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Mythos Wissensgesellschaft: Gesellschaftlicher Wandel zwischen Information, Medien und Wissen. Eine Einführung PDF

232 Pages·2009·0.91 MB·German
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Hans-Dieter Kübler Mythos Wissensgesellschaft Hans-Dieter Kübler Mythos Wissens- gesellschaft Gesellschaftlicher Wandel zwischen Information, Medien und Wissen. Eine Einführung 2., durchgesehene und erweiterte Auflage Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1.Auflage 2005 2.Auflage 2009 Alle Rechte vorbehalten © VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2009 Lektorat:Barbara Emig-Roller VS Verlag für Sozialwissenschaften ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-16408-3 Vorwort zur Nachauflage 3 Vorwort zur Nachauflage Zeitdiagnosen haben es so an sich, dass sie einerseits zur Reflexion und Selbst- verständigung des sich gerade Vollziehenden, der Zeitläufe, beitragen sollen und wollen, andererseits zwangsläufig ephemer sind. Mit der Jahrtausendwende, der anhaltenden Expansion und wachsenden Nutzung von Informations- und Kom- munikationstechniken, vor allem des Internet, dem Gründerboom oder gar digita- len Hypes seit Ende der 90er Jahre in dieser Branche, der zu Beginn der nächsten Dekade allerdings abrupt in sich zusammenbrach, mit der dann folgenden Ent- wicklung des so genannten Web 2.0, das für die einen nur als ein vergessen ma- chendes Schlagwort, für die anderen als die nächste Evolutionsspirale interakti- ver, digitaler Kommunikation firmiert und neue ökonomische Chancen ver- spricht, aber auch mit der Heraufkunft und öffentlicher Diskussion vieler anderer zeitgenössischer Sujets wie weiterhin die anhaltende Globalisierung, der Klima- wandel, die Endlichkeit fossiler Energie und der Rohstoffe und noch etlicher globaler Herausforderungen mehr ist die Welt noch komplexer und unüber- schaubarer, vielleicht sogar risikoreicher, sind die Entwicklungen noch weniger konsistent und kalkulierbar, ihr Tempo noch schneller, die öffentlichen Diskus- sionen noch hektischer und unübersichtlicher geworden. Die viel thematisierte Moderne mit ihrer vorgeblich erhöhten Reflexivität scheint vielen kaum rationa- ler und berechenbarer als frühere Phasen. Jedenfalls fügt sie sich kaum mehr in einfache, kompakte Bezeichnungen und eindeutige Termini – selbst wenn es von forschen Zeitgenossen wiederholt versucht wird. Davon nicht unbetroffen sind auch die noch vor wenigen Jahren kuranten Nominationen der gesellschaftlichen Transformationen: die so genannte Infor- mationsgesellschaft, wie sie korrekter und meist international heißt, und die Wissensgesellschaft, wie man sie im deutschen Sprachgebrauch noch ambitio- nierter titulierte. Denn ungeachtet der inzwischen vielfach vorgebrachten opera- tiven Kriterien wie die wachsende Informationsökonomie, ihr Anteil an der nati- onalen Wertschöpfung und die entsprechenden Proportionen von Beschäftigten wie die schon erwähnte Diffusion und Durchdringung sämtlicher Lebensbereiche mit digitalen Kommunikationstechnologien inhärieren diesem als Weiterent- wicklung der Industriegesellschaft gedachten oder deklarierten Stadium Verhei- ßungen von Fortschritt, noch größerer Rationalität, womöglich sogar von fort- schreitender Demokratisierung, Friedfertigkeit und Humanität. Was und wie sehr daran Wunschdenken, Ideologie, Mythos oder Reklame war und ist, referiert und 2 Vorwort zur Nachauflage analysiert dieses Buch – nicht ohne auf die implizite Semantik und Ambitio- niertheit ihrer zentralen Termini hinzuweisen und auch angemessene Konzepte für ihre künftigen Komponenten zu entwerfen: Denn Wissen ist sowohl im All- tagsverständnis als auch in der vielfachen wissenschaftlichen Tradition nicht eine Kategorie, die sich auf größeren, dichteren und bequemeren Datenaustausch oder auf wohlfeile Informationsdistribution durch die Medien reduzieren lässt. Diese Erkenntnis bzw. solch definitorisch-analytische Strenge scheinen sich inzwischen weitgehend durchgesetzt haben. Ebenso sind viele euphorische Prog- nosen des unternehmerischen, instrumentellen Wissensmanagements ernüchtert und auf das