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Multipolarität und bipolare Konfrontationen: Politische, theologische und weltanschauliche Aspekte transatlantischer Beziehungen PDF

252 Pages·2019·2.69 MB·German
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Transatlantische Beziehungen Dietmar Schössler Michael Plathow Hrsg. Multipolarität und bipolare Konfrontationen Politische, theologische und weltanschauliche Aspekte transatlantischer Beziehungen Transatlantische Beziehungen Reihe herausgegeben von D. Schössler, Universität der Bundeswehr München, Neubiberg, Deutschland Die Wiederentdeckung des gesellschaftskritischen Theologen und politischen Beraters der amerikanischen Regierung während und nach dem Zweiten Weltkrieg, Reinhold Niebuhr (1892 – 1971), soll mit der Reihe TRANSATLANTISCHE BEZIEHUNGEN als wichtiger Impuls für den transatlantischen Diskurs auf- genommen und vorangetrieben werden. Denn die neue sicherheitspolitische „Unübersichtlichkeit“ (J. Habermas) verlangt übergreifende Konzepte, die seit dem Ende des Ost-West-Konflikts zugunsten partikularer Ansätze zurückgedrängt wurden. Inzwischen zeigte sich, dass es nicht um eine radikale Abwendung von „konservativen“ Konzepten gehen kann, sondern um deren - im mehrfachen Sinne – kreative „Aufhebung“. Ziel der Reihe ist es, an diesem sich entwickelnden Diskurs mitzuwirken. Die Publikationen der Reihe richten sich vor allem an PolitikwissenschaftlerInnen, TheologInnen und SoziologInnen. Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/11222 Dietmar Schössler · Michael Plathow (Hrsg.) Multipolarität und bipolare Konfrontationen Politische, theologische und weltanschauliche Aspekte transatlantischer Beziehungen Hrsg. Dietmar Schössler Michael Plathow Universität der Bundeswehr München Universität Heidelberg Wiesbaden, Deutschland Heidelberg, Baden-Württemberg Deutschland Transatlantische Beziehungen ISBN 978-3-658-22926-9 ISBN 978-3-658-22927-6 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-22927-6 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort Astronauten beschwören, dass die Menschheit, wir gemeinsam, verantwortlich sind für Friede, Gerechtigkeit und Schutz der Mitwelt, eben für die Zukunft der Erde. Darum wird eine Weltinnenpolitik eingefordert. Nun lässt sich viel Gleichförmiges und Entsprechendes in den verschiedenen Regionen der fünf Kontinente wahrnehmen und feststellen: der Verkehr der inter- nationalen Flughäfen, die Automarken auf den Straßen, die Firmen- und Kauf- hausreklamen in den Städten unterschiedlicher Länder. Weltweite Vernetzung wird durch kommunikative Technologien und Medien erreicht. Das Völkerrecht auf der Basis der Erklärung der Menschenrechte am 10.12.1948 und der Inter- nationale Gerichtshof lassen gleiche Standards von Gesetz und Rechtsprechung erwarten. Die Vereinten Nationen mit ihren Unterorganisationen, die weltweit geltenden Abkommen zum Klimaschutz und zum Kampf gegen Terrorismus sowie die grenzüberschreitenden Hilfsaktionen bei Natur-, Hunger- und Epi- demiekatastrophen lassen globale Verbundenheit der Nationen konkret werden. Andererseits – gerade nach der Auflösung 1991 des feindlichen Gegenübers von einerseits dem Ostblock des Staatskommunismus marxistisch-leninisti- scher Provenienz und andererseits dem Westblock freiheitlich-demokratischer Rechtsordnung – wurde die Multipolarität geopolitischer Einflusssphären signifikant. Neben den Großmächten USA und Russland bestimmen das bevölkerungsreiche China und Indien, dazu die Europäische Union (EU), Japan, Brasilien, Nigeria und auch noch die nach Atomwaffen strebenden Län- der Iran und Nordkorea die polyzentrische Großwetterlage mit den Kollisionen der Interessen und dem Streit um Macht. Es handelt sich um den multipolaren Konkurrenzkampf im