Peter Grundke Modellierung und Bewertung von Kreditrisiken Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Forschung Herausgegeben von Prof. Dr. Sänke Albers, Kiel Prof. Dr. Bernhard Pe liens, Bochum Prof. Dr. Dieter Sadowski, Trier Prof. Dr. Martin Weber, Mannheim Band 105 Die "braune Reihe", wie die "Beiträge zur betriebswirtschaftlichen Forschung" häufig kurz genannt werden, ist eine der bekanntesten und angesehensten Buchreihen ihres Fachs. Seit 1954 erscheinen hier besonders qualifizierte, oft richtungsweisende Forschungsarbei ten Ivor allem Dissertationen und Habilitationsschriften) der jeweils "neuen Generation" der Betriebswirtschaftslehre. Peter Grundke Modeliierung und Bewertung von Kreditrisiken Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels Deutscher Universitäts-Verlag Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Dissertation Universität zu Köln, 2002 ISBN 978-3-8244-9111-7 ISBN 978-3-322-97847-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-97847-9 1. Auflage April 2003 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden, 2003 Lektorat: Brigitte Siegel! Jutta Hinrichsen Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla.9s unzulässig und strafbar. Das gilt insbe sondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Geleitwort Seit Mitte der 90er Jahre hat die Messung, Steuerung und Bewertung von Kreditausfallrisiken in Wissenschaft und Praxis verstärkte Aufmerksamkeit erlangt. Die Gründe hierfür sind viel faltig: Eine steigende Risikovorsorge für Kreditausfalle belastet die Ertragslage der Kreditin stitute, der in den letzten Jahren aufkommende Handel mit Kreditrisiken macht eine Bewer tung dieser Risiken notwendig und schließlich veranlassen die bankenaufsichtsrechtlichen Entwicklungen die Banken, ihr Kreditrisikomanagement auszubauen. Für die Messung und Bewertung von Kreditrisiken hat sich bis heute keine einheitliche Vor gehensweise herausgebildet, statt dessen existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle, die zwei Grundformen zugeordnet werden können: So genannte Untemehmenswertmodelle, die auf der Optionspreistheorie basieren, definieren die Insolvenz als ein Ereignis, das durch eine bestimmte Wertentwicklung des Unternehmens ausgelöst wird, wohingegen in intensi tätsbasierten Modellen die Insolvenz als ein zufälliges Ereignis modelliert wird, dessen Zu stande kommen nicht näher erklärt wird. In der vorliegenden Arbeit werden die verschiedenen Kreditbewertungsmodelle daraufhin untersucht, inwieweit sich die Bewertungsergebnisse hinsichtlich ihrer Höhe und ihrer Sensitivität gegenüber wichtigen Einflussgrößen unterschei den. Ein wichtiges Ergebnis ist, dass gravierende Unterschiede in den Bewertungsergebnissen nur fUr kurze Restlaufzeiten bestehen. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit besteht in der Analyse von rating-basierten Bewer tungsmodellen. Referenzpunkt hier ist ein Modell von Jarrow/Lando/Turnbull, das der Ver fasser um wichtige Komponenten erweitert und damit näher an die Realität heranfuhrt. So werden stochastische, mit der Höhe des risikolosen Zinssatzes korrelierte Befriedigungsquo ten eingefuhrt und stochastische Abhängigkeiten in der Bonitätsentwicklung berücksichtigt. Die vorliegende Arbeit leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung theo retischer Bewertungsmodelle, sie zeigt auch anhand von zwei Anwendungsgebieten auf, wie diese Ergebnisse für die Praxis nutzbar gemacht werden können. In den letzten Jahren haben Kreditderivate, mit deren Hilfe Kreditrisiken handelbar gemacht werden, große Verbreitung gefunden. Die Bewertung von Kreditderivaten setzt voraus, dass ein Wert für den zugrunde liegenden Kredit bestimmt werden kann. Der Verfasser zeigt auf, wie die von ihm vorge nommenen Weiterentwicklungen theoretischer Bewertungsmodelle dazu genutzt werden kön nen, die verschiedensten Formen von Kreditderivaten zu bewerten. VI Geleitwort Parallel zu den Kreditbewertungsmodellen sind von der Praxis Kreditportfoliomodelle entwi ckelt