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Nationale Identität im Wandel: Deutscher Intellektuellendiskurs zwischen Tradition und Weltkultur PDF

319 Pages·2012·2.004 MB·German
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Nationale Identität im Wandel Eunike Piwoni Nationale Identität im Wandel Deutscher Intellektuellendiskurs zwischen Tradition und Weltkultur Eunike Piwoni Bamberg, Deutschland Bernhard Schmidt Voestalpine Langenhagen, Deutschland Linz, Österreich Dissertation Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 2011 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft . ISBN 978-3-531-18739-6 ISBN 978-3-531-18740-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-18740-2 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden 2012 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zu- stimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Über- setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Einbandentwurf: KünkelLopka GmbH, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist eine Marke von Springer DE. Springer DE ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media www.springer-vs.de Geleitwort von Richard Münch Eunike Piwoni leitet ihre Studie mit der Beobachtung eines anscheinend un- problematisch gewordenen Patriotismus der deutschen Fußballfans in den Sta- dien und auf den Straßen während der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland im Sommer 2006 ein. Die schwarz-rot-goldenen Fahnen und Fähnchen der Fans wurden im Kontext der wochenlangen Sommerparty von Journalisten, Publizis- ten und Politikern aller Richtungen nahezu ohne Gegenstimme als Zeichen eines unverkrampften weltoffenen Patriotismus gedeutet, zu dem ausdrücklich die Anerkennung des Anderen gehört. Auch die Auslandspresse hat diese Deutung des Geschehens geteilt. Die Deutschen haben nach dieser Auffassung offenbar zu einem Verständnis ihrer selbst gefunden, das von allen Seiten als „normaler“ Patriotismus eingestuft wurde. Das war nicht so zu erwarten. Wie Eunike Piwoni feststellt, sprechen insbesondere drei Faktoren gegen die Deutung des schwarz-rot-goldenen Fahnenmeers als „normaler Patriotismus“: erstens die Einschätzung des Nationalen als Ausdruck eines nicht mehr legitimen Partikularismus in einer Epoche, in der sich der Kosmopolitismus als legitime Haltung durchzusetzen scheint; zweitens die Delegitimierung des deutschen Patriotismus durch den Nationalsozialismus und drittens der in Deutschland nach wie vor wirksame Begriff der Kulturnation, der im Unterschied zum französischen Begriff der Staatsnation und erst recht zum amerikanischen Begriff der pluralistischen Staatsbürgernation die Inklusion von Zuwanderern in die Nation erschwert. Diese drei Faktoren hätten eigentlich erwarten lassen, dass mehr bedenkliche, warnende oder kritische Stellungnahmen zur patriotisch aufgeladenen Stimmung während der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006 zu hören sind, als dies tatsächlich der Fall war. Warum haben sich also kaum warnende Stimmen zu Wort gemeldet? Das kann natürlich vordergründig schon daran gelegen haben, dass niemand die Rol- le eines Spielverderbers spielen wollte, der die Partystimmung stört. Oder wenn es diese Bereitschaft gegeben hat, kann es allein daran gelegen haben, dass es sich keine Zeitung, kein Rundfunk- und Fernsehsender leisten konnte, nicht auf 5 der Welle der Euphorie mitzuschwimmen. Ganz anders hätte es sicherlich aus- gesehen, wenn es zu der einen oder anderen Ausschreitung gegen Fans der Gastmannschaften gekommen wäre, was ja bei Fußballspielen immer wieder vorkommt. Die schwarz-rot-goldenen Fahnen hätten dann eine andere Bedeu- tung bekommen. Und es ist auch zu erwarten, dass bei fremdenfeindlichen Ak- ten kritische Stimmen den deutschen Patriotismus an die in ihm steckenden Ge- fahren erinnern werden. War also die nahezu unisono erfolgte Normalisierung der Äußerung des deutschen Patriotismus während der Fußballweltmeisterschaft im Sommer 2006 in den Medien lediglich Ausdruck einer Partystimmung, der sich auch die Me- dien nicht entziehen konnten, oder lag dieser Einschätzung eine tiefergehende, gegen zufällige Ereignisse resistente Veränderung der Konsonanzstruktur des intellektuellen, die öffentliche Meinung prägenden Diskurses zugrunde? Insbe- sondere stellt