militärischen, wirtschaftlichen, weltanschaulichen und religiöskulturellen Einflussbereich. V VI Vorwort Die transatlantische Bündnis-Beziehung zwischen den USA und Westeuropa war nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Wende 1989 Garant des Friedens durch die militärische Koexistenz der NATO mit dem Warschauer Pakt. Gegenwärtig verlagert die USA, die ihre politische Geschichte von sich zurückziehender Konzentration oder von weltweiter Expansion dominieren ließ, ihre politische Interessenslage nach Ostasien. Dies führt zu bipolaren Konflikten mit der neuen Wirtschafts- und Handelsmacht China. Auf die Auflösung der Sowjetunion und den Verlust des russischen Einflusses in den osteuropäischen Staaten folgte eine Ausweitung der NATO nach Osten, und zwar auf Bitten von Polen und den baltischen Staaten. Das wiederum hat das Wiedererstarken nationalen Denkens mit neuen Großmachtansprüchen in Russ- land zur Folge. Wieder brechen konfrontative Spannungen und Auseinander- setzungen mit dem Westen auf. So verstricken sich Konjunktion einerseits und Disjunktion andererseits im dialektischen Geschehen geopolitischer, wirtschaftlicher und militärischer Eska- lation. Im Kontext von Multipolarität kommt es zu bipolaren Spannungen und Konfrontationen. Das lässt sich nicht nur für die transatlantischen Beziehungen, sondern auch für die Kräftekonstellationen in der Europäischen Union feststellen: Gemein- schaftsziele und nationale Eigeninteressen, Gemeinwohl und Selbstbestimmung verbiegen sich in einem dialektischen Kraftfeld. Als Beispiele seien nur die Auf- nahme von Flüchtlingen durch die Einzelstaaten und das Bemühen um eine in allen EU-Staaten in gleicher Weise geltende Steuergesetzgebung, die Steuerflucht zu verhindern versucht, genannt. Im Zusammenhang der transatlantischen Entsprechungen zwischen den USA und den europäischen Ländern erweist sich als bipolare Konfrontation die Span- nung von Identität und Pluralität, von Einheimischen und Fremden, von durch die Aufklärung geprägten westlichen Werten und orientalischer Kultur und Reli- gion angesichts der weltweiten Migrationsbewegungen. Mit der „Dialektik der Aufklärung“ (Horkheimer und Adorno 1969) stehen sich gegenüber einerseits Moderne und andererseits Fundamentalismus, wie die Diskussion in beiden Kontinenten über Evolution und Kreationismus, über das Friedens- und Gewalt- potenzial in den Religionen, sei es im Islam oder im Christentum, im Hinduismus oder im Buddhismus, zeigt. Verstärkt durch die Verschiebung der Christenheit von der nördlichen Hemi- sphäre auf die Regionen der Südhalbkugel ist der Westen geprägt von Max Webers „Entzauberung der Welt“ (Weber 2017), was nicht Säkularismus ein- schließt. Zugleich ist eine Fetischisierung des Säkularen zu beobachten, mit der Vorwort VII eine Optimierung, ja Entgrenzung, von technischem „Herstellen“ (Arendt 1985, 139-145.287-297; Marquardt 1984, S. 4) und menschlichem Machen, eine Ver- absolutierung von Digitalisierung und Algorithmus einhergeht. Die dabei ent- standene geistliche Leere und Sehnsucht nach Sinn wird zu füllen versucht durch multiple Spiritualitäten, hedonistische Ersatzreligionen und szientistisch-natura- listische Weltanschauungen. Herausgefordert durch „Multipolarität und bipolare Konfrontationen“ wollen christliche Kirchen, in ökumenischer Gemeinschaft durch den Glauben an den dreieinen Gott, und auf Öffentlichkeit ausgerichtete Theologien – in diesem Band werden die transatlantisch rezipierten Theologen Reinhold Niebuhr, Paul Til- lich und Leonardo Boff bedacht – grenzüberschreitend konträre Meinungen und Überzeugungen in den Dialog bringen. Sie wollen Konfliktlösungen anbieten, Konfrontationen überwinden und Raum schaffen für wechselseitigen Respekt und Anerkennung. Realistisch um das Fragmentarische