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"Mysterium trinitatis"?: Fallstudien zur Trintätslehre in der evangelischen Dogmatik des 20. Jahrhunderts PDF

384 Pages·1997·23.064 MB·German
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Michael Murrmann-Kahl „Mysterium trinitatis"? w DE G Theologische Bibliothek Töpelmann Herausgegeben von O. Bayer • W. Härle • H.-P. Müller Band 79 Walter de Gruyter • Berlin • New York 1997 Michael Murrmann-Kahl „Mysterium trinitatis"? Fallstudien zur Trinitätslehre in der evangelischen Dogmatik des 20. Jahrhunderts Walter de Gruyter • Berlin • New York 1997 © Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt Die Deutsche Bibliothek - ClP-Einheitsaufnahme Murrmann-Kahl, Michael „Mysterium trinitatis"? Fallstudien zur Trinitätslehre in der evangeli- schen Dogmatik des 20. Jahrhunderts / Michael Murrmann-Kahl. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1997 (Theologische Bibliothek Töpelmann ; Bd. 79) Zugl.: Wien, Univ., Habil.-Schr., 1995 ISBN 3-11-015262-2 NE: GT © Copyright 1997 by Walter de Gruyter & Co., D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschlitzt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikrover- filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Textkonvertierung: Ready Made, Berlin Druck: Ready Made, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin VORWORT Bücher über die Trinitätslehre pflegen nicht länger langweilig oder nur für Spezialisten bestimmt zu sein. Ist doch der Diskurs über sie zum Bestandteil einer regen, überall beobachtbaren Renaissance des Trinitarischen geworden, die sich in konfessionsübergreifender Pluralität der Publikationen niederschlägt. Dieser deutliche ist allerdings kein unproblematischer Trend, zumal die Trinitätslehre Herausforderungen an die Argumentationskraft stellt, die nicht leicht einzulösen sind. Mit dem Versuch einer trinitarischen »narratio« wird kein wirklicher Ausweg beschritten, da auch das Erzählen zumindest rational nachvollziehbar sein muß, soll es sich nicht um pure Poesie handeln. Dies fordert eine gründliche Prüfung des trinitätstheologischen Argu- mentierens, die hier für die evangelische Dogmatik in Fallstudien zu den exem- plarischen Entwürfen Karl Barths, Eberhard Jüngels, Jürgen Moltmanns und Wolfhart Pannenbergs vorgenommen wird. Dabei fällt auf, wie sehr die pro- nonciert antimodernistischen Einfuhrungsbedingungen der Trinitätslehre bei Barth auch für ihre weitere Rezeption allen Korrekturversuchen zum Trotz bestimmend geblieben sind. (I. Teil) Daraus resultiert die fundamentale Aporie, daß der von der Trinitätslehre erhoffte argumentationstheoretische Zugewinn der Theologie durch die materiale Durchfuhrung wieder verspielt wird. Wenn nämlich zu Recht die problematische Trennung von abstrakter Gotteslehre und Trinitätslehre aufgehoben und jene von der letzteren her reformuliert werden soll, so kann dies allerdings nicht einseitig auf Kosten einer rational ausweisbaren Argumentation vollzogen werden. So bleibt der Eindruck bestim- mend, daß die Renaissance des Trinitarischen zugleich den von Barth und seinen Mitstreitern gewaltsam vollzogenen Ausstieg der Theologie aus dem Wissenschaftssystem nur prolongiert. (II. Teil) Dann behielte die historische Kritik des Trinitätsdogmas auf ihre Weise recht, die es ohnehin nur für ein »Begriffswunder« (A. von Harnack) und folglich für leise veraltet erachtet. Die Bedingungen der Moderne schlagen insofern auf die moderne Trinitäts- theologie