Tuschling Metaphysische und transzendentale Dynamik in Kants opus postumum W DE G Quellen und Studien zur Philosophie Herausgegeben von Günther Patzig, Erhard Scheibe, Wolfgang Wieland Band 3 Walter de Gruyter · Berlin · New York 1971 Metaphysische und transzendentale Dynamik in Kants opus postumum von Burkhard Tuschling Walter de Gruyter · Berlin · New York 1971 ISBN 3 11 001889 6 © 1971 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Gösdien'sdie Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlags- budihandlung · Georg Reimer · Karl J. Trübner • Veit 6c Comp., Berlin 30, Genthiner Straße 13. Printed in Germany Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Ge- nehmigung des Verlages ist es audi nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie, Xerokopie) zu vervielfältigen. Satz und Druck: Thormann & Goetsch, Berlin 44 Zum Titel Mit „Metaphysische Anfangsgründe der Dynamik" hat Kant das 2. Hauptstück seiner „Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissen- schaft" von 1786 überschrieben; und er hat in der Vorrede dieser Schrift erläutert, was er unter „Metaphysik" und „Metaphysik der Natur" ver- steht. Daher mag es erlaubt sein, etwas verkürzend von einer „meta- physischen Dynamik" Kants zu reden. Die Bezeichnung „transzendentale Dynamik" dagegen muß zunächst einmal befremden. „Ich nenne alle Erkenntnis transzendental, die sich nicht sowohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, insofern dies a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt" lautet die Definition von „transzendental" in der Einleitung der KrV (B 25). Kann die Dyna- mik, ein Teil der Theorie der Materie, in diesem Sinne „transzendental" heißen, kann sie Bestandteil der Transzendentalphilosophie im spezifisch kantischen Sinne sein? Daß dies in der Tat der Fall ist, mithin daß Kant seine Materie- theorie im o.p. so radikal umgestaltet, daß die ursprüngliche metaphy- sische Dynamik von 1786 schließlich zu einer — neben transzendentaler Ästhetik und Logik — dritten transzendentalen Disziplin wird, ist die Hauptthese dieses Buchs. Ich kann sie erst gegen Schluß der Arbeit be- gründen und muß den Leser bis dahin um Geduld bitten. Vorab sollte nur gesagt sein, daß „transzendentale Dynamik" hier durchaus in dem prägnanten Sinn zu verstehen ist, den Kant dem Terminus „transzenden- tal" in der Einleitung der Kritik der reinen Vernunft gegeben hat. Technische Vorbemerkungen Abgesehen von den üblichen Abkürzungen — KrV, KdU, MdS für .Kritik der reinen Vernunft" bzw. „Kritik der Urteilskraft" bzw. Metaphysik der Sitten" usw. — benutze ich zusätzlich die folgenden: o.p. Opus postumum MA Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft Phor. Phoronomie Dyn. Dynamik Mech. Mechanik Phän. Phänomenologie Ls. Lehrsatz LBl. Loses Blatt Ok. Oktaventwurf Kv. Konvolut Ad. o.p. Adickes, Kants Opus postumum, Berlin 1920 Ad. Nf. I, II Adickes, Kant als Naturforscher, Berlin 1924 f. Die übrigen Entwürfe des o.p. zitiere ich der unten wiedergegebenen Übersicht entsprechend, lasse jedoch die Anführungszeichen bei den kan- tischen Entwurfsbezeichnungen fort. In der Angabe von Belegstellen bezeichnen römische bzw. arabische Ziffern, wie üblich, Band- bzw. Seitenzahl der Akademieausgabe von Kants Gesammelten Schriften. Zitate aus dem o.p. erscheinen grundsätzlich in der u. a. chronologi- schen Reihenfolge, sofern nichts anderes vermerkt ist; Unterstreichungen in Zitaten stammen von Kant, ebenfalls sofern nichts anderes ver- merkt ist. Orthographie und Interpunktion der Zitate aus dem o.p. habe idi durchgängig normalisiert, in allen übrigen Fällen habe ich die Schreib- weise der Akademieausgabe übernommen. Inhalt Zum Titel V Technische Vorbemerkungen VII Erster Teil: Die Entstehung einer neuen Dynamik I. Kapitel: Probleme der Interpretation des opus postumum 3 ι. Systematische versus historische Betrachtungsweise 3 2. Die „opus postumum" betitelten Manuskripte 4 3. Ein „Werk"? 8 4. Die Einheit des „opus postumum" 10 j. Unmöglichkeit einer systematisch orientierten Interpreta- tion des „opus postumum" 11 6. „Historische" Interpretation des opus postumum 13 II. Kapitel: Die frühesten Reflexionen des opus postumumund der O k t a v e n t w u rf (1786 bis 1796/97) !J χ. Das Problem des Anfangs 15 2. Die ältesten Losen Blätter 16 3. Der Oktaventwurf 23 III. Kapitel: Kants Reflexionen zur Materietheorie und die zeitgenössische Diskussion ... 28 ι. Das Unmoderne am opus postumum 28 2. Kants Reflexionen zur Physik in ihrer Entwicklung 30 χ Inhalt 3. Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft und Theorie der Erkenntnis a priori 34 4. Die MA und das naturwissenschaftliche Publikum 39 5. Kritik und Selbstkritik 4 6 6. Radikale Korrektur der MA 5 6 7. Der „Ubergang" — ein Legitimationsversuch 61 Zweiter Teil: Die Weiterbildung der neuen Dynamik IV. Kapitel: Weiterentwicklung der neuen Materie- theorie im Rahmen des „Übergangs" .. 69 ι. A—C 69 2. α—ε 77 V.Kapitel: Phoronomiekritik 90 ι. Vorbemerkung 90 2. Übersicht über das Belegmaterial 90 3. Phoronomiekritik im engeren Sinne 92 4. Konsequenzen für die MA 100 5. Reine Bewegungslehre und Materietheorie 102 6. Mathematische Anfangsgründe der Naturwissenschaft? . . 106 7. Philosophische versus mathematische Erkenntnis 111 VI. Kapitel: Ansätze zu einer transzendentalen Dynamik und Auflösung der Uber- gangskonzeption 123 ι. Vier Lose Blätter des IV. Konvoluts 123 2. Der Bogen II 3 128 3. Der Entwurf a—c 129 4. Entwurf No. 1—3 η 131 j. Elementarsystem 1—7 142 6. Farrago 1—4 154 7. A/B Ubergang 160 8. A. Elementarsystem 1—6 164 Schlußbetrachtungen: Transzendentale Dynamik und kritische Theorie der Erkenntnis a priori 179