sich die Frage, ob sich zwischen den intellektuellen Lagern ein Konsens über das Nationsverständnis herausgebildet hat, der dafür gesorgt hat, dass kritische Stellungnahmen zum medial normalisierten Patriotismus weitge- hend ausgeblieben sind, und zwar deshalb, weil sich auf der rechten Seite ein weltoffenes pluralistisches Verständnis der Nation durchgesetzt hat, und die lin- ke Seite akzeptiert, dass dieses Verständnis ohne patriotische Gefühle ein intel- lektuelles Abstraktum ohne Verwurzelung in der Bevölkerung bleibt. Das Tei- len patriotischer Gefühle innerhalb der nationalen Fangemeinde mit zugewan- derten Mitbürgern sowie die friedliche Koexistenz unterschiedlicher patrioti- scher Gefühle innerhalb der großen globalen Fußballgemeinde sind nach diesem Verständnis Vehikel, die Patriotismus und Kosmopolitismus auf der Gefühls- ebene miteinander in Einklang bringen. Weil das auch die kritischen Intellektu- ellen so sehen und weil sie auch dem konservativen Lager die Unterstützung dieses Modells eines kosmopolitischen Patriotismus abnehmen, haben sie sich nicht kritisch zur medialen Normalisierung des Patriotismus während der Fuß- ballweltmeisterschaft im Sommer 2006 zu Wort gemeldet. Gemeint ist damit nicht so sehr die direkte Stellungnahme zum Jubel der Fans, sondern die Stel- lungnahme zur Normalisierungsarbeit der Medien. Genau diese These will Eu- nike Piwoni in ihrer Studie überprüfen. Es geht darum, ob sich im intellektuel- len Diskurs zum Verständnis der deutschen Nation anders als in der Vergangen- heit über die unterschiedlichen Lager hinweg ein Konsens in einem weltoffenen, pluralistischen Nationsverständnis herausgebildet hat, den man als die tiefer lie- gende Ursache für das Ausbleiben kritischer Stellungnahmen zur medialen Normalisierung des Fanpatriotismus während der Fußballweltmeisterschaft im 6 Sommer 2006 identifizieren kann und der dementsprechend eine dauerhaftere Akzeptanz derartiger Normalisierungen erwarten lässt als das kurzfristige Ge- fühl einer Partystimmung. Wenn das so ist, dann stellt sich die zusätzliche Frage, wodurch diese Her- ausbildung eines Konsenses über ein weltoffenes, pluralistisches Nationsver- ständnis über die unterschiedlichen intellektuellen Lager hinweg zu erklären ist. Dabei wird davon ausgegangen, dass der intellektuelle Diskurs zum Nationsver- ständnis in Deutschland in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg von einem dauerhaften latenten, bei bestimmten Anlässen manifest werdenden Dissens be- stimmt worden ist. Wenn das zutrifft, dann muss die Frage beantwortet werden, welche über zufällige Ereignisse hinaus gehenden, tiefer greifenden Verände- rungen im Feld des Intellektuellendiskurses stattgefunden haben, die einen Wandel vom Dissens zum Konsens erklären können. Um diese Forschungsfragen zu beantworten, erarbeitet die Autorin im ers- ten Teil der Studie die für ihre Untersuchung benötigten begrifflichen, theoreti- schen und methodischen Grundlagen. Es wird zunächst der Begriff der Nation geklärt. Um einen theoretischen Zugang zu ihrer Fragestellung zu finden, setzt sie sich mit drei einschlägigen sozialkonstruktivistisch verstandenen Ansätzen zum Verständnis der Nation auseinander: den Ansätzen von Bernd Estel, Bern- hard Giesen und Rainer Lepsius. Der Wandel nationaler Identität wird als Wan- del der Idee der Nation interpretiert, die maßgeblich im Diskurs der Intellektuel- len entwickelt wird. Auf dieser Grundlage wird die im deutschen Intellektuel- lendiskurs des 19. Jahrhunderts ausgeprägte Idee der Kulturnation von der fran- zösischen Idee der Staatsnation und der amerikanischen Idee der pluralistischen Staatsbürgernation abgegrenzt. Dadurch entstand eine Vorgabe, von der jede weitere Entwicklung der Idee der Nation in Deutschland ausgehen musste, von der sie auf einer bestimmten Bahn gehalten wurde. Von hier ausgehend, wird die gegenwärtige intellektuelle Auseinandersetzung um den Nationsbegriff in den Kontext von Globalisierung, neuen Nationalismen und Regionalismen, mul- tiplen Identitäten, Kosmopolitismus und postnationaler Mitgliedschaft gestellt. Dadurch verändern sich auch für den deutschen intellektuellen Diskurs die Rahmenbedingungen entscheidend. Das ist in sehr einflussreicher Weise von der neoinstitutionalistischen Theorie der Weltkultur bzw. World Polity der