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Neue Unternehmen in Ostdeutschland: Neuaufbau und Umstrukturierung der Unternehmenslandschaft PDF

262 Pages·1998·14.43 MB·German
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Neue Untemehmen in Ostdeutschland Wirtschaftswissenschaftliche Beitrage Informationen fiber die Bande 1-99 sendet Thnen auf Anfrage geme der Verlag. Band 100: K. Morasch, Strategische Band 120: U. Rolf, Fiskalpolitik in der Allianzen, 1994, ISBN 3-7908-0783-4 Europaischen Wahrungsunion, 1996, ISBN 3-7908-0898-9 Band 101: N. Lamar, Makrookonomische Konvergenz und Wlihrungssystem, 1994, Band 121: M. Pfaffermayr, Direktinvestitionen ISBN 3-7908-0784-2 im Ausland, 1996, ISBN 3-7908-0908-X Band 102: G.M. Winkler, Entscheidungen und Priiferenzen, 1994, ISBN 3-7908-0786-9 Band 122: A. Lindner, Ausbildungsinvestitionen in einfachen gesamtwirtschaftlichen Modellen, Band 104: C. Fantapie Altobelli, 1996, ISBN 3-7908-0912-8 Kompensationsgeschlifte im intemationalen Marketing, 1994, ISBN 3-7908-0801-6 Band 123: H. Behrendt, Wirkungsanalyse von Technologie-und Griinderzentren in Westdeutsch Band 105: R. Wagner, Die Grenzen der land, 1996, ISBN 3-7908-0918-7 Untemehmung, 1994, ISBN 3-7908-0812-1 Band 124: R. Neck (Hrsg.) Wirtschaftswissen Band 106: H. Richter, Marktorientierte schaftliche Forschung fUr die neunziger Jahre, Neugestaltung des Einkommensteuersystems, 1996, ISBN 3-7908-0919-5 1995, ISBN 3-7908-0819-9 Band 107: M. Graff, Bildung und technischer Band 125: G. Bol, G. Nakhaeizadehl Fortschritt als Determinanten wirtschaftlicher K.-H. Vollmer (Hrsg.) Finanzmarktanalyse und Entwicklung, 1995, ISBN 3-7908-0820-2 -prognose mit innovativen quantitativen Verfahren, 1996, ISBN 3-7908-0925-X Band 109: T. Kuhn, Theorie des kommunalen Finanzausgleichs, 1995, ISBN 3-7908-0828-8 Band 126: R. Eisenberger, Ein Kapitalmarktmodell unter Ambiguitiit, 1996, Band 1I0: B. Schaden, Effektive ISBN 3-7908-0937-3 Kapitalsteuerbelastung in Enropa, 1995, ISBN 3-7908-0831-8 Band 127: M. 1. Theurillat, Der Schweizer Band Ill: G. Georgi, Job Shop Scheduling Aktienmarkt, 1996, ISBN 3-7908-0941-1 in der Produktion, 1995, ISBN 3-7908-0833-4 Band 128: T. Lauer, Die Dynamik von Konsum Band 1I2: V. Kaltefleiter, Die Entwicklungs giitermiirkten, 1996, ISBN 3-7908-0948-9 hilfe der Europiiischen Union, 1995, ISBN 3-7908-0838-5 Band 129: M. Wendel, Spieler oder Spekulanten, 1996, ISBN 3-7908-0950-0 Band 113: B. Wieland, Telekommunikation und vertikale Integration, 1995, Band 130: R. Olliges, Abbildung von ISBN 3-7908-0849-0 Diffusionsprozessen, 1996, ISBN 3-7908-0954-3 Band 114: D. Lucke, Monetiire Strategien zur Stabilisierung der Weltwirtschaft, 1995, Band 131: B. Wilmes, Deutschland und Japan ISBN 3-7908-0856-3 im globalen Wettbewerb, 1996, Band 115: F. Merz, DAX-Future-Arbitrage, ISBN 3-7908-0961-6 1995, ISBN 3-7908-0859-8 Band 132: A. Sell, Finanzwirtschaftliche Band 116: T. Kopke, Die Optionsbewertung Aspekte der Inflation, 1997, an der Deutschen Terminbiirse, 1995, ISBN 3-7908-0973-X ISBN 3-7908-0870-9 Band 133: M. Streich, Intemationale Werbeplanung, Band 117: F. Heinemann, Rationalisierbare 1997, ISBN-3-7908-0980-2 Erwartungen, 1995, ISBN 3-7908-0888-1 Band 118: J. Windsperger, Transaktions Band 134: K. Edel, K.