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Moscheen in Bewegung: Interdisziplinäre Perspektiven auf muslimische Kultstätten der Migration PDF

274 Pages·2021·4.91 MB·German
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Moscheen in Bewegung Studies on Modern Orient Band 37 Moscheen in Bewegung Interdisziplinäre Perspektiven auf muslimische Kultstätten der Migration Herausgegeben von Ömer Alkin, Mehmet Bayrak und Rauf Ceylan unter der Mitarbeit von Hayriye Kapusuz und Gökçe Saatçi Die Publikation wurde gefördert mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des DFG-Projekts „Ästhetik des Okzidentalismus“ (Kurztitel) (Projektnummer 435847492) und mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). ISBN 978-3-11-066875-9 e-ISBN (PDF) 978-3-11-066891-9 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-066908-4 Library of Congress Control Number: 2021943954 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com Vorwort Die Debatten um Rassismus, Zusammenleben, das Eigene und das Andere do- minieren nach wie vor die Meinungsbildung in der deutschsprachigen Öffent- lichkeitundsindbesondersauchvoneinemDenkengeleitet,dassensibelistfür dieglobalisiertenZusammenhänge,indenenwirleben.Zugleichgiltesfüreine kritischeSozial-undKulturwissenschaft,vondenöffentlichenDebattenAbstand zu nehmen und grundlegende Fragen von Neuem zu stellen: Was ist Zusam- menleben? Worauf gründetes? Worin findet unser Tun einen Raum? Wie sehen dieseRäumeaus?WelcheRäumebleibenwarumunsichtbar? Das vorliegende Buch ist aus dem Impuls entstanden, eher diesen neuen Fragenzufolgen,umsotendenziellunbegangeneDiskursesichtbarzumachen. MoscheenalszentraleRäume,deneninderwestlichenMigrationbesondersviel Andersseinzugesprochenwird,stellennachwievorprovokanteMediendar,an denensichdieobengenanntenDebattenbesondersaufgeheiztgestalten.Ineiner Atmosphäre des „antimuslimischen Rassismus“ (Iman Attia) kommt der Wis- senschaftbesondersvielVerantwortungzu,grundlegendesWissenzuBereichen derGesellschaftundihrerRealitätenzurVerfügungzustellen:hierüberdenIslam undMuslime. Neben diesem eher zielgerichteten Anliegen verdankt sich das vorliegende Buch,sowiejedesgrößereProjekt,aucheinerReihevonglücklichenZufällenund Zusammenkünften.WichtigsterKrafttreiberwarsicherlichdasZusammentreffen derdreiHerausgeberundderunnachgiebigenDiskussionenzuderThematik,die imKontextdesvomBundesministeriumfürBildungundForschunggeförderten Avicenna Studienwerks e.V. ihren Ursprung fanden und von dort aus über die JahreweitereWegegenommenhaben. WirdankenderDeutschenForschungsgemeinschaft,dieimKontextdesDFG- ForschungsprojektsÄsthetikdesOkzidentalismus(Kurztitel)finanzielleFörderung beigesteuerthat.AußerdemdankenwirdemInstitutfürMedienwissenschaftder Philipps-Universität Marburg sowie dem Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück für die institutionelle, infrastrukturelle und finanzielle Unterstützung.HayriyeKapusuzundGökçeSaatçidankenwirfürdieMitarbeitbei derOrganisationsowiedemLektoratundKorrektoratdesSammelbandsunddie zahlreichen Gedanken, die sie ins Buch und in die Beiträge einbrachten. David Tobias danken wir für seine tatkräftige Hilfe bei der Erstellung des Registers. Unser Dank gilt auch Frau Sophie Wagenhofer und Eva Frantz vom De Gruyter Verlag, die die Publikationvon Anfang bis Ende wertschätzend und invertrau- ensvollerForminderReiheStudiesonModernOrientermöglichthaben. Zudem