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Nachlassformationen. Studien zum literarischen Archiv: Richard Leising und Helga M. Novak PDF

567 Pages·2022·4.311 MB·German
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Nachlassformationen Katrin von Boltenstern Nachlassformationen Studien zum literarischen Archiv: Richard Leising und Helga M. Novak Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zgl. Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2020 Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2022 Brill Fink, Wollmarktstraße 115, D-33098 Paderborn, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, Verlag Antike und V&R unipress. www.fink.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Herstellung: Brill Deutschland GmbH, Paderborn ISBN 978-3-7705-6693-8 (hardback) ISBN 978-3-8467-6693-4 (e-book) Inhalt Einleitung  ....................................................... ix Forschungsgegenstand, Problemstellung und Fallbeschreibung  ......................................... xii Aufbau, Verfahrensweisen, Umgang mit den Quellen  ....... xvii Thematische Eingrenzung und begriffliche Differenzierung  .. xxi Forschungsstand  ......................................... xxv Reflexion  ................................................ xxxiii Kapitel 1: Historische und theoretische Grundlagen  .................. 1 1.1 Der Schriftstellernachlass im Literaturarchiv – eine historische Formation  .................................................. 2 1.2 Literaturarchive, literarische Nachlässe und die DDR  .......... 10 1.3 Begriffliche Abgrenzung I: Werk und Nachlass  ................. 28 1.4 Begriffliche Abgrenzung II: Nachlassterminologie  ............. 44 1.4.1 Der literarische Nachlass resp. Vorlass  .................. 45 1.4.2 Das literarische Archiv  ................................ 58 1.4.3 Hinterlassenschaften  .................................. 62 1.4.4 Bestand  .............................................. 64 1.4.5 Literarisches Erbe  ..................................... 67 1.5 Formation Nachlass – Zugänge und Perspektiven  .............. 70 1.5.1 Konstellation: Zusammensetzung, Beschaffenheit und Werk-Nachlassverhältnis  .............................. 73 1.5.2 Genese: Entstehung, Einflussfaktoren, Überlieferung  .... 78 1.5.3 Praktiken: Schreiben, (Selbst-)Kommunizieren, Archivieren  ........................................... 82 1.5.4 Kontrolle: Nachlassbewusstsein und Nachlasspolitik  .... 92 1.5.5 Selbstentwurf: Autorschaft und autobiografisches Schreiben  ............................................ 100 1.5.6 Zeugnis: Gedächtnis, Tod, Geschichte  .................. 111 1.6 Die Problematik des Nachlasses: Privatsphäre, Dichterkult und Eigendynamik  .......................................... 123 1.7 Die Autorengeneration der zwischen 1933 und 1935 Geborenen in der DDR  ................................................. 137 vi Inhalt Kapitel 2: Fallstudien  ............................................... 153 2.1 Richard Leising – der Nachlass im DLA Marbach  .............. 153 2.1.1 Kurzbiografie  ......................................... 154 2.1.2 Schreib- und Werkbiografie  ............................ 159 2.1.3 Schreiben und Publizität: Das Verhältnis zur literarischen Öffentlichkeit  ......................................... 170 2.1.4 Nachlassprofil  ........................................ 180 2.1.4.1 Umfang und Zusammensetzung  ............... 181 2.1.4.2 Entstehungszusammenhang und Überlieferungsgeschichte  ...................... 189 2.1.5 Praktiken des literarischen Archivs: „diese Chemnitzer Pingligkeit“  ........................................... 192 2.1.5.1 Ordnen, Datieren und Kommentieren – selbstreflexive Systematik  ...................... 193 2.1.5.2 Dokumentieren und Sammeln – die Zitat- und Zeitungsbücher  .................. 201 2.1.5.3 Aufschreiben und Verzeichnen – die Merkbücher  ............................... 207 2.1.5.4 Aufbewahren und Vernichten – Akribie im Autodafé  ........................... 214 2.1.6 Autorschafts- und Selbstentwürfe: „ich bin versucht, meinen Arbeiten Dauer zu geben“  ..................... 219 2.1.6.1 Produktivität als Prämisse und das Sprechen der Gegenstände in der Lyrik – poetologische Ansätze  ....................................... 221 2.1.6.2 Schreiben und die DDR – Machtverhältnisse, Abhängigkeiten und Mitschuld  ................ 