-A. Schiller, W. Stier (Hrsg.) kostenansatz der Entstehung der Unter Analyse saisonaler Zeitreihen, 1997, nehmensorganisation, 1996, ISBN 3-7908-0981-0 ISBN 3-7908-0891-1 Band 135: B. Heer, Umwelt, Bevolkerungsdruck Band 119: M. Carlberg, Deutsche Vereinigung, und Wirtschaftswachstum in den Entwicklungs Kapitalbildung und Beschiiftigung, 1996, liindem, 1997, ISBN 3-7908-0896-2 ISBN 3-7908-0987-X Fortsetzung auf Seite 255 Jürgen Schmude (Hrsg.) Neue Unternehmen in Ostdeutschland Neuaufbau und Umstrukturierung der Untemehmenslandschaft Mit 55 Abbildungen und 62 Tabellen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Reihenheransgeber Wemer A. Müller Herausgeber Prof. Dr. Jürgen Schmude Institut für Wirtschaftsgeographie Universität München Ludwigstr. 28 D-80539 München Die Drucklegung dieses Buches wurde mit der finanziellen Unterstützung der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) in Bonn realisiert. ISBN 978-3-7908-1109-4 Die Deutsche Bibliothek - CW-Einheitsaufnahme Neue Unternehmen in Ostdeutschland: Neuaufbau und Umstrukturierung der Unterneh menslandschaft I Hrsg.: Jürgen Schmude. - Heidelberg: Physica-Verl., 1998 (Wirtschafts wissenschaftliche Beiträge; Bd. 164) ISBN 978-3-7908-1109-4 ISBN 978-3-642-58998-0 (eBook) DOI 10.1007/978--3-642-58998-0 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugs weiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen die ses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der je weils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundSätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhand lungen unterliegen den Stratbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1998 Ursprünglich erschienen bei Physica-Verlag Heidelberg 1998 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in die sem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Erlch Kirchner, Heidelberg SPIN 10676578 88/2202-5 4 3 2 1 0 - Gedruckt auf säurefreiem Papier Vorwort Mit dem Fall der innerdeutschen Mauer wurde in Ostdeutschland ein grundle gender politischer, gesellschaftlicher und 6konomischer Transformations- und ModernisierungsprozeB eingeleitet. Wohl in kaum einem anderen Bereich hat sich der Wechsel "vom Plan zum Markt" so gravierend ausgewirkt wie in der Unternehmenslandschaft und den damit verbundenen Problemfeldern (z.B. Ar beitsmarkt). GroBe Teile der Strukturen der ehemaligen DDR mu6ten an die neuen demokratischen und marktwirtschaftlichen Prinzipien angepa6t und Uber filhrt werden. Hierzu geMrte beispielsweise auch die Uberwiegend durch GroBbe triebe (Kombinate) geprilgte Unternehmenslandschaft. Die Mehrzahl der ehema ligen DDR-Unternehmen war beim Ubergang von der Plan- zur Marktwirtschaft nicht mehr marktflihig: die Unternehmenslandschaft mu6te "transformiert" und den neuen Rahmenbedingungen angepa6t werden. Diese Transformation der Unternehmenslandschaft vollzog sich als zweigleisiger ProzeB. Einerseits wurden durch die Treuhandanstalt die alten, vertikal stark differenzierten Unterneh mensstrukturen enttlochten und durch Privatisierung, Reprivatisierung, Kommu nalisierung oder Liquidation unter neuen Besitzstrukturen in den Markt entlassen bzw. eliminiert. Dieser ProzeB wird hAufig als Top-down-Komponente des Trans formationsprozesses bezeichnet. Andererseits wurden mehrere 100.000 Unter nehmen originiir neu gegrUndet und stellen die Bottom-up-Komponente des Um gestaltungsprozesses der ostdeutschen Unternehmenslandschaft dar, mit der we sentlich der unternehmerische Mittelstand aufgebaut werden mu6te. Als Leistungsbilanz stellt BOHL (1996, S.22f) fiIr die Bundesregierung fest: "Gut vorangekommen ist die Entwicklung mittelstmdischer Strukturen in den neuen BundesUlndern. Dies lil6t sich insbesondere an den UnternehmensgrOn dungen nachvol1ziehen. Ende des Jahres 1995 waren etwa 500.000 mittelstAndi sche Existenzen am Markt tiltig, die in ihren Unternehmen ca. 3,4 Mio. Arbeit nehmer beschilftigten. Die