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Neue Aspekte der Mädchenförderung PDF

248 Pages·1990·6.272 MB·German
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Anita Heiliger, Heide Funk (Hrsg.) Neue Aspekte der Madchenforderung OJI Verlag Deutsches Jugendinstitut Das Deutsche Jugendinstitut e.V. (DJI) ist ein zentrales sozialwissenschaft liches Forschungsinstitut auf Bundesebene mit den Abteilungen Jugend hilfe, Jugend und Arbeit, Jugend und Politik, Madchen- und Frauen forschung, Familie/Familienpolitik, Kinder und Kinderbetreuung, Medien und neue Informationstechnologien, Sozialberichterstattung sowie Doku mentation. Es fiihrt sowohl eigene Forschungsvorhaben als auch Auftrags forschungsprojekte durch. Die Finanzierung erfolgt iiberwiegend aus Mit teln des Bundesministeriums fiir Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit und im Rahmen von Projektforderung aus Mitteln des Bundesministeriums fur Bildung und Wissenschaft. Weitere Zuwendungen erhalt das DJI von den Bundeslandern und Institutionen der Wissenschaftsforderung. Alleinauslieferung:Juventa Verlag, Weinheim und Miinchen © 1990 DJI Verlag Deutsches Jugendinstitut, Miinchen U mschlagentwurf: Erasmi und Stein, Mi.inchen Titelfoto: IMMA (Initiative Miinchner Madchen Arbeit) Einlesen und EDV-Satz: Text und Satz, Mi.inchen ISBN 978-3-322-97880-6 ISBN 978-3-322-97879-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97879-0 Inhalt Seite Vorwort 5 Heide Funk, Anita Heiliger Zur Bestandsaufnahme der Madchenforderung in der Bundesrepublik -Bericht von einer Arbeitstagung am DJI 9 Heide Funk Zur gesellschaftlichen Situation von Madchen 19 Anita Heiliger Freiraume fur Madchen als Gewaltprophylaxe und zur Entwicklung neuer Lebensperspektiven fur Madchen 26 Gitta M uhlen-Achs Madchen in der Jungenschule? Uber die besonderen Auswirkungen der Koedukation auf die Madchen 32 Franz Gerd Ottemeier-Gliicks Emanzipatorische Jungenarbeit 53 Hanne Guntner, Tina Kuhne Madchenhauser als Tendenz, eigenstandige Lebens- und Zufluchtsbereiche fur Madchen zu schaffe n 71 Annedore Prengel Zum Geschlechtervemaltnis in den Diskursen der Frauenbewegung -Konsequenzen fur die Bildungs- und Schulforschung 90 Astrid H ermesmeyer-K uhler Strukturelle Bedingungen der Konstitution des weiblichen Sozialcharakters 120 3 Seite Anhang 133 Hearing zur Madchenforderung vom 20. November 1986 134 DJI -Information: Werden die Madchen immer noch vergessen? Arbeitstagung im Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI) zur Verbesserung der Lebenschancen von Madchen 193 Zusammenstellung der Antworten von Fachfrauen aus der Madchenarbeit auf ein Frageraster. Aus dem madchenbezogenen Arbeitsalltag 196 Gutachten zum Konzept der Initiative Miinchner Madchenarbeit fUr ein Mlidchenhaus in Miinchen 223 Mlidchenprojekte 230 Literatur zur Madchenforschung 235 4 Vorwort 1988 erschien der Band: "MMchenarbeit - Schritte zur Verwirkli chung der Chancengleichheit", in dem wir Material zu zentralen Aspekten der Benachteiligung und Diskriminierung von MMchen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen als Dokumentation einer Fachtagung von 1985 zusammengetragen haben. Nun ist in den letzten Jahren zur MMchenfrage viel ins Rollen gekommen. Auf einer weiteren Fachtagung Ende 1986 im DJI versuchten wir, uns einen Uberblick dariiberund eine Einschlitzung dessen zu verschaf fen, welche Verlinderungen auf der Ebene der praktischen Madchen arbeit angekommen sind, was sie bewirken und welche Forderungen offen geblieben sind oder sich neu stellen. Das Ergebnis dieser Zusammenschau gibt der Beitrag: "Zur Bestandsaufnahme der Mad chenf<5rderung in der Bundesrepublik" wieder. Urn die dort formu lierten Einschatzungen nachvollziehbar - sowie auch kritisierbar - zu machen, sind im Anhang die Aussagen der Praxisfrauen auf ein schriftliches Frageraster wiedergegeben, ebenso wie der Verlauf eines Hearings zur Madchenforderung, in dem die Fachfrauen der erwahnten Tagung qualifizierte Beitrage aus ihren Praxiserfahrun gen brachten und Antworten von dem Podium der Politikerinnen erwarteten. Die Bestandsaufnahme wird erglinzt durch einen UmriB der aktuellen gesellschaftlichen Situation von Madchen, der die Einschlitzung von MaBnahmen der