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Metallische Implantate in der Knochenchirurgie: Werkstoff · Verarbeitung, Operationseinsatz PDF

166 Pages·1971·8.184 MB·German
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E. Frank · H. Zitter Metallische Implantate in der Knochenchirurgie Werkstoff · Verarbeitung Operationseinsatz Springer-Verlag Wien New York 1971 Chefarzt Dr. ERICH FRANK Facharzt fur Unfallchirurgie Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, Landesstelle Wien o. Prof. Dipl.-Ing. Dr. HERBERT ZITTER Institut ffir Allgemeine und Analytische Chemie Montanistische Hochschule Leoben Das Werk 1st urheberrechtlich geschiltzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der tibersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder lIhnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsaniagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 1971 by Springer-Verlag/Wien Softeover reprint of the hardcover 1st edition 1971 Library of Congress Catalog Card Number 78-161478 Mit 95 Abbildungen im Text und auf einer Farbtafel ISBN -13:978-3-7091-8262-8 e-ISBN-13:978-3-7091-8261-1 DOl: 10.1007/978-3-7091-8261-1 Vorwori Die Knochenchirurgie, vor allem die der Extremitaten, hat sich nach dem zweiten Weltkrieg durch die Osteosynthese gewandelt. Die Ver breitung des operativen Vorgehens erfolgte teils aus dem Bestreben, neue Heilverfahren zu finden, teils aber auch infolge mangelnder Beherrschung der konservativen Knochenbruchbehandlung. Mit dem Trend zur Osteosynthese stieg der Bedarf und die Herstellung von Implantaten. Ein GroBteil dieser Implantate wurde allein aus der chirurgischen Empirik entwickelt und nach den dabei gewonnenen Erfahrun gen verbessert. Innerhalb dieser Entwicklung kam es auch zu vielen MiB erfolgen, sowohl iatrogen durch falsche Indikation und mangelhafte Opera tionstechnik als auch bei den Implantaten durch ungeeignete Werkstoffe und falsche Formgebung. Riickblickend kann man feststellen, daB die Entwicklung der Implantate zu keinem befriedigenden AbschluB gekommen ist, weil dieses Problem von den Chirurgen nicht rechtzeitig und konsequent an die dafiir zustandigen Werkstoffachleute und Konstrukteure herangetragen wurde. Obwohl heute in einigen Landern Werkstoffempfehlungen fur Implantate vorliegen, verfiigt kein Staat iiber bindende Vorschriften, diese Empfehlun gen zu realisieren. Allein aus dieser Tatsache ergeben sich unvermeidliche Ausfalle, auf die im Schrifttum und bei Tagungen immer wieder hinge wiesen wird. Die Verfasser beschMtigen sich seit mehr als einem J ahrzehnt mit der komplexen Problematik der in der Knochenchirurgie verwendeten Implan tate. Dabei wurden in gemeinsamer Arbeit aus der Sicht des Traumatologen auf der einen, aus der des Technikers auf der anderen Seite nicht nur Mangel der metallischen Implantate und ihres Einsatzes untersucht, sondern auch Wege aufgezeigt, die die Hersteller der Implantate und die Chirurgen vor vermeidbaren MiBerfolgen bewahren. Dem Patienten, dem im wahrsten Sinn des W ortes Leidenden, konnten phy sische und psychische Schaden erspart bleiben, wiirde es bei den Implantaten zu einer bindenden Festlegung von WerkstoH und Ausfiihrung kommen. In Osterreich wurden solche Festlegungen und deren Kontrolle durch die Initiative der Verfasser bereits verwirklicht. Die wissenschaftlichen Untersuchungen, die die Grundlagen fiir dieses Buch darstellen, wurden finanziell durch die Allgemeine U nfallversicherungs anstalt (AUVA ) ermoglicht, der an dieser Stelle gedankt sei. Vielen Kollegen VI Vorwort sind wir fUr das zur VerfUgung gestellte Material zu Dank verpflichtet. Flit die Zusammenstellung der Unterlagen und die Anfertigung del' Bilder danken wir Frau Dr. CH. GOD. Den Herren W. ANGERER und J. NIRTL dan ken wir fUr die Herstellung der Schliffe und Bilder. Dank fUr die miihsame Fertigstellung des Manuskriptes gebiihrt Frau H. MIKSCH und Frau H. MOSER. Der Springer-Verlag Wien hat in bewahrter Tradition fUr solide Re prasentanz des Buches gesorgt. Wien und Leoben, im August 1971 E. Frank und H. Zitter Inhaltsverzeichnis I. Geschichtliche Entwicklung der Unfallchirurgie unter besonderer Beriick sichtigung der Extremitaten . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 A. Entwicklung und Verbreitung von metallischen Implantaten 6 B. Konservative und operative Knochenbruchbehandlung 11 II. Mechanische Beanspruchung von Implantaten. . . . . . 14 A. Starke und Haufigkeit der Belastung . . . . . . . . 15 B. Verhalten des Knochens gegenuber mechanischen Beanspruchungen 16 C. Verhalten von Werkstoffen gegenuber mechanischen Beanspruchungen 16 D. Kennzahlen der mechanischen Eigenschaften von Werkstoffen fur Im- plantate ........................... . 17 E. Vergleich der Belastungsverhaltnisse mit den Werkstoffeigenschaften 19 III. Korrosionsbeanspruchung von Implantaten. 21 A. Korrosionseigenschaften von Metallen 21 B. Allgemeine Korrosion . . 23 C. Ortliche Korrosion 24 1. Galvanische Korrosion 25 2. Lokalelemente .... 26 3. Punktkorrosion 30 4. Interkristalline Korrosion 36 5. SpannungsriBkorrosion . 39 6. Korrosionsdauerbriiche . 42 7. Kontakt- oder Reibkorrosion (Face-Corrosion, Fretting Corrosion) 46 8. Metallubertragung . . . . . 48 D. Korrosionspriifung an Implantaten 50 1. Korrosionsversuche in vitro 51 2. Korrosionsversuche in vivo . . 52 3. Korrosionsversuche zum Vergleich verschiedener Werkstoffe 53 IV. Metallose 57 A. Reaktionen im K6rper ..... . 57 1. Mechanisch-biologische Reaktion 57 2. Chemisch-Iokal-toxische Reaktion 57 3. Fokal-toxische Reaktion . . . . 59 B. Zur Klinik der Metallose ..... 60 1. Stumme Initialphase nach Implantation 60 2. Akutphase durch Korrosion ..... 60 3. Stumme Terminalphase nach Implantatextraktion 64 V. Formgebung und Operationseinsatz von Implantaten 70 A. Dreilamellennagel . . . . . . 70 B. Pertrochantare Platte . . . . . . . . . . . . . 74 C. Beispiele neuerer Formgebung ........ . 78 D. Befestigungsschraube mit Sprengring fur Nagel und Platte 80 E. Marknagel 86 F. Knochenschrauben. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 VIII Inhaltsverzeichnis VI. Untersuchung von Schadensfallen 89 A. Reibungskorrosion . . . . 91 B. Bruche . . . . . . . . . 91 C. Interkristalline Korrosion 92 D. LochfraB . . . . . . . 92 E. Verbiegungen . . . . . 92 VII. Werkstoffe fur Implantate 96 A. Edelmetalle . . . . . . 97 B. Passivierbare Metalle 98 1. Chemisch bestandige Stahle 100 2. Co-Cr-Mo-Legierungen 106 C. Neue Werkstoffe fUr Implantate 107 1. Cr-Ni-Mo-Stahle mit h6herer Festigkeit und Korrosionsbestandigkeit 108 2. Cr-Co-Mo-Legierungen . . . . . . 110 3. Titanlegierungen . . . . . . . . . 110 4. Seltenere Metalle und Legierungen 112 VIII. Herstellung von Implantaten 113 A. Ausgangsmaterial . . . . . . . . . . 113 B. Verarbeitung . . . . . . . . . . . . 117 C. Behandlung von Implantaten in den Krankenhausern 119 1. Bestandaufnahme und Lagerung des Osteosynthesematerials 119 2. Behandlung der Implantate vor der Operation 120 3. Behandlung der Implantate bei der Operation 120 4. Explantation ............. 121 5. Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . 121 IX. KontrollmaBnahmen und Abnahmebedingungen 123 Werkstoff, Herstellungs- und Abnahmebedingungen fUr Implantate 126 1. Allgemeines . . . 126 2. Werkstoff. . . . . . . . 126 3. Warmebehandlung . . . . 126 4. Mechanische Eigenschaften 126 5. Konstruktion und Formgebung 127 6. Verarbeitung ........ 127 7. Ausfiihrung der Oberflache . . 127 8. Verpackung und Kennzeichnung 127 9. tTberwachung der Erzeugung 128 to. Abnahmeprufung 128 Tabellen ....... . 