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Metzler Lexikon Antike PDF

707 Pages·2006·23.34 MB·German
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Metzler Lexikon Antike 2., überarbeitete und erweiterte Auflage Mit 250 Abbildungen und 40 Karten Herausgegeben von Kai Brodersen und Bernhard Zimmermann Verlag J.B.Metzler Stuttgart · Weimar Bibliografische Information der Deutschen National- bibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-476-02123-6 ISBN 978-3-476-05461-6 (eBook)(cid:1) DOI 10.1007/978-3-476-05461-6 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urhe- berrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über- setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeiche- rung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2006Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2006 www.metzlerverlag.de [email protected] Vorwort V Vorwort Was die Herausgeber im Vorwort zur ersten Auflage nennt, und insbesondere Nicole Albrecht, Thomas des vorliegenden Lexikons im Jahr 2000 bemerkten, Baier, Beate und Markus Greif, Doris Meyer, Norbert gilt unverändert: Einen schnellen, zuverlässigen und Prack, Antonis Tsakmakis, Sabine Walentowski und den neuesten Forschungsstand berücksichtigenden Sylvia Zimmermann; ohne ihr Engagement und ihre Zugang in die Welt der Antike zu eröffnen, steht als Bereitschaft, den Ergänzungs- und Umarbeitungswün- Leitidee hinter der Konzeption des Metzler Lexikon schen der Herausgeber auch noch kurzfristig nachzu- Antike (MLA). Die Erfahrung aus der Praxis des Un- kommen, wäre das Unternehmen unmöglich gewesen. terrichts an den Gymnasien wie an den Universitäten Wir danken überdies Nicole Stein für die Erstellung hat gezeigt, dass ein modernes einbändiges Nach- aller Zeichnungen und Pläne und für die Bildredak- schlagewerk fehlt, das alle Bereiche der griechisch- tion, Richard Szydlak und Anna-Maria Wittke für die römischen Antike von der Frühzeit bis in die Spät- Karten im Anhang sowie Alma und Christiane Bro- antike abdeckt, also die Literatur und Philosophie, dersen, Edeltraud Dürr, Marcus Preller und Anna-Ma- Geschichte, Geographie und Archäologie, die Wissen- ria Wittke für das Mitlesen der Korrekturen der schaften, die Alltags-, Kultur- und Mentalitätsge- 1.Auflage und Anne Schlichtmann für die Hilfe bei schichte und die Mythologie und Religion erschließt – der vorliegenden 2.Auflage. Diese Neubearbeitung ist zumal in der Zeit der interdisziplinären Zusammenar- insbesondere in den Bereichen Geschichte, Literatur beit ein erster, unkomplizierter Zugriff auf die Antike und v.a. Mythologie erweitert und durchweg überar- immer mehr wünschenswert erscheint. beitet worden. Um die Handlichkeit des Bandes zu be- Das Autorenteam aus Historikern, Literaturwissen- wahren, wurde bei den Abbildungen reduziert. Wir schaftlern und Archäologen hat Vorkehrungen getrof- bitten um Nachsicht dafür, dass trotz aller Sorgfalt fen, damit auch Nichtfachleute das Lexikon effizient missverständliche Formulierungen und Versehen ste- benutzen können: Es wird keine Kenntnis der antiken hengeblieben sein können, und freuen uns über Ver- Sprachen vorausgesetzt, bei jedem Stichwort finden besserungsvorschläge. sich Angaben zur Betonung. Die hohe Zahl von Stich- Der