Eigentumsvorbehalt Dieses Buch bleibt so lange Eigentum des Absenders/*/der Absenderin, bis es der/*/dem Gefangenen persönlich ausgehändigtist. „Zur-Habe-Nahme“ ist keine persönliche Aushändigung im SinnediesesVorbehalts. Wird das Buch der/*/dem Gefangenen nicht persönlich ausgehändigt, ist es unter Angabe der Gründe der Nicht- Aushändigungzurückzusenden. Mit Baumhäusern gegen Bagger Geschichten vom Widerstand im rheinischen Braunkohlerevier ISBN 978-3-931504-55-7 Copyrigth©2015hambacherforst.de EinigeRechtevorbehalten DiesesWerkistuntereinemCreative Commons(CCBY-NC-SA3.0DE) Lizenzvertraglizenziert.Dasbedeutet,dassSiediesesBuchkopieren undweitergebendürfen–solangeSieaufdenTitelunddieQuelle verweisen,dasBuchundseineInhaltenichtkommerziellnutzenund geänderteVersionenuntergleichenBedingungenweitergebensowie derRedaktioneinenHinweiszukommenlassen.UmdieLizenz anzusehen,siehecreativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/deoder schickenSieeinenBriefanCreativeCommons,171SecondStreet, Suite300,SanFrancisco,California94105,USA.Bilderunterliegen jeweilseigenen Lizenzen,dieaufAnfrageerhältlichsind. DigitaleKopiendiesesBuchesfindensichunter hambacherforst.de/hfb-buch hambacherforst.blogsport.de/hambi-buch hambacherforst.blackblogs.org/buchprojekt Redaktion:L.(Wennnichtandersaufgeführt,wurdenArtikelvon Einzelpersonengeschrieben,dienichtnamentlichgenanntwerden möchten.) Lektorat:L.,AndreaWlazik,GaborFekete Layout,Satz:kardanbrueckenschlaeger,[email protected] Einbandgestaltung:PayNumrich,[email protected] DruckundVertrieb:Packpapierverlag,packpapierverlag.de EinsendungenüberFehlerundandereAnmerkungenwerdenin kommendenAusgabenberücksichtigt.DieRedaktionisterreichbar [email protected] sowieSchneckenpost: HambacherForstBuchprojekt c/oWerkstattfürAktionenundAlternativen Kallsgasse20 52355Düren-Gürzenich 55 Inhalt 7Vorwort 9ErsteErklärungausdemHambacherUrwald 13StecktEuchEureKohleindenPiep! Teil 1 – Der Hambacher Forst 20ZwölftausendErdenjahre 22GeschichteundÖkologiedesWaldesundbedrohteTierarten 25Wildpflanzen 29Rezeptfüreinen„HambacherWildsalat“ Teil 2 – RWEs Kohleraubbau und die Folgen 32BraunkohleunddieFolgen 35Jetztistsieweg 36RechtlicherundhistorischerHintergrundderUmsiedlungen 38DieMärvonderrekultiviertenSophienhöhe 42SubjektivewissenschaftlicheStudienundMedien 44VeRWEchselbar:KlüngeloderAmtsmissbrauch 47RWE,StaatundDuMont:DerFilzderBraunkohle 50WeitereFolgendesFilzes 55VerknüpfungvonHerrschaftundUmweltzerstörung 58Sofortausstiegistmöglich-AtomkraftundBraunkohleaufeinenStreich Teil 3 – Widerstand in Wald und Umgebung 66WasgibtessonstnochsoanWiderstand? 69KleinesLexikonderAktionsformen 72EinpaarGedankenzuSolidaritätundGewalt 75Berichtvomersten„Besetzungs-Fest“ 76EinganzbesondererWaldspaziergang 77DieTunnelräumung:EinInterviewmitdem„Maulwurf“ 83DieRäumungvonMonkeyTown:KampfumdenWald! 113DieletztenNachrichtenausNeuland 118Anti-Räumungs-Leitfaden 66 Teil 4 – Repression 122WasistRepression? 123RWEvertreibtWanderer*innen 124BrutaleundrechtswidrigePersonenkontrolle 128GedächtnisprotokolleinerGewahrsamnahme 131AbschaffungdesVermummungsverbots 134Warummitspielen?ErklärungzumVerweigernderPersonalien 138Washilft,Repressionemotionalzuüberstehen? 