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Neues Jahrbuch Dritte Welt: Entwicklungsfinanzierung PDF

186 Pages·2001·4.481 MB·German
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Neues Jahrbuch Dritte Welt Joachim Betz . Stefan Brüne (Hrsg.) N eues Ja hrbuch Dritte Welt Entwicklungsfinanzierung Leske + Budrich, Opladen 2001 Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier. Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für die Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich ISBN 978-3-8100-3189-1 ISBN 978-3-322-94946-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-94946-2 © 200 I Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für VervielfaItigungen, Übersetzungen, Mikro verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich, Opladen Inhalt Joachim Betz Die Finanzierung der Entwicklung 7 Jens Martens Die UN-Konferenz über Finanzierung für Entwicklung 2002. Vorbereitungsprozess, Themen und Konfliktlinien .................... ... 25 Wolfgang Hein Schuldenerlass und Armutsorientierung: Die neue Generation von konditionierter Hilfe der Internationalen Finanzinstitutionen 39 Marion Hörmann Partizipation und Zivilgesellschaft - Garantien für nachhaltige Armutsbekämpfung? ............................ 53 Cord Jakobeit Alternative Quellen der Entwicklungsfinanzierung ........................ 67 Peter Nunnenkamp Krisenvermeidung durch Kapitalverkehrskontrollen? 81 Rasul Shams Der Beitrag des Augenhandels (in der Dritten Welt) zur Finanzierung von Entwicklung ....................... ......................... 97 Benno Engels Der Beitrag internationaler Direktinvestitionen zur Entwicklungsfinanzierung ....................................................... 111 OlafN ielinger Partnerschaften für Entwicklung? .................................................... 127 6 Inhalt Robert lVtppel Dynamische Entwicklung der informellen Ökonomie durch Finanzsysteme?..................................................................... 145 lVtrl Wolfgang Menek Die Mobilisierung von Steuern zur Finanzierung der Entwicklung: Potentiale und Grenzen....................................... 159 Peter Loek Ökonomien des Krieges ........ .......................... .......... .......... ...... ...... 173 Anhang Allgemeine Tabellen zur Finanzierung von Entwicklung................. 187 Joachim Betz Die Finanzierung der Entwicklung Nach über 10-jähriger Vorlaufzeit wird im März 2002 in Mexiko die UN-Konferenz zum Thema Finanzierung der Entwicklung stattfinden. Sie wird nach langer Zeit wieder das erste internationale Ereignis sein - sieht man von den wenig beachteten UNCTAD-Konferenzen ab - bei der fast die Gesamtheit der wirtschafdichen Nord-Süd-Beziehungen und ihre institutionelle Infrastruktur auf den Verhandlungstisch kommen. Die Konferenz ist mithin auch als Versuch der Entwicklungsländer und der ihnen nahe stehenden Organisationen zu werten, die Debatte über das erledigt geglaubte Thema einer "Neuen Weltwirtschaftsordnung" zu reaktivieren. Es wird nun allerdings in den Kontext der wirtschaftlichen Globalisierung gestellt und weist in strategischer Hinsicht einige Modifi kationen auf: Reizthemen wie die Indexierung der Rohstoffpreise, die zwangsweise Verlagerung von Industrien in den Süden und die Erhe bung von Entwicklungssteuern werden fallen gelassen oder nur vorsich tig angedeutet. Dennoch wurden im Vorfeld der Konferenz wieder mehr oder weniger die alten Kontroversen ausgetragen bei gleicher Lagerbil dung: Die USA als neoliberale hardliner auf der einen Seite, die Gruppe der 77/China als potentielle Systemveränderer auf der anderen Seite Cvgl. Beitrag Jens Martens). Aligemein steUt