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Nachhaltigkeit als radikaler Wandel: Die Quadratur des Kreises? PDF

334 Pages·2008·1.433 MB·German
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Hellmuth Lange (Hrsg.) Nachhaltigkeit als radikaler Wandel Hellmuth Lange (Hrsg.) Nachhaltigkeit als radikaler Wandel Die Quadratur des Kreises? Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. . 1.Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2008 Lektorat:Katrin Emmerich/ Tanja Köhler Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-15093-2 Inhalt Hellmuth Lange Wovon handelt dieses Buch?............................................................................7 I. Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung Hellmuth Lange Radikaler Wandel? Drei Schwierigkeiten im Umgang mit einem sozialwissenschaftlichen Kernthema..............................................................13 II. Fokus: Konsum Ines Weller Konsum im Wandel in Richtung Nachhaltigkeit? Forschungsergebnisse und Perspektiven.........................................................43 Karl Werner Brand Konsum im Kontext. Der „verantwortliche Konsument“ – ein Motor nachhaltigen Konsums?.................................................................71 Marcel Huneke Möglichkeiten und Chancen der Veränderung von Einstellungen und Verhaltensmustern in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung............95 Roland Bogun Nachhaltigkeitsdiskurs, Umwelt- und Risikobewusstsein: Ansatzpunkte für ein nachhaltig(er)es Konsumentenverhalten?...................123 III. Fokus: Unternehmen / Organisation Ulf Schrader Transparenz über Corporate Social Responsibility (CSR) als Voraussetzung für einen Wandel zu nachhaltigerem Konsum................149 Guido Becke Verändern durch Erhalten – ‚Change Management’ zur Unternehmens- nachhaltigkeit aus der Perspektive der Organisationsforschung...................167 Eva Senghaas-Knobloch Überzeugen, Verpflichten und Befähigen. Erneuerte Antworten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) auf die Herausforderungen einer sich verändernden Staaten- und Gesellschaftswelt..............................189 Georg Müller-Christ Frames und Widerspruchsmanagement: Voraussetzungen für einen Wandel in Richtung nachhaltige Unternehmen............................................215 IV. Fokus: Governance Jan-Peter Voß Nebenwirkungen und Nachhaltigkeit: Reflexive Gestaltungsansätze zum Umgang mit sozial-ökologischen Ko-Evolutionsprozessen..................237 Ulrich Dolata Soziotechnischer Wandel, Nachhaltigkeit und politische Gestaltungsfähigkeit.....................................................................................261 Winfried Osthorst Potentiale für Nachhaltigkeit? Raumentwicklung zwischen Verwertungssdruck und ökologischen Steuerungszielen..............................287 Heiko Garrelts Nichtregierungsorganisationen als „Player“ in der Nachhaltigkeitspolitik - Möglichkeiten und Grenzen..........................................................................315 Wovon handelt dieses Buch? Hellmuth Lange Der Nachhaltigkeitsdiskurs versteht sich als fundamentale Kritik an der immer dominanteren Lebensweise, wie sie sich in den reichsten Ländern der Erde her- ausgebildet hat. In diesem Sinne fordert die Agenda 21 als Kerndokument der UN Konferenz zu Umwelt und Entwicklung von 1992 eine radikale Verände- rung: einen gerichteten, schnellen und tief greifenden Wandel „der Verbrauchs- gewohnheiten von Industrie, Staat, Handel und Einzelpersonen“ (Agenda 21, Kap. 4.15f.). Es geht ihr, einem häufig benutzten Bild zufolge, nicht so sehr darum, die Geschwindigkeit des Zuges in die Zukunft zu verlangsamen, sondern seine Richtung zu ändern. Dieser Gedanke zu Ende gedacht, läuft auf nichts Geringeres als eine um- fassende ‚Erdsystem-Governance’ (Biermann 2007) hinaus – eine Zielstellung, die geradezu Schwindel erregend anspruchsvoll ist. Das ist für die politische Akzeptanz der Zielstellung sicher kein besonders förderlicher Umstand. Ein anderer Faktor wirkt in die gleiche Richtung: In der medialen Kommunikation wird das Nachhaltigkeitsthema – vor allem dann, wenn es um den Western Way of Life geht – vielfach