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Musik und Sprache: Das Werden der Abendländischen Musik Dargestellt an der Vertonung der Messe PDF

149 Pages·1954·4.91 MB·German
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Preview Musik und Sprache: Das Werden der Abendländischen Musik Dargestellt an der Vertonung der Messe

VERSTKNDLICHE WISSENSCHAFT FONFZIGSTER BAND MUSIK UND SPRACHE VON THR. GEORGIADES · t .. ~ Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH MUSIK UND SPRACHE DAS WERDEN DER ABENDL.itNDISCHEN MUSIK DARGESTELLT AN DER VERTONUNG DER MESSE VON DR. THR. GEORGIADES PROFESSOR AN DER UNIVERSlT1I.T HEIDELBERG DIREKTOR DES MUSIKWISSENSCHAITLICHEN SEMINARS 1.-6. TAUSEND MIT ZAHLREICHEN NOTENBEISPIELEN · t .. , Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Herausgeber der geisteswissewdtaftlichen AbteiIung: Prof. D. Hans Frh. v. Campenhausen, Heidelberg ISBN 978-3-662-12555-7 ISBN 978-3-662-12554-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-12554-0 AIle Recht., insbesondere das der Obersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Ohn. ausdriiddiche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopi., Mikrokopie) zu vervieWiltigen Copyright 1954 by Springer-Verlag Berlin Heidelberg Urspriinglich erschienen bei Springer-Verlag oHG. Berlin. GOttigen. Heidelberg 1954. TOl~ rONEY~l DENELTERN Vorwort Eine an der Universitat Heidelberg im Sommersemester 1952 iiber die Vertonung der Messe gehaltene Vorlesung, sowie eine Vor tragsreihe im Siiddeutsmen Rundfunk (Januar bis Marz 1953) iiber dasselbe Thema liegen dem Bum zugrunde. Der in diesem Ur sprung begriindete, auf die miindlime Mitteilung gestimmte Ton wurde beibehalten. Smon in jener Vorlesung war meine Absimt nimt, die musi kalisme Gattung 'Messe' fiir sim historism darzustellen, sondem die europaisme Musik als Ganzes von einer bestimmten Seite her zu beleumten. Aus diesem Grund habe im in das Bum aum einiges aus meiner Vorlesung iiber das Werden der abendlandismen Musik (Wintersemester 1948/49) einbezogen. So ist das kleine Werk weder als spekulative Abhandlung iiber das Thema Musik und Sprame, nom als Gesmimte der Messen vertonung, nom als Darstellung jeder einzelnen Phase der euro paismen Musik, etwa als kurzgefaBtes Lehrbum der Musik gesmimte, gedamt. Wer mit dem Stoff gar nimt vertraut ist, sollte daher eine der vielen kleinen Musikgesmimten als Hilfe beniitzen. UnerlaBlim ist es aber, daB sim der Leser stets die Musik zu ver gegenwartigen sumt. Dazu konnen die wenigen Notenbeispiele nur eine Anregung bieten. Von Kapitel 10, also von Bam an fehlen sie fast ganzlim, da die zitierten Werke leimt zuganglim sind. Fiir die Hilfe, die mir Fraulein cando phil. Irmgard Herrmann von der Herstellung des Manuskripts bis zum AbsmluB des Druk kes geleistet hat, momte im ihr herzlim danken. Heidelberg, 28. Marz 1954 Thrasybulos G. Georgiades Inhalt I. Einleitung . 2.. Altertum und vorkarolingische Zeit 4 3. Karolingische Zeit 15 4. Hohes Mittelalter 2. 5 5. Vierzehntes und flinfzehntes Jahrhundert 34 6. Palestrina . 43 7· Monteverdi 49 8. Die deutsche Sprache und die Musik 53 9. Schlitz . 62. 10. Die Instrumentalmusik und J. S. Bach 70 II. Die Wiener Klassiker . 