235 2.1.7 Nachlassbewusstsein und Nachleben  ................... 249 2.1.7.1 Tod und Schreiben: „Bereit zum Tode, ist er doch keineswegs bereit zum Nichts“  ................. 252 2.1.7.2 „Post mortem ist das unsinnig und anmaßlich“: Nachlasspolitik zwischen Werkbildung und Nachlassplanung  .............................. 258 2.1.7.3 Der Nachlass als Werkersatz: „dieses Museum mit den vielen kleinen Aktendeckeln“  .......... 267 2.1.8 Resümee: Kompensation und Komposition –„Ich weiß keinen Weg, und den gehe ich“  ......................... 276 Inhalt vii 2.2 Helga M. Novak – der Nachlass im DLA Marbach  .............. 281 2.2.1 Kurzbiografie  ......................................... 282 2.2.2 Schreib- und Werkbiografie  ............................ 300 2.2.3 Schreiben und Publizität: Das Verhältnis zur literarischen Öffentlichkeit  ......................................... 318 2.2.4 Nachlassprofil  ........................................ 329 2.2.4.1 Umfang und Zusammensetzung  ............... 329 2.2.4.2 Entstehungszusammenhang und Überlieferungsgeschichte  ...................... 337 2.2.5 Praktiken des literarischen Archivs  ..................... 346 2.2.5.1 „meine lebendige Unordnung“ – selektive Archivsorge, nachträgliche Rückforderungen und Ordnungsbemühen  ....................... 347 2.2.5.2 „Briefe […], die jedes längere Tagebuch in den Schatten stellen“ – Briefeschreiben und (Selbst-)Kommunizieren  ...................... 355 2.2.6 Selbstentwürfe – Leben und Schreiben  ................. 366 2.2.6.1 Anarchisch, autobiografisch, politisch – „nie war mir die Literatur so wichtig, nur – daß ich schreiben darf, kann – wann und was ich will“  ............ 366 2.2.6.2 Autorschaft und DDR – „Ich bin Schriftsteller und kein Richter“  ............................. 377 2.2.7 „ich habe gar kein Archiv“ – Ambivalenzen im Vorlass- und Nachlassbewusstsein  ............................. 391 2.2.7.1 Vorlasskritik und das Recht auf Privatsphäre  .... 394 2.2.7.2 Nachlassbewusstsein, nachlasspolitische Vorbereitungen, Nachleben  .................... 403 2.2.8 Die Eigendynamik der Nachlasspolitik: die Nachlassverwalterin Rita Jorek  ......................... 413 2.2.9 Werk-Archiv-Korrelationen: „Im Schwanenhals“  ......... 426 2.2.9.1 Der Brief als Ausgangs- und Endpunkt der literarischen Produktivität  ..................... 433 2.2.9.2 „Und wenn es mir noch so schwer fällt“ – der Abschluss der Autobiografie als nachlasspolitische Strategie  ...................................... 445 2.2.10 Resümee: Der Nachlass als prekäres Zeugnis – „solange ihr noch in Gedanken / nach meinem Verbleib fahndet / ist nicht alles verloren“  ................................ 458 viii Inhalt Kapitel 3: Schlussbetrachtung  ....................................... 467 Dank  ............................................................... 475 Literatur- und Quellenverzeichnis  ................................... 477 Register  ............................................................ 527 Einleitung Von literarischen Nachlässen geht eine starke literaturgeschichtliche Wirk- kraft aus. Sie können ein Gesamtwerk umwerten, Autorbilder verändern, Aufmerksamkeit generieren sowie posthume Autorschaft begründen.1 Nicht selten kommt es vor, dass Autorinnen und Autoren2 auf dieses wirkungs- geschichtliche Potenzial reagieren. Arno Schmidt beispielsweise ließ sich 1976–1978 ein eigenes Archivgebäude in seinen Garten bauen, das bis heute als Bewahrungsstätte seines Nachlasses fungiert.3 Auch Friedrich Dürrenmatt sorgte vor und bot der Schweizer Eidgenossenschaft 1988 die Schenkung seines literarischen Nachlasses an – geknüpft an die Bedingung, dass sie im Gegenzug ein nationales Literaturarchiv errichtet.4 Thomas Bernhard wiederum verfügte kurz vor seinem Tod 1989 testamentarisch, dass aus seinem gesamten Nachlass innerhalb der Staatsgrenzen Österreichs nichts gedruckt, vorgetragen, noch aufgeführt werden dürfe.5 Elfriede Jelinek inszeniert medial wie literarisch das Motiv der Nachlassvernichtung, spricht vom geplanten ‚Schreddern ihrer Dichtung‘, unterstützt aber parallel das Elfriede Jelinek-Forschungszentrum bei seiner Archivierungs- und Dokumentationsarbeit.6 Seit der Institutionalisierung des Nachlasswesens und der Professiona li- sierung der Neuphilologie im mittleren 19. und 20. Jahrhundert beeinflussen Autorinnen