größte Dank der Herausgeber gebührt dem wörtern ermöglicht ein rasches Finden des Gesuchten. Metzler-Verlag dafür, dass er das »Wagnis« Antike Wer mehr wissen will, kann den zahlreichen Querver- weiterhin anzupacken bereit ist, und insbesondere sei- weisen folgen; zudem machen gezielte Literaturhin- nem Lektor Oliver Schütze, der das Unternehmen in weise und die Angaben im Anhang Angebote zur einem Gespräch über die Situation der Altertumswis- Vertiefung des Themas. senschaft initiiert, mit seinem Sachverstand (und stän- Es versteht sich von selbst, dass in einem einbändi- diger Aufmunterung der Beteiligten) stets gefördert gen Nachschlagewerk keine Vollständigkeit der Infor- und nun auch die Neubearbeitung mit aufopferungs- mation angestrebt werden kann. Das MLA orientiert vollem Engagement bis zum Erfolg geführt hat. sich deshalb an den oben skizzierten praktischen Be- dürfnissen. Aus diesem Grund haben auch eine Viel- zahl kurzer Definitionsartikel insbesondere aus den Bereichen der Rhetorik, Metrik, Textkritik, Epigra- phik und Numismatik, des philologischen und histori- Kai Brodersen schen Handwerkszeugs also, Eingang in das MLA gefunden. Sicher wird dennoch mancher etwas ver- Seminar für Alte Geschichte missen, eine Sache zu knapp oder zu ausführlich be- Universität Mannheim handelt finden, doch setzte das Ziel, ein einbändiges Schloß Lexikon zu erstellen, klare Grenzen. Aus demselben 68131 Mannheim Grund verbot es sich, Informationen unter verschiede- nen Lemmata zu wiederholen; daher werden etwa im Bereich der Literatur bei den Autorenartikeln nur die Bernhard Zimmermann autorenbezogenen Informationen geliefert, während allgemeine Informationen zur Gattung und zur Epo- Seminar für Klassische Philologie che in umfangreichere »Dachartikel« integriert sind. Universität Freiburg i.Br. Unser erster Dank gilt den Autorinnen und Autoren Werthmannplatz, Kollegiengebäude der Artikel, deren Namen die nachfolgende Übersicht 75095 Freiburg i.Br. VI Autorinnen und Autoren Autorinnen und Autoren Nicole Albrecht Doris Meyer Ulrike Auhagen Claudia Michel Andrea Bagordo Christian Orth Thomas Baier Dimitrios Papadis Kai Brodersen Natalia Pedrique Franz-Peter Burkard Serena Pirrotta Stelios Chronopoulos Norbert Prack Martin Drechsler Michael Reichel Giacomo Gazzaniga Carlo Scardino Ulrich Gebhardt Anne Schlichtmann Volker Gerhardt Andrea Schludi Christophoros Gkaras Rudolf Schmidt Korbinian Golla Giada Sorrentino Beate Greif Antonis Tsakmakis Markus Greif Tobias Uhle Sarah Henze Sabine Walentowski Titus Maria Horstschäfer Hartmut Westermann Martin Korenjak Bernhard Zimmermann Gudrun Kühne-Bertram Sylvia Zimmermann Leo Meissner Reto Zingg Hervorgehoben sind die Namen derjenigen Autorinnen und Autoren, die einen Großteil der Artikel beigetragen haben. Abkürzungen in den Literaturhinweisen ANRW Aufstieg und Niedergang der Römischen GLHS Griechenland: Lexikon der historischen Welt, hg. v. H. Temporini/W. Haase Stätten, hg. v. S. Lauffer (1989) (1972ff.) HLL Handbuch der Lateinischen Literatur, hg. ASM Antike Stätten am Mittelmeer: Metzler v. R. Herzog u. P. L. Schmidt (1989ff.) Lexikon (1999), hg. v. K. Brodersen JHS Journal of Hellenic Studies CAH2 Cambridge Ancient History, New Edition JRS Journal of Roman Studies (1970ff.) LACL