in Uber 5 Jahren erzielten Fortschritte zeigen, daB viele BUrger in den neuen Bundeslilndern die Chance einer selbstmdigen unter nehmerischen Tatigkeit erkannt und genutzt haben". Rein quantitativ entspricht der Unternehmensbestand in den neuen Bundeslilndern mit rund 17% aller deut schen Unternehmen mittlerweile in etwa dem Anteil der Bev6Ikerung (19%) oder der Erwerbstatigen (18%) (KfW, 1997, S.4). Gleichwohlliegt die Selbstmdigen quote in Ostdeutschland (1995: 7,1%) noch deutlich hinter dem gesamtdeutschen Wert zurUck (1995: 8,5%) (BUNDESMINISTERIUM FOR. WIRTSCHAFT, 1997, S.112). Das vorliegende Buch beschilftigt sich mit dem Neuaufbau der Unternehmens landschaft in Ostdeutschland und beinhaltet eine Reihe von Beitriigen, die allge mein dem Bereich der GrUndungsforschung zugeordnet werden kronen. 1m er sten Beitrag stellt BAUNACH die Tiitigkeit der Treuhandanstalt im Uberblick dar und zieht eine Bilanz des Privatisierungsprozesses. Schwerpunkt seiner Analyse der Top-down-Komponente ist die Untersuchung der zeit-rilumlichen Strukturen, die bei der Umgestaltung der alten Unternehmenslandschaft zu beob- VI Vorwort achten waren. Der Aufsatz von BARJAK. beschlftigt sich in diesem Zusammen hang mit dem Management Buy-Out als besondere VerluBerungsform. Hierbei wird untersucht, ob und inwieweit die aufgrund der doppelten Transformation notwendigen Verlnderungen bei der Umgestaltung der innerbetrieblichen Funk tionsbereiche von den Unternehm.en bewAltigt werden. Am Privatisierungsge schehen waren auch ausllndische Investoren beteiligt, deren Rolle LEINER in seinem Beitrag nllher untersucht. Vor dem Hintergrund mOglicher strategischer Oberlegungen werden regionale und wirtschaftssektorale Muster der Verteilung ausUindischer Investoren herausgearbeitet. 1m Gegensatz dazu beschlftigt sich SCHMUDE in seinem Beitrag vornehm.lich mit den originlr neu gegrOndeten Unternehm.en, die eine F6rderung durch das EKH-Programm erhalten haben. Neben den regionalen und wirtschaftssektoralen Mustern wird die Rolle der Frauen im gefik"derten GrOndungsgeschehen Ostdeutschlands thematisiert. Als regionales BeispIel analysiert LUCHNER-BROCK den Neuaufbau des Unter nehmensbestandes in Thfiringen, wobei sowohl die Privatisierungstlltigkeit der Treuhandanstalt als auch die originlren GrOndungen betilcksichtigt werden. Die Beitrlge von FRITSCHIMALLOK und ZIEGLERlHINZ vergleichen die Ent wick1ungen in West- und Ostdeutschland. Dabei geht es zum einen urn die Ar beitsproduktivitlt von Industriebetrieben, zum anderen urn die Entwicldungs chancen und Stabilitlt von HandwerksgrOndungen in den Regionen urn MOnchen und Leipzig. Sowohl eine branchen- als auch eine regionalspezifische Analyse enthalten die Beitrlge von WELTER und SCHMID. Hier steht einerseits die Entwick1ung des Handwerks am Beispiel Sachsens im Mittelptmkt des Interesses, andererseits wird an einem regionalen Fallbeispiel aus Mec1denburg Vorpommern die besondere Situation des Tourismussektors untersucht. Allen Autoren sei filr ihre zeitliche Disziplin bei der Ausarbeitung und Bereit stellung der Manuskripte gedankt, die eine "zeitnahe" VeriSffentlichung der Un tersuchungen erlaubt. Besonderer Dank gilt meinem Mitarbeiter Martin Baunach, der in kurzer Zeit die Oberarbeitung und redaktionelle Bearbeitung der Beitrlge vorgenommen hat. Schlie6lich gilt mein Dank auch dem Physica-Verlag filr die Aufuahme des Bandes in die Reihe "Wirtschaftswissenschaftliche Beitrlge". MOnchen, im Dezember 1997 JtJrgen Schmude Literatur BUNDESMINISTERIUM FOR. WIRTSCHAFf (Hrsg.) (1997): UnternehmensgroBensta tistik 1997/98. Daten Wld Fakten. BMWi-Studienreihe, Bd96. Bonn. BOHL, F. (1996): Der Aufbau in den neuen BWldesllndern. Leistungsbilanz der BWldeS regienmg. Aktuelle Beitrige zur WIrtschafts-Wld FiItan7politik, 199618. Bonn. KfW (Kred:itanstalt fiIr Wiederaufbau) (1997): Wirtschaftliche Probleme in Ostdeutsch land. Vennerk vom 29.4.97. Frankfurt. Inhaltsverzeichnis Seite Die PrivatisierungsUitigkeit der Treuhandanstalt Martin Baunach. ................................................................................................ 