Beatrix Alexandra Ertsey Nachverhandlung von Outsourcing-Verträgen GABLER EDITION WISSENSCHAFT Markt- und Unternehmensentwicklung Herausgegeben von Professor Dr. Dres. h.c. Arnold Picot, Professor Dr. Professor h.c. Dr. h.c. Ralf Reichwald, Professor Dr. Egon Franck und Professorin Dr. Kathrin Möslein Der Wandel von Institutionen, Technologie und Wettbewerb prägt in vielfältiger Weise Entwicklungen im Spannungsfeld von Markt und Unternehmung. Die Schriftenreihe greift diese Fragen auf und stellt neue Erkenntnisse aus Theorie und Praxis sowie anwendungsorien- tierte Konzepte und Modelle zur Diskussion. Beatrix Alexandra Ertsey Nachverhandlung von Outsourcing-Verträgen Effizienz und Flexibilität in komplexen Leistungsbeziehungen Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Dres. h.c. Arnold Picot GABLER EDITION WISSENSCHAFT Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Universität München, 2008, u.d.T.: Ertsey, Beatrix Alexandra: Nachverhandlung und Terminierung von Outsourcingverträgen D 19 1. Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © Gabler | GWVFachverlage GmbH, Wiesbaden 2006 Lektorat: Frauke Schindler / Sabine Schöller Gabler ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe- sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. indiesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-0987-9 V Geleitwort Das Phänomen der Nachverhandlung von Verträgen genießt seit ca. zwanzig Jahren eine erhöhte Aufmerksamkeit in der Literatur. Dies hängt zusammen mit einer Erkenntnis, die innerhalb der mikroökonomischen Vertragstheorie eine neue bis dato vernachlässigte Perspektive eingeführt hat. Lange Zeit hielt man es für ausreichend, sich bei der Analyse von Verträgen auf die Annahme zu beschränken, diese seien umfassend in dem Sinne, dass sie die Auswirkungen aller möglichen zukünftigen Entwicklungen auf die Geschäftsbeziehung vorsehen und explizit regeln könnten. Natürlich entspricht das nicht der Realität. Niemand kann genau vorhersagen, wie sich bestimmte Umweltparameter verhalten werden und was in diesem Fall die für alle Vertragsparteien günstigste Allokation sein wird. Wegweisende Autoren wie Oliver Hart, Jean Tirole und Sanford Grossman haben sich deshalb auch theoretisch mit der Frage auseinandergesetzt, was es für Konsequenzen hat, wenn man davon ausgeht, dass Verträge zu gewissen Punkten, die man nicht vorhersagen kann, offen und entsprechend unvollständig bleiben. Nun ist es nicht immer zielführend, eine bewährte Annahme zugunsten einer realistischeren aufzugeben, schließlich ist es Aufgabe einer Theorie, die Realität durch hinreichende Abstraktion begreifbar zu machen. Eine Theorie, die sich zu stark an Einzelheiten der Realität orientiert, läuft Gefahr sich in unübersichtlichen Details und Einzelfällen zu verlieren. Die Beschäftigung mit unvollständigen Verträgen hat sich hingegen als überaus fruchtbare Theorieerweiterung erwiesen. Denn nur so wird es möglich, sich mit den Auswirkungen und Folgen von Nachverhandlungen auseinan- derzusetzen, die vor dem Hintergrund vollständiger Verträge schlichtweg nicht möglich sind. Dass diese Auseinandersetzung richtig und wichtig ist, stellen schon die Pioniere der „incomplete contracts theory“ fest, denn sie zeigen, dass Nachverhand- lungen deutlichen Einfluss auf die gesamte Effizienz einer Geschäftsbeziehung nehmen, in dem sie sich auf die Investitionsentscheidungen der beteiligten Parteien ebenso auswirken wie auch auf die Wirtschaftlichkeit des eigentlichen Gütertauschs, dessen Konditionen durch die Nachverhandlung neu geregelt werden. VI Einführung: Das Produktivitätsparadoxon des Outsourcing Das Ergebnis von zwei Jahrzenten intensiverer mikroökonomischer Forschung zu diesem Thema ist eine nicht unerhebliche Zahl von Veröffentlichungen, die das Phänomen nachverhandelbarer Verträge vor dem Hintergrund verschiedener