als eine Herausforderung gefasst, die auf substantiellen Konsumverzicht hinausläuft, und zwar gerade auch bei den Teilen der Bevölke- rung, die sich in den Ländern der OECD-Welt eines mehr oder minder durch- schnittlichen Lebensstandards erfreuen. Akzeptanz versteht sich vor diesem Hintergrund nicht von alleine. Insofern ist es erstaunlich, dass das Thema Nachhaltigkeit in den meisten reichen Ländern der Welt heute überhaupt einen festen Platz auf der politischen Agenda der Regierungen gefunden hat. Vielleicht noch erstaunlicher ist der Um- stand, dass das Nachhaltigkeitsthema nach anfänglichen Verständigungsschwie- rigkeiten darüber, was damit überhaupt gemeint ist, sich auch bei den Bürgerin- nen und Bürgern dieser Länder inzwischen einer nennenswerten Zustimmung erfreut (für Deutschland siehe Kuckartz/Rheingans-Heintze 2006). Dem ist entgegengehalten worden, dass „die breite Zustimmung zu diesen Forderungen vor allem in der Allgemeinheit ihrer Formulierungen begründet“ sei (Grunwald/Kopfmüller 2006: 21), so dass sie nicht in praktische Forderungen münden, die ökonomische Ansprüche und liebgewordene Gewohnheiten infrage stellen. In diesem Sinne resümierte schon der Rat von Sachverständigen für Umweltfragen 1996 lakonisch, „dass man sich eher auf theoretischer Ebene zu 8 Hellmuth Lange einigen vermochte, statt verbindliche Handlungsziele und Maßnahmenkataloge festzulegen“ (RSU 1996: 54). Für alle diese Bedenken lassen sich gute Argu- mente anführen. Zu den einschneidendsten gehören unbeschadet aller inzwischen erreichten Reduktionserfolge sicherlich der noch immer sehr hohe CO -Ausstoß 2 und die fortschreitende Degradation und Zerstörung relevanter Ökosysteme. Andererseits gehört das Thema Nachhaltigkeit zu denjenigen, die sich nicht dauerhaft weichspülen lassen. Sein expliziter Bezug auf den Verbrauch von Naturressourcen und den Zustand von Ökosystemen ebenso wie seine sozialen Zielstellungen weisen Messungen des tatsächlich Erreichten eine zentrale Rolle zu. Deren Resultate bergen das Potential, immer erneut gegen den Anspruch von privaten und staatlichen Akteuren ins Feld geführt zu werden, das Notwendige bereits getan zu haben. Insofern ist es riskant, sich überhaupt darauf einzulassen; das Thema Nachhaltigkeit ganz abzuweisen, ist angesichts seiner inzwischen erreichten Popularität noch riskanter, wenn nicht gar gänzlich unmöglich gewor- den. Tatsache ist denn auch, dass sich die Politik und zahlreiche gesellschaftliche Akteure seit 1992 immer breiter auf das Thema eingelassen haben. Die Politik griff das Thema auf, als es in der Bevölkerung noch weitgehend unbekannt war, und sie hat es inzwischen in nahezu allen Politikfeldern politisch-administrativ etabliert und entfaltet. Vor diesem Hintergrund ist es überraschend, dass die Sozialwissenschaften sich dem Thema eher zögerlich zugewandt haben und sich bis heute schwer damit tun. Das bedeutet nicht, dass Nachhaltigkeit nicht inzwischen auch in den verschiedenen sozialwissenschaftlichen Disziplinen von der Ökonomie über die Politikwissenschaft und die Soziologie bis zur Psychologie Beachtung gefunden hätte. Umso erstaunlicher ist es aber, dass die nachhaltigkeitspolitische Kernfor- derung nach einem radikalen Wandel der Verbrauchsgewohnheiten von Indust- rie, Staat, Handel und Einzelpersonen dabei vergleichsweise am kürzesten weg- gekommen ist, obwohl doch gerade diese Forderung – auch – in sozialwissen- schaftlicher Hinsicht eine Herausforderung erster Güte darstellt. Allerdings bildet die Nachhaltigkeitsthematik nicht das einzige Feld, in dem in der gesellschaftlichen Praxis und im Kontext sozialwissenschaftlicher Prob- lemstellungen die Frage nach den Möglichkeiten eines radikalen Wandels etab- lierter Sichtweisen, Routinen und Interessenkonstellationen aufgeworfen worden ist. Besonders prominent wurde diese Fragestellung angesichts drohender Unter- nehmenszusammenbrüche in den neunziger Jahren unter dem Begriff des Chan- ge Managements im Bereich der unternehmensbezogenen Organisationsentwick- lung (etwa Doppler/Lauterburg 1996). Eine der Schlüsselfragen in diesem Prob- lemfeld lautet: Wie kann unter den Beschäftigten die erwünschte Veränderungs- bereitschaft in Richtung auf neue