durch, als sich der Rationalitätsdruck auch in diesem Topos der Gotteslehre zweifellos erhöht hat. Dem kann man nicht mit einem vermeinten Überlegenheitsgestus der trinitarischen als der geoffenbarten Theologie begeg- nen wollen, weil damit nur der Hiatus zwischen Vernunft und Offenbarung reproduziert würde. Diese Schwierigkeit schlägt sich insbesondere im Streit um das Personverständnis nieder, bei dem dogmatisches und neuzeitliches Konzept deutlich miteinander kollidieren. Eine Trinitätstheologie würde aber VI Vorwort schlechterdings inflationär, wollte sie ihre dogmatischen Aussagen bloß unver- mittelt allen Einwänden gegenüber behaupten. Insofern steht mit der inhaltli- chen Durchführung der Trinitätslehre und dem Streit um den Personbegriff immer zugleich das gespannte und gegensätzlich interpretierte Verhältnis von protestantischer Theologie und Neuzeit überhaupt zur Debatte. (III. Teil) Die vorliegende Arbeit ist im Sommersemester 1995 von der Evangelisch- theologischen Fakultät der Universität Wien als Habilitationsschrift für das Fach Systematische Theologie angenommen worden. Daher danke ich vor allem der Evangelisch-theologischen Fakultät, den dort Lehrenden und Studieren- den, für die mir gegenüber erwiesene freundliche Aufnahme und Gastfreund- schaft. Mein ganz besonderer und herzlicher Dank gilt Herrn O. Uni- versitätsprofessor Dr. Falk Wagner, Institut für Systematische Theologie, für seine stetige persönliche und fachliche Begleitung. Seit meinem Studium hat er mein Interesse an dogmatischen, philosophischen, soziologischen und histori- schen Fragen geweckt, unterstützt und nachhaltig gefördert. Schließlich hat er auch die Mühen des umfangreichen Hauptreferats zu meiner Habilitations- schrift übernommen. Ebenso sei Herrn Professor Dr. Joachim Track, Augustana-Hochschule Neuendettelsau, für die Bereitschaft zur Übernahme des Korreferats sehr gedankt. Die Ausarbeitung der Habilitationsschrift wurde mir durch das Habilitan- denstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft ermöglicht, für das ich zu danken habe. Dem Landeskirchenrat der Evangelisch-Lutherischen Kir- che in Bayern ist für die gewährte Beurlaubung zum wissenschaftlichen Dienst und die finanzielle Unterstützung zur Erstellung des Habilitations- vortrages herzlichen Dank zu sagen. Eine rasche Publikation in seiner Reihe »Theologische Bibliothek Töpel- mann« hat der Verlag Walter de Gruyter & Co. ermöglicht, für die ich stellver- tretend Herrn Dr. H. von Bassi sehr danke. Die Erstkorrektur meines Typoskripts hat Herr cand. theol. und Wiss. Ass. Thomas Vogl, München, vorgenommen. Für diesen Freundschaftsdienst sei ihm hier noch einmal aus- drücklich gedankt. Den Mühen der Erstellung der Druckvorlage und des Namensregisters schließlich hat sich freundlicherweise Frau Magistra theol. Ingrid Tschank, Wien, unterzogen, wofür ihr an dieser Stelle auch herzlichen Dank gesagt wird. Voller Stolz und Freude konnte meine Mutter Ruth Murrmann noch am Abschluß des Habilitationsverfahrens im Sommer 1995 in Wien teilnehmen. Da sie durch eine tückische Krankheit inzwischen aus diesem Leben gerissen wurde, sei dieses Werk ihrem Andenken gewidmet. Odelzhausen, am Sonntag Trinitatis 1996 Michael Murrmann-Kahl INHALT Vorbemerkung i I. »Systemische Tautologie« — Die Herrschaft des Absoluten als absolute Herrschaft 17 1. Der Weg Karl Barths zur Entdeckung der Trinitätslehre und zum ersten publizierten Entwurf der Dogmatik 17 2. Die Kirchliche Dogmatik 55 3. Zur