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Mittelhochdeutsches Worterbuch; mit benutzung des Nachlasses von Georg Friedrich Benecke. Erster Band PDF

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, MITTELIIOCIIDEUTSCIIES WÖRTERBUCH MIT BENUTZUNG DES NACHLASSES GEORG FRIEDRICH RENECKE AUSGEARBEITET \. WILHELM MÜLLER Dr. A. 0. PROFKSSOR !>' GÖTTIXGE>'. ERSTER BAND. — A L. LEIPZIG Verlag vox S. Hirzel. 1854. ^l-?' 3öf i ' /(' V o r r e d e. Indem ich hiermit den ersten band des mittelhochdeutschen Wörterbu- ches der Öffentlichkeit übergebe , sehe ich mich zunächst veranlasst die um- stände darzuleg-eUj welche das werk so verzögerten, dass zwischen dem er- scheinen der ersten lieferung und dem abschlusse des ersten bandes sechs jähre verstrichen. Der grund liegt in der beschaffenheit des nachlasses von Benecke, der von mir bei meiner arbeit benutzt ist. Es scheint die mei- nung verbreitet zu sein, auch bei denen, die es besser wissen konnten, dass dieser nachlass ein, wenn auch nicht in jeder hinsieht vollendetes, doch zu einem gewissen abschlusse gediehenes Wörterbuch enthalte, wobei man sich auf die früher von Benecke selbst in der Zeitschrift für deutsches alterthum bd. I, s, 42 fg. veröffentlichten artikel ich lise und äventiure berufen mochte. Wäre aber das ganze so vollendet gewesen, wie diese beiden artikel, so hätte ich natürlich besser gethan das werk von Benecke als ein nachgelassenes ohne irgend einen zusatz von mir herauszugeben es würde mir dadurch ; nicht nur eine anhaltende und mühselige arbeit erspart sein, sondern es wären auch bei dem dringenden bedürfnisse eines ausführlichen, auf quellenstudium gestützten mittelhochdeutschen Wörterbuches einzelne bereicherungen von mir gegen den vortheil der rascheren Vollendung kaum in betracht gekommen. Die Sache verhält sich indes ganz anders, wie der leser aus der nachfolgen- den darstellung sehen wird. Der nachlass von Benecke ist nemlich, so weit ich mich darüber be- lehren konnte, auf folgende art entstanden. Noch vor dem erscheinen der deutschen grammatik von J. Grimm, also vor dem jähre 1819, hatte Benecke ein alphabetisch geordnetes mittelhoch- IV deutsches glossar angelegt. Es enthielt zahlreiche stellen aus den Minnesin- gern, die, wie es scheint, aus Oberlin ausgezogen sind, dann mehrere aus den bereits in früherer zeit herausgegebenen denkmälern, namentlich der Sammlung deutscher gcdichte von Myller. Als die zweite aufläge des ersten theils von Grimms deutscher grammalik erschienen war (also nach dem jähre lb22), beschloss er eine vollständigere, etymologisch geordnete lexikalische Sammlung anzulegen. Zu diesem zwecke verzeichnete er zunächst nach dem ersten theile von Grimms grammatik die mittelhochdeutschen Stammwörter in eine reihe von quartbänden so, dass hinlänglicher räum für Zusätze blieb. Die Seitenzahlen des ersten bandes der grammatik wurden hinzugefügt und bisweilen ganze stellen daraus abgeschrieben, während schon der zweite band weniger berücksichtigung fand, so dass selbst die dort zusammengestellten verbliebenen und verlorenen starken verben viel weniger beachtet wurden, als es erforderlich war. In dieses Verzeichnis pflegte nun Benecke alles, was ihm bei fortgesetztem lesen bemerkenswerthes aufstiess, so einzutragen, dass bald die stelle, in welcher ein wort vorkam, bald auch nur, je nachdem der räum reichte, das citat angeführt wurde, so dass das Wörterbuch, wie es vor- lag, immer schon zu eigener belehrung nachgeschlagen werden konnte. Hier- bei wurde denn die Sammlung bei einzelnen artikeln, für die sich reichliche Zusätze fanden, oder für welche der Verfasser wegen ihrer dunkelheit oder Seltenheit ein besonderes interesse hatte, wohl bedeutend erweitert, andere gingen dagegen ganz leer aus. In