und Ambivalente von menschlichem Wollen und Vollbringen, eben um Sünde und Gnade wissend, um den Unterschied zwischen Gottes Handeln und menschlichem Tun, zwischen Geistlichem und Weltlichem, widersprechen sie utopischem Idealismus und ein- seitigem Pragmatismus, realitätsfernem Spiritualismus und fundamentalistischem Naturalismus. Christliche Kirchen, die sich selbst als Gemeinschaft in Vielheit erfahren, plädieren mit der befreienden Botschaft des Evangeliums für das antwortende und verantwortliche Reden über Wahrheitsgewissheit und Toleranz in einer vom Pluralismus gekennzeichneten Kultur. Solche Kommunikation zielt auf Kooperation und Konvivenz gerade auch durch eigene Selbstbegrenzung; es geht um das Dasein für andere, das sich in der Option für Marginalisierte, für die ohne Stimme konkretisiert. Nach dem ersten Band der Reihe (Schössler und Plathow 2013), der sich auf Wirken und Werk des öffentlichen Theologen Reinhold Niebuhr und seine trans- atlantische Bedeutung konzentrierte, geht es in diesem zweiten Band „Multi- polarität und bipolare Konfrontationen“ um politische, weltanschauliche und theologische Aspekte zu Identität und Differenz, Differenz und Verständigung, Verständigung und Gemeinschaft durch wechselseitige Anerkennung in trans- atlantischer Perspektive. Allen Verfassern sei an dieser Stelle für ihre Beiträge zu einer hochaktuellen Thematik sehr gedankt. Dank gilt besonders Frau Dr. Sabine Schmidtke sowie stud. theol. Miriam Lederle für die redaktionelle Gestaltung der einzelnen Auf- sätze und des zweiten Bandes „Transatlantische Beziehungen“. VIII Vorwort Möge das Studium der Aufsätze Erkenntnisgewinn und Anregung zu eigenem Weiterdenken vermitteln. Heidelberg Prof. Dr. Dietmar Schössler im März 2018 Prof. Dr. Michael Plathow Literatur Hannah Arendt, H. (1985). 4. Aufl. Vita activa oder Vom tätigen Leben. München/Zürich: Piper. Horkheimer, M. & Adorno, T. (1969). Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a. M.: Fischer Verlag. Marquardt, O. (1984). Abschied vom Prinzipiellen. Stuttgart: Reclam. Schössler, D. & Plathow, M. (Hrsg.). (2013). Öffentliche Theologie und internationale Politik. Zur Aktualität Reinhold Niebuhrs. Wiesbaden: Springer. Weber, M. (2017). Wissenschaft als Beruf. Eine Debatte. (1917). Hrsg. M. Bormuth. Berlin: Matthes & Seitz. Inhaltsverzeichnis „Ironie“. Interpretationsmodell der Historie und ihre Bedeutung für Reinhold Niebuhrs politische Theologie heute ......... 1 Michael Plathow Gehört das Christentum zum Westen? Über Fremdheit und Selbstfremdheit der Kirchen im Kontext eskalierender Kulturkämpfe ................................................ 19 Arne-Florian Bachmann Anerkennung, Identität und radikale Alterität. Politik der Differenz vs. Anerkennung im Zeichen radikaler Alterität ........... 49 Patrick Ebert Ernst Troeltsch und Max Weber – Religionstheorie in transatlantischer Perspektive .................................... 95 Matthias Baum ‚Neuer Atheismus‘ und ‚Kreationismus‘ – Transatlantische Zwillings-Phänomene .......................................... 117 Sabine Schmidtke Reforming Christendom: Transatlantic Networks and the German-American Protestant Exchange .......................... 145 James Strasburg Grenzgänge. Paul Tillichs Emigration in die Vereinigten Staaten und sein theologisches Reden über die Grenze. . . . . . . . . . . . . . . 175 Wolfgang Vögele IX

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Dieser interdisziplinäre Sammelband vereint in zehn Beiträgen Analysen bi- und multipolarer Relationen, durch die potentielle Chancen, aber auch problematische Implikate vor Augen treten.Der Inhalt„Ironie“. Interpretationsmodell der Historie und ihre Bedeutung für Reinhold Niebuhrs politische
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