theologiehistorischen Verortung Barths 77 Zwischenbetrachtung 1: Barth-Rezeption als Barth-Revision 101 II. »Systemische Paradoxie« — Die Menschwerdung Gottes als Uberwindung der absoluten Selbstbestimmung 108 1. Eberhard Jüngels pantheistische Liebestrinität 108 2. Der »christologische Umweg« zur Trinität 134 3. Wolfhart Pannenbergs theozentrischer Panentheismus 163 4. Jürgen Moltmanns trinitätstheologische Theodizee 206 Zwischenbetrachtung 2: Skeptische Bemerkungen zur Funktionalisierung der Trinitätslehre 226 III. »Person« — Zur Strittigkeit eines Begriffs 241 1. Substantialismus oder Relationismus? 242 2. Person und (Selbst-)Bewußtsein 260 3. Zum gegenwärtigen Streit um das Personkonzept 291 4. Zur Möglichkeit einer analogen Redeweise von der »Person« in der Trinitätslehre 335 Literaturverzeichnis 3 56 Namensregister 3 73 VORBEMERKUNG Systematische Theologie repräsentiere den christlichen Glauben vor dem Wahrheitsbewußtsein der jeweiligen Epoche, so ist es oft zu hören. Dabei ent- steht die doppelte Schwierigkeit, daß weder über den essentiellen Grundbestand des Glaubens noch über das Wahrheitsbewußtsein der Gegenwart Einigkeit erzielt werden kann. Nicht nur sind plurale Wesensbestimmungen des Chri- stentums und speziell des Protestantismus, sondern ebenso auch vielfältige, moderne Wahrheitsauffassungen zu konstatieren. So droht jede dogmatische Besinnung nach Thema und Methode vorab ins Abseits der Beliebigkeit zu geraten. Denn an welchen Entwicklungen in und außerhalb der Theologie kann sie sich noch orientieren? Ist nicht angesichts der schneidenden histori- schen Kritik des Trinitätsdogmas gerade dieses Thema von vornherein aller Hochkonjunktur im 20. Jahrhundert zum Trotz obsolet? Welchen Zugang zu diesem Thema soll man jenseits der historischen »Erledigung« dieser höchst fragilen Theoriebildung finden? Diese Untersuchung wählt einen systemtheoretischen Ansatz zur Generie- rung neuer, im Sinne des modernen Wissenschaftssystems »unwahrschein- licher« Erkenntnis, weil damit eine einigermaßen elaborierte Terminologie vorliegt, die zugleich den Vorteil bietet, sich von unmittelbaren Geltungs- ansprüchen distanzieren zu können. Mittels der Einfuhrung der Primärdifferenz von System und Umwelt so\\ also die jeweilige theologische Position, die dogma- tische Theorie, als ein »System« betrachtet werden,1 das Eigenkomplexität auf- Es wird hiermit eine Anregung von ManuelZir^jfraufgenommen und systemtheoretisch ausgearbeitet: M. Zeiger: Modernisierte Gemeindetheologie. Albrecht Ritschi (1822- 1889), in: F.W. Graf (Hg.): Profile 2/1, 1992, S. 182-204, hier 185. In der Regel wird, wenn nicht anders angegeben, Autor, Kurztitel und Erscheinungsjahr zitiert und im übrigen auf das Literaturverzeichnis verwiesen. Zum gegenwärtigen Stand der Ent- wicklung einer systemtheoretischen Betrachtungsweise in vielen Einzelwissenschaften unter Aufnahme der Anregungen aus der Kybernetik und parallel zur Erkenntnistheo- rie des sogenannten »Radikalen Konstruktivismus« siehe: S. J. Schmidt: Der Radikale Konstruktivismus: Ein neues Paradigma im interdisziplinären Diskurs, in: ders. (Hg.): Der Diskurs des Radikalen Konstruktivismus (i987),4i99i, S. n-88 (Lit.!), besonders S. uff, 21-26, 48-53, 72fr. Dabei kommt der Biologie lebender Systeme zweifelsohne eine Schlüsselstellung bei der Entwicklung dieser Sichtweise zu: H. R. Maturana/F. J. Varela: Der Baum der Erkenntnis (1984, dt. 1987), 4I992. Vorausgesetzt sind hier insbesondere die Publikationen des