worden, deren Ziel weniger die Bewertung einzelner Kredite ist als vielmehr die Ermitt lung einer Verlustverteilung des Kreditportfolios unter Berücksichtigung von Korrelationsef fekten. Dieses Ziel ist allerdings nicht ohne eine Bewertung der Kreditengagements am Risi kohorizont zu erreichen. Die meisten der derzeit kommerziell vertriebenen Kreditportfolio modelle, wie z.B. CreditMetrics™, vernachlässigen bei der Neubewertung wichtige Aspekte wie z.B. die Veränderung von Zinssätzen und der Credit Spreads je Ratingklasse. Indem der Verfasser die rating-basierten Kreditbewertungsmodelle mit den Kreditportfoliomodellen verknüpft, zeigt er auf, dass die Vernachlässigung wichtiger Risikokomponenten dazu führt, dass die Verlustrisiken in den gängigen Kreditportfoliomodellen unterschätzt werden. Ein herausragendes Merkmal der vorliegenden Arbeit ist, dass sie nicht nur für die Wissen schaft wertvolle Erkenntnisse erbringt, sondern auch der Praxis den Weg weist, in welche Richtung das Kreditrisikomanagement weiterzuentwickeln ist. Thomas Hartmann-Wendels Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Herrn Professor Dr. Thomas Hartmann-Wende!s am Lehrstuhl für Betriebliche Finanz wirtschaft der RWTH Aachen und später an den Seminaren für Finanzierungslehre und Bank betriebslehre der Universität zu Köln. Sie wurde im Sommersemester 2002 von der Wirt schafts-und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln als Dissertation ange- nommen. Mein besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Thomas Hartmann Wendeis, der mein Interesse an Fragen des Kreditrisikomanagements weckte und mir stets die notwendige Förderung und Unterstützung entgegenbrachte. Er gewährte mir insbesondere den Freiraum, mich mit verschiedenen Aspekten dieses Forschungsgebiets intensiv auseinander zu setzen. Weiterhin danke ich Herrn Professor Dr. Friedrich Schmid für die freundliche Über nahme des Korreferats. Für zahlreiche konstruktive Anmerkungen beim Korrekturlesen von Teilen dieser Arbeit bin ich Herrn Dr. Dirk Brüggemann, Herrn Dipl.-Math. Robert Lanckohr, Herrn Dr. Knuth Martens und insbesondere Herrn Dr. Karl Riede! zu Dank verpflichtet. Besonders verbunden bin ich Herrn Dr. Wolfgang Spörk wegen der vielen einsichtsreichen Diskussionen mit ihm, der sehr guten Zusammenarbeit, die über das Kollegiale weit hinausgeht, und seiner stets vor handenen Hilfsbereitschaft. Für das Gelingen einer solchen Arbeit bedarf es entscheidend auch des Rückhalts aus dem privaten Umfeld. Ganz herzlich danke ich meiner Freundin Kristina Martens, die nicht nur viel Ausdauer beim Korrekturlesen des Manuskripts bewiesen hat, sondern mich auch mit ih rer positiven und optimistischen Art gerade in der Endphase der Arbeit immer wieder neu mo tivierte. V or allem danken möchte ich aber meinen Eltern Renate und Bernward Grundke, die meine Ausbildung unterstützten, diese interessiert begleiteten und dem von mir eingeschlagenen Weg immer großes Vertrauen schenkten. Ihnen sei daher diese Arbeit gewidmet. Peter Grundke Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... XVII Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ XXI Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................... XXIII Verzeichnis häufig verwendeter Symbole .......................................................................... XXV 1 Einleitung und Gang der Untersuchung .............................................. 1 2 Kreditrisiko und Kreditderivate - Ein Überblick ............................... 7 2.1 Einleitung ................................................................................................... 7 2.2 Modellgestützte Bewertungsansätze rur bonitätssensitive Finanztitel .................................................................................................. 8 2.2.1 Unternehmenswertmodelle ............................................................... 8 2.2.2 Intensitätsmodelle .................. .................................... .... ................... 