89 12.. Stufen musikalischer Wirklichkeit Palestrina - Monteverdi und Bach - Wiener Klassiker 102 13. Romantiker 12.1 14. Die Gegenwart 12.6 15. Musik als Geschichte 133 1. Einleitung Dieses Buch wendet sich an diejenigen, die sich durch Musik an gesprochen fiihlen, an Freunde der Musik: an Liebhaber, aber auch an Kenner. Es sucht auf gewisse Ziige des geistigen Bereichs, den wir als Musik ansprechen,· aufmerksam zu machen. Geht man von der Erfahrung aus und fragt sich, was wir heute unter Musik verstehen, so findet man, daB wir ihr anders begegnen als unsere Vorfahren. Denn noch bis vor kurzer Zeit, bis zu der Zeit Beethovens oder Schuberts, galt als Musik im allgemeinen BewuBtsein so gut wie ausschlieBlich die jeweils zeitgenossische und jiingstvergangene. Seitdem ist es aber anders geworden; nach den Wiener Klassikern hat sich die Situation ruckartig geandert. Men delssohn, Schumann und Brahms, Berlioz, Liszt und Wagner, spater Richard StrauB, sie aIle verkorperten im BewuBtsein ihrer Zeit genossen nicht mehr die Musik schlechthin. Sie selbst widmeten sich auch der Interpretation der Musik der Vergangenheit. Von jetzt ab betrachtete und vermittelte man die aiteren Werke als ebenso giil tige, gegenwartige Musik wie die neu entstehenden. So war schon die Musikpflege des spateren 19. Jahrhunderts stark durch die Ver gangenheit mitbestimmt. 1m Verlauf des 20. Jahrhunderts anderte sich abermals die Situation zugunsten der aiteren Musik. Und dies nicht nur im Konzertsaal: Erscheinungen wie die Jugendbewegung, die Volksliedpflege, die Hausmusikpflege haben dazu verholfell. Auch die musikhistorische Forschung hat das ihrige beigetragen. So ist im Verlauf der letzten 125 Jahre eine grundlegende ~andlung im musikalischen BewuBtsein vor sich gegangen, es hat eine Um walzung des Begriffs Musik stattgefunden. Fur den Musiker und Musikfreund von heute, ja selbst fur den Komponisten bildet das zeitgenossische Schaffen nur einen geringen Teil dessen, was man als aktuelle Musik bezeichnen konnte. Denn heute erheben die Werke der Vergangenheit Anspruch auf Erklingen; sie stehen als wirkende Macht da. Dieser Drang, die Musik der Vergangenheit 1 Georgiades, Musik und Spume I in das BewuBtsein von heute einzubeziehen, ist so miidttig gewor den, daB nidtt mehr die Rede sein kann von einem eklektizistisdten Verhiiltnis zu gewissen vergangenen Zeiten oder von einem will kiirlidten Herausholen bestimmter groBer Komponisten und be riihmter Werke oder von einer bloBen Sehnsudtt nadt dem Ver gangenen. Man will mehr; man hat das Bedurfnis, die Musik in ihrer Totalitiit als Einheit zu begreifen - die gesamte Musik, die in uns lebt, die in uns zu leben beredttigt ist. Das ist aber unsere Musik, die unserer eigenen Vergangenheit und Gegenwart. Man will sich nicht mehr nur mit den zufiilligen, sdton zugiinglichen Ausschnitten bescheiden. Man mOchte aIle Glieder ohne Lucke wiederherstellen und diese Reihe als Werden und Wechseln begreifen. Man modtte in dieser Totalitiit, in dieser genetisch zu verstehenden Einheit, den Inbegriff der Musik erblicken. Fiir den Mensdten von friiher war Musik etwas in gewissem Sinn zufiillig Bestimmtes: das, was in seiner eigenen Gegenwart entstand. Der Begriff von Musik war statisdt, er enthielt in sich nicht die Dimension des Werdens, der Zeit. Es ist verstiindlidt, daB, wer iiber das Musikalisdte nadtdenken wollte, zwar von dem zufiillig gegebenen Ausschnitt ausging, bald aber davon und somit von jeder historischen Gegebenheit abstra hierte, urn maglichst auf dem Weg der reinen Spekulation, als Philosoph, das musikalisch Wesentliche