und Autoren zunehmend die Rolle ihres künftigen Nachlasses im Hinblick auf ihr literarisches Wirken.7 Sie treffen verschiedene Vorkehrungen, heben ihre Papiere bewusst auf, ordnen sie vor oder vernichten sie gezielt. Damit hat sich die Bedeutung des literarischen Nachlasses für Autoren, Philologie und Archivträger paradigmatisch gewandelt; die Annahme einer (cid:4605) Vgl. Sina/Spoerhase 2013: Nachlassbewusstsein, S. 622 f. (cid:4606) Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum ver- wendet. Immer wieder werden weibliche Sprachformen miteinbezogen, um zu verdeut- lichen, dass mit den Personenbezeichnungen stets mehrere Geschlechter gemeint sind. (cid:4607) Vgl. Fischer 2021: Reste und Ränder, S. 38. Und: Schmidt, Alice an Pohl, o. N., Bargfeld, 13.3.1976. In: Archiv der Arno Schmidt Stiftung. Für diesen Hinweis danke ich Michaela Nowotnick. (cid:4608) Vgl. Wirtz 2013: Der Eigensinn der Nachlässe, S. 82. (cid:4609) Vgl. o. V.: Genau kalkuliert. In: Der Spiegel, 27.2.1989. (cid:4610) Vgl. Janke/Kovac 2013: Publikationsformen und Werküberlieferung, S. 27 u. 32. Und: Janke 2015: Elfriede Jelineks Werk und Wirkung. Eine Überforderung. Unter: https://fpjelinek. univie.ac.at/fileadmin/user_upload/proj_ejfz/PDF-Downloads/vortrag-janke-2015-hp.pdf, zuletzt abgerufen am 16.11.2021. Für diesen Hinweis danke ich Vivien Petras und Marlene Moser. (cid:4611) Vgl. Sina/Spoerhase 2013: Nachlassbewusstsein, S. 619 f. x Einleitung zufälligen Überlieferung ist nicht mehr haltbar.8 In der Literaturwissen- schaft allerdings wurde diese Entwicklung lange kaum berücksichtigt – erst seit kurzem rückt der literarische Nachlass, begriffen als eigenständiges und geformtes Konstrukt, in den Fokus. Dienten die Archivbestände der Literaturarchive bisher in der Regel als Materialgrundlage für Editionen und textgenetische Untersuchungen oder wurden für die Interpretation von Einzelwerken herangezogen, so haben literarische Nachlässe in den letzten Jahren einen qualitativen Zugangswechsel erfahren: Sie sind zu einem eigen- ständigen Untersuchungsgegenstand avanciert. Der innovative Forschungs- schub, der sich insbesondere in Beiträgen von Detlev Schöttker, Kai Sina, Carlos Spoerhase, Ulrich von Bülow und Irmgard M. Wirtz ausgedrückt hat, eröffnet dabei eine große Spannbreite an Zugängen: von der Untersuchung der historischen Herausbildung eines ‚Nachlassbewusstseins‘9 und der Rolle der Nachwelt10 über Ansätze in Form von Termini wie ‚Nachlasspolitik‘11 oder ‚Nachlasspoetik‘12 bis hin zu Eckpfeilern einer ‚archivarischen Hermeneutik‘13. Die Zahl ganz unterschiedlich fundierter Publikationen zum Thema wächst rasch und beständig. Ausschließlich in Aufsatzform und in Sammelbänden vorliegend, nehmen die Veröffentlichungen jedoch nur bedingt aufeinander Bezug. Es bedarf einer grundlegenden Systematisierung, Einordnung und Weiterentwicklung. Die vorliegende Studie widmet sich diesem Desiderat und stellt den literarischen Nachlass als literaturwissenschaftlichen Interpretationsgegen- stand in ihr Zentrum. Unter dem offenen Begriff der Nachlassformation14 werden die bereits existierenden Herangehensweisen aufgegriffen, geprüft und im Hinblick auf eine praktische Anwendbarkeit zusammengebracht. Im Fokus steht dabei zum einen der Nachlass als historisch gewordene, kulturelle Formation,15 sowie zum anderen der Nachlass als singuläres Gebilde, das jeweils durch diverse Kräfte und Faktoren geformt wurde.16 Ziel der Studie (cid:4612) Vgl. hierzu: Ebd., S. 607–623. (cid:4613) Vgl. u. a.: Sina/Spoerhase 2017: Nachlassbewusstsein. (cid:4605)(cid:4604) Vgl. u. a.: Schöttker 2002: Der Autor als Star der Nachwelt, S. 248–265. Und: Schöttker 2008: Adressat: Nachwelt. (cid:4605)(cid:4605) Vgl. Mehring 2008: Nachlasspolitik bei Heidegger und Carl Schmitt, S. 107–123. / Mehring 2016: Heideggers „große Politik“. / Sina/Spoerhase 2013: Nachlassbewusstsein, S. 622. (cid:4605)(cid:4606) Vgl. Wirtz 2013: Einführung, S. 7–10. (cid:4605)(cid:4607) Vgl. Bülow 2018: Papierarbeiter, S. 11. (cid:4605)(cid:4608) Aufgegriffen wird der Begriff der ‚Nachlassformation‘ von Spoerhase, der ihn allerdings mit anderer Stoßrichtung verwendet. Vgl. Spoerhase 2017: Neuzeitliches Nachlass- bewusstsein, S. 35–38. (cid:4605)(cid:4609) Vgl. ebd., S. 21. (cid:4605)(cid:4610) Vgl. Bülow 2018: Papierarbeiter, S. 23.

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