1 Umgestaltungen in ostdeutschen Unternehmen - das Beispiel Management Buy-Outs Franz Barjak. ................................................................................................... 39 Ausliindische Investoren im PrivatisierungsprozeB Robert Leiner. .................................................................................................. 69 GefOrderte Unternehmensgriindungen in den neuen Bundesliindern -eine . Analyse des EKH-Programms unter besonderer Beriicksichtigung von Griindungen durch Frauen Jilrgen Schmude. ............................................................................................ 11 0 Der Neuautbau des Unternehmensbestandes an Beispielen aus Thiiringen Ursula Luchner-Brock. .................................................................................. 135 Wie es vorangeht -Die Entwicklung mittelstiindischer Industriebetriebe in Ost-und Westdeutschland 1992-1995 Michael Fritsch und JiJrn Mallok. ................................................................. 154 Handwerksgriindungen in den neuen Bundesliindern: Kleine S~ulen der Stabilit~t? Thomas Hinz und RolfZ iegler. ...................................................................... 180 Handwerk und Handwerker in Sachsen Friederike Welter ........................................................................................... 199 Zum Neuaufbau des Unternehmensbestandes im Landkreis MOritz am Beispiel des Gastgewerbes Ulrike Schmid. ................................................................................................ 222 Die Privatisierungstitigkeit der Treuhandanstalt Martin Baunach 1 1 Institut filr Wirtschaftsgeograpbie der Ludwig-Maximilians-Universitlit Mflnchen, Ludwigstr.28, 80539 MOOchen. Zusammenfassung. Der wirtschaftliche Transformationsproze13 in den neuen Bundesllindern wurde in den ersten Jahren nach der Wende stark durch die Arbeit der Treuhandanstalt geprAgt, die darin bestand, die alten Wirtschaftseinheiten zu entflechten und in die Marktwirtschaft zu ilberfilhren. Durch eine rAumliche und zeitliche Differenzierung des VerAu.Berungsprozesses konnte nachgewiesen werden, daB die Privatisierungsbemilhungen der Treuhandanstalt sowohl hinsichtlich der Privatisierungsquote, als auch des Anteils der erhaltenen ArbeitsplAtze regional unterschiedlich erfolgreich verlaufen sind. Als Ursachen hierfllr k6nnen neben der jeweiligen Siedlungs-und UnternehmensgroBenstruktur vor aHem wirtschaftsstruktureHe Voraussetzungen in den einzelnen Regionen identifiziert werden, da die einzelnen Branchen nach der Wende unterschiedlich stark yom plotzlich einsetzenden Strukturwandel erfaBt wurden. 