Martin Werner Netze, Protokolle, Schnittstellen und Nachrichtenverkehr Aus dem Programm _____________ _____ NachrichtentechnikjKommunikationstechnik Operationsverstarker von J. Federau Telekommunikation von D. Conrads Kommunikationstechnik vonM. Meyer Signalverarbeitung vonM. Meyer Digitale Kommunikationssysteme 1 von R. Nocker Optische Nachrichtensysteme und Sensornetzwerke von R. Thiele Nachrichtentechnik von M. Werner Digitale Signalverarbeitung mit MATLAB von M. Werner Signa Ie und Systeme von M. Werner vievveg __________________ ~ Martin Werner Netze, Protokolle, Schnittstellen und Nach richtenverkeh r Grundlagen und Anwendungen Mit 158 Abbildungen und 34 Tabellen Herausgegeben von Otto Mildenberger ~ Studium Technik vleweg Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet liber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Herausgeber: Prof. Dr.-Ing. Otto Mildenberger lehrte an der Fachhochschule Wiesbaden in den Fachbereichen Elektrotechnik und Informatik. 1. Auflage Marz 2005 Aile Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2005 Lektorat: Thomas Zipsner j Imke Zander Der Vieweg Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vieweg.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschlitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fur Vervieifaitigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, Heusenstamm Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. ISBN-13: 978-3-528-03998-1 e-ISBN-13: 978-3-322-80256-9 DOl: 10.1007/978-3-322-80256-9 v Vorwort In einer Zeit, in der Produktlebenszyklen in der Inforrnations-und Komrnunikationstechnik im mer kiirzer werden, will das Buch Netze, Protokolle, Schnittstellen und Nachrichtenverkehr die fachlichen Grundlagen und Zusamrnenhange vermitteln. Das Buch ist als kompakte Einstiegs literatur gedacht. Die ziigige Entwicklung des Stoffes an praktisch relevanten Beispielen steht im V ordergrund. Das Buch eignet sich besonders flir aIle an der Telekomrnunikationstechnik Interessierten, die einen Blick hinter die Kulissen werfen wollen. Welche technischen Prinzipien liegen der mo dernen Telekomrnunikation zugrunde? Welche Probleme treten bei ihrer Umsetzung auf und wie werden sie gelOst? Am Beispiel der RS-232-Schnittstelle und des HDLC-Protokolls werden die Grundlagen der geregelten Komrnunikation entwickelt. Mit dem ISDN-Teilnehmeranschluss wird exempla risch eine anspruchsvolle technische Losung detailliert vorgestellt. Die zukiinftige Entwicklung der Telekomrnunikationsinfrastruktur wird mit dem Breitband ISDN und der ATM-Ubertragungstechnik in den Blick genomrnen. Verkehrsvertrag und vir tuelle Verbindungen errnoglichen Hochleistungsnetze. In Kontrast dazu wird das Internet mit der TCP/lP-Protokollfamilie vorgestellt. Sein Erfolg - aber auch seine Grenzen - beruhen auf einfache Dienste auf der Basis der verbindungslosen Paketiibertragung. Durch die Flexibilitat seiner Architektur kann das Internet heute auf ein erstaunliches weltweites Wachstum zuriickblicken. Mit dem Abschnitt Vielfachzugriff, Verkehrs-und Bedientheorie werden Schliisselfaktoren flir die Leistungsfahigkeit Lokaler Netze (Ethernet) und Mobilfunknetze (GSM) aufgezeigt. Die Behandlung von W arte-und-Verlustsystemen mit den Hilfsmitteln der elementaren Wahr scheinlichkeitsrechnung rundet die Vorstellung der Grundlagen der Telekomrnunikationsnetze abo Urnfang und Schwierigkeitsgrad orientieren sich an einer vierstiindigen Lehrveranstaltung zur Nachrichteniibertragungstechnik im Studienschwerpunkt Inforrnations- und Komrnunikations technik der FH Fulda im 6. Fachsemester. Fulda, Januar 2005 Martin Werner VII Inhaltsverzeichnis 1 Einfiihrung ................................................................................................................... . 1.1 Zur historischen Entwicklung ....... .............. ............ ................ .............. .................. 1 1.2 Zur Organisation des Buches ................................................................................. 3 2 Grundbegriffe der NachrichteniibermittJnng ............................................................ 4 2.1 Telekommunikationsnetze ..................................................................................... 4 2.2 Arten der Nachrichtenvermittlung ......................................................................... 6 2.3 OSI-Referenzmodell.............................................................................................. 8 2.4 Analoge Fernsprechnetze ..... .... .......... ........ ............ ................ ............ .................... 13 2.5 Intelligente Netze ................................................................................................... 