Standards (der Kooperation, der Verantwor- tungsbereitschaft, der Initiative etc.) entstehen – nicht zuletzt bei denjenigen Wovon handelt dieses Buch? 9 Managern, die für die alten Standards verantwortlich sind? Es verwundert nicht, dass sich hier externe Schocks, die den Fortbestand betroffener Unternehmen infrage stellen, empirisch als Schlüsselanstöße erwiesen haben. Überträgt man diese Erkenntnis auf die Nachhaltigkeitsproblematik, dann werden die zu gewärtigenden Konsequenzen noch beklemmender, als im Falle einzelner Zusammenbrüche im Unternehmensbereich. Man denkt vor allem an Schocks in Gestalt der definitiven Erschöpfung natürlicher Ressourcen und an gesellschaftlich verursachte oder „autonome“ Naturkatastrophen in Form großer ökosystemarer oder klimatischer Veränderungen mit weit reichenden sozialen, wirtschaftlichen und auch politischen Folgen. Tatsächlich leitet sich denn auch der normative Gehalt des Nachhaltigkeitsthemas – untheoretisch ausgedrückt: ‚Mehr Nachhaltigkeit ist besser als weniger!’ – aus der Annahme ab, dass es eine breite Übereinstimmung darüber gibt, gerade diese Art von Schocks zu vermei- den. Oder anders ausgerückt: So sehr sich Krisen bislang immer auch als Chan- cen erwiesen haben mögen, bislang verdrängte oder vernachlässigte Probleme zu bearbeiten und insgesamt zu einer Verbesserung der Situation zu gelangen, so groß ist die Sorge, dass dies im Falle der Nachhaltigkeitsproblematik nicht der Fall sein könnte, weil es dafür – anders als für die Um- oder Neugründung ein- zelner Unternehmen – dann bereits zu spät ist. So betrachtet, läuft die nachhaltigkeitspolitische Herausforderung auf die Quadratur des Kreises hinaus. Das klingt allerdings dramatischer als es ist. Zwar ist die Quadratur des Kreises ein Symbol für ein letztlich unerreichbares Ziel – aber eben doch nur ‚letztlich’. Die Quadratur des Kreises ist gleichzeitig eine Metapher für Ziele, denen man sehr nahe kommen kann, vorausgesetzt man verfolgt das Ziel mit der nötigen Ausdauer. In Sachen Nachhaltigkeit wäre das ein überwältigendes Ergebnis. Tatsächlich liegt denn auch die eigentliche Her- ausforderung der Nachhaltigkeitsthematik vor allem in der politischen Fähigkeit der Gesellschaften, entsprechende Optimierungsprozess in Gang zu setzen und sie sachlich und zeitlich zu stabilisieren; primär als politisches Mainstreaming, aber nicht zuletzt auch in der wissenschaftlichen Analyse entsprechender Mög- lichkeiten und Bedingungen – als kooperative und je eigene Anstrengungen von Naturwissenschaftlern und Sozialwissenschaftlern. Das vorliegende Buch ordnet sich in diesen Rahmen ein. Der disziplinäre Schwerpunkt der meisten Beiträge des Bandes ist soziologisch. Sie kommen hier allerdings aus recht unterschiedlichen Domänen wie der Umweltsoziologie, der Arbeits- und Organisationssoziologie, der Techniksoziologie. Andere Beiträge haben einen politologischen, psychologischen oder betriebswirtschaftlichen Akzent. Das Buch verzichtet auf eine allgemeine Erörterung der Wünschbarkeit und zentraler Prinzipen von Nachhaltigkeit. Vielmehr werden drei zentrale Praxis- 10 Hellmuth Lange und Problemfelder der Nachhaltigkeitsthematik betrachtet. Dabei geht es durch- wegs um die Frage, welche konkreten Erfahrungen in den betreffenden Feldern mit dem Bemühen gesammelt wurden, schnelle und tief greifende Veränderun- gen von eingeführten Sichtweisen, praktisch verankerten Routinen und damit verbundener Interessenkonstellationen zu bewirken. Eine weniger grundsätzlich-prinzipielle als pragmatisch und empirisch aus- gerichtete Vorgehensweise wird auch aus einem zweiten Grund bevorzugt: Trotz des starken Bezuges der Nachhaltigkeitsthematik auf wissenschaftliche Fakten (vor allem naturwissenschaftlicher, aber auch gesellschaftswissenschaftlicher Art) bleibt sie eine regulative Idee und bei entsprechender Nutzung ein politisch- gesellschaftliches Reflexionsinstrument. Demzufolge kann es keine Zustände geben, die abschließend als nachhaltig gelten könnten. Auch insofern erscheint es angemessener und fruchtbarer, den Blick auf jeweils konkrete Problemfelder und deren Entwicklungsdynamik zu richten und hier nicht nach Nachhaltigkeit schlechthin zu suchen, sondern die Bedingungen für