Lexikon der antiken christlichen Literatur, DRK Die römischen Kaiser, hg. v. M. Clauss hg. v. S. Döpp/W. Geerlings (32003) (1997) PECS Princeton Encyclopedia of Classical Sites, GGGA Große Gestalten der griechischen Antike hg. v. R. Stillwell (1976) (1999), hg. v. K. Brodersen RAC Reallexikon für Antike und Christentum, GGP Grundriß der Geschichte der Philosophie: hg. v. Th. Klauser (1950ff.) Die Philosophie der Antike, hg. v. H. Flashar (1983ff.) Im Lemma ist die betonte Silbe durch einen Punkt unter dem Vokal oder Diphthong markiert. Bei den Angaben zur(cid:2)Metrik bedeutet− eine lange Silbe (Longum),∪ eine kurze Silbe (Brevis) und(cid:3) ein Verselement, das lang oder kurz sein kann (Anceps). Aberglaube 1 A A.bas (1), myth. König von Argos, Sohn des(cid:2)Lyn- keus und der Hypermestra, Gatte der Aglaia, Vater der Zwillinge Akrisios und Proitos. A. erhält von Hera ei- nen Schild, der ein ganzes Volk zu überwältigen und Aachen (lat. A.quae Gra.n(n)i), röm. Heilbad. Die zu beschwichtigen vermag. röm. Besiedlung des an Thermalquellen reichen Ortes A.bas (2), Sohn der(cid:2)Metaneira, von(cid:2)Demeter in begann spätestens um 20 n. Chr. Die Thermenanlagen eine Eidechse verwandelt, weil er sie verspottete, als in A. wurden von röm. Truppen Niedergermaniens er- sie, erschöpft von der Suche nach ihrer Tochter, ins richtet und dienten diesen auch als Heilbad (sog. Kai- Haus seiner Mutter eintrat und ein Gefäß mit Wasser serquelle). 69/70 wurde A. im Bataveraufstand zer- fast austrank, um ihren Durst zu löschen. stört, aber mit neuem Thermalbad (Münstertherme Abbreviatu.r (lat. abbreviatu.ra, »Abkürzung«), Be- nahe der späteren Pfalzkapelle) als Kurort wieder auf- griff der Epigraphik und Paläographie. Abkürzungen gebaut. Die karoling. Kaiserpfalz wurde mit Wasser finden sich in ant. Inschriften, Papyri und Handschrif- der alten Kaiserquelle versorgt, beim Bau von Pfalz ten in der Form von Suspension (Wegfall von Endun- und Dom wurden antikes Baumaterial und Architek- gen), Kontraktion (Wegfall von Buchstaben oder turfragmente ((cid:2)Spolia) verwendet. Der auf den kelt. ganzen Silben im Wortinneren) und Ligatur (Verbin- Gott Grannus weisende Beiname ist erst für das MA dung von zwei Buchstaben).Lit.: B. Bischoff, Paläo- belegt. Lit.: H.G. Horn (Hg.), Die Römer in Nord- graphie des röm. Altertums und des abendländ. rhein-Westfalen (1987) 321–331. Mittelalters (21968). Ab ep.istulis (lat. epi.stulae, »Briefe«), Bezeich- A.bdera, griech. Stadt östl. der Mündung des Nes- nung für den Privatsekretär des röm. Kaisers. Das Amt tos im ägäischen Teil Thrakiens (heute in Griechen- gewann bes. im 2.Jh. n. Chr. an Bedeutung, als nicht land); Heimat des Demokrit und des Protagoras. Nach mehr Sklaven oder Freigelassene das Amt bekleide- der ersten Besiedlung um 656 v. Chr. durch Klazome- ten, sondern gebildete Literaten und Offiziere aus dem nai wurde A. wohl von Thrakern zerstört, von Teos aus Ritterstand. Der Amtsträger war für den gesamten kai- um 545 aber erneut gegründet. Das fruchtbare Umland serl. Briefverkehr zuständig; dazu gehörte die Versen- und die intensiven Handelsbeziehungen zum thrak. dung der kaiserl. Befehle, die Korrespondenz mit den Hinterland führten zur Blüte A.s im späten 6. und Provinzstatthaltern