Martin Pätzold Neue Wettbewerbs politik im 21. Jahrhundert Zehn Thesen zur digitalen Wirtschaft Neue Wettbewerbspolitik im 21. Jahrhundert Martin Pätzold Neue Wettbewerbspolitik im 21. Jahrhundert Zehn Thesen zur digitalen Wirtschaft Unter Mitarbeit von Marie-Therese Wirtz Martin Pätzold Berlin, Deutschland ISBN 978-3-658-27619-5 ISBN 978-3-658-27620-1 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-27620-1 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Gabler © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht aus- drücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von allgemein beschreibenden Bezeichnungen, Marken, Unternehmensnamen etc. in diesem Werk bedeutet nicht, dass diese frei durch jedermann benutzt werden dürfen. Die Berechtigung zur Benutzung unterliegt, auch ohne gesonderten Hinweis hierzu, den Regeln des Markenrechts. Die Rechte des jeweiligen Zeicheninhabers sind zu beachten. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer Gabler ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Für unseren Sohn Julius. Vorwort Die Wirtschaft unterliegt einer stetigen Dynamik, die auf die gesell- schaftlichen, technischen und politischen Veränderungen der jeweiligen Zeit zurückzuführen ist. Marktteilnehmer müssen ihre Unternehmens- und Geschäftsmodelle dabei möglichst zeitnah an die gegebenen Ent- wicklungen anpassen, um weiterhin am Markt erfolgreich wirtschaften zu können. Auch der Staat muss auf richtungslenkende Weise reagieren, um ein gesundes inländisches Wirtschaftssystem zu garantieren und so im globalen Wettbewerb mit anderen Staaten bestehen zu können. Deutschland und Europa sind hier im direkten Vergleich zu den USA und China rückständig. Die Dynamik, die außerhalb Europas in der digitalen Welt Einzug gehalten hat, lässt den alten Kontinent an seine Grenzen stoßen. Die Vorreiter der Industrialisierung sind zurückgefallen, fast alle größeren digitalen Innovationen kommen nicht aus einem euro- päischen Land. Bei den rechtlichen wie gesellschaftlichen Rahmenbedin- gungen sind die Nachteile offensichtlich: Ein restriktives Datenschutzrecht, eine kaum digitalisierte und damit langsame Verwaltung sowie die Behä- bigkeit bei der Schaffung der Rahmenbedingungen durch schnelles Inter- net in der Breite lassen Tag für Tag den Abstand zu China und den USA größer werden. Die Stärke des alten Kontinents, wirtschaftliche wie per- sönliche Freiheit zu ermöglichen sowie die Demokratie rücken in den Hintergrund. Wie die Geschichte weitergeht, ist noch nicht klar. Das deutsche und damit auch das europäische Wettbewerbsmodell stehen VII VIII Vorwort unter Druck. Die liberale und kapitalistisch orientierte Wirtschaftsord- nung wird enorm durch den chinesischen Staatskapitalismus herausge- fordert. Politiker, die in den liberalen Demokratien dabei nur in Wahlzyklen von vier bis maximal fünf Jahren denken, können nicht nur theoretisch schlechtere Ergebnisse erzielen als ein Staatssystem, welches über mehrere Jahrzehnte den Wiederaufstieg Chinas zur Weltmacht betreibt, sondern werden es auch praktisch tun. Der schlafende Drache China scheint erwacht und sucht den Wettbewerb um die besten Pro- dukte und effizientesten Prozesse. Zuständigkeitswirrwarr sowie die Not- wendigkeit Abstimmungen zwischen Kommunen, Ländern und dem Bund zu erzielen, führen üblicherweise zu einer Einigung auf den kleins- ten gemeinsamen Nenner. Diese Lösungen sind aber zumeist nicht zukunftsorientiert, geschweige denn innovativ und reichen im internati- onalen Wettbewerb nicht aus, um sich den globalen Herausforderungen zu stellen. Jeder politische, mühselig ausgehandelte Prozess führt damit zu Ergebnissen, die langfristig hemmend auf den Wirtschaftsstandort Deutschland wirken. In der näheren Vergangenheit sind im Wesentlichen drei Entwicklun- gen zu erkennen, die erhebliche Auswirkungen nicht nur auf die Gesell- schaft, sondern auch auf die Wirtschaft als Teil des menschlichen Ökosystems hatten. Zunächst ist hier auf die Industrialisierung Ende des 18. beziehungsweise Anfang des 19. Jahrhunderts hinzuweisen. Zur Zeit des Kaiserreiches fand ein sektoraler Wandel von der agrarbasierten Wirt- schaft zur Industriegesellschaft statt. Neue Maschinen statt einzelner Werkzeuge entlasteten den Menschen bei körperlichen Arbeiten und sorgten für eine effektivere Produktion von Gütern. Deutschland wurde zum Industriestaat und