15 2.6 Internet ................. ........... ........... ... .......... ....... ................ .............. ............ .............. 16 2.7 Standardisierung..................................................................................................... 18 2.8 Wiederholungsfragen zu Abschnitt 2 ..................................................................... 19 3 Dateniibertragung: Protokolle nnd Schnittstellen..................................................... 21 3.1 Einfiihmng .............. ........... .......... ........... .................................. .............. ............... 21 3.1.1 Codierung ................................................................................................... 21 3.1.2 'Obertragung................................................................................................ 25 3.2 Schnittstellen RS-232 und V24/28 ......................................................................... 26 3.3 Schnittstelle X.21................................................................................................... 31 3.4 Transparenz, Sicherung und Flusskontrolle ........................................................... 34 3.4.1 Grundbegriffe.............................................................................................. 34 3.4.2 Stop-and-Wait-ARQ-Verfahren.................................................................. 36 3.4.3 Go-back-n-Verfahren.................................................................................. 39 3.4.4 Selective-repeat-ARQ-Verfahren................................................................ 40 3.5 HDLC-, LAP-und LAPB-Protokoll...................................................................... 42 3.6 X.25-Protokoll........................................................................................................ 47 3.7 ppp-Protokoll......................................................................................................... 51 3.8 CRC-Codes ............................................................................................................ 53 3.9 Wiederholungsfragen und Aufgaben zu Abschnitt 3 ............................................. 60 4 GrundJagen des ISDN .................................................................................................. 62 4.1 Einfiihrung ............................................................................................................. 62 4.2 Teilnehmeranschluss .............................................................................................. 63 4.3 Schnittstelle So ....................................................................................................... 64 4.3.1 'Oberblick .................................................................................................... 64 4.3.2 Leitungscodierung und Impulsformung...................................................... 64 4.3.3 Rahmenstruktur und Rahmensynchronisation ............................................ 66 4.3.4 Aktivierung, Deaktivierung und Zugriff auf den D-Kanal.......................... 70 4.3.5 Anschlusskonfiguration der Endgerate ....................................................... 73 4.4 Schnittstelle UKO••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••• 74 4.4.1 Einfiihmng und Oberblick .......................................................................... 74 vrn Inhaltsverzeichnis 4.4.2 Leitungscodierung....................................................................................... 76 4.4.3 Rahmenstruktur und Rahmensynchronisation ............................................ 77 4.4.4 Frequenzgleichlageverfahren und Echokompensation................................ 79 4.4.4.1 Frequenzgleichlageverfahren mit Gabelschaltung ............... ......... 79 4.4.4.2 Echokompensation .................................. .............. .............. ......... 81 4.4.4.3 Scrambler und Descrambler .......................................................... 85 4.4.4.4 Blockschaltbild der Ubertragung fur die UKo-Schnittstelle .......... 86 4.5 Wiederholungsfragen und Aufgaben zu Abschnitt 4 ......................... ................. ... 87 5 B-ISDN: SDH und ATM............................................. ................................................. 89 5.1 Einfuhrung.............................................................................................................. 89 5.2 Synchrone Digitale Hierarchie (SDH).................................................................... 