142DieerkennungsdienstlicheBehandlung 147AufdemWegzurGefangenensammelstelle 149BerichtüberdieHaftdesUmweltaktivistenMoritz 153DurchsuchungderWiesenbesetzung 155JuristischeAnti-Repressions-Arbeit Teil 5 – Leben auf einer Waldbesetzung 158InterviewüberdenAlltagaufeinerWaldbesetzung 161DieWaldbesetzung–einoffenerRaum? 165Essens-undWasserversorgung 168DieKomposttoiletteoder„EinScheißhaufenfürRWE“ 170ReproduktiveArbeit 172AusschnittausdenAufzeichnungeneinesBaumbesetzA 174KleineGeschichtevomTraumeinesKletterbären 176Skillsharing-Camps:AlternativeLernmöglichkeiten 180LebenohneGeld–Fragmenteeinesbesseren(?)Lebens 181ÜberdasLebenganzobengegendiedaoben Teil 6 – Anhang 186Nachwort 187VernetzteProjekte 188AnmerkungenundQuellen 194Bildquellen 194KommentiertesMedienverzeichnis 77 Vorwort Der Hambacher Forst ist besetzt. Im Frühjahr 2015 feierte die Besetzung be- reits ihren dreijährigen Geburtstag. Da wird es Zeit für ein umfangreiches Werk, welches einen Überblick über all das gibt, was zu dieser Besetzung ge- hört. Warum es sich lohnt, diesen Wald zu besetzen, wird hoffentlich jedem*r durch die Kapitel über die ökologische Vielfalt des Hambacher Forstes und die Folgen von RWEs (Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk) Kohleraub- bau klar. Wer dann gleich aktiv werden möchte, findet die passenden Anre- gungen im Abschnitt über den Widerstand in Wald und Umgebung. Auf jeden Widerstand folgt Repression und auch von dieser möchten wir euch berichten. Natürlich besteht das Leben eines*r Waldbesetzer*in nicht nur aus spektakulären Aktionen. Deshalb gibt es in diesem Buch ebenfalls Informatio- nenüberdenAlltagaufeinerWaldbesetzung. Und wer hat's geschrieben? Dieses Buch ist eine Kooperation von vielen ver- schiedenen, mit dem „Hambi“ solidarischen Menschen. An dieser Stelle noch- mals ein großes Dankeschön an alle, die zur Entstehung dieses Buches beigetragenhaben! Es sollte klar sein, dass kein Artikel die Meinung der gesamten Widerstands- bewegung oder auch nur aller an diesem Buch mitarbeitenden Menschen wi- derspiegeln kann. Die gesamte Bewegung ist glücklicherweise sehr vielfältig und will und kann – genauso wie die sich laufend ändernde Personenkonstel- lationaufderBesetzung–nichtvereinheitlichtwerden. Wir hoffen, dass wir durch dieses Buch den einen oder anderen Menschen motivieren können, selbst mal im „Hambi“ vorbei zu schauen und aktiv zu werden. Wirwerdenbleiben,bisderKohleraubbaugestopptist! EinpaarderWaldbesetzA,Juni,2015 Gegenderte Sprache In einigen Texten in diesem Buch wird „gegenderte“ Sprache verwendet, um Menschen aller Geschlechter mitzubenennen und dadurch sichtbar zu ma- chen. Der Begriff „Gender“ kommt aus dem Englischen und bezeichnet das „soziale Geschlecht“ eines Menschen. Gegenderte Sprache bedeutet ge- schlechtergerechtere Sprache. Die Verwendung des Sternchens (Besetzer*in- 14.04.2012ErsteWaldbesetzung ChronikdesWiderstandes 88 nen) oder des Unterstrichs (Besetzer_innen) steht symbolisch dafür, dass es jenseitsvonweiblichundmännlichnochweitereGeschlechtergibt. Jede*r Autor*in