FORSCHUNGSBERICHT DES LANDES NORDRHEIN-WESTF ALEN Nr. 3029 / Fachgruppe Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Herausgegeben vom Minister fUr Wissenschaft und Forschung Prof. Dr. phil. Walter Georg Priv. -Doz. Dr. jur. Dr. rer. pol. Leo KWler Dipl. -Soz. Udo Scholten Fernu,niversit§.t - Gesamthochschule - Hagen Mitbestimmung und Arbeiterbildung Eine F allstudie in einem Gro/3betrieb der Metallindustrie Westdeutscher Verlag 1981 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Georg. Walter: Mitbestimmung und Arbeiterbildung : e. Fall studie in e. Grossbetrieb d. Metallindustrie / Walter Georg ; Leo Kissler ; Udo Scholten. - Opladen : Westdeutscher Verlag, 1981. (Forschungsberichte des Landes Nordrhein Westfalen ; Nr. 3029 : Fachgruppe Wirt schafts- u. Sozialwiss.) ISBN 978-3-531-03029-6 ISBN 978-3-322-88531-9 (eBook) DOl 10.1007/978-3-322-88531-9 NE: Kissler, Leo:; Scholten, Udo:; Nordrhein Westfalen: Forschungsberichte des Landes ••• © 1981 by Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Gesamtherstellung: Westdeutscher Verlag ISBN 978-3-531-03029-6 Inhaltsverzeichnls Vorwort 9 Einleitung: Zum Verhaltnis von Qualifikation und Partizipation 11 1. Mitbestimmungsforschung als Qualifikationsforschung 15 1.1 Die Qualifikationsproblematik in der bisherigen Mitbestimmungsforschung 15 1.2 Das l>1itbestimmungsproblem in der ge werkschaftlichen Arbeiterbildung 18 1.3 Die "padagogische" Aufgabe von Mit bestimmungsforschung 24 2. Mitbestimmung als LernprozeB 29 2.1 Forschungsdimensionen als Lerndimensionen fUr Partizipation 29 2.2 Zur Interdependenz der Lerndimensionen 35 3. Forschungsfeld und ForschungsprozeB 41 3.1 Das Forschungsfeld: Strukturierung und soziogeographische Verortung 41 3.2 Forschungspopulation: Samples von Be fragung und Gruppendiskussionen 44 3.3 Der ForschungsprozeB: Instrumentarium und Auswertungsdesign 63 4. Mitbestimmung als Wissensproblem 69 4.1 Mitbestimmung als kognitiver Begriff 70 4.2 Mitbestimmungsrechte von Belegschaft und Betriebsrat 77 4.3 Modelle der Unternehmensmitbestimmung 86 - 4 - 4.4 Mitbestimmung und politisches Wissen 95 4.5 Zur Partizipationskornpetenz der Mit bestimmungstrager 103 4.6 Zusarnrnenfassung 108 5. Mitbestimmung als Inforrnationsproblern 110 5.1 Mitbestimmung in der innerbetrieblichen Kommunikation 111 5.1.1 Identifikation und Nutzung innerbetrieb licher Inforrnationskanale 111 5.1.2 Hernrnnisse und Barrieren innerbetrieb licher Information und Kommunikation 124 5.1.3 Die Gewerkschaftspresse als Infor rnationstrager fUr Mitbestimmung 134 5.2 Mitbestimmungsinformation aUBerhalb des Betriebes 140 5.2.1 Massenrnedien als auBerbetriebliche Informationsquelle fUr Mitbestimmung 141 5.2.2 Mitbestimmung als Therna auBerbetrieb licher Kommunikation 145 5.3 Zusammenfassung 149 6. Mitbestimmung als Einstellungsproblern 151 6.1 Einstellungsbegriff 151 6.2 Mitbestimmung als Einstellungsobjekt 153 6.2.1 Mitbestimmung und Arbeitserschwernisse 154 6.2.2 Die personliche Betroffenheit von Mit bestimmung 160 6.2.3 Gesellschaftliche Auswirkungen von Mitbestimmung 1 71 6.3 Einstellung zur Mitbestimmung und gewerk schaftliches BewuBtsein 