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Moderne, Subjekt, Staat: Zur Rolle Der Bildung in Der Kontroverse Zwischen Individuum Und Staat Im Iran PDF

288 Pages·2014·2.409 MB·German
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Parvin Javadi Moderne, Subjekt, Staat ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN • BAND 320 begründet von Klaus Schwarz herausgegeben von Gerd Winkelhane ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN • BAND 320 Parvin Javadi Moderne, Subjekt, Staat Zur Rolle der Bildung in der Kontroverse zwischen Individuum und Staat in Iran Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliohek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. www.klaus-schwarz-verlag.com All rights reserved. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. © 2014 by Klaus Schwarz Verlag GmbH Berlin Erstausgabe 1. Auflage Herstellung: J2P Berlin Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-87997-442-9 Meinen Eltern und meinem Mann gewidmet Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung, Begriffsdifferenzierung und Problemstellung 1.1 Einleitung .............................................................................................................9 1.1.1 Forschungsstand ...............................................................................................12 1.1.2 Methode ..............................................................................................................16 1.1.3 Fragestellung und Darstellung des Forschungsvorhabens .....................17 1.2 Begriffsdifferenzierung und Problemstellung ...........................................21 1.2.1 Begriffsdifferenzierung: Moderne oder Modernisierung?.......................21 1.2.2 Problemstellung: Modernisierung und Moderne in Iran ........................24 1.2.3 Begründung der Theorieauswahl .................................................................33 2 Theoretischer Analyserahmen 2.1 Zum Begriff der „Moderne“ (Modernité, Modernity) ..............................37 2.1.1 Geschichte der Begriffsbildung: von „Modernus“ bis „Moderne“..........38 2.1.2 Subjektivität als Fundament der Moderne .................................................50 2.2 Subjektivität und Freiheit nach Kant und Hegel ......................................53 2.2.1 Kant: Autonomie und Freiheit ......................................................................53 2.2.2 Hegel: Bewusstsein und Erkenntnis der Freiheit .....................................62 2.2.3 Bildung als Grundlage der Autonomie und des Bewusstseins ..............73 2.2.4 Die Kantische Bildungskonzeption ..............................................................75 2.2.5 Die Hegelsche Bildungskonzeption .............................................................82 2.2.6 Zwischenresümee .............................................................................................87 2.3 Moderne und der Iran .....................................................................................88 2.3.1 Moderne oder Modernisierung?....................................................................89 2.3.2 Khomeini: Modernisierung ohne Moderne ................................................91 2.3.3 Motahhari: Die islamische Aufklärung .....................................................106 2.3.4 Khomeinis Bildungskonzeption ..................................................................122 2.3.5 Motahharis Bildungskonzeption ................................................................129 2.3.6 Zwischenresümee ..........................................................................................134 2.4 Moderne vs. islamischer Fundamentalismus: Ein Vergleich ...............136 2.5 Bildung und gesellschaftlicher Wandel ....................................................141 3 Iran: Die Auseinandersetzung zwischen Subjekt und Staat 3.1 Die Revolution von 1979: Von der Säuberung der Gedanken zur Vereinheitlichung der Gesellschaft ....................................................151 3.2 Die Kulturrevolution an den Universitäten .............................................158 3.2.1 Kulturrevolution und Geisteswissenschaften: Bemühungen zur Einheit von Hawza und Universität .........................170 3.2.2 Konsequenzen der Kulturrevolution .........................................................180 3.3 Erweiterung der Kulturrevolution .............................................................185 3.3.1 Islamische Bildung und Erziehung in den Schulen ................................188 3.3.2 Medien, Moscheen, Bibliotheken ...............................................................194 3.4 Bilanz und Ergebnis des Islamisierungsprojekts in Iran .......................199 3.5 Zwischenresümee ..........................................................................................209 4 Gegensätze zwischen Vereinheitlichungsdruck und Autonomie des Subjekts. Zwei Beispiele: Frauenpolitik und Arbeitsmarkt 4.1 Frauen zwischen Fortschrittswille und Einschränkung durch die Scharia ............................................................................................213 4.1.1 Das islamische System der Rechte der Frauen in lran ..........................214 4.1.2 Die heutigen iranischen Frauen und ihre Widerstandsstrategien gegen islamische Regelungen .....................................................................227 4.1.3 Staatliche Reaktion auf die Frauenbewegung .........................................238 4.2 Arbeitsmarkt: Die Suche nach den richtigen Qualifikationsmaßnahmen ..................244 4.2.1 Auswahlverfahren und staatlicher Qualifikationsmaßstab für den Eintritt in den Arbeitsmarkt .........................................................245 4.2.2 Die Folgen des Auswahlverfahrens und dagegen gerichtete Strategien der Bewerber ..................................251 4.3 Brain drain: Resultat des Kampfes gegen abweichendes Denken und Verhalten ..........................................254 4.4 Zwischenresümee ..........................................................................................257 5 Zusammenfassung und Schlussfolgerung 5.1 Zusammenfassung .........................................................................................261 5.2 Erkenntnisse ....................................................................................................265 5.3 Chancen und Risiken ....................................................................................266 5.4 Fragestellung für die weitere Forschung ..................................................266 5.5 Schlussfolgerung ............................................................................................267 6 Literaturverzeichnis ................................................................................................268 Danksagung und Abstract.........................................................................................286 Teil 1 Die Moderne ist (...) zu einem weltweiten Experiment geworden. Ob wir wollen oder nicht, wir sind alle in ein großes Experiment ver- strickt, bei dem wir zwar als menschlicher Akteur handeln, das sich zugleich aber auch bis zu einem bestimmten Grad unserer Kontrolle entzieht. Es handelt sich nicht um ein Experiment unter Laboratori- umsbedingungen, denn wir können die Resultate nicht anhand fest- stehender Parameter vorhersagen, vielmehr um ein gefährliches Abenteuer, an dem jeder von uns teilzunehmen hat, möge es ihm ge- fallen oder nicht.1 1 Vgl. Giddens, A. (1996a): „Leben in einer posttraditionellen Gesellschaft“, in: Gid- dens, A., Beck, U., Lash, S. (Hg.): „Reflexive Modernisierung. Eine Kontroverse“, Frankfurt/Main: Suhrkamp, S. 117-18. 8 1 Einleitung, Begriffsdifferenzierung und Problemstellung 1.1 Einleitung Die politische Philosophie hat sich seit der Antike bis zum heutigen Tag da- mit beschäftigt, eine zumindest zeitgemäße Antwort auf die Fragen zu fin- den, ob der Mensch frei sein kann oder ob er sich dem Staat bzw. der Gesell- schaft unterwerfen soll. Bestimmte gesellschaftliche und politische Faktoren, vor allem die Religion, haben dieses Thema im Laufe der Zeit stark beein- flusst. Die menschliche Geschichte ist durch verschiedene Ideologien und Theorien charakterisiert, die das bestmögliche Konzept für das Verhältnis zwischen den Menschen und der Gesellschaft zu konzipieren versuchen. Die klassischen Konzepte waren jedoch sehr einseitig. Wurde bis zur Aufklärung überwiegend nur auf die Gesellschaft und den Vorrang der kollektiven Frei- heit Wert gelegt und die Freiheit des einzelnen Menschen als selbstbestimm- tes und autonomes Wesen kaum anerkannt, so wurde der Mensch mit der Aufklärung das Zentrum des Geschehens, und es gelang ihm, sich zum auto- nomen Subjekt zu entwickeln und seine individuelle Freiheit zu gewinnen. Mit der Durchsetzung der