Fr(cid:2)he Neuzeit Band148 StudienundDokumentezurdeutschenLiteratur undKulturimeurop(cid:3)ischenKontext Herausgegebenvon AchimAurnhammer,WilhelmK(cid:2)hlmann, Jan-DirkM(cid:2)ller,MartinMulsowundFriedrichVollhardt Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 3/31/17 6:38 PM Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 3/31/17 6:38 PM Thomas Reiser Mythologie und Alchemie in der Lehrepik des fr(cid:2)hen 17. Jahrhunderts Die ›Chryseidos Libri IIII‹ des Straßburger Dichter- arztes Johannes Nicolaus Furichius (1602–1633) De Gruyter Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 3/31/17 6:38 PM ISBN 978-3-11-023316-2 e-ISBN 978-3-11-023317-9 ISSN 0934-5531 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschenNationalbi- bliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet(cid:2)berhttp://www.dnb.deabrufbar. (cid:4)2011WalterdeGruyterGmbH&Co.KG,Berlin/NewYork Satz:epline,KircheimunterTeck Druck:Hubert&Co.,Gçttingen (cid:2)¥Gedrucktaufs(cid:3)urefreiemPapier PrintedinGermany www.degruyter.com Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 3/31/17 6:38 PM Inhalt A. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Das epische Lehrgedicht als Genus rinascimentaler Poesie – ein Grundriß . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.1. Antike . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.2. Mittelalter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.3. Renaissance . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 2. Die Alchemie: Geschichte und Textwelt . . . . . . . . . . . . . . . 9 2.1. Etymologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2. Die spätantiken Gründungstexte und ihre Vermittlung . . 12 2.3. Mittelalter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.4. Renaissance und Barock: Hermetismus – Paracelsismus – Rosenkreutzertum . . . . 15 3. Alchemie und Lehrgedicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 4. Alchemie und Vision . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 5. Mythologie und Alchemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 6. Kommentar und Alchemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 7. Ein Prosakommentar des Tractatus aureus als wichtige Quelle der Chryseis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 8. Furichius: Arzt und Dichter in Straßburg. . . . . . . . . . . . . . . 29 9. Exkurs: Joachim Morsius – ›teuerster Freund‹ und Rosenkreutzer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 10. Die Chryseis: Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 11. Die Chryseis im Vergleich mit der Chrysopoeia des Augurelli 51 12. Furichius’ Chryseis im Vergleich mit seinem Frühwerk Aurea Catena . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 13. Die Chryseis als publizistisches Ensemble zwischen Inter- und Paratextualität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 B. Edition und Übersetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Vorbemerkung zur Edition der Scholien der ›Chryseis‹: . . . . 64 Anmerkungen zur Zitierweise: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Änderungen im Text: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 Brought to you by | UT System - Univ of Texas Authenticated Download Date | 6/23/18 9:49 PM VI Inhalt C. Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Furichius, Chryseis, Praefatio, Kommentar. . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Furichius, Chryseis, Liber I, Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 Furichius, Chryseis, Liber II, Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . 244 Furichius, Chryseidos, Liber III, Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . 276 Furichius, Chryseidos, Liber IIII, Kommentar. . . . . . . . . . . . . . . 310 D. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348 1. Auswahl aus den Libelli Carminum Tres von 1621 Stadtarchiv Weißenburg in Bayern, Sign. 784/3. . . . . . . . . . 348 2. Edition des Briefes im Album Morsianum, Stadtbibliothek Lübeck, Altbestand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353 3. Edition des Programma Funebre Straßburg, Thomasarchiv . 356 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359 Dank. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 387 Register. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 1. Sachregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 389 2. Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 Brought to you by | UT System - Univ of Texas Authenticated Download Date | 6/23/18 9:49 PM Be patient child for the wolf is ever with you Listen my little one to the sound of your desire. God will come out of such ignorance as this: not like a jack-in-the-box but like a tree turned weeping father in delirium. […] God will find your genius for you in the dark: and give it you back again without a bondsman. The shadows wait for you to say the word. Think: you will never have to read another book. Malcolm Lowry, Fragment 440, v. 70–82 Brought to you by | UT System - Univ of Texas Authenticated Download Date | 6/23/18 9:49 PM aicarissimietfamigliariamicimiei Uta Schedler et Mino Gabriele Brought to you by | UT System - Univ of Texas Authenticated Download Date | 6/23/18 9:49 PM A. Einleitung ImMittelpunktderhiervorgelegtenEditionunddersiebegleitendenUnter- suchungen