konnte durch einen umfangreichen Ausbau der Infrastruktur den Grundstein für die jahrzehntelange wirtschaftliche Vorreiterrolle legen, die – nach Unterbrechung durch die beiden Welt- kriege – im 20. Jahrhundert ausgebaut werden konnte und zumindest noch im frühen 21. Jahrhundert Bestand hat. Nicht zu vergessen ist dabei, dass das deutsche Bildungs- und Wissenschaftsniveau zu jener Zeit führend war. Zahlreiche Nobelpreisträger kamen damals aus dem deutschprachigen Raum und legten den Grundstein für den bis heute im Bewusstsein gebliebenen Anspruch, das Land der Dichter und Den- ker zu sein. Vorwort IX Ab etwa 1970 waren zudem zunehmende Globalisierungskonzepte erkennbar. Nach den Kriegsjahren strebten die Staaten nach Frieden und nach ökonomischer Restabilisierung. Die politischen Bündnisse dieser Zeit bereiteten den Weg für internationale Wirtschaftsbeziehungen. Innere Vorbehalte wurden überwunden, Grenzen geöffnet, Mauern fie- len. Mit dem Mauerfall im Jahr 1989 wurde das geteilte Deutschland auch in ökonomischer Hinsicht wieder vereint und konnte als geeinter Staat gestärkt am internationalen Wirtschaftsmarkt auftreten. Die zun ächst in kontinentalen Dimensionen gedachte Internationalisierung entwi- ckelte sich schnell zu einer weiterreichenden Globalisierungsbewegung. Der Fall des Eisernen Vorhangs bewirkte eine zunehmende Integration der Wertschöpfungsketten und eine weltweite Aufteilung der Wirt- schaftsproduktion. Nur dadurch wurde beispielweise der Aufstieg Chinas und anderer Nationen möglich, die die Chancen der Globalisierung ergriffen. Dies wurde nicht zuletzt durch die dritte Entwicklung, die Digitalisie- rung, ab der Jahrtausendwende begünstigt. Der technische Fortschritt ermöglichte die weltweite Kommunikation und Vernetzung. Kulturelle Werte und geschäftliche Ideen können über das Internet und die sozialen Netzwerke verbreitet werden und potenzieren damit das Innovationsni- veau. Heute leben wir in einer digital-vernetzten Welt, in der transnatio- nale Geschäftsmodelle die Regel und nicht die Ausnahme bilden. Die aktuellen Global Player haben das Potenzial frühzeitig erkannt und durch das Entwickeln neuer Technologien für diesen Markt oder durch die Anpassung ihrer Geschäftsmodelle an bereits bestehende Technologien ertragssteigernd genutzt. Unternehmen, die diesen Trend verschlafen haben, tun sich heute je nach Branche sehr schwer oder sind bereits vom Markt gedrängt worden. Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf den Wirtschafts- markt? Was erwartet die Teilnehmer in der Zukunft? Woran scheitert die wirksame Implementierung digitaler Strukturen und Prozesse? Und wie kann eine erfolgsversprechende Wettbewerbspolitik gestaltet werden? Dieses Buch soll Antworten auf diese und weitere offene Fragen bieten und dabei insbesondere die neue Wettbewerbspolitik in der digitalen Wirtschaft beleuchten. In zehn Thesen untergliedert, ermöglicht es eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Digitali- X Vorwort sierung und bietet theoretische Lösungsansätze zur Überwindung mög- licher Problematiken in der Praxis. Anhand konkreter Beispiele aus der realen Wirtschaftswelt soll dies anschaulich erläutert und für die Leser etwas greifbarer gemacht werden. Hierbei wird eine volkswirtschaftliche Perspektive eingenommen, die jedoch die unverzichtbare Verknüpfung mit anderen wissenschaftlichen Gebieten erkennt und daher auch Abste- cher in die Bereiche Wirtschaftspsychologie, Betriebswirtschaft und Recht macht. Berlin, Deutschland Martin Pätzold Juni 2019 Inhaltsverzeichnis 1 Th ese 1: Disruptive Wirkung der Digitalisierung 1 1.1 Disruption als notwendige Folge der Digitalisierung 2 1.1.1 Eine Entwicklung in den Kinderschuhen 4 1.1.2 Das Innovator’s Dilemma 5 1.2 Kodak: Digitale Fotografie 7 1.3 Blackberry: Zweifache Disruption 10 1.4 Tesla: Profiteur eines gesellschaftlichen Umdenkens 12 1.5 Zwischenfazit: Disruptionen wahrnehmen und Geschäftsmodelle anpassen 15 Weiterführende Literatur 16 2 Th ese 2: Arbeit am Menschen wieder im Mittelpunkt 17 2.1 Die Evolution menschlichen Schaffens 18 2.1.1 Ein Blick in die Vergangenheit 18 2.1.2 Ein Blick in die Zukunft: Erleichterung durch digitale Innovationen 19 2.2 Pflege: Digitalisierung im Gesundheits- und Pflegeumfeld 19 2.3 Toyota-Health-Care: Robotik 22 2.4 Bauindustrie: Baustellen der Zukunft 24 2.5 Gastronomie: Neue Restauranterlebnisse 26 XI