Madchenforderung erleichtem solI. Mit dem vorliegenden Band mochten wir einen Einblick darin vennitteln, wie sich die Diskussionen und neuen Praxisansatze im Hinblick auf die Madchenfrage in den letzten Jahren differenziert und in einigen Bereichen spezifiziert haben. Die intensivste Ent wicklung ist dabei zum Problemkomplex des sexuellen MiBbrauchs 5 von Mlidchen zu verzeichnen: vom Aufzeigen und Veroffentlichen des Problems ist vor allem die Frauenbewegung zu konkreten For derungen nach sozialpolitischem Handeln iibergegangen und hat - nach dem Hamburger Mlidchenhaus-Initiativen, Beratungs- und Zufluchtsstellen in verschiedenen Stlidten der Bundesrepublik ge schaffe n. Die Idee eines ganzheitlichen Madchenhauses, vorgestellt von Hanne Giintner und Tina Kuhne von der "Initiative Miinchner Mlidchenarbeit", weist aber iiber dieses am Notansatz orientierte Hilfsangebot hinaus auf die Pravention sowie die Notwendigkeit der Bereitstellung von gesellschaftlichen Entwicklungsfreiraumen rur Madchen. Diesem Schwerpunkt wendet sich der Beitrag: "Freirau me rur Mlidchen als Gewaltprophylaxe und zur Entwicklung neuer Lebensperspektiven rur Mlidchen" zu, der aufzeigen will, daB sich ohne die Einraumung von Entwicklungsfreiraumen in der weibli chen Sozialisation keine grundlegenden Veranderungen herausbil denkonnen. Angesichts der Widerstlinde, die sich der Innovation institutioneller Strukturen bei der Mlidchen- und Frauenfrage entgegenstellen, kommt hier den auBerinstitutionellen Initiativen zur Entwicklung neuer Ideen und Strukturen eine hervorragende Bedeutung zu. Die aufgebrochene Infragestellung der Koedukation, die im Beitrag von Gitta Miihlen-Achs im einzelnen begriindet wird, ist Teil der Tendenz hin zu einer strukturell verankerten Mlidchenforderung, die von spezifischen Fahigkeiten und Interessen der Mlidchen ausgeht und diese gezielt unterstiitzen und entfalten will. Annedore Prengel fordert dagegen rur Mlidchen eine Plidagogik,die "Gleichheit und Differenz zusammensehen kann" und entwickelt Vorschlage rur die Bildungs-und Schulforschung auf das Ziel eines "neuen Bildungs konzeptes der Gleichberechtigung" hin. 6 Emanzipatorische Jungenarbeit ist die notwendige komplementare Erganzung von Madchenforderung, wird bisher allerdings selbst in Anslitzen noch kaum diskutiert, geschweige denn praktiziert. Die Erarbeitung eines theoretischen Hintergrundes und praktischer Kon zepte eines neuen Umgangs mit Jungen, der die bisher giiltige mlinnliche Rolle und Sozialisation them ati siert und problematisiert, steht an. Defiziten des mlinnlichen Sozialcharakters sol1en neue Verhaltensmuster und Rollenbilder entgegengesetzt werden, die sich nicht mehr durch Diskriminierung und Funktionalisierung von Mlidchen und Frauen kompensieren (mussen), sondem durch ihre eigene vollstlindige Entwicklung den Frauen ihren gesellschaftli chen Raurn lassen (konnen). Gerd Ottemeier-Gliicks formuliert in seinem Beitrag Hintergriinde und Ziele einer emanzipatorischen Jungenarbeit, die Ausgangspunkt fiir weitere Uberlegungen und Anslitze sein konnten und sol1ten. Astrid Hermesmeyer-Kiihler leistet mit ihrem Beitrag ein Stilck Theoriebildung im Kontext der Diskussion urn die "weibliche Iden titlit", die es im Zuge eineremanzipatorischen Mlidchensozialisation neu zu bestimmen gilt. Das im Anhang angefiigte Material solI der interessierten Lese rin/dem interessierten Leser Gelegenheit geben, sich mit einzelnen Argumenten und Darstellungen aus der Praxis der Mlidchenarbeit ebenso wie von politi scher Seite (im Hearing) auseinanderzusetzen. Der Uberblick uber bestehende Mlidchenprojekte, der uns von der Initiative Munchner Mlidchenarbeit uberlassen wurde, fiihrt leben dig vor Augen, wie breit sich die Szene praktischer Mlidchenarbeit im Laufe der vergangenen Jahre entfaltet hat. Er solI zugleich die Moglichkeit zur Kontaktaufnahme bieten. Heide Funk, Anita Heiliger 7 * Heide Funk, Anita Heiliger Zur Bestandsaufnahme der Madchenforde rung in der Bundesrepublik - Bericht von einer Arbeitstagung am DJI 1. Das Madchenthema hat Konjunktur -soviel ist nach der Veroffent lichung des Sechsten Jugendberichtes (1984) klargeworden. Urn aber nicht auf der Oberflache der Erscheinungsebene zu verbleiben, sondem mehr fiber die Qualitat dessen in Erfahrung zu bringen, was sich inhaltlich entwickelt hat und strukturell inneIhalb der Institu tionen verankert werden konnte, hatte das Dn Fachfrauen aus der ganzen Bundesrepublik zu einer Arbeitstagung eingeladen (und sie vorab urn die Beantwortung eines Fragerasters gebeten), urn ge meinsam eine Bestandsaufnahme der Situation der Madchenforde rung zu erarbeiten. 