realistische Maß menschlicher Kommunikationsformen beschnitten worden. All diese Rekurse mögen den Erfolg dieses und die Nachfrage nach diesem Büchlein befördert haben, so dass der Verlag um einen Nachauflage gebeten hat. Als Autor freut man sich natürlich darüber, zumal es wissenschaftli- che Literatur heute bei ihren Leserinnen und Lesern nicht leicht hat – auch ein Trend in der „Wissensgesellschaft“, der schwerlich ins euphemistische Bild passt und deshalb bei den optimistischen Darstellungen meist ignoriert wird. Eigentlich hätte es einer gänzlichen Überarbeitung und Aktualisierung be- durft, und sie wird auch demnächst angegangen. Denn einerseits sind im Zuge der öffentlichen Debatte viele weitere Analysen und Diskurse erschienen, die es wert sind beachtet und vor allem reflektiert zu werden (sie sind zumindest in den aktualisierten Literaturhinweisen verzeichnet). Andererseits stellt sich immer dringlicher die Frage nach besagter Zeitdiagnose, wenn sie nicht mehr in jene Schablonen passt. Gewiss werden die Termini „Informations-“ und „Wissensge- sellschaft“ noch gegenwärtig bemüht, fast selbstverständlich, ohne Fragezeichen, gewissermaßen als breit akzeptierter gesellschaftlicher Rahmen, zumal in öffent- licher, politischer Rede, aber dort haben sie fast schon den Charakter eines Re- flexes, sozusagen einer nicht mehr zu debattierende Faktizität oder auch Banali- tät, so dass mittlerweile jeder fast alles darunter verstehen kann: Wissensgesell- schaften soll es demnach schon in der Antike gegeben haben, etwa die Atheni- sche Polis, sofern man angeblich universale, ahistorische Indikatoren dafür an- legt, und so kennzeichnet der Terminus mithin keine aktuelle, gar künftige Transformation mehr. Andere sehen ‚die’ Wissensgesellschaft längst noch nicht etabliert und überbieten sich in mehr oder wenigen seriösen Prognosen: 30 Jahre dauere es mindestens noch, hat kürzlich eine volkswirtschaftliche Dissertation errechnet (Rohrbach 2007). Jedenfalls: eine Enquetekommission zur Wissensge- sellschaft wie 1998 dürfte der Deutsche Bundestag heute nicht mehr einberufen. Und auch bei der EU sind die Investitions- und Förderprogramme nicht mehr vorrangig auf die Durchsetzung der Informations- und Kommunikationstechni- ken ausgerichtet, wenngleich sie oft noch ‚Informationsgesellschaft’ im Titel führen. Vorwort zur Nachauflage 3 Dieses Ernüchterung und Skepsis können auch Chance sein: Denn der so genannte humane Faktor, der Mensch, hat sich auch bei dieser zunächst nur technisch und ökonomisch ausgerichtete Instrumentierung (wieder einmal) durchgesetzt. Seit den Pisa-Erhebungen ist sie wieder eher an Bildung und deren sozial (ungleiche) Ermöglichung geknüpft – auch eine originär deutsche Begriff- lichkeit, die so, zumal mit ihrem Pendant Erziehung, in anderen Sprachen nicht vorkommt – ob zum Glück oder zum Nachteil wird jeweils kontrovers gesehen. Jedenfalls, wenn es gelänge, Bildung mit Wissen in dem hier vertretenen alltags- orientierten, konstruktivistischen Sinne zusammenzuführen und noch einige soziale Tugenden wie Kompetenzen einzubeziehen, könnte ein unvoreingenom- men offener Diskurs über die Weiterentwicklung und Zielsetzung gesellschaftli- cher Entwicklung stattfinden, wie ihn das Bändchen anregen wollte und will. Welches Etikett ihr dann jeweils gegeben wird – ob Medien-, Informations-, Wis- sen oder Netzwerkgesellschaft – ist dann wohl weniger wichtig, vermutlich wer- den in folgenden Phasen noch jeweils neue Labels kreiert. So kann und darf sich diese Nachauflage nicht zuletzt mit den Passagen le- gitimieren, die über die Darstellungen allzu tagesaktueller und opportunistische Konzepte auf die (theoretischen) Grundlegungen menschlichen Wissens wie des gesellschaftlichen Wandels ausgerichtet sind. Denn deren Entwicklung und Fort- gang schreiten voran – wie im 8. Kapitel noch ein wenig weiter ausgeführt wor- den ist –, und sie tun es gewiss ungeachtet der jeweiligen zeitdiagnostischen Etiketten. Mein aufrichtiger Dank gilt den Lesern und Leserinnen, den Kritike- rinnen und Kritikern der ersten Auflage, die dem Buch Beachtung und Ausein- andersetzung geschenkt haben und so zu dieser Nachauflage beitragen; er gilt aber auch dem Verlag und Lektorat, die mich zu ihr ermuntert haben. Werther/Hamburg, im September 2008 Hans-Dieter Kübler Inhalt 5 Inhalt Inhalt Einleitung 7 1 Zeitgenössische „Unübersichtlichkeit“ 11 2 Auf dem Weg zur „Informations-“ und/oder „Wissensgesellschaft“? 