konnte selbst entscheiden, ob und wie ihre/*/seine Texte ge- gendert werden, deshalb wird nicht in allen Texten gegenderte Sprache be- nutzt. Was ist eine Triggerwarnung? „Trigger“ bedeutet übersetzt „Auslöser“. Ein Trigger ist etwas, das einen Men- schen sehr intensiv an ein belastendes und traumatisches Erlebnis erinnert. Dies kann alles Mögliche sein: Ein Geruch, eine bestimmte Berührung, ein Geschmack oder die Beschreibung einer Handlung. Eine Trigger-Warnung vor einem Text bedeutet, dass dieser potentiell triggernde Inhalte enthalten kann. Dies kann Menschen, die traumatisierende Situationen erlebt haben, dabei helfen, selbstbestimmter einschätzen zu können, ob sie gerade emotional in der Verfassung sind, potentiell Triggerndes zu lesen. Im Zweifelsfall kann der Text auch vorher von einer Bezugsperson gelesen werden, die einschätzen kann, ob der Text (zu stark) Triggerndes enthält. Bei den Triggern in diesem Buch handelt es sich hauptsächlich um Beschreibungen von (Polizei-/Security-) Gewalt,teilweiseauspersönlicherPerspektive. 14.04.2012„WaldstattKohle“-Festival 99 Erste Erklärung aus dem Hambacher Urwald EErrssttvveerrööffffeennttlliicchhuunngg aannlläässsslliicchh ddeerr aalllleerreerrsstteenn WWaallddbbeesseettzzuunngg iimm HHaammbbaacchheerr FFoorrsstt iimm AApprriillddeessJJaahhrreess22001122aauuffhhaammbbaacchheerrffoorrsstt..bbllooggssppoorrtt..ddee WennhierdieRedevon„wir“ist,danngehtesinWirklichkeitnurumeinigederAkti- vist*innen, die an der Aktion beteiligt waren. Es waren zu viele Menschen an der Ak- tionbeteiligt,als dass sich allebeimSchreibendieses Textes hätteneinbringenkönnen. Es ist nicht auszuschließen, dass einige mit den Inhalten dieses Textes nicht einverstan- densind.DeshalbsolldieserTextnichtfürallesprechen.WenneinigederanderAkti- on Beteiligten andere Standpunkte vertreten, sind sie eingeladen, diese ihrerseits zu veröffentlichenundihrenTextgleichberechtigtnebendiesenzustellen. Der Wald ist besetzt! Wir besetzen einen Teil des Hambacher Forstes, um ihn vor den Baggerschau- feln des Kohlestromriesen RWE zu schützen. Diese Besetzung beginnt wäh- rend des Kulturfestes „Wald statt Kohle“, ist aber davon unabhängig. Auf dem Waldfest finden sich viele Menschen aus einem breiten Bündnis ein, um ge- meinsam für den Erhalt des Hambacher Forstes und gegen den Abbau und die Verstromung von Braunkohle aktiv zu werden. Der Hambacher Forst, na- he Köln gelegen, soll nach den Plänen des Energieriesen RWE komplett zer- störtwerdenfürden„HambacherTagebau“,dasgrößteBaggerlochEuropas. Während des Festes werden Baumpatenschaften verteilt. So können verschie- dene Menschen und Gruppen Bäume auf ihre Weise schützen. Wir überneh- men mit unserer Besetzung ebenfalls eine Baumpatenschaft und wollen die Bäume so auf unsere Art und Weise schützen. Die Besetzung findet einige Ta- ge vor der Jahreshauptversammlung des RWE statt, gegen die ebenfalls Pro- testegeplantsind. Warum wir besetzen? Bei der Entscheidung für diese Aktionsform ist uns bewusst, dass sie die recht schmale Bandbreite rechtsstaatlich erlaubten Protestes überschreitet. Aus zwei Gründen haben wir uns dennoch