183 6.4 Die Handlungsrelevanz von BewuBtseins dispositionen 187 6.5 Zusammenfassung 190 - 5 - 7. Mitbestimmung als Interessenproblern 192 7.1 Interessenbegriff 192 7.2 Mitbestimmungsinteresse, betriebliches Engagement und wirtschaftliche Krise 193 7.3 Mi tbestimmung und gesellschaftliche Interessen 196 7.4 Mitbestimmung und pers6nliche Interessen 201 7.4.1 Mitbestimmungsinteresse als Be- schaftigungsinteresse 205 7.4.2 Mitbestimmungsin~resse als Ein- kommensinteresse 208 7.4.3 Mitbestimmungsinteresse als Be- lastungsinteresse 210 7.4.4 Mitbestimmungsinteresse als Auto- nornieinteresse 212 7.5 Zusammenfassung 215 8. Mitbestimmung als gewerkschaftliches Transfer problem 217 8.1 Mitbestimmung in der Gewerkschaftspresse 217 8.2 Mitbestimmung in der gewerkschaftlichen Arbeiterbildung 233 9. Zusarnrnenfassung und perspektiven der Mitbe stimmungsforschung 246 9.1 zusarnrnenfassung der untersuchungsergeb nisse 246 9.2 Partizipation als innerbetrieblicher LernprozeB 251 9.3 Der ForschungsprozeB als LernprozeB 254 Anhang I Tabellen 259 Anhang II Gesprachsleitfaden fUr Gruppen diskussionen 279 - 6 - Anhang III: Sozialstatistischer Erhebungsbogen 283 Anhang IV : Fragebogen 285 Literaturverzeichnis 296 - 7- Abkurzungsverzeichnis Ang. Angestellter BetrVG Betriebsverfassungsgesetz BR Betriebsrat CMV Christlicher Metallarbeiter-Verband DGB Deutscher Gewerkschaftsbund Disk. Gruppendiskussion DL. Diskussionsleiter Grp. Gruppe HdA Hurnanisierung des Arbeitslebens IGM Industriegewerkschaft Metall MB Mitbestirnrnung T. Teilnehrner Vl Vertrauensleute Vrn Vertrauensrnann - 9- Vorwort Mitbestimmungsforsehung in der Bundesrepublik hat Tradition - allerdings keine kontinuierliehe. Die Impulse gingen jeweils von legalistisehen Akten aus: von der Verabsehiedung des Mit bestimmungsgesetzes fUr den Montanbereieh (1951) und des Mit bestimmungsgesetzes fUr die groBen Unternehmen (1976). Es waren Probleme von Reehtstatsaehenforsehung im weiteren Sinn, die sieh der Mitbestimmungsforsehung in den 50er Jahren stell ten und auf die sie heute an der Sehwelle zu einer neuen Forsehungskonjunktur wieder Antworten sueht: Welehe betriebs wirtsehaftliehen, organisatorisehen und bewuBtseinsmaBigen Auswirkungen hat die reehtliehe Normierung von Mitbestimmung im Aufsiehtsrat?1) 1m folgenden werden Ergebnisse einer untersuehung prasentiert, die sieh gegenUber traditionellen und laufenden Projekten in zweifaeher Hinsieht unterseheidet: Es handelt sieh urn eine Fallstudie, die sieh zeitlieh auf die Entstehungsphase des Mitbestimmungsgesetzes von 1976 erstreekt. Nieht die Auswir kungen, sondern die Voraussetzungen des Mitbestimmungsgesetzes im BewuBtsein von Arbeitenden eines GroBbetriebes werden zur Diskussion gestellt. Welehen Anteil nehmen die Betroffenen selbst an der offentliehen Auseinandersetzung urn eine Regelung, die sie betrifft? Die empirisehen Arbeiten waren vor Verabsehiedung des Gesetzes abgesehlossen. Wenn ihre Ergebnisse erst heute veroffentlieht werden, hat dies seinen traurigen Grund im Unfalltod des Projektinitiators GUnter Hartfiel, im Universitatsweehsel eines der Autoren, aber aueh in einem zeitintensiven Auswer