16 3 Aktuelle, signifikante Paradigmen des gesellschaftlichen Wandels 21 3.1 „Dienstleistungsgesellschaft“ 23 3.2 „Nachindustrielle Gesellschaft“ 24 3.3 Medien- und /oder Kommunikationsgesellschaft 27 3.4 „Risikogesellschaft“ 37 3.5 „Erlebnisgesellschaft“ 41 3.6 Vergleichendes Resümee 44 4 Zur Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien 48 4.1 Revolutionen menschlicher Kommunikation 48 4.2 Globale und digitale Vernetzung 51 5 Konzepte und Konturen der „Informationsgesellschaft“ 59 5.1 Zur Entstehung des Begriffs und des Programms der „Informationsgesellschaft“ 59 5.2 „Informationsgesellschaft“ im nationalen Diskurs 63 5.3 „Informationsgesellschaft“ in europäischer und internationaler Diskussion 75 5.4 „Informationsgesellschaft“ ohne informationstheoretisches Konzept? 82 6 Inhalt 6 Von der „Knowledge Economy“ zur „Wissensgesellschaft“? 89 6.1 „Wissensgesellschaft“ – aktuelle und attraktive Metapher 89 6.2 Wissenstheorien und -soziologien: Abriss der Forschungsgeschichte 97 6.3 Mythen über Technologie und Wissen 118 6.4 Eine pragmatische Typologie des Wissens 128 6.4.1 Erkenntnis(wissen) 131 6.4.2 Professionelles, fachliches Wissen 134 6.4.3 Kulturelles Wissen oder Bildung 137 6.4.4 Alltagswissen 139 6.4.5 Natürlich-intuitives Wissen 142 6.4.6 Weitere erforderliche Differenzierungen und Prägungen von Wissen 143 6.5 Kurante Paradigmen der „Wissensgesellschaft“ 146 6.5.1 Wissensmanagement 147 6.5.2 Wachsende Wissensklüfte und digitale Spaltung? 151 7 Trends und Segmente der „Wissensgesellschaft“ 159 7.1 Globale und digitale Wirtschaft 160 7.2 Expansive Informations- und Kommunikationstechnologien 165 7.3 E-Government: Erosion konventioneller Politik oder neue Partizipation? 168 7.4 Medienflut und -konvergenz 174 7.5 Alltag und Konsum: zwischen Gewohnheiten und elektronischen Optionen 179 7.6 Event und Virtualität statt Aura und Utopie? Digitale Kultur und Kunst 187 7.7 Mediales Edutainment statt Lernen und Gedankenarbeit? 189 8 Resümee: „Wissensgesellschaft“ ante portas? 194 9 Literatur 204 10 Sachregister 223 Einleitung 7 Einleitung Kaum ein Tag vergeht mehr, an dem nicht in öffentlicher Rede der anhaltende Wandel und die erforderlichen Veränderungen in der Gesellschaft und in all ihren Sektoren beschworen werden. Meist werden sie mit den Schlagwörtern „Informations-" und /oder „Wissensgesellschaft“ belegt, sofern es die nationalen Aspekte betrifft, und zudem mit „Globalisierung“ für die internationalen. Sol- ches Labeling genügt meistens, um Kennerschaft oder gar Einverständnis zu signalisieren, weitere Explikationen, was denn die Etiketten gesamtgesellschaft- lich, weltweit und erst recht konkret zu bedeuten haben, welche Transformatio- nen oder Indikatoren wirklich gemeint sind und was sie jeweils aussagen kön- nen, werden selten aufgeboten. Nicht nur in populären, auch in wissenschaftli- chen Darstellungen fügt man gern zu Zeitdiagnosen für diesen oder jenen Be- reich, für diesen oder jenen Aspekt den Oberbegriff hinzu; sogar eine Universität – nämlich die in Paderborn – trägt „Informationsgesellschaft“ in ihrem Amtssie- gel. Überwiegend werden diese Termini mit dem Unterton der Fortschrittlich- keit, Innovation, Zukunftsgewissheit, mindestens der alternativlosen Unaus- weichlichkeit vorgebracht, so dass vermeintlich keine gründlichen Auseinander- setzungen, nicht einmal mehr Diskussionen über valide und verlässliche An- haltspunkte, ihre möglichen Übereinstimmungen oder Abweichungen erforder- lich zu sein scheinen: Die „Informations-" und/oder „Wissensgesellschaft“ kommt so oder so oder ist schon da, heißt es explizit oder unterschwellig, da bedarf es nicht mehr der kritischen Verständigung, schon gar nicht der empiri- schen Verifikation. Doch allein schon, dass noch unklar ist, in welchem Transformationsstadi- um sich die jeweilige Gesellschaft – die bundesdeutsche, die hier primär im