sowie die Benachrichtigung der 5.Jh.; A. wurde 512 von den Persern besetzt und trat Beamten und Offiziere über ihre Ernennung durch den 478 dem 1. Att. Seebund bei. Die militär. Niederlage Kaiser. Lit.: G.B. Townend, The Post ab epistulis in gegen die Triballer 376 führte zum wirtschaftl. Nie- the Second Century, in: Historia 10 (1961) 375–381. dergang. In hellenist. Zeit fiel A. von den Makedonen A.bacus (lat., »Platte«), antikes Rechenbrett. Das an die Seleukiden und Ptolemäer; 170 v. Chr. Zerstö- seit altägypt. Zeit bekannte Prinzip des Rechenbretts rung der Stadt durch die Römer und den(cid:2)Attaliden diente in der Antike bes. der oft notwendigen Umrech- Eumenes II. Ruinen auf dem Kap Bulustra. – Die Be- nung in Münz-, Gewichts- und Maßwesen. DieRömer wohner von A. galten in der Antike als ›Schildbürger‹; entwickelten den A. weiter; er erhielt seine bis ins Chr. M. Wieland verarbeitete diesen schlechten Ruf 14.Jh. gebräuchl. Form. Zwei Kolumnenreihen mit der Bürger in seinem RomanDie Abderiten (1774) als acht bzw. neun Kolumnen erlaubten Addition, Sub- Parabel auf das Bürgertum seiner Zeit. Lit.: PECS traktion, Multiplikation und Divisionsberechnungen. (1976). – B. Isaac, The Greek Settlements in Thrace Lit.: R. Fellmann, Röm. Rechentafeln aus Bronze, in: until the Macedonian Conquest (1986) 73–111. – A.J. Antike Welt 14 (1983) 36–40. Graham, Abdera and Teos, in: JHS 112 (1992) 44–73. A.bderos, Sohn des(cid:2)Hermes, Gefährte des(cid:2)Hera- kles. Als er von den Stuten des(cid:2)Diomedes zerrissen wird, gründet Herakles ihm zu Ehren die Stadt Abdera in Thrakien. Nach einer anderen Version ist A. Beglei- ter des Diomedes und wird zusammen mit seinem Herrn und den menschenfressenden Pferden durch Herakles getötet. Aberglaube. Im A.n wird ein geheimer Zusam- menhang aller Dinge untereinander als gegeben vo- rausgesetzt. In assoziativem Denken werden einzelne Dinge in einen Kausalzusammenhang gebracht. So können nach der Denkfigur der Analogie – nach dem Prinzip, dass Gleiches durch Gleiches bewirkt werden kann – mag. Handlungen begangen werden. In der An- tike bevorzugte Erscheinungsweisen des A.ns sind Schadensabwehr ((cid:2)Apotropaion) und die Erkundung der Zukunft ((cid:2)Omen;(cid:2)Auguren;(cid:2)Mantik). Als Be- Abacus. Die zur Mitte gerückten Knöpfe zeigen griff für A. findet sich im Griechischendeisidaimonia, die Zahl 21773 an. die ursprünglich positiv die gewissenhafte Einhaltung 2 Abessinien religiöser Vorschriften beinhaltete, dann aber negativ A.bydos, strategisch wichtige Hafen- und Handels- als Bigotterie und übertriebene Furcht vor den Göttern stadt am Hellespontos (heute Türkei); Schauplatz der verstanden wurde. Im Lateinischen findet sich als Be- Sage von (cid:2)Hero und Leander. A. wurde im 7.Jh. v. griffsuperstitio, die negativ im Sinne vonprava reli- Chr. von Milet an der engsten Stelle der Dardanellen gio (verkehrte Religion bzw. Religionsausübung) auf asiat. Seite gegründet. 514 geriet A. unter pers. verstanden wurde. Der Begriff konnte – weit mehr als Herrschaft. Xerxes überquerte hier auf einer Schiffs- das deutsche Wort A. – dazu eingesetzt werden, An- brücke mit seinem Heer 480 die Meerenge. A. war hänger anderer Religionen als der röm. auszugrenzen. Mitglied des 1. Att. Seebundes, trat aber im Pelopon- Vom Christentum wird der Begriffsuperstitio verwen- nes. Krieg 411 auf die Seite Spartas. 