https://doi.org/10.1515/9783110668919-001 VI Vorwort dankenwirFrauSina Nikolajew fürdas Lektoratdes Buchsund dendamitein- hergehendengenauenBlick,deneinsolcheserfordert. Wirhoffen,dassdieLesendendiesesBuchs,Inspirationdafürfinden,beim Forschungsgegenstand ‚Moschee‘ einen neugierigen und von Mainstream-Dis- kursenunbeeindrucktenBlickzufinden,derinletzterInstanzzueinemwürdigen undlebenswertenZusammenlebenführt. DieHerausgeber Marburg,KölnundOsnabrück,2.Mai2021 Inhalt Ömer Alkin, Mehmet Bayrak & Rauf Ceylan Moscheen in Bewegung: Zur Notwendigkeit einer multiplen Perspektive 1 Rauf Ceylan Moscheen in Deutschland Entwicklungen und Herausforderungen für muslimische Gotteshäuser 11 Albrecht Fuess (Architektonische) Transparenz von Moscheen im Migrationskontext Eine islamwissenschaftliche Perspektive 25 Erol Yildiz ‚Hinterhofmoscheen‘ als Transtopien 41 Heike Delitz Imaginationen kollektiver Identität Das Theologisch-Politische und die Bedeutung von Moscheebauten 57 Mehmet Bayrak Die multiperspektivische Analyse von Migrationsmoscheen Bewegungsarchitekturen 75 Chantal Munsch & Kathrin Herz Blickweisen auf Moscheen im Forschungsprozess Über die Konstruktion von Forschungsergebnissen in migrationsgesellschaftlichen Kontexten 113 Bärbel Beinhauer-Köhler Moscheeküchen. Materielle Kultur und soziale Praxis 147 Roman Singendonk Gemeinsam gegen die Fliehkräfte Wie Moscheen nach dem Terror von Hanau den gesellschaftlichen Zusammenhalt bewerten 175 VIII Inhalt Rochus Wiedemer Kreuzberger Vorgeschichten Nicht realisierte Projekte und Initiativen fürden Bau von Moscheen und türkischen Kulturzentren in Berlin in den 1980er Jahren 203 Ömer Alkin Islam im Migrationskino – Moscheen im Modus des Films Culture Clash, Radikalisierungsdrama und Normalisierungsphantasien 225 Autor:innen 255 Register 259 Ömer Alkin, Mehmet Bayrak & Rauf Ceylan Moscheen in Bewegung: Zur Notwendigkeit einer multiplen Perspektive Abstract:Moscheen sind als Verbünde von Architekturen und Sozialem an sich schon komplexe Forschungsgegenstände. Im Kontext von Migration sind diese Architekturen umso differenzierter zu untersuchen,denn sie erweitern sichvon nationalen Dimensionen zu transnationalen. Dieser Komplexität wurde bislang noch nicht ausreichend durch ein interdisziplinäres Untersuchungsspektrum gerechtzuwerdenversucht.DervorliegendeTexterörtertanhand einerDarstel- lung der den Sammelband durchziehenden Beiträge die Notwendigkeit einer solchen Interdisziplinarität als eine multiple Perspektive: Gemeint ist damit ein solcher Blick auf den Forschungsgegenstand ‚Moschee‘, der über die üblichen thematischen Rahmungen von Integration oder der Dichotomie ‚Hinterhofmo- schee‘ versus ‚repräsentativer Moscheebau‘ durch den Einsatz vielfältiger Me- thodenhinausgeht. 1 Einleitung Rund 2600 Moscheen existieren in Deutschland. Sie sind das Produkt der Ar- beitsmigration ausislamischgeprägtenLändern undgehenvor allem auf die In- itiativenderPioniermigranten:innenzurück.SpätestensseitderintensiviertenFa- milienzusammenführung in den 1970er Jahren ist diese religiöse Infrastruktur gewachsen.AngefangenmiteinfachenGebetsräumeninWerkswohnungenwurden zunehmend in Gewerbegebieten oder industrienahen Stadtteilen größere Räum- lichkeiten angemietet und später – als das Sparverhalten (infolge der anfänglich intendiertenRückkehrindieHerkunftsländer)ineinKonsumverhaltenüberging– aufgekauft. Architektonisch