mehr oder weniger radikale Veränderungen zugunsten von nachhaltigeren Optionen der Entwicklung in den Mittelpunkt zu stellen. Die Felder, in denen diese Perspektive verfolgt wird, sind 1. Konsummuster 2. Unternehmenskontexte mit den Schwerpunkten Organisationsentwicklung und Arbeitshandeln 3. Governanceprozesse mit Blick auf (cid:131) spezielle Akteure (NGOs) (cid:131) spezielle Problemfelder (Raumplanung und Technikentwicklung) (cid:131) die Bildung internationaler Übereinkünfte (zur Arbeitsregulierung) und (cid:131) politische Steuerungsmöglichkeiten komplexer sozialer Veränderungen In jedem dieser Felder wird mit Blick auf die übergreifende Frage nach den Möglichkeiten eines schnellen und tief greifenden Wandels in Richtung auf mehr Nachhaltigkeit eine kritische Bestandsaufnahme versucht. Das Ziel bilden Schlussfolgerungen hinsichtlich der Frage, welche Art von Schritten denkbar und sinnvoll erscheint, um die breite Kluft zwischen allgemeiner Zustimmung zum Grundgedanken des Nachhaltigkeitsziels und dem Ausbleiben eines radika- len Wandels besser zu verstehen und Wege zur Verringerung der Kluft zu erör- tern. Dieses Vorgehen setzt darauf, dass ungeachtet der enormen Komplexität der Herausforderung im Ganzen in einer ganzen Reihe von Aspekten der Frage nach den Möglichkeiten eines radikalen Wandels nicht bei Null angefangen werden muss. Es lässt sich an bereits entfalteten Debatten aus anderen Problemfeldern Wovon handelt dieses Buch? 11 außerhalb der Nachhaltigkeitsthematik anknüpfen (NGO-Forschung, Raumpla- nung, Techniksoziologie, Arbeitssoziologie) und sie als eine Chance zu nutzen, in der Nachhaltigkeitsthematik besser voranzukommen. Die Beiträge dieses Buches differieren naturgemäß in den Schlussfolgerun- gen, zu denen sie im Detail gelangen. Sie stimmen aber doch sehr weitgehend in Folgendem überein: Die Möglichkeiten, die einem rein administrativen staatlichen Durchgreifen für die Policy-Implementation gesetzt sind, sind heute mehr als je zuvor be- grenzt, und das sowohl aus akzeptanzpolitischen Gründen wie aus Gründen der funktionalen Effektivität. Gleichwohl gibt es gute Gründe, die Handlungspoten- tiale der Politik im Allgemeinen und zielgerichteter Steuerungsanstrengungen auf der Basis eines governancepolitisch erweiterten Akteurkonzepts im Besonde- ren für durchaus bedeutsam zu halten. Die Wirkungspotentiale staatlicher Institu- tionen werden dabei nicht überschätzt, in einigen Punkten aber gleichwohl für unersetzbar und ausgesprochen wirkmächtig gehalten. Die Reichweite zweier Optionen, die in der bisherigen umwelt- und nach- haltigkeitspolitischen Debatte über Möglichkeiten eines verstärkten Wandels von Konsummustern und Produktionsstilen größere Prominenz erreicht haben, wird vor diesem Hintergrund als eher begrenzt und als politisch unterkomplex ange- sehen: (cid:131) zum einen die über viele Jahre sehr starke Ausrichtung der politischen, zum Teil aber auch der wissenschaftlichen Debatte auf Bewusstseinsbildung (Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeitsbewusstsein) und auf Leitbilder als erhofftem Schlüssel zu neuen Konsummustern und sonstigen Formen des Alltagsverhaltens der individuellen Bürgerinnen und Bürger und des Han- delns von Unternehmen; (cid:131) zum anderen die vor allem systemtheoretisch begründete starke Betonung von Emergenz als einem Modus gesellschaftlicher Veränderung, die poli- tisch gezielt kaum erfolgreich beeinflusst werden kann, sondern „passiert“. In vielen Nachhaltigkeitsfragen sind Erfolge womöglich noch mehr als in ande- ren Problembereichen daran gebunden, dass es gelingt, unterschiedlichste Akteu- re in teilweise gänzlich neuen Zusammenhängen zusammenzuführen und sie in produktive und zeitlich einigermaßen stabile Kooperationsbeziehung zu bringen. Das ist ohne Zweifel eine enorme politische Herausforderung. Aber auch wenn das Ergebnis derartiger Bemühungen sich nahezu unvermeidlich und mehr oder minder weitgehend von dem unterscheidet, was die beteiligten Akteure – staatli- che und administrative Akteure eingeschlossen – sich eingangs erhofft haben, so besteht das Ergebnis trotzdem nicht in einem Bedeutungsverlust, sondern umge-

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