilität von Stoffwechselprozessen: genetische Faktoren ................. 32(cid:3) 3.1.3(cid:3) Interindividuelle Variabilität von Stoffwechselprozessen: epigenetische Faktoren ............ 33(cid:3) 3.1.4(cid:3) Analyse von Anlage- und Umwelteinflüssen ................... 41(cid:3) 3.1.5(cid:3) Werden psychische Störungen durch Gene ausgelöst? ....................................................................... 48(cid:3) 3.2(cid:3) Psychobiologische Vulnerabilität auf der Ebene der Selbststeuerung bzw. Selbstkontrolle ........................................ 52(cid:3) 3.2.1(cid:3) Beispiele neuropathologischer Befunde .......................... 53(cid:3) 3.2.2(cid:3) Funktionsstörung des Hippocampus ............................... 55(cid:3) X Inhalt 4(cid:3) Neurobiologische Grundlagen der Selbststeuerung bzw. Selbstkontrolle................................................................................ 61(cid:3) 4.1(cid:3) Kernstrukturen der Persönlichkeit sowie grundlegende Steuerungsprozesse ................................................................. 62(cid:3) 4.2(cid:3) Das Zusammenwirken zwischen kortikalen Neuronensystemen ................................................................... 64(cid:3) 4.3(cid:3) Sprachgebundene Prozesse ..................................................... 70(cid:3) 4.3.1(cid:3) Begriffe und Begriffssysteme .......................................... 70(cid:3) 4.3.2(cid:3) Urteilen ............................................................................ 71(cid:3) 4.3.3(cid:3) Denken ............................................................................ 72(cid:3) 4.3.4(cid:3) Entscheiden .................................................................... 76(cid:3) 4.4(cid:3) Angeborene affektive Aktivierung als Grundlage einfacher Lernprozesse............................................................................. 78(cid:3) 4.5(cid:3) Reizwirkungen: Kortikale und affektive Aktivierung .................. 80(cid:3) 4.6(cid:3) Reizverhältnisse, Lernen und Gedächtnis (Funktionen des Hippocampus-Systems) ............................................................ 83(cid:3) 4.7(cid:3) Die gelernte affektive Aktivierung und ihre Regelung ............... 84(cid:3) 4.7.1(cid:3) Gefühlsbezogene Bedeutungsaspekte von Gedächtnis- bzw. Erfahrungsstrukturen ......................... 85(cid:3) 4.7.2(cid:3) Die reizbedingte Aktivierung von Gedächtnis- bzw. Erfahrungsstrukturen ...................................................... 86(cid:3) 4.7.3(cid:3) Die reiz- und motivationsbedingte Aktivierung des präfrontalen Kortex (PFC) ............................................... 89(cid:3) 5(cid:3) Das Lernen von Selbstkontrolle ................................................. 137(cid:3) 5.1(cid:3) Regellernen ............................................................................. 138(cid:3) 5.1.1(cid:3) Deskriptive und normative Regeln ................................ 138(cid:3) 5.1.2(cid:3) Bedürfnisse vs. Gebote ................................................. 142(cid:3) 5.2(cid:3) Rücksicht und Toleranz ........................................................... 143(cid:3) 5.3(cid:3) Belastungen durch Bezugspersonen ...................................... 146(cid:3) 5.3.1(cid:3) Belastendes Regellernen .............................................. 146(cid:3) 5.3.2(cid:3) Belastende Selbstkontrolle ........................................... 163(cid:3) 6(cid:3) Forensische Psychiatrie .............................................................. 165(cid:3) 6.1(cid:3) Grundprobleme der Begutachtung .......................................... 165(cid:3) 6.1.1(cid:3) Gene als Ursache des Verhaltens? .............................. 166(cid:3) 6.1.2(cid:3) Neurotransmitter-Systeme als Ursache des Verhaltens? ................................................................... 167(cid:3) 6.1.3(cid:3) Neuronensysteme als Ursache des Verhaltens? ......... 171(cid:3) Inhalt XI 6.1.4(cid:3) Das Verhalten (Sagen, Tun) ist eine komplexe Funktion zahlreicher Einflussfaktoren............................ 174(cid:3) 6.2(cid:3) Alternativen für die psychiatrisch-psychologische Begutachtung ........................................................................... 177(cid:3) 6.2.1(cid:3) Die Schuldfrage im Rahmen des Strafrechts ................ 178(cid:3) 6.2.2(cid:3) Schuldunfähigkeit (Zurechnungsunfähigkeit), Gefährlichkeit und Vorbeugung ..................................... 181(cid:3) 6.2.3(cid:3) Die Begründung der Unterbringung in eine psychiatrische Abteilung ohne Bezug auf psychiatrisch-psychologische Diagnosekategorien ....... 184(cid:3) 6.2.4(cid:3) Weitere Beispiele: Verkehrszuverlässigkeit, Waffengesetz, Obsorge, Sachwalterschaft, Pflegebedürftigkeit, Glaubwürdigkeit, Vernehmungs- und Verhandlungsfähigkeit ................... 185(cid:3) 6.3(cid:3) Forensische Therapie .............................................................. 188(cid:3) 6.3.1(cid:3) Die Beziehung zwischen den Mitgliedern des Behandlungsteams und den Straftätern ........................ 189(cid:3) 6.3.2(cid:3) Das Problem der Prognose ........................................... 191(cid:3) 7(cid:3) Eine Zusammenfassung von Veränderungen, die zur Qualitätssteigerung im Bereich der Psychiatrie und Psychotherapie führen ................................................................. 193(cid:3) 7.1(cid:3) Subjektive und stigmatisierende Diagnosekategorien ............. 193(cid:3) 7.2(cid:3) Ätiologie und Prävention .......................................................... 194(cid:3) 7.3(cid:3) Forensische Begutachtung ...................................................... 199(cid:3) Literaturverzeichnis ............................................................................. 201(cid:3)

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