387 wurde A. det, um Anhänger der alten heidn. Religion zu verur- wieder persisch. Nach dem Zug Alexanders d.Gr. teilen. Lit.: F. Graf, Gottesnähe und Schadenzauber wurde die Stadt seleukidisch, um 200 von Philipp V. (1996). von Makedonien zerstört. Von Antiochos III. wieder Abess.inien(cid:2)Äthiopien aufgebaut, befestigt und von den Römern vergeblich Ablaut, Begriff der Lautlehre. Miteinander ver- belagert, fiel A. wohl 188 v. Chr. an Pergamon. In röm. wandte Wortformen haben häufig einen regelmäßigen, und byzantin. Zeit war A. eine wichtige Zollstation. für die Bedeutung wesentl. Vokalwechsel, den man A. Lit.: J.M. Cook, The Troad (1973). nennt. Diese Erscheinung gehört der indogerman. A.cca Lare.ntia, Gattin des legendären Hirten Faus- Grundsprache an (z.B. gehen, ging, gegangen). Man tulus, des Ziehvaters von(cid:2)Romulus und Remus; eine unterscheidet den quantitativen A. (Grundstufe, d.h. ehemalige Hetäre, lat.lupa, »Wölfin«, woher die Sage der Vokal hat seine gewöhnl. Stufe; Schwundstufe, stammt, eine Wölfin habe die Zwillinge genährt. d.h. der Vokal oder erste Teil des Diphthongs ist ver- A.ccius, röm. Tragiker und Gelehrter, ca. 170–86 v. schwunden; Dehnstufe, d.h. der Vokal wird gedehnt) Chr. A. verfasste zahlreiche lat. Tragödien nach und den qualitativen A. (d.h. Änderung des Vokals, griech. Vorbildern, bes. nach Euripides, aber auch z.B. gr. lo.gos neben le.go). nach Sophokles und Aischylos. Wo die Vorbilder iden- Abra.xas oder Abra.sax, seit dem 2.Jh. n. Chr. ver- tifiziert werden können und der fragmentar. Zustand ehrte mag. Macht. Nach Hieronymus (Kommentar zu von A.’ Werk Vergleiche zulässt, erweist sich die Amos 1, 3, 9f.) nennt der Gnostiker Basilides einen große Selbständigkeit des Nachahmers. Die bisweilen Gott seinem siebenbuchstabigen Namen nach »A.«, geübte Verbindung mehrerer Vorlagen zu einem neuen weil die Addition der Zahlwerte der griech. Buchsta- Stück ((cid:2)Kontamination) erinnert an die in der kom. ben 365 ergebe. Dasselbe gelte für den Sonnengott Gattung übl. Technik. Mindestens zwei Praetexten (cid:2)Mithras; die Namen Mithras und A. sind mithin aus- ((cid:2)Praetexta) des A. sind bekannt. ImBrutus war die tauschbar. In der Spätantike wurden Dämonendarstel- Vertreibung der Könige, in demAeneadae vel Decius lungen mit Hahnenkopf und Schlangenbeinen fälsch- betitelten Stück die Selbstopferung des jüngeren De- lich als »A.-Gemmen« bezeichnet. (cid:2)Gnosis Lit.: K. cius in der Schlacht bei Sentinum dargestellt. Gram- Rudolph, Die Gnosis (1977) 336. – R. Merkelbach, matikern galt A. als Vertreter des hohen Stils (Urteile Mithras (1998) 223. referiert bei Horaz, Epistulae 2, 1, 55; Ovid, Amores Abr.it(t)us, thrak.-röm. Stadt (nahe dem heutigen 1, 15, 19), den er allmählich von harter Strenge zu rei- Razgrad, Bulgarien). Das ursprünglich thrak. Verwal- fer Milde entwickelte (vgl. Gellius 13, 2). A. verfasste tungszentrum erhielt ca. 45 n. Chr. ein röm. Kastell ferner eineDidascalica betitelte literarhistor. Abhand- und wurde später um eine Zivilstadt erweitert. 