aufzusuchen. Wie anders wird das musikalische BewuBtsein heute bestimmt! Indem die Musik als eine genetische Reihe, als ein Ganzes ver standen wird, gewinnt sie die Dimension der Zeit. Von diesem nun mehr notwendigen Faktor kann man nicht mehr absehen. Verbind lidtes uber Musik liiBt sich von jetzt ab nur aussagen, indem man den eigentiimlidten Beziehungen zwischen Bleibendem und Wech selndem nadtgeht. Man entdeckt bald, daB Wesen und Werden inniger miteinander verquickt sind, als man in friiheren, naiveren und, wenn man so will, begnadeteren Zeiten ahnte; daB sie unlos bar miteinander verbunden sind. Man entdeckt, daB in dem Wesent lichen viel mehr Historisches steckt als friiher vermutet, daB Musik geradezu nur als Werden darstellbar ist. Man kann aber das Werden der abendliindisdten Musik von ver schiedenen Seiten her betradtten. Zwei einander entgegengesetzte Gesichtspunkte lassen die Musik a) als isoliertes, autonom-iistheti sdtes Phiinomen, als tonende Gestalt, b) als etwas im allgemeinen Geistig-Menschlichen Verwurzeltes erscheinen. Die erste Betrach tungsweise HiBt sich durehfiihren, wenn man die Aufmerksamkeit auf die Struktur des musikalischen Satzes richtet. Zu der zweiten bietet uns das Verfolgen des Zusammenhangs zwischen Musik und Sprache den besten Zugang. Beides wollen wir hier tun: Wir wollen das Werden der abendHindischen Musik als das Problem der steti gen Auseinandersetzung der Musik mit der Sprache darstellen. Wir werden aber Musik stets als einen autonomen Sinntrager betrachten und daher auch das Werden des musikalischen Satzes verfolgen. Sprache ist der Kunst, so der Dichtung oder auch der Musik, in einem bestimmten Sinn iibergeordnet: Durch den Bedeutungszu sammenhang weist sie iiber den Bereich des Asthetisch-Autonomen ausdriiddich hinaus. Sie weist aber auch auf das Wort als Blei bendes, als unwandelbaren Sinn ausdriicklich hin. Sie stellt dahe/." die Verbindung zum Bleibenden her, woran das Wechselnde ge messen werden kann. Die Heranziehung der Sprache ist eine Ge wahr dafiir, daB man, indem man das Wechseln ins Auge faBt, den Sinn fUr die Einheit nicht verliert. Suchen wir aber von hier aus den Zugang zur abendlandischen Musik, so liegt nichts naher, als dies an Hand der Messe zu tun. An sie kniipft eine bis heute ununterbrochene Reihe von Verto nungen an, die demselben Text dienen. Wir stoBen aber nicht nur auf den Zusammenhang mit der Sprache im engeren Sinn. Wir werden genotigt, die Musik im allgemein Historisch-Geistig-Mensch lichen verwurzelt zu sehen. Wir beriihren die Frage nach dem Ver haltnis von Idee und Musik, von Geschehen und Musik. Denn die Sprache der Messe ist Tragerin einer Idee, eines Geschehens. Bei dieser Fragestellung ist unser Ziel nicht so sehr die Musik als Selbstzweck, sondern die Sprache, die Idee, das Geschehen als Er klingendes. Erst wenn wir diese Umkehrung der Betrachtungsweise vollziehen, wenn wir uns die Unterordnung der Musik unter das allgemein Geistige kraB vergegenwartigen, ihr aber gleichzeitig die Autonomie des musikalischen Satzes, das Eigenstandige des musikalischen Sinntragers gegeniiberstellen, konnen wir die Spann weite zwischen diesen zwei Eckpfeilern der musikalischen Wirklich keit ermessen; erst dies versetzt uns in die Lage, das Phanomen der Musik als Werden der abendlandischen Musik moglichst um fassend zu begreifen. l' 3

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