dazu entschieden: Erstens, weil eine zu große Kluft existiert zwischen dem, was hier legal ist und dem, was wir als le- gitim betrachten. Wenn RWE diesen Wald zerstört, um Braunkohle abzubau- en und zu verbrennen und damit sowohl die regionalen Lebensgrundlagen zerstört, als auch das Weltklima und die Gesundheit der Menschen bis in den Großraum Köln hinein, dann ist das zwar rechtsstaatlich legal. Trotzdem kön- nen wir, wie wir es auch drehen und wenden, keine Legitimität dafür erken- 28.04.2012ErsterWaldspaziergangmitüber50Interessierten. 1100 nen. Wenn wir diesen Wald besetzen, ist das zwar nach den herrschenden Gesetzen nicht legal. Ihre Legitimität bezieht die Aktion aber daraus, dass sie versucht,derWald-undWeltzerstörungdurchRWEetwasentgegenzusetzen. Der zweite Punkt ist, dass wir glauben, dass die Kluft zwischen Legalität und Legitimität immer existieren wird. Aus dem einfachen Grund, dass es keinen objektiven Standpunkt gibt, von dem aus etwas Legitimes in Recht gegossen werden könnte, weil jede*r stets ihr*sein eigenes Bewusstsein darüber mit sich trägt, was legitim ist und was nicht. Es gilt also, freie und lebendige For- men der Auseinandersetzung zu etablieren darüber, was legitim oder sinnvoll ist. Anstatt dies aus dem oft jahrhundertealten Recht abzuleiten, welches dazu nochstetsdieInteressendergesellschaftlichenElitenvertritt. Diese Besetzung ist ein Versuch, einen lebendigen Aushandlungsprozess in Gang zu bringen darüber, wie wir mit der Problematik der Klima- und Um- weltzerstörung umgehen sollten. Es ist ein lautes „Nein“ an jene, deren Lö- sung es ist, so weiter zu machen wie bisher und dabei noch auf's Gas zu drücken–wieRWEbeimBauneuerBraunkohlekraftwerke. Wenn wir nun mit Polizeigewalt geräumt werden sollten, ist das eben die Antwort eines repressiven Staates, der versucht, jeden horizontalen, lebendi- gen Organisationsprozess zu unterbinden. Diese Staatslogik ist genauso wie kapitalistische Konzerne viel zu unflexibel – und hat zudem die falsche Maxi- me für ihre Handlungen – um sinnvolle Antworten für die Problematiken un- serer Zeit zu finden. Sie werden untergehen, genauso wie einst die Dinosaurier,diesichnichtaufveränderteBedingungeneinstellenkonnten. Allerdings kann es nicht darum gehen, bestehende Ausbeutung- und Unter- drückungsverhältnisse einfach nur flexibler zu gestalten, sondern diese zu überwinden. Gegen Kohleverstromung – hier und überall Unsere Besetzung richtet sich im Generellen gegen die Verstromung von Koh- le, weil sie die CO -intensivste Form der Energiegewinnung ist. Das Rheini- 2 sche Braunkohlerevier ist Europas Klimakiller Nummer 1. Dabei stammt aber auch ein großer Teil der hier verbrannten Kohle aus ganz anderen Teilen der Welt, wie zum Beispiel aus Kolumbien, wo ihr Abbau mit extremen Men- schenrechtsverletzungen einhergeht. Weltweit spitzen sich die Konflikte um Kohleabbau und -verbrennung zu, besonders in Südostasien, wo in den letz- ten Jahren mehrere Aktivist*innen beim Widerstand gegen die Kohleindustrie ermordet wurden. Wir wollen hier ein Bewusstsein für diese Kämpfe schaf- 29.06.–08.07.2012Skillsharing-CampNr.1