251 fiel lung über das Drama in gefälliger Dialogform, wobei in der Schlacht bei A. Kaiser Decius im Kampf gegen sich Prosa und verschiedene Versformen abwechseln die Goten. Umfangreiche Ausgrabungen. Lit.: T. Iva- (sog. Prosimetrum), sowie die ebenfalls von Dichtung nov, Abritus I (1980). und Aufführung handelnden Pragmatica, Letztere Abtreibung (lat. abo.rtio). Zwar wurde in Griechen- wohl ganz in Versform. Die Fragmente der Annales land wie in Rom zwischen (cid:2)Empfängnisverhütung weisen auf mythograph. und theolog. Inhalt (vielleicht und A. unterschieden, doch stufte die Antike den Fö- ein Kalendergedicht?). DieSotadica (Stücke in sotad. tus nicht als ungeborenes Leben ein. Nach griech. Versmaß;(cid:2)Sotadeus) hatten nach Plinius (Briefe 5, 3, Auffassung war die Entwicklung des Fötus im Mutter- 6) erot. oder zumindest sehr unernsten Inhalt. Lit.: H. leib eine prozessuale Menschwerdung; eine Unterbre- Cancik, A., in: E. Lefèvre (Hg.), Das röm. Drama chung in einem frühen Stadium war somit eher (1978) 308–347. – St.Faller/G.Manuwald (Hg.), A. Verhütung als A. Nach dem röm. Rechtsverständnis und seine Zeit (2002). war ein Fötus (nasciturus) kein (selbständiger) Ace.stes(cid:2)Aigestes Mensch und unterstand somit keinem Rechtsschutz; Achä.a (gr. Acha.ia, lat. Acha.ea), Landschaft am A. war daher prinzipiell erlaubt, es bestanden jedoch Nordrand der Peloponnes am korinth. Golf mit schma- rechtl. Regelungen gegen Missbrauch. Medizin. Indi- lem Küstenstreifen und gebirgigem Hinterland kation galt als legitimer Grund für A., kosmet. Gründe ((cid:2)Achäer). Die 27 v. Chr. eingerichtete röm. senator. galten als verwerflich (Ovid, Amores 2, 14). Das frühe Provinz A., welche die Peloponnes, Mittelgriechen- Christentum lehnte die A. entschieden ab. Lit.: J.M. land sowie die jon. Inseln, die Sporaden und teilweise Riddle, Contraception and Abortion from the Ancient die Kykladen einschloss, hatte(cid:2)Korinth als Sitz des World to the Renaissance (1992). Prokonsuls; Athen, Sparta und einige röm. Kolonien Ackerbau 3 blieben von dieser Provinz A. ausgenommen. 67 n. A.cheron (gr. Ache.ron) Fluss der Unterwelt, den Chr. verkündete Nero die Freiheit der Griechen, also die Seelen der Toten auf(cid:2)Charons Kahn überqueren auch der Provinz Achäa, doch wurde dies 70/74 durch müssen; meist in Epirus, beim heutigen Mesopotamo Vespasian widerrufen. 395 wurde A. Teil des oström. (mit Totenorakel), lokalisiert. Reiches, litt aber schwer unter den Gotenzügen dieser Ach.ill (gr. Achille.us, lat. Achi.lles), zentrale Gestalt Zeit. Unter(cid:2)Justinian wurde die Provinz wieder gesi- in HomersIlias, wichtigster griech. Held im(cid:2)Trojan. chert. Lit.: A.D. Rizakis (Hg.), Achaia und Elis in der Krieg, Sohn des Peleus und der Meeresgöttin Thetis, Antike (1991). die ihn mit dem Wasser des Flusses(cid:2)Styx bis auf eine Achä.er (gr. Acha.ioi), Name eines um 1900 v. Chr. kleine Stelle an seiner Ferse unverletzlich machte. Von in Griechenland eingewanderten griech. Stammes. In seiner Mutter, die den Orakelspruch erhalten hatte, ihr histor. Zeit besiedelten die A. den SO Thessaliens und Sohn werde ein kurzes, ruhmreiches oder aber ein lan- die Nordküste der Peloponnes. Von den hier ursprüng- ges, ruhmloses Leben haben, wird er, als Mädchen lich ansässigen Joniern übernahmen sie den Bund der verkleidet, auf Skyros versteckt. Er verrät seine wahre zwölf