Aufklärungstheorien in der französischen Revolu- tion jedoch gewann ein radikaler Glaube an die Priorität der Freiheit des In- dividuums in der Gesellschaft an Bedeutung, was zu katastrophalen Folgen in den ersten Jahren nach der Revolution führte. Die menschliche Geschichte hat gezeigt, dass nur ein balanciertes Verhältnis zwischen der kollektiven und individuellen Freiheit ein funktionierendes gesellschaftliches bzw. politi- sches Leben garantiert. Die Entstehung dieses balancierten Verhältnisses wurde hauptsächlich durch die Aufklärung und in der Ära der Moderne ermöglicht.2 In der Mo- derne geht es nicht, wie in der Periode zuvor, nur um kollektive Freiheit, vielmehr beginnt die Freiheit im modernen Sinn erst mit der Anerkennung der Freiheit des Individuums bzw. Subjektes. Die Frage, wie frei eine Gesell- schaft oder ein politisches System ist, kann deshalb erst durch die Frage, wie frei das Individuum bzw. das Subjekt ist, beantwortet werden. Hegel, einer der bedeutendsten Philosophen der Moderne und Aufklärung, bezeichnet die individuelle Freiheit als Basis aller anderen Freiheiten und die fehlende Frei- heit des Subjektes als Entäußerung der Persönlichkeit, die mit Sklaverei gleichzusetzen ist. Wird Selbstbestimmung als ein wesentlicher Bestandteil der individuellen Freiheit betrachtet, so ist die individuelle Freiheit vor allem 2 Das Thema der Autonomie des Menschen wurde bereits vor der Aufklärung und im Rahmen von Humanismus, Renaissance und Reformation behandelt, erreichte sei- nen Höhepunkt jedoch durch die Aufklärungsbewegung und den Beginn der mo- dernen Ära. 9 1 EINLEITUNG, BEGRIFFSDIFFERENZIERUNG UND PROBLEMSTELLUNG auf Basis des menschlichen Denkvermögens und der Vernunft zu definieren. In der Ära der Moderne wird – im Gegensatz zur Vormoderne – die Fähig- keit jedes Einzelnen zu unabhängigem Denken und selbständigem Entschei- den und damit der Grundstein seiner individuellen Freiheit anerkannt. Durch die Vernunft und das Denken kann sich der Mensch als Subjekt entfalten, sich entwickeln und zu individueller und gesellschaftlicher Wandlung beitra- gen. Die Vernunft ist somit die Basis der Freiheit, denn Freiheit ist, Kant zu- folge, wenn der Mensch von seiner Vernunft in allen Aspekten des Lebens Gebrauch machen kann. Moderne beruht auf dem Glauben an menschliche Vernunft, Selbstbestimmung und Selbstgesetzgebung und somit ist sie der Ausgangspunkt einer Epoche, in der der Mensch sich von allen Arten fes- selnder Prinzipien der Vergangenheit und maßgebender Normen der Religi- on und Tradition befreite und Kraft seiner Vernunft neue Vorschriften schuf, die zeitgemäß seinen Bedürfnissen und Erwartungen gerecht werden konn- ten. Dabei ist mit Freiheit nicht die Gesetzlosigkeit der Gesellschaft und die Befreiung des Menschen von jeglicher Art gesetzlicher Bindungen zu verste- hen, sondern Freiheit im modernen Sinn bedeutet, dass der Mensch sich nur an die Gesetze halten soll, die er selbst (Kraft seiner Vernunft) erlassen hat. Religion oder Tradition verlieren in diesem Sinne ihre Stellung als Quelle der Gesetzgebung, und der Mensch erzeugt die Basis seiner gesellschaftlichen Gesetze aus sich selbst heraus. Anders ausgedrückt, der Mensch wird selbst- bestimmt. Das ist einer der wichtigsten Wendepunkte in der Geschichte der Menschheit, denn bis zur Aufklärung wurde der Mensch – bis auf die Herr- schenden in Religion und Politik – kaum als selbstbestimmtes und autono- mes Wesen anerkannt. Der Mensch verkörperte ein Objekt, das weder bei der Gesetzgebung noch bei der Entscheidungsbildung auf privaten und ge- sellschaftlichen Ebenen aktiv teilnehmen konnte. Die Religion und/oder die Tradition bildeten die Grundlage des Gesetzes und gesellschaftlicher Nor- men, und die Aufgabe des Staates bestand darin, die vollständige Durchfüh- rung dieser Gesetze zu sichern. In diesem Sinne war nicht der Mensch son- dern die Tradition bzw. die Religion das Zentrum des weltlichen Lebens, dem die Menschen zu dienen und das sie zu schützen hatten. Durch die Aufklä- rungsbewegung wuchs der Mensch zu einem autonomen Subjekt heran und entwickelte auf der Basis seines Denkvermögens und seiner Vernunft einen menschlichen Gesetzesrahmen, der ihm dienen sollte. Dadurch gelang es dem Menschen, an der Gestaltung seines eigenen Lebens, aber auch an ge- sellschaftlichen Vorgängen aktiv teilzuhaben. Das Wesen des Menschen wur- 10

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