129 Li tera turverzeichnis 149 Sachverzeichnis ... 155 I. Geschichtliche Entwicklung der Unfallchirurgie Unter besonderer Beriicksichtigung der Extremitaten Mit gelassener Selbstverstandlichkeit, manchesmal mit Bewunderung, nehmen wir im 20. Jahrhundert Veroffentlichungen iiber die Weiterent wicklung von OperationsmaBnahmen oder Berichte iiber neue HeilmaB nahmen zur Kenntnis. Allzuoft vergessen wir jedoch, daB manches, ja sogar vieles in der Medizin bereits vor geraumer Zeit geiibt und mit erstaun lichem Konnen getatigt wurde. Es lohnt sich immer, ein wenig in der Zeit tafel zuriickzublattern. Die Chirurgie im Sinne der traditionellen "Allgemeinchirurgie" wird nach wie vor als Mutter der sich in den letzten Jahrzehnten entwickelnden chirurgischen Spezialfacher angesehen, wobei wiederum die Frage aufge worfen werden kann, ob nicht - und nicht zu Unrecht - die Behandlung von Verletzungen, also die "Unfallchirurgie", die alteste Fachrichtung der Medizin darstellt. Der alteste menschliche Skelettfund, der etwa 500.000 Jahre alte Ober schenkelknochen des Java-Menschen (Pithecanthropus erectus), der 1892 von dem holliindischen Arzt E. DUBOIS auf Java gefunden wurde, zeigt bereits eine Geschwulstbildung, die entweder fiir den Folgezustand eines Knochenbruches oder fiir eine krankhafte Veranderung des Knochens spricht. "Arztliches Handeln" liiBt sich nach Ansicht des Schweizer Medizin historikers H. E. SWERIST bis in die Steinzeit (etwa 40.000 bis 30.000 v. Chr.) verfolgen, aus welcher Epoche Knochenfunde existieren, die Anzeichen von in guter Stellung geheilten Knochenbriichen haben. Es ist anzunehmen, daB bereits von der Cromagnon-Rasse etwa zu diesem Zeitpmlkt "chirurgi sche Eingriffe" getatigt wurden. Zumindest kannte man damals bereits Steinwerkzeuge und Knochennadeln mit Ohr. Die Schienung von Extremi taten diirfte mit Erde oder Lehm erfolgt sein. Bereits im Papyrus Smith, der als das "alteste Lehrbuch der Chirurgie" gelten kann, beweisen die altagyptischen Arzte, daB ihnen das Knochen bausystem schon einigermaBen vertraut ist, und moglicherweise hat IMHoTEP, den wir als ersten Arzt bezeichnen konnen, etwa 2600 v. Chr. in eben jenem Papyrus den GrundriB der Verletzungschirurgie gefaBt. So finden wir darin bereits Anweisungen iiber den Verkiirzungsausgleich beim 1 Frank-Zitter, Metallimpiantate 2 Geschichtliche Entwicklung der Unfallchirurgie SchHisselbeinbruch, ferner Anweisungen iiber Schienung von Briichen der langen R6hrenknochen durch Rindenstiicke oder Leinenbinden, die zur Erlangung einer h6heren Festigkeit in Gummiharze oder Asphalt getaucht wurden. 1500 v. Chr. beginnt die vedische Epoche Indiens, die um 800 v. Chr. endet, benannt nach den vier Vedas, den heiligen Sanskrit-Biichern der indischen Literatur. Die Asvins, die g6ttlichen Zwillinge gelten als die eigentlichen Heilg6tter in der altindischen Mythologie. Sie sollen nicht nur dem Gott Wischnu den Kopf wieder aufgesetzt haben, den ihm andere G6tter aus Eifersucht abschnitten, sondern sie sollen auch einem Krieger ein in der Schlacht verlorenes Bein durch ein eisernes ersetzt haben. Dies ist zumindest die friiheste Erwahnung einer Prothese. Damals fanden auch bei der Behandlung von Verletzungen chirurgische Zauberspriiche An wendung, die von den vedischen Arztpriestern bei der Behandlung ge sprochen wurden, wie zum Beispiel: Zusammen sei mit Mark dein Mark, Zusammen sei mit Glied dein Glied! Zusammen wachs' dein altes Fleisch Und auch der Knochen wachs' dazu! V61kerkundlich interessant (arische Stamme sind in das Tiefland des Indus und Ganges eingewandert) erscheint auch die Parallele zu den alt germanischen Merseburger Zauberspriichen, in welchen Wotan als G6tter arzt den Beinbruch bespricht: So Beinrenkung, So Blutrenkung, So