1 Untersuchungsautbau und Datengrundlage Der vorliegende Beitrag beschAftigt sich mit dem Ergebnis der TreuhandtAtigkeit bei der Umstrukturierung der ostdeutschen Wirtschaft. Diese als Top-down ProzeB bezeichnete Transformation der Unternehmenslandschaft hatte die Oberfilhrung der durch Kombinate geprligten DDR-Wirtschaft in ein marktwirtschaftliches System zum Ziel. In der regionalwissenschaftlich angelegten Analyse werden rliumliche Unterschiede im PrivatisierungsprozeB aufgezeigt und deren Ursachen ergriindet. Vorab wird -sozusagen als Hintergrund- die Entstehung, der Auftrag und die VerliuBerungsverfahren der Treuhandanstalt (THA) beschrieben (Kapitel 2). Kapitel 3 stellt die Bilanz des wirtschaftlichen Umstrukturierungsprozesses in seiner rliumlichen Gesamtheit vor. Nach einer Differenzierung der verschiedenen VerliuBerungsarten wird die PrivatisierungstAtigkeit im Zeitverlauf sowie ihre Auswirkungen auf die GroBenstruktur und Branchenzusammensetzung des Altunternehmensbestandes analysiert. 1m AnschluB daran werden raumstruktureHe Ungleichheiten und regionale DisparitAten im PrivatisierungsprozeB auf unterschiedlichen 2 Martin Baunach Aggregationsniveaus aufgezeigt und anhand zweier Fallbeispiele verdeutlicht (Kapitel 4). Die Untersuchung basiert im wesentlichen auf einer von der Treuhandanstalt zur Verfilgung gestellten anonymisierten Unternehmensdatei. Diese beinhaltet aile Unternehmen, die seit der zweiten Jahreshalfte 1990 in den Besitz der THA flbergegangen waren. Die zur Verfiigung stehenden Variablen dieser Datei beschreiben zum einen die Verortung der Unternehmen sowie ihre wirtschaftssektorale ZugeMrigkeit, zum anderen geben sie Auskunft flber die Zahl der Beschliftigten bei Zugang zum Portfolio und bei Abgang aus dem Bestand. Ferner sind dieser Quelle die VeliiuBerungsform (bei abgeschlossenem Vorgang), das Zugangsjahr und das VeliiuBerungsjahr zu entnehmen. Die Erfilssung der Daten endet mit dem 31.12.1994, also dem Ende des Treuhandmandats. Nicht berflcksichtigt werden in dieser Quelle die Vorginge der sog. ,,kleinen Privatisierung", die vor allem den Handels- sowie den Hotel und Gaststlittensektor betraf Fflr regionalisierte Untersuchungen auf Kreisebene wurde die Kreisgliederung von 1990 gewahlt. Diese Kreisgliederung liegt auch der siedlungsstrukturellen Kreistypisierung der Bundesanstalt filr Landeskunde und Raumordnung (BtLR) zugrunde, die filr raumstruktureIle Analysen herangezogen wurde. 2 Die Treuhandanstalt 1m Zeitraum ihres viereinhalbjlibrigen Bestehens wurde die wirtschaftliche Schlflsselrolle der Treuhandanstalt beim UmstrukturierungsprozeJ3 der ostdeut schen Wirtschaft vielfach diskutiert und ihre Ver!uBerungsmethoden oft heftig kritisiert. Fflr die einen wurden Steuermittel an unrettbar sieche Ostfirmen ver schwendet, unerwOnschte Strukturpolitik betrieben oder aufgrund sozialpoliti schen Engagements Wettbewerbsverzerrungen ermOglicht. Fflr andere unter stUtzte die Treuhand lediglich den Ausverkauf der ostdeutschen Wirtschaft und wurde als riicksichtsloser ,,Plattmacher" bezeichnet, der die ehemals leistungsfti higste Wirtschaftsnation des Ostblocks in eine industrieIle Wflstenlandschaft verwandelte. Wiederum andere zoIlten hohen Respekt vor der, Bew!ltigung der historisch einmaligen Aufgabe, eine Staatswirtschaft innerhalb von so kurzer Zeit marktwirtschaftlich umzustrukturieren. Das folgende Kapitel beschreibt Hinter grund, Struktur, Aufgaben und Werdegang der Treuhandanstalt und zeigt aut: wie es zu solch unterschiedlichen Urteilen flber die TAtigkeit der Treuhandanstalt kommen konnte. 