folge dessen fand sich bisweilen nur ein Stammwort mit hinweisung auf Grimm's grammatik ohne irgend einen beleg, und viele abgeleitete und zusammengesetzte Wörter waren noch gar nicht verzeichnet*); auch Hess sich bei der durchsieht der Sammlung bald wahr nehmen, dass sehr oft bei den belegstellen solche mittelhochdeutsche gedichte, deren benutzung man, weil sie von Benecke selbst herausgegeben waren, vor- zugsweise erwarten durfte, wie z. b. Iwein , Wigalois, ganz übergangen wa- ren. Es erklärt sich dieses verfahren aus dem folgenden. Hatte das material zu einer wörterfamilie sich so gemehrt, dass es nicht mehr übersichtlich war, so pflegte Benecke es geordnet so umzuschrei- ben, dass räum für neue nachtrage blieb. Das was sich in dem altern glos- sare fand, wurde jetzt erst benutzt, darauf die ältere Sammlung durchstrichen *) Von vielen nur ein beispiel. Unter irre fand sich bei Benecke nur folgen- des: irre adj., irren (impedire), irren (errare), irresal, alle ohne einen beleg, nur mit Verweisung auf stellen in dem ersten und zweiten theile von Grimms grammatik. dann noch folgendes: irrode, irrot (: spot) Mart. 37. 177; verir- ren, wo frauend. 102, 23. 144, 32 mit den textesworlen angeführt waren, unver- Irt mit dem belege aus frauend. 212, 22. irrekeit Gregor. 1619. altd. bl. 1, 92. Das wur alles. Man vergl. damit die ausführuiig iit diesem wöilcrLucIie s. 753 bis 755. oder zur seile gelegt, und die neue bearbeitung an ihre stelle geheftet. Diese bearbeitung ist indes nicht bei allen Wörtern durchgeführt, sondern zunächst nur da wo es der räum erforderte und neigung oder zufall zu dieser oder , jener wörterfamilie führte. Nach einem ungefähren überschlage sind zwei drittel des Wörterbuches auf jener ursprünglichen stufe geblieben; sie enthal- ten also noch nicht einmal ein hinlängliches material. Auch der vverth die- ser zweiten bearbeitung, M'ie ich sie nennen will, ist sehr verschieden, schon deshalb, weil sie aus verschiedenen zeiten stammt. Bei mehreren worten wird ausschliesslich nur nach älteren ausgaben citiert, wie z. b. Wolframs Parzival nach Myller, das Nibelungenlied nach von der Hagen und es fehlen belege aus den in der letzten zeit herausgegebenen gedichten; bei einigen worten sind die belegstellen nur in einer vorläufigen Ordnung ausgeschrieben, andere ausführungen, wie z. b. der artikel ich lise, zeigen eine grössere Vollendung. Es lässt sich nicht sicher entscheiden, ob diese Verschiedenheit durch eine dritte und selbst eine vierte Umarbeitung hervorgebracht ist, wie ich aus meh- reren äusseren umständen schliesse, oder nur in der zeit ihren grund hat. Erwägt man diese art ein Wörterbuch anzulegen, so ergibt sich bald, dass sie für ein glossar besonders zu eigenem gebrauche, ganz vortrefflich , ist, dass sie aber übelstände mit sich führt, wenn die anläge für ein ausführ- liches Wörterbuch zu allgemeiner benutzung dienen soll. Denn wenn nicht von vorn herein dieser zweck festgestellt ist, wird man natürlich im mittel- hochdeutschen sein besonderes augenmerk auf seltene, oder doch solche Wör- ter und redensarten richten, welche irgendwie merkwürdig sind, oder bei Schriftstellern sich finden, die man aus andern gründen wiederholt liest; man wird dagegen häufig vorkommende Wörter, namentlich diejenigen, welche mit dem jetzigen sprachgebrauche stimmen, weniger beachten oder auch ganz übergehn. Gleichwohl wird man die geschilderte art zu arbeiten ganz ange- messen finden, wenn es die absieht ist, wie das hier der fall war, die anläge eines glossars zu einem ausführlichen wörterbuche zu erweitern. Dass nun Benecke dieses beabsichtigte und dass er das Wörterbuch auch für den druck bestimmt hatte, leidet keinen zweifei, da er später (ich kann nicht bestimmen, wann) anfing