Gliedrenkung: Bein zu Beine, Blut zu Blute, Glied zu Gliedern Als 0 b sie geleimet seien. Bei den altamerikanischen Kulturv6lkern, vor allem bei den Mayas, deren Geschichte bis in die ersten J ahrhunderte vor Christus zuriickreicht, waren Kenntnisse iiber die Wundmedizin verbreitet. Die Azteken hatten bereits Spezialisierungen der Arzte, darunter solche, die sich ausschlieBlich mit Verletzungen beschaftigten. Nicht nur, daB sie Briiche einzurichten verstanden, sie kannten bereits HeilmaBnahmen fiir Knochenbriiche, die nicht heilen wollten. Sie beniitzten Spane von Pinienh61zern und fiihrten diese sogar in den Knochen ein. Zweifellos der erste Hinweis auf eine "intra medullare Osteosynthese". Diese Kenntnisse stammen aus den Berichten des Franziskanerpaters BERNARDINO DE SAHAGUN aus dem 16. Jahrhundert. Geschichtliche Entwicklung der Unfallchirurgie 3 Die Epoche, die arztliches Handeln und Denken am meisten zu beein flus sen vermochte, stellt zweifellos die hellenische dar, insbesonders das 3. und 2. Jahrhundert v. ChI'. mit HIPPOKRATES und del' medizinischen Schule von Kos. In diesen Schriften finden sich bereits exakte Beschrei bungen von Krankheitssymptomen und VOl' allem iiber Behandlungsvor schriften. Auch iiber die Knochenbruchbehandlung kennen wir aus diesel' Zeit grundsatzliche Feststellungen, die auch heute nicht das mindeste an Bedeutung eingebiiBt haben. Es war nicht nul' Extension und "Kontra extension" bekannt, sondern wir sind erstaunt, bereits den Hinweis zu finden, daB die Uberstreckung bei Briichen del' langen Rohrenknochen im Sinne von "starker als natig" beschrieben ist. HIPPOKRATES befaBte sich auch mit del' Heilungsdauer von Knochen briichen und gibt fiir die Callusbildung genormte Zeit en an; so z. B. fiir den Oberarmbruch vierzig Tage. Genau beschreibt er das Anlegen eines Streckverbandes £iiI' den Unterschenkel, wobei eine Radnabe am FuBende des Lagers angebracht wird, in deren dilnung das untere Ende eines Hebels gesteckt wird, del' wiederum die Streckung durch Riemen zug bewerkstelligt. (Eiselsberg-Schiene!) Uber die Lagerung des gebro chenen Unterschenkels spricht sich HIPPOKRATES in bemerkenswerter "\iV eise aus: "Wenn del' Verband angelegt ist, lagert man den Unterschenkel auf etwas Ebenen und Weichen, so daB er sich wedel' nach del' einen Seite, noch nach del' anderen drehen, noch konkav und konvex werden kann. Am besten eignet sich dazu ein Kopfkissen. 1m unmittelbaren Bruchbereich mage del' Verband weichel' sein. Bei zu fest angelegten Verbanden kommt es zum Ab sterben del' Glieder." Zur Behandlung des Oberarmbruches mittels Zug und Gegenzug ver wendet HIPPOKRATES ein Holz mit einer senkrecht zu diesem angebrachten Leiste, welche er gegen die Achsel vorschiebt, urn durch dieses Hil£smittel Zug und Gegenzug zur "\iVirkung kommen zu lassen. ("Ambe" des HIPPO KRATES.) Auch er wuBte bereits, daB an del' oberen Extremitat die ideale Lage del' Ruhigstellung bei rechtwinkelig gebeugtem Ellbogen zu finden sei, nicht abel' die rechtwinkelige Beugung des Kniegelenkes bei del' Ruhigstellung del' unteren Extremitat. Eine weiche Tragebinde (Mitella), so folgert er in seinen Aus£iihrungen iiber die Oberarmbruchbehandlung weiter, sorge fiir gute Lagerung. Dabei sei zu achten - so bereits HIPPOKRATES -, "daB die Hand nicht tiefer zu liegen komme als del' Ellbogen, sondeI'll etwas hoher, damit das Blut nicht nach del' Spitze hin£lieBt, sondeI'll zuriickgehalten wird". Bei den anzulegenden Verbanden beschreibt HIPPOKRATES sehr ausfiihrlich, "daB die Bindenkopfe hinreichend fest, regelmaBig und falten lose Randel' haben miissen". Er be£estigt die Binden, damit sie nicht ver rutschen, mit Nadel und Faden. Den gebrochenen Unterkiefer hielt HIPPO- 1*

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