2.1 Entstehungshintergrund Die Geburtsstunde der Treuhandanstalt schlug am 1. Marz 1990, als die letzte sozialistische Regierung der DDR unter Hans Modrow die Griindung einer ,,Anstalt zur treuhinderischen Verwaltung des Volkseigentums (Treuhandanstalt)" beschl06. Vorausgegangen waren diesem TreuhandbeschluB Verhandlungen am ,,Runden Tisch", an dem am 12. Februar 1990 yom Minister ohne Geschliftsbereich Wolfgang Ullmann (DEMOKRATIE JETZT / BONDNIS Martin Baunach 3 90) erstmalig der Vorschlag an die 6ffentlichkeit gebracht worden war, eine "treuhAnderische BehOrde zur Betreuung des VolksvermOgens" zu grUnden, um damit ein Instrument zu schaffen, mit dem eine Umgesta1tung der Planwirtschaft hin zur sozialen Marktwirtschaft mOglichst reibungslos zu bewiltigen sei. Ein Hauptanliegen der BOrgerrechtler war die Schaffung einer BehOrde, mit der es moglich wire, das Volkseigentum zu sichern und fremdem Zugriff zu entziehen. In dieser Zielsetzung herrschte QlD. Runden Tisch Ubereinstimmung zwischen allen politischen Richtungen. Unstimmigkeiten dagegen gab es bei der Frage der Verteilung des VolksvermOgens an die BOrger der DDR in Form von kostenlosen "Volksaktien", da unklar war, wie dies mit dem notwendigen Zustrom von neuem Kapital zu vereinbaten gewesen wire. (FISCHERISCHR6TER, 1993, S.27). Der Runde Tisch gipfelte schlieBlich in der Ausarbeitung des Treuhandstatuts yom 15. Marz 1990. Dabeiging die Modrow-Regierung noch davon aus, daB sich der TransformationsprozeB einer eigenstandigen DDR-Wirtschaft tlber einen lllnge ren Zeitraum hinziehen wQrde und somit eine besonnene und sozial gerechte Umwandlung moglich wire. Gleichzeitig mit dem TreuhandbeschluB war bereits am 1. Marz 1990 eine Verordnung zur Umwandlung der volkseigenen Betriebe (UmwVO) in Kapitalgesellschaften beschlossen worden, urn den bis dahin feh lenden rechtlichen Rahmen (AG, GmbH) zu schaffen. Die Treuhand tlbernahm das Gesamtpaket der Geschiifl:santeile bzw. Aktien zum 15. Miirz 1990, also dem Tag, an dem sie ihre Arbeit aufuehmen sollte. Auf ein Privatisierungsmodell wurde im Treuhandstatut verzichtet, man konzentrierte sich daraut: das Gesamt vermOgen der DDR zu erfassen, zu bewerten und die Kombinate und Betriebe aufzugliedern und umzuwandeln. Es wurden Mustervertr!ige fUr GmbHs und Satzungen fUr AGs erstellt, sowie Einsch!itzungen fUr die Wettbewerbsflhigkeit der DDR-Betriebe ausgearbeitet. Laut diesen Einsch!itzungen galten 30% der Betriebe nach der Wiihrungsunion direkt als wettbewerbsflhig, fUr 50% war nur durch Sanierung dieses Ziel erreichbat. FOr die verbleibenden 20% war die Ab wicklung (Liquidation) vorgesehen. 1m Treuhandstatut wurde optimistischer weise noch von einem gesamtwirtschaftlichen Fonds ausgegangen, da man die Leistungsflhigkeit der ostdeutschen Wirtschaft noch stark tlberbewertete und sich der teilweise hoffuungslos iiberalterten Anlagen nicht bewuBt war. Dieser Fonds sollte einerseits durch die Ertr!ige der stiirkeren Wirtschaftsteile gespeist werden und andererseits die schw!icheren finanzieren, also sich alles in allem von alleine tragen. AuslAndischem, und das hieB damals auch noch westdeutschem Kapital, wurde in dem UmwandlungsprozeB lediglich eine Hilfsrolle in Form von Joint Ventures zugewiesen (DAHfEIFRlTZSCHE, 1992, S.3). Der wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums hielt Mitte Miirz 1990 einen Umfang des verteilbaten VolksvermOgens von mehreren hundert Milliarden DM fUr nicht unwahrscheinlich. Neben dieser Fehleinsch!itzung tat das Wegbrechen der ost europaischen Markte und das starke innerdeutsche Absinken der Nacbfrage auf grund des schlechten Images der Ostprodukte ein Obriges zur ostdeutschen Wirt schaftskrise. Aufgrund dieser Entwicklungen waren Umsatzriickgllnge von 50% bis 80% bei den THA-Unternehmen zwischen 1990 und 1992 "die Regel (SCHWALBACH, 1993, S.196). Ab dem 12. April 1990 tlbernahm die neu gew!ihlte CDU-Regierung unter Lothar de Maiziere die Aufgabe, die gesetzliche Grundlage der THA nach ihren

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