ganze buchstaben auszuarbeiten, was aber nur bei A und B, dann in geringerer Vollendung und nach in einigen stücken abweichenden grundsätzen bei P und Z, so wie bei den am wenig- sten umfangsreichen buchstaben C und 0, die jetzt mit K vereinigt sind, durch- geführt wurde. Und wenn er auch in der abhandlung über ein mittelhoch- deutsches Wörterbuch in der Zeitschrift für deutsches alterthum sich nicht deutlich darüber ausspricht, dass er die herausgäbe eines solchen werkcs vorhabe, so weisen doch einzelne abgerissene bemerkungen, die sich in sei- nem nachlasse fanden und einer künftigen vorrede oder als winke fiir den fortsetzer des werkes dienen sollten, entschieden darauf hin. Es findet sich VI — — (laruiiler folgendes: 'auf etymoJogie ist es nicht abgesehen; redensar- ten, die dem heutigen sprachgebrauche vollkommen gleich sind, müssen auf- genommen werden; es ist kein glossariiim, sondern ein Wörterbuch des mit- — — telhochdeutschen; Zusammensetzungen werden am besten auch unter — — dem ersten werte aufgeführt, die erklärung aber unter dem letzten; die eigennamen aus Wolfram vollständig, weil es da so noth thut'. Ein besonde- rer Zettel enthält einige andeutungen über die zweckmässigste art des dru- ckes (die ich freilich nicht habe befolgen können) und die bemerkung 'die : ersten blätter sind sorgfältig geschrieben und müssen als fortwährendes mu- — ster dienen'. Es war Benecke nicht vergönnt, das werk, auf welches er eine dreissigjährige, freilich durch bibliotheksgeschäfte und andere Unterbrechungen gehemmte Sorgfalt verwandt hatte, vollendet zu sehen; im jähre 1844 be- schloss der um die begründung der deutschen philologie hochverdiente und doch so bescheidene mann sein thätiges leben. Nach Beneckes tode übernahm ich auf den Avunsch der erben die durchsieht seines handschriftlichen nachlasses. Ich fand darunter das Wörter- buch, ausserdem das ältere glossar, ein namenbüchlein zuWolfram von Eschen- bach, ein register zu den eigenen anmerkungen zum hvein nach der ersten ausgäbe, und auszüge aus Grimms grammatik welche letzteren stücke noch , zu dem wörterbuche benutzt werden sollten. Die durchsieht des Wörterbu- ches begründete bald in mir die Überzeugung, dass es bei dem grossen man- gel an hilfsmitteln zur erlernung des mittelhochdeutschen äusserst wünschens- werth sei, wenn jemand die fortsetzung und Vollendung übernähme. Da die meinung verbreitet war, Benecke habe bei seinen lebzeiten den wünsch aus- gesprochen, dass sein freund, der der Wissenschaft zu früh entrissene Lach- mann, das werk fortsetzen möchte, so richtete ich an diesen die anfrage, ob er dazu bereit sei, erhielt aber eine ablehnende antwort. Nun hielt ich mich um so mehr verpflichtet, diese mühe zu übernehmen, weil es zweifelhaft war, ob ein anderer sich zu dieser arbeit oder in der nächsten zeit zu einem ähn- lichen ausführlichen werke verstehn würde, und erkaufte zu dem zwecke die handschrift des Wörterbuches nebst dem Zubehör von den erben. Weil nun an eine herausgäbe des Werkes, so wie es vorlag, nach dem, was oben gesagt ist, nicht zu denken war, und auch eine auswahl der ein- zelnen fertigen artikel wenig allgemeinen nutzen gebracht haben würde, so blieb mir nur die entscheidung zwischen zwei wegen übrig: ich hatte entwe- der die sämmtlichen mittelhochdeutschen Schriften aufs neue methodisch aus- zuziehen und Beneckes handschriftlichen nachlass nur als ein hilfsmittel zu betrachten, oder ich muste mich so viel als möglich, an die arbeit meines Vorgängers anschliessen, das unvollendete ausarbeiten und das fehlende er- — — gänzen, anders ausgedrückt das was in der handschrift noch entwurf eines glossars war, zu einem wörterbuche umgestalten. Ich entschloss mich

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