91 5.3 B-ISDN und ATM.................................................................................................. 96 5.3.1 Einfuhrung .................................................................................................. 96 5.3.2 Protokoll-Referenzmodell........................................................................... 96 5.3.3 ATM-Zellen ................................................................................................ 97 5.3.4 Dienstklassen .............................................................................................. 100 5.3.5 AT M -Anpassungsschicht............................................................................ 102 5.3.6 Fehlersicherung fur den Zellkopf und Zellgrenzenerkennung .................... 107 5.3.6.1 Fehlersicherung............................................................................. 107 5.3.6.2 Zellgrenzenerkennung................................................................... 109 5.4 Wiederholungsfragen und Aufgaben zu Abschnitt 5 ............................................. 111 6 Internet.................................................................. ........................................................ 112 6.1 Einfuhrung ........ ........ ............ .......... ......... ................ .................... ............... ........... 112 6.2 Internet Protocol (IP).............................................................................................. 115 6.2.1 Internet Protocol Version 4 (IPv4) ............................................................. 115 6.2.1.1 IP-Datagramm ............................................................................... 115 6.2.1.2 Internetadressen ............ ..................................... .............. ............. 118 6.2.2 Internet Protokolle fur Steuerungsaufgaben................................................ 120 6.2.2.1 Internet Control Message Protocol (ICMP) ......................... ........ 120 6.2.2.2 Address Resolution Protocol (ARP) ............................................. 121 6.2.3 Internet Protocol Version (IPv6) . ......... .... .......... ...................... .............. .... 122 6.3 User Datagram Protocol (UDP) ............................................................................. 125 6.4 Real-Time Transport Protocol (RTP) .................................................................... 127 6.5 Transport Control Protocol (TCP).......................................................................... 128 6.5.1 TCP Segment Header ................................................................................. 128 6.5.2 TCP-Ubertragung ....................................................................................... 130 6.6 Wiederholungsfragen und Aufgaben zu Abschnitt 6 ............................................. 134 7 Vielfachzugriff, Verkehrs-und Bedientheorie ............. '" ........ ........... ............ ......... ... 135 7.1 Einfuhrung.............................................................................................................. 135 7.2 Ankunftsprozesse mit Exponentialverteilung......................................................... 135 7.3 Vielfachzugriffsverfahren .... .......... ....... ................ ...................... ............. .......... .... 140 7.3.1 Pure-Aloha-Vielfachzugriffsverfahren........................................................ 140 7.3.2 Slotted-Aloha-Vielfachzugriffsverfahren...................... ............. ............ ..... 143 7.3.3 Aloha-Vielfachzugriffsverfahren mit Backoff ........................................... 144 7.3.4 CSMAlCD" Vielfachzugriffsverfahren ...................................................... 145 Inhaltsverzeichnis IX 7.3.5 Kollisionserkennung und -auflosung .......................................................... 148 7.3.6 Ethernet, IEEE 802.3 Standard ................................................................... 149 7.3.7 Token-Verfahren......................................................................................... 151 7.3.8 Token-Ring Standard IEEE 802.5.............................................................. 153 7.3.9 IEEE-802-Referenzmodell flir LAN ........................................................... 155 7.4 Anforderungs-und Bedienprozesse, Warteschlangen............................................ 158 7.4.1 Grundbegriffe..... ............................... ................... ............. .......................... 158 7.4.2 Warte-und Verlustsystem MIMIl ............................................................... . 161 7.4.2.1 MIMIl-Wartesystem ..................................................................... 