ist die Moscheelandschaft durch ihre Heterogenität geprägt. Nicht nursogenanntebackyard mosquesschmückendieseInfrastruktur. Einbezogen sind darin auch opulente Moscheeneubauten mit sichtbaren Archi- tekturgesten wie die DITIB Zentralmoschee in Köln Ehrenfeld – Moscheen, die zumeistdasStadtbildprägenundoftimZentrumkonfliktreicherAuseinanderset- zungenstehen.Mitgemeintsindindiesen2600Moscheenaberauchdieunzähligen und den Großteil ausmachenden Einzel- und Mehrfachräume, die von wenigen Gemeindemitgliedern als muslimische Kultstätten im Sinne von Moscheen (mes- cids) genutzt werden und in Diskursen als ‚Hinterhof-‚ oder ‚Ladenmoschee‘ be- zeichnetwerden.DabeikorrespondierendiemultifunktionalenAusrichtungender https://doi.org/10.1515/9783110668919-002 2 ÖmerAlkin,MehmetBayrak&RaufCeylan BezugsräumederMuslime,diezugleichSozialräume,Verwaltungsräume,Internat, Begegnungsstätteundmehrseinkönnen,mitihrerarchitektonischenundsozialen Vielfalt.DiesefunktionelleVielfaltistinderGegenwartinvielenMoscheenimis- lamischenHerkunftskontextnichtmehr anzutreffen.Währendinderislamischen GeschichtediesenBauteneinesolcheMultifunktionalitätdurchausimmanentwar, ist infolge von säkularen Nationalstaatenbildungen mit oft autoritativen Ausrich- tungennurdiereinsakraleFunktionzugelassen.InderDiasporahabendieMus- lime diese vielfältigen Funktionen – auch infolge der zahlreichen Herausforde- rungenimAufnahmeland–reaktiviert.FürdieErforschungderDiasporamoscheen eröffnensichdamitvieleinterdisziplinäreFacetten.BislangsindinderForschung zuDiasporamoscheenallerdingshauptsächlichfolgendedreiUntersuchungsfelder entstanden: · Erstens moscheesoziologische Arbeiten, die muslimische Gemeinden aus einer Sicht der Integrationspolitik beleuchteten oder tendenziell problema- tisierten(füreinenÜberblicksolcherArbeitensieheTezcan2003), · zweitens Arbeiten, die die Konfliktdimension im Bauplanungsprozess und danach analysierten(füreinen umfassendenForschungsstand siehe Fürlin- ger2013)und · drittensArbeiten,dieinkunsthistorischerSichtdenFokusaufMoscheeneu- bautenrichteten(Kraft2002;Welzbacher2017).¹ Vernachlässigt wurde in bisherigen Arbeiten, dass sich Moscheen und ihre Ge- meinden in solchen integrationspolitisch forcierten Perspektiven forschungs- technischnicht angemessen erfassen lassen,da sie viel zu komplex sind; zwei- tens – und hier mit Fokus auf die Architektur gesprochen – leiten neben den integrationspolitischen Prämissen auch solche Ansätze in eine zu simplifizierte Ansicht auf Moscheen, da sie in dieser prädeterminierten Perspektive zu eng geführt sind. Moscheen sind als Verbünde von Architekturen und Sozialem an sich schon komplexe Forschungsgegenstände. Im Kontext von Migration sind dieseArchitekturenumsodifferenzierterzuuntersuchen,dennsieerweiternsich vonnationalenDimensionenzutransnationalen.DieserKomplexitätwurdebis- lang noch nicht ausreichend durch ein interdisziplinäres Untersuchungsspek- trum gerecht zu werden versucht. Der vorliegende Text erörtert anhand einer Darstellung der den Sammelband durchziehenden Beiträge die Notwendigkeit einersolchenInterdisziplinaritätalseinemultiplePerspektive:Gemeintistdamit einsolcherBlickaufdenForschungsgegenstand‚Moschee‘,derüberdieüblichen  EineneuereArbeit,dieauchkulturwissenschaftlichenÜberlegungenimSinnederPrämisse desvorliegendenSammelbandsfolgt,istRückamp(2021).

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