sich zunächst Frage nach Sinn und Zeitpunkt der Konferenz. Also: Gab es eine Notwendigkeit, das Finanzierungsthema in seiner ganzen Breite ge rade jetzt auf die internationale Tagesordnung zu setzen? Im AnschluB an diese Frage soU das Thema Finanzierung der Entwicklung in seinen Einzelaspekten betrachtet werden, wobei die Ein zelbeiträge dieses Jahrbuches einbezogen werden. Dabei sollen auch the matische Lücken der geplanten Konferenz bezeichnet werden; diese sind nicht unbeachdich. Es kommt hinzu, dass die Gewichtsverteilung in der Agenda ei ne deudiche Schieflage aufweist. Das Thema der nationalen 8 Joachim Betz Mobilisierung von Mitteln mr die Finanzierung von Entwicklung wird, obwohl in vielen vorbereitenden Dokurnenten verbal als entscheidend eingestuft, dann doch meist recht stiefmütterlich behandelt. Die Frage des effektiveren Einsatzes der vorhandenen Mittel wird allenfalls ge streift. Dies ist allerdings symptomatisch für die Behandlung dieser Fra gen im UN-System. 1. Der Kontext der Konferenz Viele der Vorbereitungspapiere zur Konferenz benennen als Wirtschafts probleme des Südens solche, die man auch in Listen Mitte der 70er Jahre hätte finden können: Armut, Verschuldung, schwache Rohstoffpreise, mangelnden Marktzugang v.a. der ärmeren Länder, geringen Einfluss in den weltwirtschaftlich entscheidenden Organisationen (WTO, Weltbank, Internationaler Währungsfonds). Neu ist, dass diese Probleme auf dem Hintergrund weltpolitischer und weltwirtschaftlicher Entwicklungen ge sehen werden, die in ei ne geradezu naturwüchsige Marginalisierung vor allem der ärmeren Länder mündeten. Dazu zählen als harmloserer Faktor der zu Ende gegangene Ost-West-Konflikt, der die Konkurrenz urn knappe Mittel der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) gesteigert habe. Diese würden heute zudem nicht mehr aufgrund augen- oder blockpoli tischer Interessen vergeben, sondern an die U msetzung geberdefinierter markt- und demokratiefreundlicher Leistungsstandards. Wichtiger aber sei, dass Entwicklungsländer eher zu Opfern der seit einigen Jahren ver tieften und intensivierten weltwirtschaftlichen Verflechtung ("Globalisie rung") geworden seien denn zu Nutzniegern von die Globalisierung för dernder Liberalisierung, Deregulierung und technischem Fortschritt. Als Opfer deswegen, weil sie trotz wirtschaftlicher Öffnung, Deregulierung und Strukturreformen nur teilweise die dafür eigentlich ausgesetzten Prämien (Teilhabe an privaten Auslandsinvestitionen, am Technologie transfer, an Exportchancen, an Einkommens- und Beschäftigungsgewin nen) hätten einstreichen können - das gelte insbesondere für die ärmeren Länder - dafür aber umso stärker den rauhen Winden des weitgehend li beralisierten Weltgüter- und Finanzmarktes ausgesetzt seien, ohne den Schutz einer einigermagen gegenüber den Einwirkungen der Augenwelt abgeschotteten nationalen Geld- und Fiskalpolitik. Als Nachweis der ne gativen Wirkungen eines entgrenzten, politisch nicht gebändigten und volatilen internationalen Kapitalmarktes wird immer wieder die Finanz- Die Finanzierung der Entwicklung 9 krise in Ostasien zitiert; hauptsächlich deswegen, weil sie Länder mit tra ditionell starker Marktorientierung in Mitleidenschaft gezogen hat und damit unschwer die Notwendigkeit internationaler Reregulierung dartun kann. Es kommt hinzu, dass international zwar seit geraumer Zeit die Pola risierung von Arm und Reich in der Globalisierung rituell beklagt, aber kaum operationalisierbare Mittel und Wege aufgezeigt wurden, wie diese denn umzukehren sei. Hier haben Aktionspläne des Entwicklungsaus schusses (OAC) der OECD und der Vereinten Nationen seit kurzem Abhilfe