Konstellationen durchleuchten. Dennoch beschränkt sich die Forschung bislang weitgehend auf den grundlagentheoretischen Bereich, so dass anwendungsorientierte Forschungsergebnisse die Ausnahme bleiben. Die hier vorliegende Arbeit leistet nun einen Beitrag zur anwendungsorientierten Betrachtung des Nachverhandlungsproblems, indem sie vorhandene vertragstheoreti- sche Ansätze und Ergebnisse auf Outsourcing-Kooperationen überträgt. Auf Basis einer Literaturauswertung leitet die Autorin dabei die definitorischen Grundlagen für die vertragstheoretische Erfassung des Outsourcing-Phänomens ab. Im Rahmen einer explorativen empirischen Untersuchung, die sich vor allem auf Interviews mit Experten für Ousourcing stützt, werden aufbauend auf dieser Definition weitere kritische Merkmale und deren Ausprägungen identifiziert. Die Ergebnisse fließen ein in die Annahmen eines formalen Modells einer Outsourcing-Kooperation, mit dessen Hilfe zum einen das Effizienzproblem, das durch Nachverhandlung von Outsourcing- Verträgen entsteht, präzisiert und zum anderen die Ableitung von Ansätzen zur Lösung des Problems ermöglicht wird. Die Arbeit ist sehr beachtenswert, da sie ein empirisch nicht einfach zu erfassendes Feld aus einer anwendungsorientierten Perspektive betrachtet und dabei sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis bemerkenswerte Ergebnisse erzielt. Vor diesem Hintergrund ist zu hoffen, dass die Arbeit in Wissenschaft und Praxis die verdiente Aufmerksamkeit und Resonanz findet und dazu beiträgt, das gerade bei langfristigen Ousourcingverträgen so wichtige Nachverhandlungsproblem besser zu verstehen und zu beherrschen. Arnold Picot Zum Stand der Theorie zur Nachverhandlung von Outsourcing-Verträgen VII Vorwort Der Erfolg von Outsourcing-Projekten, sei es auf Seiten des Abnehmers oder auf Seiten des Anbieters, hängt maßgeblich davon ab, dass beide Parteien ihre Investiti- ons- und Leistungszusagen einhalten. Aufgrund der Komplexität der Leistung und veränderten Umweltanforderungen müssen Verträge jedoch häufig nachverhandelt werden oder es kommt sogar zu einem Wechsel des Geschäftspartners. Das notwendi- ge vertragliche Commitment für die Gewährleistung einer gewissen Investitionssi- cherheit ist dann nicht mehr zu erzielen. Dadurch wird oft zu wenig oder nicht richtig investiert, was dazu führt, dass Outsourcing-Projekte ihre Ziele verfehlen oder gar nicht erst eingegangen werden. Theoretische Forschungsergebnisse belegen, dass vertragliche und außervertragliche Steuerungsmechanismen existieren, welche aus Unsicherheit resultierende Ineffizien- zen in Geschäftsbeziehungen mindern oder sogar beheben können. Diese Mechanis- men wirken allerdings nur, wenn bestimmte Voraussetzungen, v.a. hinsichtlich des Investitions- und Informationsverhalten der beteiligten Parteien, gegeben sind. Inwieweit diese Bedingungen in Outsourcing-Beziehungen vorliegen und inwieweit demzufolge diese Maßnahmen wirksam eingesetzt werden können, ist noch unzurei- chend bekannt. Das Ziel dieser Arbeit ist es zum einen, Existenz, Art und Umfang eines Effizienz- problems durch fehlendes Commitment in Outsourcing-Kooperationen sowohl theoretisch als auch empirisch zu fundieren. Zum anderen werden aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen Mechanismen entwickelt, die in der Lage sind, Effizienz- probleme zu lösen, ohne dass auf die positiven Effekte einer gesteigerten Flexibilität durch Nachverhandlungen verzichtet werden muss. Die Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Information, Organisation und Management der Ludwig-Maximilians- Universität München. Sie wurde im Wintersemester 2007/2008 vom Promotionsaus- schuss der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre als Dissertation angenommen. VIII Einführung: Das Produktivitätsparadoxon des Outsourcing An erster Stelle gilt mein Dank