For- schergruppe um John Meyer in den Vordergrund gerückt worden. Nach dieser Theorie sind Nationalstaaten durch das Entstehen einer World Polity zu legiti- men, nach den Prinzipien der Vereinten Nationen als souverän zu respektieren- den Akteuren geworden. Das heißt aber keineswegs, dass sie ganz aus sich her- 7 aus über ihr Selbstverständnis als Nationalstaat und ihre Definition von Nation bestimmen können. Je mehr internationale Institutionen, internationale Regie- rungsorganisationen, internationale Nichtregierungsorganisationen und interna- tionale Expertennetzwerke eine emergente Ebene der Definition des Rechten, Gerechten, Guten und Legitimen bilden, umso mehr geben universell geltende Rationalitätsmodelle vor, welche Strukturen sich Nationalstaaten zu geben ha- ben, um im Angesicht der Prinzipien der Weltkultur als legitim zu gelten. Dazu gehört auch und gerade die Anerkennung von Menschen- und Bürgerrechten, so auch die Respektierung der Rechte von Minderheiten. Diese weltkulturellen Prinzipien favorisieren das Modell einer weltoffenen, pluralistischen Staatsbür- gernation, wie es exemplarisch in den USA entstanden ist. Das setzt insbesonde- re das traditionelle deutsche Modell der Kulturnation, aber in gewissem Maße auch das assimilatorische französische Modell der Staatsnation unter Anpas- sungsdruck. Die üblichen Untersuchungen im Rahmen des World-Polity-Ansatzes füh- ren quantitative Studien zur Diffusion weltkultureller Prinzipien durch. Das hat eine vielfach kritisierte mangelnde Beachtung der diesem Diffusionsprozess entgegenwirkenden Beharrungskräfte und der sowohl im internationalen als auch im nationalen Kontext stattfindenden materiellen und symbolischen Kämp- fe, der nationalspezifischen Ausgangsbedingungen und Konfliktlagen und der aus den Kämpfen hervorgehenden, oft spannungsreichen nationalen Interpreta- tionen globaler Modelle zur Folge. Genau diesen Mangel will die Autorin mit ihrer Untersuchung beheben. Sie entscheidet sich deshalb für eine Diskursanaly- se, in der sie eine Reihe von Kontroversen im Intellektuellendiskurs im Zeit- raum von Mitte der 1980er bis Mitte der 2000er Jahre im Hinblick auf ihren Hauptgegenstand und drei wesentliche Dimensionen der Idee der Nation unter- sucht. Neben (1) dem jeweiligen Hauptgegenstand der Kontroverse geht es (2) um das Verständnis von Nation (Kulturnation, Staatsnation, weltoffene pluralis- tische Staatsbürgernation), (3) die Bezugnahme auf den Nationalsozialismus als prägend für das deutsche Nationsverständnis und (4) die Haltung zur Nation. Es werden jeweils die diskursiven Formationen, Konfliktlinien, diskursiven Lager und Diskursgemeinschaften identifiziert und es wird der Verlauf des Diskurses im Hinblick auf die vier genannten Dimensionen rekonstruiert. Es werden je- weils in derselben Reihenfolge die Akteure identifiziert, der Ablauf und die Phaseneinteilung bestimmt, die Themen benannt, um dann die Positionen der Akteure zum Hauptthema der Debatte, zum deutschen Nationsverständnis, zur Bedeutung der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Gegenwart und zur 8 nationalen Identität zu rekonstruieren und die Konfliktlinien, Lagerbildungen und diskursiven Gemeinschaften zu ermitteln. Abschließend wird jeweils ge- zeigt, wie sich die öffentliche Meinung zum Hauptthema der Kontroverse in der Gegenwart darstellt. Grundlage der Diskursanalyse sind die Texte, auf die in der jeweiligen Kontroverse am häufigsten Bezug genommen wird, sowie Texte, die sich auf diese zentralen Texte beziehen. So kommen alle für die öffentliche Meinungs- bildung im intellektuellen Diskurs wirksam gewordenen Texte zur Sprache. Da- bei orientiert sich die Autorin an Neidhardts Theorie der öffentlichen Mei- nungsbildung. Die Entscheidung für die Analyse der Intellektuellendiskurse er- gibt sich logisch aus der Fragestellung der Studie. Es geht nicht darum, was „das Volk“ denkt, sondern ausschließlich darum, wie sich die Dissens- /Konsonanzstruktur der intellektuellen Konstruktion von Nation im Kontext der Debatte zu einem aktuellen Hauptthema in den genannten drei Dimensionen in der jeweiligen Kontroverse herausbildet und sich über die Kontroversen hinweg verändert. Anhand dessen gilt es, die Fragen zu beantworten, ob die Verände- rung der Dissens-/Konsonanzstruktur eine tiefere Ursache für das