geschaffen. Sie formulierten und quantifizierten unmittelbar einleuchtende Entwicklungsziele (Halbierung der absoluten Armut, Ver ringerung von Kinder- und Müttersterblichkeit) und machten präzise Zeitvorgaben für ihre Realisierung (vgl. Beitrag Wolfg ang Hein). Von dort war es nicht mehr schwer, den notwendigen Mittelbedarf für die Zielumsetzung zu errechnen und festzustellen, dass diese bei Fortschrei bung der bisherigen Trends (bei der Entwicklungszusammenarbeit, aber auch der nationalen Mittelaufbringung) nicht oder zumindest nicht überall realisierbar ist. Genau diesen Weg der Quantifizierung des Mit telbedarfs für die Umsetzung der Entwicklungsziele und die Finanzie rung öffentlicher, internationaler Güter (im Wesentlichen im Bereich Umwelt), beschreiten denn auch die Vorbereitungsberichte der Konfe renz. Sie kommen auf einen nicht unbeträchtlichen Finanzierungsbedarf in Höhe von zusätzlichen 50 Mrd. $ an Entwicklungszusammenarbeit pro Jahr für die Realisierung der internationalen Entwicklungsziele, 8-9 Mrd. $ für die Not- und Katastrophenhilfe und weiteren 20 Mrd. $ fur die Finanzierung öffentlicher, internationaler Güter, also das Zweiein halbfache der bisherigen Leistungen. 2. Die Entwicklungszusammenarbeit Beginnen wir bei den Quellen zur Finanzierung von Entwicklung, ob wohl dies antiquiert erscheinen mag, mit dem traditionellen Instrument zur externen Finanzierung von Entwicklung: Die Entwicklungszusam menarbeit (EZ) hatte in den letzten Jahren keine gute Konjunktur. Sie stieg zwar im Jahr 2000 erstmals wieder urn 8% auf 56 Mrd. $; dies ging aber fast allein auf das Konto Japans (als Unterstützung der notleidenden Nachbarländer) und der Flüchtlingshilfe fur das Kosovo. Real ist die EZ 20% unter den Stand zu Beginn der 90er Jahre gefallen; in Bezug auf die 10 Joachim Betz Leistungsfähigkeit der Geber verharrt sie nahe dem historischen Tiefst stand von 1997 (0,22% des BIP; 2000: 0,25%), also weit entfernt der vielfach eingegangenen Verpflichtung auf 0,7%. Es kommt hinzu, dass in den 90er Jahren wachsende Anteile der EZ für die Nothilfe verausgabt wurden, also kaum langfristige Wirkungen hinterlassen konnten. Die Leistungen werden zudem durch (allerdings rückläufige) Lieferbindung, die Verwertung von Ûberschüssen im Rahmen der Nahrungsmittelhilfe, Ausgaben für Asylanten, Experten aus Industrieländern (die mitunter ihr Heimatland gar nicht verlassen) und Verwaltungskosten aufgebläht. Schliemich hat der Anteil der ärmsten Länder, Schwarzafrikas und Süd asiens an den EZ-Transfers in der letzten Dekade abgenommen und sich die sektorale Aufteilung nur mäBig verbessert. Noch immer nur 11% werden für die Finanzierung sozialer Grunddienste verausgabt, die für die Armutsbekämpfung besonders relevant sind. Die Geber versuchen den Rückgang der EZ bisher auf zwei Wegen zu kompensieren: Erstens durch Streckung der Mittel durch Kombination mit privaten Transfers, etwa auf dem Wege sogenannter Public-Private Partnerships, oder der verstärkten Beteiligung am Eigenkapital von Un ternehmen in Entwicklungsländern. Dieser Ansatz ist nicht ganz unpro blematisch, führt er doch zumindest zu indirekter Lieferbindung und der Prämierung privatwirtschaftlich interessanter Projekte zu Lasten sozialer, stärker armutsorientierter Vorhaben. Ûberdies ergibt sich das Problem der Mitnahmeeffekte, d.h. ohnedies geplante private Investitionen werden staatlich bezuschusst. Zweites Rezept zur Kompensation ist die Effektivie rung und Konzentration des Mitteleinsatzes. Dies bedeutet, die Zahl der N utznieBer zu beschränken und die EZ auf wenige, im Idealfall einen Sektor zu konzentrieren. Bei dieser Abkehr vom Gid~kannenprinzip (das auch