meinem akademischen Lehrer und Doktorvater Prof. Dr. Dres. h.c. Arnold Picot. Durch seine aufgeschlossene Haltung und seine motivierende Art hat er mich ermutigt, dieses Projekt zu beginnen. Seine fachlichen Anregungen waren mir ein wertvoller Leitfaden während der Erstellung der Arbeit. Weiterhin danke ich Herrn Prof. Dr. Thomas Hess für die Übernahme des Zweitgu- tachtens. Meinen Kollegen am Lehrstuhl und an der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre danke ich für die gute Zusammenarbeit und den regen Gedankenaustausch. Mit ihrer Kollegialität und ihrem Verständnis haben sie einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieser Arbeit geleistet. Mein besonderer Dank gilt meiner Familie, meinem Vater, der mich immer wieder in meinem Unterfangen bekräftigt hat und meiner Mutter für den notwendigen Rückhalt und die große Unterstützung bei den Abschlussarbeiten. Ich danke meinem Lebensge- fährten und Kollegen Boris Ekart für seine stete Diskussionsbereitschaft. Mit scharfem Verstand und unendlicher Geduld hat er mir über manchen gedanklichen Konflikt hinweggeholfen und diese Arbeit erst möglich gemacht. Beatrix Ertsey Zum Stand der Theorie zur Nachverhandlung von Outsourcing-Verträgen IX Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis. ............................................................................................. XIII Tabellenverzeichnis .................................................................................................... XV Abkürzungsverzeichnis .......................................................................................... XVII Symbolverzeichnis ................................................................................................... XVII 1.Einführung: Das Produktivitätsparadoxon des Outsourcing ................................ 1 1.1. Zum Stand der Theorie zur Nachverhandlung von Outsourcing- Verträgen 7 1.2. Ziel und Gang der Arbeit 12 2.Zur ökonomischen Theorie der Nachverhandlung und Terminierung von Verträgen ........................................................................................................ 16 2.1. Das Problem nachverhandelbarer Verträge 16 2.1.1. Eigenschaften des Nachverhandlungs-Gleichgewichts 27 2.1.2. Investitionen in nachverhandelbare Vertragsbeziehungen 40 2.2. Lösungsmechanismen zum Effizienzproblem bei Nachverhandlung und Terminierung 55 2.2.1. Mechanismen zum Schutz spezifischer Investition 55 2.2.2. Vertikale Integration als Ansatz zur Lösung des Hold-up-Problems 57 2.2.3. Mechanismen zur Versicherung spezifischer Investitionen 61 2.2.4. Vertragsbasierte Mechanismen zur Lösung des Unterinvestitionsproblems 66 2.3. Zwischenfazit 75 3.Eine theoretische Analyse der Outsourcing-Kooperation ................................... 78 3.1. Was ist „außen“? – Abgrenzung zur Unternehmung 79 3.1.1. Zielorientiertes Paradigma 79 X Einführung: Das Produktivitätsparadoxon des Outsourcing 3.1.2. Kompetenzorientiertes Paradigma 81 3.1.3. Anreiz-Beitrags-Paradigma 84 3.1.4. Vertragstheoretisches Paradigma 85 3.1.5. Eine vertragstheoretisch-ressourcenorientierte Definition der Unternehmung 95 3.2. Was ist „außen“? – Abgrenzung zur marktlichen Koordination 99 3.2.1. Outsourcing als Markttransaktion 100 3.2.2. Outsourcing als hybride Kooperation 109 3.2.3. Eine vertragstheoretisch-ressourcenorientierte Definition der Outsourcing-Beziehung 115 4.Eine empirische Exploration der Outsourcing-Kooperation ............................ 122 4.1. Untersuchungsdesign 122 4.2. Untersuchungsgüte 127 4.2.1. Validität 127 4.2.2. Reliabilität 128 4.3. Auswertungsmethodik 131 4.4. Auswertung und Interpretation 133 4.4.1. Kooperationsgewinn 133 4.4.2. Investitionsstruktur 138 4.4.3. Property-Rights-Verteilung 147 4.4.4. Informationsstruktur 152 4.4.5. Risikoeinstellung 161 4.4.6. Nachverhandlung und Terminierung 166