161 7.4.2.2 Gesetz von Little........................................................................... 165 7.4.2.3 MIMIl-Warte-Verlustsystem ........................................................ 167 7.4.3 Warte-und Verlustsystem MIMlm.............................................................. 170 7.4.3.1 MIMlm-Verlustsystem .................................................................. 170 7.4.3.2 MIMlm-Verlustsystem mit begrenzter Anzahl von Quellen ......... 175 7.4.3.3 MIMlm-Wartesystem .................................................................... 177 7.4.3.4 MIMlm-w-Warte-Verlustsystem ................................................... 182 7.5 Wiederholungsfragen und Aufgaben zu Abschnitt 7 ... :,........................................ 183 Literaturverzeichnis ........ ........... ............. ............. ........................... ........... ....................... 184 Sachwortverzeichnis ........ ...................... ..................... .................. ........... ............ .............. 187 1 1 Einfiihrung 1.1 Zur historischen Entwicklung In der Nachrichtentechnik zeichnen sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts bestimmte Entwick lungslinien deutlich abo Was die Form der Nachrichten betrifft, so wurde zunachst die digitale Ubertragung mittels optischer Zeigertelegraphen in Frankreich (1791-1850), England (1795- 1847) und Deutschland (1832-1849) aufgebaut [Obe82]. Beispielsweise konnten bei guter Witterung tiber die 600 kIn lange Verbindung Berlin-Magdeburg-KOln-Koblenz Nachrichten in nur 15 Minuten tibertragen werden. Ermoglicht wurde das u. a. durch ein passendes Codier system und das geschulte Fachpersonal. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Zeigertelegrafie jedoch schnell durch die tageszeit- und wetterunabhiingige elektromechanische Telegrafie abgelOst. Auch hier kamen spezielle Code systeme, wie z. B. das Morse-Alphabet (1840/1851), zum Einsatz. Damit lieSen sich Ubertra gungsgeschwindigkeiten von etwa 1 Bit pro Sekunde erzielen. Als ein technisches Problem er wies sich zunachst die Herstellung und Verlegung geeigneter Kabel. Bereits 1866 konnte je doch eine dauerhafte transatlantische Kabelverbindung betrieben werden. Einen Hohepunkt er reichte die Telegrafie 1870 mit der von Siemens erbauten Indo-Europaischen Telegrafenlinie London-Teheran-Kalkutta. Sie hatte eine Lange von 18'000 kIn und war bis 1931 in Betrieb. Der Fortschritt der Elektrotechnik ftihrte in der 2. Halfte des 19. Jahrhunderts zur analogen Sprachtelefonie. 1861 demonstriert Phillip Reis dem physikalischen Verein in Frankfurt das Prinzip der elektrischen Schalltibertragung. 1876 erhiilt Graham Bell in den USA ein grund legendes Patent fUr ein gebrauchsfahiges Telefon. Danach schien der Siegeszug des Telefons nicht mehr aufzuhalten. Bereits 1890 gabt es in Berlin mehr als 10'000 Teilnehmer. Mit der zunehmend groSer werdenden Teilnehmerzahl trat jedoch ein neues Problem auf. Die Vermittlung zwischen den Teilnehmern durch das "Fraulein vom Amt", d. h. die Handvermitt lung durch Umstecken der Leitungen auf Koppelfeldern, stieS an ihre physikalischen Grenzen. Abhilfe schaffte der elektro-mechanische Selbstwiihler nach Almond B. Strowger (1889). Der Fernsprecher erhielt eine Wiihlscheibe; die bis Ende des 20. Jahrhunderts dominierenden Tele fonnetze mit ihren ausgekliigelten Nummernsystemen waren geboren. Der Ausbreitung der Telefonie stand jedoch noch ein wei teres Hindernis im Wege: die geringe Reichweite der elektrischen Signale. Die Entwicklungen leistungsfahiger Verstiirkerrohren durch von Lieben und Lee Forrest Anfang des 20. Jahrhunderts lOste zunachst dieses Problem. So war damit in den USA erstmals die transkontinentale Telefonie von der Ostktiste zur West ktiste moglich. Der mit der Teilnehmerzahl zunehmende Einsatz von Verstarkerrohren fUhrte jedoch bald an physikalische Grenzen; der wachsende Platz- und Energiebedarf fUhrte in den Vermittlungsstellen zu Engpassen. Erst die Erfindung des Transistors durch Bardeen, Braittan und Shockly (1947/48) und seine Weiterentwicklung loste das Dilemma [EcSc86]. Nun stand eine platzsparende, energieeffiziente und preiswerte Verstiirkertechnik zur Verfiigung. Ein iihnliches Problem ergab sich in den Vermittlungsstellen mit den elektro-mechanischen Selbstwahlern. Auch hier losten elektronische Systeme - in Deutschland von 1985 bis 1997 - die alte Technik abo Heute werden die Vermittlungsfunktionen mit hochleistungsfahigen Mikroprozessoren realisiert, diees ermoglichen Intelligente Netze aufzubauen.
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