die neue rot-grüne Bundesregierung vertritt) ist man noch nicht weit gekommen. Es kann und solI auch dazu dienen, die Mittel auf jene Empfänger zu konzentrieren, die sie effektiv einsetzen, d.h. ihre Regie rungsführung verbessern, sich wirtschaftlich und politisch öffnen. In sol chen Bestrebungen sehen die Empfänger die Gefahr der zusätzlichen Kon ditionierung, möglicher Doppelstandards bei der Anlegung einschlägiger Kriterien und die kaschierte Förderung auBenwirtschaftlicher und au Ben politischer Ziele der Geber. Sie plädieren daher fur eine stärkere Automati sierung der Transfers oder doch zumindest stärkere Verpflidnung auf den Zielwert (0,7%) als in der Vergangenheit. Sie bemängeln auch zu Recht, dass die Effizienz der Entwicklungshilfe durch mangelnde Koordination der Geber, vielfältige und nicht harmoni sierte administrative Anforderungen an die Projektbeantragung und -ab- Die Finanzierung der Entwicklung 11 wicklung behindert, damit auch das "ownership" der Regierungen Rir ih re eigene Wirtschafts- und Entwicklungspolitik zugunsten einer extern gesteuerten "Projektitis" unterminiert werde. In der Tat mangelt es bis lang an koordinierter Projektpolitik, deren Idealfall etwa Länder- bzw. Sektorfonds wären, in die die Geber Rir gemeinsam (unter Einschluss der Zivilgesellschaft im Lande) vereinbarte Programme einzahlen wür den. Immerhin ist hier mit den Strategiepapieren zur Armutsreduktion von Weltbank und IWF im Rahmen der HIPC-II-Initiative ein vie!ver sprechender Anfang gemacht worden (vgl. Beiträge von Wolfgang Hein und Marion Hörmann). Auch mit der von den Gebern behaupteten Konzentration der Mitte! auf Länder mit signifikanten Reformfort schritten ist es nicht weit her. Bei der Beeinflussung von Menschenrech ten und Demokratisierung haben sie den schon häufig beklagten Dop pelstandard praktiziert, bei der Förderung von guter Regierungsführung die eher Leistungsschwachen begünstigt. In einer ganzen Reihe von Fäl len konnte sogar gezeigt werden, dass fortgesetzt ho he bilaterale EZ die Inangriffnahme an sich nötiger Reformen verzögert hat, sich also als "Rente" einer mehr oder weniger parasitären Staatsklasse darstellt. Empi rische Studien zeigen eindeutig, dass Hilfe in Ländern mit gesunder Po litik und Institutionen einen weitaus höheren Einfluss auf Wachstum und Armutsreduktion hat als bei den Ländern mit schlechter Politik. Diese Studien zeigen freilich auch, dass diesbezügliche Verbesserungen durch konditionierte EZ nicht erzwungen werden können. Es wundert nicht, dass diese Thematik im Vorfe!d der Konferenz weitgehend ausge spart wurde. T eilweise verschämt nehmen Vorbereitungstexte zur Konferenz auch auf neue, innovative Quellen zur Finanzierung von Entwicklung und internationaler, öffentlicher Güter Bezug. Als erster Kandidat wird we gen ihres potentielI hohen Aufkommens die Tobin-Steuer empfohlen, alternativ oder ergänzend die Besteuerung der Hochseefischerei, des Tiefseebergbaus, die Bereitstellung neuer Sonderziehungsrechte usw. Der Beitrag von Cord Jakobeit vergleicht Finanzaufkommen, ökologische Lenkungsfunktion, technische und politische Durchsetzbarkeit dieser Steuern und kommt zu einem gemischten Ergebnis. Steuern auf die glo balen Aligemeingüter käme hohe ökologische Lenkungsfunktion und technische Machbarkeit zu, aber geringer Ertrag, die Tobin- und Bit Steuer scheinen politisch dagegen kaum durchsetzbar. Erstere - dies be tont auch Peter Nunnenkamp in seinem Beitrag - stiften zweifelhaften Nutzen und sind technisch wohlleicht umgehbar. Die Zuteilung neuer Sonderziehungsrechte (SZR) wird von den Entwicklungsländern seit

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