zuletzt in Bielefeld lehrenden Soziologen Niklas Luhmann, als 2 Vorbemerkung baut und bestimmte Themen und Probleme seiner »Umwelt« zurechnet. Näher- hin wird damit auf den Sachverhalt abgestellt, »daß die Einheit ¿es Systems und mit ihr alle Elemente; aus denen das System besteht, durch das System selbst produziert werden«2. Sonach kann nur die jeweilige Systemperspektive einge- nommen werden3, da fiir jedes System die »Umwelt« anders, gemessen am System aber stets komplexer aufgebaut ist, so daß es dieser Komplexität nur mit dem Aufbau eigener Komplexität und Selektivität begegnen kann. Bisher sind mit Niklas Luhmanti die drei Grundtypen des lebenden, psychischen und sozialen Systems identifizierbar.4 Biologische Systeme erzeugen und erhalten sich demnach selbst über lebende Zellen und ihre Aggregate (Nervensysteme, Gehirn5), psychische Systeme über die Kontinuität des jeweiligen Bewußtseins- stroms (nach E. Husserl), soziale Systeme über gesellschaftliche Kommunika- tion.6 Es ist leicht zu erkennen, daß diese Systemdifferenzierungen noch nicht ausreichen, um die Spezifität einer dogmatischen Theorie zu beschreiben. Die dogmatische Position erheischt vielmehr die Annahme eines eigenen System- typs, der sich von den genannten Typen noch einmal unterscheidet und fiir den hier die Bezeichnung »intellektuelles System« als Oberbegriff vorgeschlagen wird, Hauptreferenz fiir das Folgende: Ders.: Die Wissenschaft der Gesellschaft (1990), "1992 (abgekürzt: Wiss.). Ferner: Ders.: Soziologische Aufklärung 1-6, (1970) 4i974; 1975; 1981, 1987; 1990; 1995. Ders.: Soziale Systeme (1984), 2i985. Ders.: Funktion der Reli- gion (1977), 2i990. Ders.: Gesellschaftsstruktur und Semantik I-III, '1993. 2 Luhmann: Wiss., 1992, S. 30. Zu »Autopoiesis«: ibid., S. 28-31, 275-289. Cf ders: Soziale Systeme, 2i985, S. 57-65, 256-265. Cf Maturana/Varela: 4i992, S. 47-60. Der Terminus »Autopoiesis« ist freilich schillernd und wird von Luhmann unterschiedslos für Selbst- erzeugung, -erhaltung, -referentialität und Autonomie gebraucht. Aber nur von der lebenden Zelle kann zum Beispiel Selbsterzeugung und -erhaltung behauptet werden, wogegen die Selbstreferentialität etwa des Gehirns nicht selbsterhaltend ist! Mit P.M. Hejl: Konstruktion der sozialen Konstruktion, in: S.J. Schmidt (Hg.): 4i99i, S. 303- 339, hier 306 ff, 323 ff, werden hier diese Konnotationen strikt unterschieden und die vorgeschlagenen »intellektuellen Systeme« als nicht-selbsterzeugend (im Sinne von »Autopoiesis«), weil von den kognitiven Bewußtseinsleistungen abhängend, wohl aber als selbstreferentiell verstanden. Zur Kritik an einer überzogenen Verwendung von »Autopoiesis« auch: H.R. Fischer: Murphys Geist, in: ders. (Hg.): 1991, S. 9-37 (Lit.!). ' Luhmann: Wiss., 1992, S. 30. Die System/Umwelt-Perspektive ersetzt drei kategorial anders gelagerte Differenzen: Ganzes/Teile, Allgemeinheit/Besonderheit und Subjekt/ Objekt, die alle als »alteuropäische Tradition« (lies: »überholt«) gelten: Luhmann: Soziale Systeme, 2i985, S. 21 ff. 4 Luhmann: Soziale Systeme, 2i985, S. 16, 92. Ders.: Wiss., 1992, S. 19-34. 5 Cf Maturana/Va rela: S. 155-192. 6 Luhmann: Wiss., 1992, S. 11-67, besonders 19-32. Ders.: Soziale Systeme, 2I98j, S. I4iff, 297. Mit der Einführung des »intellektuellen Systems« werden mit T. Parsons und gegen Luhmann kulturelle Produkte analog zu Handlungssystemen »beobachtet«: cf Luhmann: Gesellschaftsstruktur I, 1993, S. 9-71, hier i6f!

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