Poleis. Zwischen 720 und 670 waren die A. ak- Natur, als Odysseus und Diomedes Waffen in die Nähe tiv an der Kolonisation Großgriechenlands beteiligt der Mädchen bringen. In der Ilias verkörpert er das ((cid:2)Magna Graecia). Während des Peloponnes. Krieges adelige Ehrverständnis (time), da er die Schmach, die gerieten sie 417 unter die Herrschaft Spartas, ihre ur- ihm Agamemnon mit dem Anspruch auf seine Beute- sprünglich demokrat. Verfassung wurde oligarchisch. frau Briseïs antut, zum Anlass nimmt, sich aus dem In den folgenden Jahren erlebte der Bund als Verbün- Kampf zurückzuziehen. Er kehrt erst zurück, als er deter Spartas seine größte Blütezeit, bis er nach 324 den Tod seines Freundes Patroklos rächen will. Nach- aufgelöst wurde. 281/80 wurde ein neuer(cid:2)Achäischer dem er den trojan. Helden Hektor getötet hat, fällt er Bund gegründet. – In den Epen Homers werden alle durch einen von Paris (oder Apollon) abgeschossenen Griechen, die vor Troja kämpfen, als A. bezeichnet. Pfeil, der ihn in die Ferse trifft. Lit.: K.C. King, Achil- Achä.ischer Bund, 281/80 v. Chr. in (cid:2)Achäa als les (1986). Zusammenschluss peloponnes. Poleis gegründeter Ach.illeus Ta.tios (gr. Achille.us T.) aus Alexandria, Städtebund zum Zweck der Verteidigung gegen feindl. spätes 2.Jh. n. Chr. (?), Verf. des griech. Liebesromans Angriffe und Hegemoniebestrebungen Makedoniens, Leukippe und Kleitophon in 8 Büchern. Der Roman ist Spartas und des (cid:2)Ätol. Bundes. Im 3. (cid:2)Makedon. durch den spieler., z.T. parodist. Umgang mit den Gat- Krieg (171–168) brach der Bund infolge Uneinigkeit tungskonventionen geprägt. A.T. verwendet die Per- auseinander. Nach dem Sieg der Römer über Perseus spektive des Ich-Erzählers Kleitophon, um traditionel- (168) wurden zahlreiche Achäer, darunter(cid:2)Polybios, len Romanmotiven wie Scheintod oder Keuschheits- nach Italien verschleppt. Das endgültige Ende des probe Überraschungseffekte abzugewinnen. Der Ro- A.B. kam 146 v. Chr. mit der Eroberung von Korinth man beeinflusste die Aithiopika des (cid:2)Heliodor und und der Bundesstädte durch L. Mummius. Lit.: A. war bes. in byzant. Zeit sehr populär. DasSuda-Lexi- Bastini, Der A.B. als hellenist. Mittelmacht (1987). – kon schreibt A.T. ferner Werke über Astronomie, Ety- H. Nottmeyer, Polybios und das Ende des Achaierbun- mologie und Geschichte zu. Die Suda-Notiz, er sei des (1995). später Christ und Bischof geworden, ist kaum glaub- Achämen.iden (gr. Achaimeni.dai, lat. Achaemeni.- würdig. Lit.: K. Plepelits (1980) [Übers., Komm.]. dae), Name der pers. Könige, die ihre Dynastie auf Ac.ilius, röm. Gentilname; das plebeische Ge- den myth. König Achämenes (Achaimenes) zurück- schlecht der Acilii ist seit dem 3.Jh. v. Chr. nachweis- führten. Es sind verschiedene, einander widerspre- bar. Die bekanntesten Vertreter waren: chende Stammbäume des A.