tungsprozeB. DaB die Projektergebnisse in der vorliegenden Form Uberhaupt noeh zur Veroffentliehung kommen, verdanken 1) Zum aktuellen Stand und Fragenkatalog von Mitbestimmungsforschung in der Bundesrepublik vgl. NUTZINGER/DIEFENBACIfr'R 1981. - 10 - wir der Projektforderung durch das Ministerium fur Wissen schaft und Forschung des Landes Nordrhein-westfalen, den Moglichkeiten zu fruchtbarer Kooperation an der Fernuniver sitat und insbesondere personlichem Engagement. Johann Grebe, Ralph Greifenstein und Herbert Wassmann haben in der Erhe bungs- und Auswertungsphase des Projekts hilfreich mitgewirkt. Christel Lehmann und Renate Wegner danken wir fur das sorg faltige und nicht immer einfache Schreiben des Manuskripts. Wertvolle Unterstutzung leistete Christa Bast vom Zentrum fUr Fernstudienentwicklung der Fernuniversitat bei der graphischen Gestaltung des Endberichts. Besonderer Dank ist jedoch den Arbeitenden und ihren Interessenvertretern fur ihre Bereitschaft geschuldet, quasi unterhalb der offiziellen Mitbestimmungsdiskussion uber Mitbestimmung zu reden. Hagen Die Autoren im Dezember 1980 - 11 - Einleitung: Zum Verhiltnis von Qualifikation und Partizlpation Mitbestimmung hat a1s gewerkschaft1iche Forderung Tradition. Mit ihrer Karriere a1s Thema in der veroffent1ichten Diskus sion von Parteien, Verbanden und Wissenschaft ging zunehmend auch eine Konzentration des Interesses auf die gese11schafts und wirtschaftspo1itische Gesta1tungsfunktion von Mitbestim mung einher. Von den einen gescho1ten a1s ein Mittel "ka1ter Sozia1isierung" mit dem Zie1, den "GewerkschaftsRtaat" ~l errichten, ist Mitbestimmung ftir die anderen eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Wirtschaftsdemokratie. Bei a11er Unterschied1ichkeit in der Einschatzung ihrer ge se11schaft1ichen Fo1gen haben be ide Perspektiven eines gemein sam: die Unterbe1ichtung der subjektiven Voraussetzungen von Mitbestimmung. Wirtschaftsdemokratie braucht Wirtschaftsde mokra ten , - eine simple Festste11ung, die a11erdings erst dann zurn Problem wird, wenn Mitbestimmung zunachst einma1 a1s Mitbestimmen verstanden wird. Mitbestimmen kann nur, wer weiB, wie, wozu und wortiber er mitbestimmt, d.h. die Entscheidungs grund1agen kennt und tiber die notwendigen Fahigkeiten verftigt, urn an Entscheidungsprozessen real tei1nehmen zu konnen. Mit bestimmung, verstanden a1s Partizipation an Entscheidungs prozessen, ste11t sich aber nicht nur a1s Problem des Mitbe stimmen-Konnens, sondern auch des Wo11ens. ~eide zusammen, Fahigkeit und Motivation, bi1den den subjektiven Kernbereich von Mitbestimmung: die Partizipationskompetenz. Sie kann nicht ohne weiteres vorausgesetzt, sondern muB ge1ernt werden. DaB man mitbestimmen 1ernen kann, ist ein gesichertes Paradigma einer Padagogik und Sozia1isationstheorie in emanzipatori scher Absicht. Die zentra1e Frage 1autet jedoch: ~ soll partizipieren 1ernen? Wer davon ausgeht, daB die Arbeitenden se1bst weder mitbestim men konnen noch wollen, wird die Lernadressaten zurn Erwerb von Partizipationskompetenz im Management oder bei gewerk schaft1ichen Funktionstragern suchen. Wer jedoch der Meinung