Ausbleiben intellektueller Kritik an der medialen Normalisierung der Äußerungen von Pat- riotismus während der Fußballweltmeisterschaft 2006 bildet und wodurch diese Veränderung zu erklären ist. Nacheinander werden die folgenden Kontroversen nach dem dargelegten Muster einer eingehenden Diskursanalyse unterzogen: (1) der Historikerstreit (1986 – 1987), (2) die erste Vereinigungsdebatte (1989 – 1990), (3) die Fortsetzung der Vereinigungsdebatte (1992 – 1994) und die Bo- tho-Strauß-Debatte (1993), (4) die Walser-Bubis-Debatte zur Vergangenheits- bewältigung (1998 – 1999), (5) die Leitkulturdebatte (2000 – 2001) und (6) die Patriotismusdebatte (2006). Die Auswahl der Debatten erfolgte nach ihrer Relevanz und Ergiebigkeit für die Forschungsfragen der Studie. Im Verlauf der Debatten zeigt sich zu- nächst im Historikerstreit eine verhärtete Front zwischen einem rechten, konser- vativen Lager um den Historiker Ernst Nolte und einem linken, progressiven Lager um den Philosophen Jürgen Habermas. Während das rechte Lager eher am Modell der Kulturnation festhält, die Gegenwartsrelevanz des Nationalsozia- lismus für das deutsche Nationsverständnis relativieren will und zu einer norma- lisierten Haltung zur Nation strebt, argumentiert das linke, progressive Lager für ein weltoffenes, pluralistisches Nationsverständnis, ein Festhalten an der Ge- genwartsrelevanz des Nationalsozialismus für das deutsche Nationsverständnis und für einen dezidierten Verfassungspatriotismus anstelle eines national durch- 9 tränkten Patriotismus. Im Ergebnis hat das linke, progressive Lager eine gewisse Deutungshoheit erlangt, ohne dass allerdings das rechte konservative Lager auf diese Position eingeschwenkt wäre. Es zeigen sich bei den weiteren Debatten dieselben Grundlinien des Kon- flikts in je spezifischen Schattierungen. Dabei sind im Wesentlichen zwei Trends festzustellen. Einerseits lassen sich die in einer Kontroverse eingenom- menen Positionen immer weniger eindeutig aus der Zurechnung des jeweiligen Akteurs zu einem Lager erklären, andererseits setzt sich ein lagerübergreifender Konsens durch, der in einer Annäherung an die Abstrahierung der Kulturnation auf Grundwerte der Verfassung, an die abstrahierte Anerkennung der Gegen- wartsrelevanz des Nationalsozialismus und an einen auf die Verfassung einge- schworenen, gefühlsmäßig unterfütterten Patriotismus besteht. Darin lässt sich die Tiefenstruktur erkennen, die neben den erwähnten eher zufällig wirksamen Ursachen eine dauerhaft bestehende intellektuelle Akzeptanz patriotischer Äu- ßerungen erwarten lässt. Da es sich dabei um eine intellektuelle Konstruktion handelt, weist die Autorin am Schluss ihrer Studie zu Recht darauf hin, dass damit ein gewachsenes Risiko der geringeren Wachsamkeit für die Erhaltung eines fremdenfeindlichen Nationalismus hinter der Fassade des Schönwetterpat- riotismus in Partystimmung einhergeht. Bei der Erklärung des Wandels in der dargelegten Richtung zieht Eunike Piwoni in aller Vorsicht den World-Polity-Ansatz heran, ohne behaupten zu wollen, dass damit alles erklärt ist. Zunächst ist dabei zu berücksichtigen, dass die Anerkennung von Minderheitenrechten und in deren Fahrwasser ein weltof- fenes pluralistisches Verständnis von Nation auf der internationalen Ebene durch die Aktivitäten von internationalen Organisationen und internationalen Nichtregierungsorganisationen unbestreitbar Fortschritte gemacht hat. Das imp- liziert auch, dass nationale Diskurse in diesem transnationalisierten Kontext stattfinden und darauf Bezug nehmen. Dies verschafft denjenigen Akteuren in den nationalen Diskursen größeres argumentatives Gewicht, die sich auf trans- national dominant gewordene Modelle und Argumentationsmuster stützen. Das ist im Verlauf der von der Autorin untersuchten Debatten an verschiedenen re- levanten Stellen erkennbar. Die symbolische Macht hat sich in die Richtung des weltkulturell dominant gewordenen Nationsverständnisses verschoben. Dabei ist gewiss nicht eindeutig zu entscheiden, ob darauf nur aus dem Ergebnis ge- schlossen werden kann, oder ob davon unabhängig eine vorangehende Macht- verschiebung stattgefunden hat. Diese mangelnde Entscheidbarkeit entzieht der weltkulturellen Erklärung des festgestellten Wandels jedoch nicht gänzlich den 10

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