17 2.3 Kreditderivate ........................................................................................... 25 2.3.1 Systematisierung von Kreditderivaten ................................ .............. 25 2.3.2 Markt ftir Kreditderivate und Anwendungsfelder ............................ 26 2.3.3 Modellgestützte Bewertung von Kreditderivaten ............................. 30 2.3.3.1 Bewertung von Kreditderivaten in Unternehmens- wertmodellen ......................................................................... 30 2.3.3.2 Bewertung von Kreditderivaten in Intensitätsmodellen ........ 32 X Inhaltsverzeichnis 3 Bewertung von bonitätssensitiven Finanztiteln in Unternehmenswert-und Intensitätsmodellen - Ein Vergleich .......... 41 3.1 Einleitung ................................................................................................... 41 3.2 Bewertung im reinen Unternehmenswertmodell ............................. 44 3.2.1 Das Basismodell ........................................................................... 44 3.2.2 Bewertung eines Credit Default Swaps im reinen Unternehmenswertmodell ................................................................. 53 3.2.3 Bewertung einer Credit Spread Option im reinen Unternehmenswertmodell ................................................................. 57 3.2.3.1 Bewertung der ersten Variante einer Credit Spread Option ............................................................ 58 3.2.3.2 Bewertung der zweiten Variante einer Credit Spread Option ............. ............... .... ....... ..... .... ...... 61 3.3 Bewertung im hybriden Intensitätsmodell ......................................... 63 3.3.1 Das Basismodell ............................................................................... 63 3.3.2 Bewertung eines Credit Default Swaps im hybriden Intensitätsmodell ........................................................... 74 3.3.3 Bewertung einer Credit Spread Option im hybriden Intensitätsmodell ............................................ ................... 76 3.3.3.1 Bewertung der ersten Variante einer Credit Spread Option .......................................... . 76 3.3.3.2 Bewertung der zweiten Variante einer Credit Spread Option ............................................................ 78 3.4 Bewertung im Unternehmenswertmodell mit Sprung .................... 79 Inhaltsverzeichnis XI 3.4.1 Das Basismodell ............................................................................... 79 3.4.2 Bewertung eines Credit Default Swaps im Untemehmenswertmodell mit Sprung .............................................. 87 3.4.3 Bewertung einer Credit Spread Option im Unternehmenswertmodell mit Sprung .............................................. 89 3.4.3.1 Bewertung der ersten Variante einer Credit Spread Option ............................................................ 89 3.4.3.2 Bewertung der zweiten Variante einer Credit Spread Option ............................................................ 92 3.5 Numerische Beispiele und Vergleich der Bewertungsergebnisse ...... ....... ....................... ....... ... ........... ....... ....... ..... 93 3.5.1 Numerische Beispiele zum Credit Spread ........................................ 93 3.5.2 Numerische Beispiele zum Credit Default Swap ............................. 108 3.6 Zusammenfassung ................................................................................... 112 Anhang zu Kapitel 3 .............................................................................................. 114 Anhang 3.1 Herleitung der gemeinsamen Verteilungsfunktion des Unternehmenswertes und des Erstpassierzeitpunktes ............................................................................... 114 Anhang 3.2 Herleitung des Preises einer ausfallbedrohten Nullkuponanleihe im reinen Unternehmenswertmodell ...................................................................... 117 Anhang 3.3 Bewertung eines Credit Default Swaps im reinen Unternehmenswertmodell ....... 121