49 Frauen und ein Mann nahmen an dieser Tagung teU. Die Mehrzahl (18) kam aus dem engeren Bereich der Jugendarbeit in Verbanden und BehOrden, gefolgt yom Bereich der Bildung, Aus-und Fortbildung (12) und von Madcheninitiativen im Rahmen der Frauenbewegung (11). Der einzige mannliche Vertreter war eingeladen, erste Erfahrungen mit einer neuen, emanzipatori schen Jungenarbeit einzubringen. Ein offentliches Hearing zur Mad chenfOrderung mit Politikerinnen bildete den Auftakt der Tagung und brachte Positionen, Situationsbeschreibungen und Forderungen "auf den Tisch". * Deutsches lugendinstitut, Milnchen 9 2. Die (vorHiufige) Bestandsaufnahme der Situation der Madchenfor de rung laBt eine Vielfalt von AktiviUiten zum Thema Madchen erkennen: Unzahlige Informations- und Fortbildungsveranstaltungen zu Madchenthemen -darunter in zunehmendem MaBe zum Problem des sexuellen MiBbrauchs -haben stattgefunden. Immer neue Madchentreffs innerhalb der Jugend- und Wohl fahrtsverbande sind entstanden sowie zahlreiche Initiativen fUr Madchen auBerhalb von Institutionen im Rahmen der Frauenbe wegung. - Diverse Projekte und MaBnahmen zur beruflichen Forderung von Madchen wurden bezuschuBt und durchgefUhrt. In stetig wachsendem MaBe wurde die Madchenthematik in den Institutionen der Jugendarbeit konzeptionell verankert. Eine strukturelle Verankerung des Madchenthemas hat begonnen z.B. durch die Einrichtung von Madchenbeauftragten. - Mit der Erstellung einer aktuellen Datenlage zur Situation der Madchen wurde begonnen durch erste Madchenberichte am Bei spiel der hessischen Madchenstudie. Bei den Padagoginnen in der Praxis ist ein fortschreitender Lem prozeB in der Frage der Einbeziehung und Durchsetzung des Madchenaspekts innerhalb ihrer Arbeit in Gang gekommen. - Die Errungenschaft der Koedukation im Hinblick auf Entwick lungschancen von Madchen wird zunehmend infragegestellt. In der inhaltlichen Orientierung innerhalb der Arbeit mit Mad chen hat sich das Schwergewicht vom Defizitansatz weg zu einem Ansatz an positiven Fahigkeiten und Starken von Madchen 10 hin verlagert - zumindest hinsichtlich des BewuBtseinsstandes von Piidagoginnen, Erzieherinnen und Jugendarbeiterinnen, wahrend es in der immanenten sozialpolitischen Argumentation noch kaum moglich ist, den Defizitansatz aufzugeben. 3. In krassem Widerspruch zur Auflistung der erfolgten MaBnahmen und Veranderungen auf der Ebene von Institutionen steht jedoch die Beschreibung der Lebenssituation der Miidchen durch Fachfrauen, die mit ihnen arbeiten: Es werden nahezu unverandert traditionelle Rollenverhaftungen bei den Madchen wahrgenommen. Die inzwi schen fUr Miidchen selbstverstandlich gewordene Bildung findet noch keinen Ausdruck und trotz zahlreicher Programme der beruf lichen Forderung hat sich auch in der Perspektivlosigkeit im Hin blick auf eine kiinftige Berufstatigkeit und die Realisierung eigener Lebensinteressen fUr die Miidchen fast gar nichts verandert. Auch die Einbindung der Madchen in das Elternhaus und an Aufgaben innerhalb der Herkunftsfamilie ist nach wie vor sehr stark und geht auf Kosten ihrer eigenstandigen Entwicklung. Kinderwiinsche ent stehen Mufig als Folge dieser Situation, als ein Akt von Resignation. Psychische, physische und sexuelle Gewalt in offenen bis hin zu sehr subtilen Erscheinungsformen wird in immer groBerem, erschrek kendem AusmaB sichtbar -im besonderen innerhalb der Familie. 4. Eine bzw. die entscheidende Frage muB sich daher die gegenwar tige MiidchenfOrderung, will sie nicht nur als Alibibewegung gelten, stellen lassen: Namlich, ob die MaBnahmen bei den Miidchen auch ankommen und real zu gesellschaftlichen Veranderungen fUhren, oder ob sie Gefahr laufen, aufhalbem Wege steckenzubleiben, sich zu verlaufen im Labyrinth institutioneller Strukturen, von Verwal- 11

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