steht das 1631 zu Straßburg in vier ›Büchern‹ (ca.1600 Verse) erschienenealchemischeLehreposeinesheutebeinaheunbekanntenAutors und dem Paracelsismus nahestehenden Mediziners aus dem Umkreis des Straßburger Späthumanismus: Johannes Nicolaus Furichius (1602–1633). Obschon er früh an der Pest verstarb, brachte er ein für seine Jugend er- staunlich umfangreiches Oeuvre zusammen. Als Schriftsteller ist er – dis- kurs- wie formgeschichtlich betrachtet – den bedeutenden Vertretern einer teils weit überdasSchrifttum der europäischenRenaissance hinausreichen- den Literatur-, Wissens- und Theorietradition zuzurechnen. Wenngleich diese erst in Ansätzen erforscht ist, wird doch seit geraumer Zeit jener schier unabsehbare Kontinent der hermetischen, oft vom Neuplatonismus inspirierten frühneuzeitlichen Naturphilosophie sukzessive von der interna- tionalen Forschung erschlossen. Es beeindrucken an diesem Werk, der Chryseis, welcher Furichius ein ähnliches, inItalien publiziertes Carmen hatte vorangehenlassen, nichtnur die metrische Verarbeitung alchemohermetischer Fachliteratur, sondern auch die in narrativ-fiktionaler Darstellung bevorzugten Muster der my- thoalchemischen Exegese und Bildlichkeit in Verbindung mit Topoi der Visionsliteratur und mit Reflexen der antiken bis zeitgenössischen Verse- pik. Furichius schuf mit der Chryseis als Publikationsverbund aus beigege- benen Glossen und umfangreichen Scholien ein in der europäischen Lite- ratur wohl einzigartiges Werk. Derart findet man gerade im intellektuellen Profil dieses Arztdichters die epochal signifikante, in den urbanen Zentren derFrühenNeuzeitnichtungewöhnlicheKombinationausnaturphilosophi- schen Interessen und humanistisch-ästhetischer Bildungskompetenz exem- plarisch ausgeprägt. Ihre Darstellung wirft somit auch manches Licht auf diedamaligenkulturellenFormationenderoberrheinischenStadtkultur.Zu- gleich wird über den Widmungsträger und Mentor des hier edierten Epos, JoachimMorsius(1593–1643),dieinihrerBedeutungfürdasGeistesleben desfrühen17. JahrhundertskaumzuüberschätzendeSphäredersogenann- ten ›frühen Rosenkreutzer‹ einbezogen. Indem ich dieses Lehrgedicht mit einer erster Übersetzung und einem ebensodiesehr aussagekräftigen Scholienund Glossenberücksichtigenden KommentarinseinenkonzeptionellenStrukturen,seinerdichterischenFak- Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 3/31/17 6:38 PM 2 A.Einleitung tur und seinen ideellen Referenzen erschließe, wird nicht nur eine Fülle literarischer Quellen und Allusionen (von Aristoteles über Ariost zu Ron- sard wie von antiken und humanistischen Kommentatoren zu zeitgenössi- schen Forschungsreisenden und den sogenannten Paracelsisten) sichtbar, sondern auch ein Beitrag zur wissenschaftlich aktuellen Frage nach der frühneuzeitlichen Konnexion von Wissensbeständen beziehungsweise phi- losophischen Theoremen und ihrer poetischen Assimilation geleistet. Der Edition, der Übersetzung und den Kommentaren werden in der Einleitung die nötigen Informationen zum Autor, zu seinem Gesamtwerk und seinem Umfeld vorangestellt. Zudem werden die Geschichte der Gattung ›Lehrge- dicht‹ wie auch der alchemischen Literatur exponiert, um schließlich mit einer Skizzierung des intertextuellen und paratextuellen Bezugsfeldes den Leser auf die eigene Lektüre der Chryseis einzustimmen.1 1. Das epische Lehrgedicht als Genus rinascimentaler Poesie – ein Grundriß2 Der ›Lehrdichtung‹ kann, da der Terminus sich erst im Barock herausbil- dete, und auch die antike Rhetorik keine verbindlichen Gattungskriterien aufstellte,rückblickendeinjederVerstextmitdidaktischemAnspruchzuge- rechnetwerden. Die konzeptuelle Problematik liegt hierbei in der besonde- ren Verbindung von Inhalt und Form, von ›res‹ und ›verba‹ – dergestalt, daßmeistdurcheinenHexametertext,alsoimVersdesEpos,sowohlSach- wissen vermittelt wird als auch dieses Sachwissen durch die ästhetische Formierung in seiner hohen Bedeutung symbolisch nobilitiert werden soll. So lavieren seit jeher alle Bestimmungsversuche zwischen einer Klas- sifizierungals›SonderfalldesEpos‹undals›versifizierterSachtext‹,wobei fast immer von der Verbannung der didaktischen Dichtung aus dem Kreise der Poesie bei Aristoteles (vgl. Arist. Po. 1447b) ausgegangen wird – jene wiederum war in Reaktion auf Platos Dichterschelte am Ende der Respu- blica (vgl. Pl. R. 602b) erfolgt. Da nach Aristoteles aufgrund der Bindung von Dichtung an Handlung amimetische Poesie nicht sein kann, vermag auch der eleganteste Vers aus Fachwissen kein Gedicht zu machen. Dem- entsprechend nahm der Stagirit trotz der Hexameter von Peri Physeos und Katharmoi Empedokles (4. Jd. v. Chr.) nicht als Dichter wahr, sondern betrachtete ihn als Philsophen.3 1 DasBucherscheintaufbesonderenWunschdesVerfassersinalterRechtschreibung. 2 Grundlegend zum Lehrgedicht sei verwiesen auf W. Kühlmann (2000c), vor der po- pulärwissenschaftlichen EinführungP.Tooheys(1996) wird gewarnt; eineerhellende ›GeschichtederGeringschätzung‹fürdieGattungbietetD.Wuttke(1982);zueinzel- nenEpochenundTeilfragenseiaufdiefolgendenFußnotenverwiesen. 3 Vgl.hierzuR.Schuleru.J.Fitch(1983),S.9–11. Brought to you by | Cambridge University Library Authenticated Download Date | 3/31/17 6:38 PM
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