-Geschlechtes überliefert. Ac.ilius (1), Manius A. Glabrio, röm. Staatsmann Vor Dareios I. (522–486 v. Chr.) gab es wahrschein- und Feldherr, Anhänger des Scipio Africanus; 201 v. lich acht Könige der A., darunter Kyros II. (559–529) Chr. Volkstribun, 197 Ädil, 196 Prätor. Als Konsul und Kambyses II. (529–522). Auf Dareios I. folgten (191) besiegte A. den Seleukidenkönig Antiochos III. Xerxes I. (486–465), Artaxerxes I. (464–425), Xerxes bei den Thermopylen und kämpfte gegen die Ätoler. II. (425–424), Dareios II. (424–404), Artaxerxes II. Ac.ilius (2), Manius A. Glabrio, röm. Staatsmann (404–358), Artaxerxes III. (358–338), Arses und Feldherr, 70 v. Chr. Prätor im Repetundenprozess (338–336) und Dareios III. (336–330) mit dessen Tod gegen Verres, 67 v. Chr. Konsul mit C. Calpurnius die Dynastie erlosch. Lit.: J.Wiesehöfer, Das antike Piso. 66 war A. Prokonsul in Bithynien und Pontus, wo Persien (22002). er den Oberbefehl gegen Mithradates übernehmen Acharna.i, größter att. (cid:2)Demos nahe dem heutigen sollte; da er erfolglos blieb, wurde A. von Pompeius Menidi. (cid:2)Aristophanes siedelte hier seine 425 v. Chr. abgelöst. 63 stimmte er gegen die Catilinarier. Lit.: M. verfasste KomödieDie Acharner an, welche die Sehn- Dondin-Payre, Exercice du pouvoir et continuité gen- sucht nach Frieden im(cid:2)Peloponnes. Krieg thematisierte. tilice. Les Acilii Glabriones (1993). Achelo.os, Gott des gleichnamigen Flusses, als äl- A.cis, nach Ovid (Metamorphosen 13, 750–897) tester aller Flüsse und Vater zahlreicher Nymphen ver- Sohn des Faunus, Geliebter der Galatea. Vom Kyklo- ehrt. Er kämpft in verschiedenen Gestalten gegen pen Polyphem aus Eifersucht mit einem Felsbrocken Herakles um(cid:2)Deïaneira, muss sich jedoch geschlagen zerschmettert, wird er in einen Flussgott verwandelt. geben. Lit.: H.P. Isler, A. (1970). Ackerbau. I. Griechenland: Lediglich etwa 25% 4 Ackergesetze Achilleus erschlägt Penthesilea (Attische Schale, 5.Jh. v.Chr.) des griech. Mutterlandes, bes. die Ebenen, waren für aus den Provinzen (Sizilien, Nordafrika, Ägypten) un- den A. geeignet; Gerste, Hirse und Weizen waren die rentabel. Große Gebiete wurden in(cid:2)Latifundien um- am weitesten verbreiteten Getreidesorten. Seit dem gewandelt. Die Methoden des A.s wurden unter röm. 4. Jh. v. Chr. scheint sich die Dreifelderwirtschaft Herrschaft weiterentwickelt und kamen in allen Pro- durchgesetzt zu haben, durch Düngung konnten die vinzen des Reiches zum Einsatz. Röm. Fachautoren Erträge beachtlich gesteigert werden. Die Kultivie- ((cid:2)Cato d.Ä., (cid:2)Columella, (cid:2)Varro) fassten antikes rung von Oliven und Wein war jedoch rentabler, das Wissen über den A. in ihren Schriften zusammen. Mutterland war somit auf Getreideimport (etwa aus Lit.: D. Flach, Röm. Agrargeschichte (1990). den Kolonien im Schwarzmeergebiet) angewiesen. – Ackergesetze (lat. le.ges agra.riae). A. dienten der II. Rom: Durch die Expansion des röm. Reiches verän- Verteilung von(cid:2)ager publicus an röm. Bürger. Militä- derte sich die Struktur der ital. Landwirtschaft grund- risch eroberte Gebiete wurden Staatsland, dieses legend. A., traditionelle Grundlage der Landwirtschaft konnte gegen Steuern verpachtet, für Koloniegründun- in Italien, wurde mit Zunahme der Getreideimporte gen verwendet oder an Einzelsiedlungen per Gesetz

Description:
Von Achill bis Zentaur, von Aberglaube bis Zahnpflege: 4.500 Stichworte erschließen prägnant die griechisch-römische Antike. Abgestimmt auf den Unterricht an Gymnasien und Universitäten beantwortet das in der Neuauflage um rund 500 Einträge erweiterte Lexikon alle Fragen zu Geschichte, Geografi
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