Blick ist, aber auch die vergleichbarer Nationen – befindet, welche Phasen sie durchläuft und welche sie noch vor sich hat, müsste stutzig machen und nach soliden Erklärungen und Bestandsaufnahmen verlangen; ebenso, dass es bislang nicht gelungen ist, konsensuale, mindestens grob akzeptierte Indikatoren für die eine oder andere Bezeichnung ausfindig und stichhaltig zu machen, die über die pauschale Versicherung hinausgehen, dass nunmehr Information oder Wissen – schon dafür gibt es bislang keine plausible und anerkannte Abgrenzung – für die gesellschaftliche Entwicklung wichtig oder gar zu prägenden Produktivkraft geworden sei. Denn prompt folgt jeweils der Einwand, dass sich menschliche 8 Einleitung Entwicklung schon seit ihren Ursprüngen nie ohne die Produktion, Speicherung und Vermittlung von Wissen vorstellen lässt, in welcher Form auch immer. Mit- hin sei jede gesellschaftliche Formation immer auch Wissensgesellschaft gewe- sen, es gebe demnach nur graduelle, aber nicht prinzipielle Unterschiede, wenn man die historischen und phylogenetischen Umstände einbezieht. Geändert haben sich jeweils die technischen Optionen, die Rekonstrukti- ons-, Distributions- und Verbreitungsmodalitäten – gemeinhin: die Medien – und damit natürlich die Parameter der Zugänglichkeit, Quantität, Beschleunigung, Vervielfältigung, Dokumentation und Speicherung, die Codierungen und For- men, nicht aber die relative Qualität und Relevanz von Wissen und Information. Damit wäre das kurante Label kein überzeugendes und ausreichendes Unter- scheidungskriterium für den gegenwärtigen gesellschaftlichen Wandel. Deshalb votieren viele dafür, im gegenwärtigen Wandel ein neues, gewiss besonderes und untersuchungswürdiges Stadium der Industriegesellschaft – oder kritischer: des Spätkapitalismus – zu sehen, das zweifelsohne gravierende Metamorphosen, auch Einschnitte für das gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben, allerdings in den jeweiligen Gesellschaften unterschiedlich, zeitigt, nicht aber eine gänzlich neue und klar identifizierbare Gesellschaftsformation konstituiert. Aber letztlich wird sich diese Frage nicht aus zeitgenössischer, sondern nur aus retrospektiver Sicht entscheiden lassen. Immerhin lässt sich erkennen, dass ge- genwärtige Zeitgenossenschaft eher dazu neigt, Wandlungen als revolutionär zu kennzeichnen und als Zäsuren zu bewerten, während in früheren Epochen eher Kontinuität und graduelle Evolution apostrophiert worden sind. Nicht zuletzt die gewaltig vervielfältigten und omnipräsenten Medien sind auf sensationelle Ak- zentuierungen und eingängige Übertreibungen geeicht, um in der überbordenden Masse von Informationen, Nachrichten und Meinungen jeweils für sich Auf- merksamkeit zu erregen, das Publikum an sich zu fesseln, sich interessant zu machen und im öffentlichen Gespräch zu halten. So ist es derzeit einigermaßen gerechtfertigt, auch die Begriffe „Informati- ons-" und „Wissensgesellschaft“ eher noch als Mythen zu verstehen. Denn My- then sind komplexe, aber nicht gänzlich rational begründete, sondern weithin irrational oder gar transzendent geschöpfte Gedankengebäude/Konstrukte oder Vorstellungswelten zur Legitimation unerklärlicher Zusammenhänge, die man glauben möchte, ohne sie durchschauen zu können; und oft genug nehmen sie sogar unbestreitbaren Dogmencharakter an. Dabei enthalten sie meist Spuren von Wahrheit, aber sie fügen sie so in emotionale Kontexte ein, dass sie einer- seits zu fixen Sinninterpretationen oder Lebensorientierungen gerinnen können, andererseits für jedwede ideologische Vereinnahmung und Umdeutung anfällig sind. Nach Roland Barthes (1964; 2003) verwandeln sie Inhalte in formale Abs- traktionen und entpolitisieren sie gewissermaßen. So klingt „Informations"-

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Mit den Schlagworten "Informations"- und/ oder "Wissensgesellschaft" wird der gegenwärtige gesellschaftliche Wandel belegt, der die modernen Industriegesellschaften vor allem durch die rasanten Entwicklungen der Informationstechnologien, die enorme Expansion der Medien und die so genannte Informati
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