WERKSTATTBÜCHER Verzeichnis der zur Zeit greifharen nnd der in Kürze erscheinenden Hefte, nach Fachgebieten geordnet Das Gesamtverzeichnis mit Inhaltsangabe jedes einzelnen Heftes ist erhilltlich in den Fachbuchhandlungen und unmittelbar beim Springer-Verlag, 1 Berlin 31 (Wilmersdorf), Heidelberger Platz 3 Preis jedes Heftes DM 4,50, bei gleichzeitigem Bezug von 10 beliebigen Heften DM 3,60 I. Wc rkstoft'e, Hilfsstotre, Hilfsverfahren (s. auch IV) Hert ROTTLER: Hartmetalle in der Werkstatt. 2. Auf!. 1955............................... 62 KELLER u. EIO:KHOFF: Kupfer und Kupferlegierungen. 3. Auf!. 1955 . • • • . . . • • . • • • • . • • . • 45 BÖHLE: Leichtmetalle. 3. Auf!. 1956 •••••••.••••.••.••••.•••. .••••••••••. .••. . . •.• 53 NIELSENt: Hitzehärtbare Kunststoffe - Duroplaste. 1952 •••••.••••••••••.•••.•••••• 109 DETERMANN: Nichthärtbare Kunststoffe - Thermoplaste. 1953 ...••.•••.....•••...•• 110 BITTNER u. KLoTz: Furniere - Sperrholz - Schichtholz 1. Technologische Eigenschaften, Prüf-und Abnahmevorschriften, Meß-, Prüf-und Hilfsgeräte. 2. Auf!. 1951 ••.••.•.. 76 BITTNER u. KLoTz: Furniere - Sperrholz - Schichtholz II. Aus der Praxis der Furnier- und Sperrholz-Herstellung. 2. Auf!. 1951. • • • • . . • • • • • • . • • • • • • • • • • • • • • • • • • • . . . • • . . 77 MA!.MBERG: Glühen, Härten und Vergüten des Stahles. 7. Auf!. 1961 •••.••••..•..•.... 7 KLosTERMANN: Die Praxis der Warmbehandlung des Stahles. 6. Auf!. 1952 •••......... 8 HEINRICH: Die Werkzeugstähle. 2. Auf!. 1964 •• . • • • • • • . • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 50 GRÖNEGRESS: Brennhärten. 3. Auf!. 1962 ••.••.••••••••••.•••••••••.••••....•.••.• 89 HÖHNE: Induktionshärten. 1955 •••••••..•.•.••••.••••••••••••.•••....•.•••..•.•. 116 WUNDRAM: Elektrowärme in der Eisen-und Metallindustrie. 2. Auf!. 1952 ••.•.•••..... 69 SCHUSTER: Die Gaswärme im Werkstättenbetrieb. 1954 .•••••••••••.•.. .••.••••••.•• 115 KOTHNY: Die Brennstoffe. 2. Auf!. 1953........................................... 32 KREKELER u. BEUERLEIN: Ölim Betrieb. 3. Auf!. 1953 ..•••••.••••. . • . • . • • • • • • . . . • . • 48 KLosE: Farbspritzen. 2. Auf!. 1951 • • • . • • • • • • . • • • • • • • • • • • • • • • • • • • . . . • • . . . • . . • • . • • • 49 KLosE: Anstrichstoffe und Anstrichverfahren. 1951................ .••. .••.••. .. •. .• 103 BARTHELS: Rezepte für die Werkstatt. 6. Auf!. 1954 ••..••...•••••..••...••..••..••. 9 TRUTNOVSKY: Dichtungen. 1949 •••••.•.•.••••...•••••.••...•..•....••••••......• 92 ll. Spangebende Formnng KREKELER: Die Zerspanbarkeit der Werkstoffe. 3. Auf!. 1949......................... 61 MÜLLER: Gewindeschneiden. 5. Auf!. 1949 ••.••••••••.••.•••••..•••••••.••.••.•.•• 1 DINNEBIER: Bohren. 4. Auf!. 1949 •••••...••••••••••.•.••.••••.•••••••••••.••..•• 15 DINNEBIER: Senken und Reiben. 4. Auf!. 1950 ••••.•••.••.••••••.••••.••.•••••••••• 16 SCHATZ: Innenräumen. 3. Auf!. 1951 ••••••••••••••.•••••••••.••••••••••••••.••••• 26 SCHATZ: Außenräumen. 2. Auf!. 1952 ............................................. 80 STAUDINGER: Das Schleifen und Polieren der Metalle. 5. Auf!. 1955 ••••••••••••••••••• 5 HOFMANN: Spitzenloses Schleifen I. Maschinenaufbau und Arbeitsweise. 1950 •••••••••• 97 HOFMANN: Spitzenloses Schleifen II. Zusatzvorrichtungen, Genauigkeits- und Schön- heitsschliff. 1952 •••••••••••••••••••••.••••••••••...•••••••••••••••••••••.••• 107 FINKELNBURG: Läppen. 1951 •••••••.•••••••••••••••••••••••••••••••••••.•••••••• 105 ROTTLER: Werkzeugschleifen spangebender Metallbearbeitungswerkzeuge. 2. Auf!. 1961 94 BUXBAUMt: Feilen. 2. Auf!. 1955 •••..•.•..•.••••••••••••.••••••••••••••••••••••• 46 HOLLAENDER: Das Sägen der Metalle. 2. Auf!. 1951 • • • • . • • • • • . • • •. • . • • • .. • • • • • • • • • • • 40 BRöDNER: Die Fräser. 5. Auf!. 1961. • • • • . • • • . . • • • • • • • • • • • . • • . . • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • 22 KLEIN: Das Fräsen. 3. Auf!. 1955................................................. 88 KLEIN: Fräsmaschinen im Betrieb. 1960 ••••••.••••••••••••••••••••••••••••••••••• 120 STAU: Nachformeinrichtungen für Drehbänke (Kopierdrehen). 1954................... 113 FlNKELNBURG: Die wirtschaftliche Verwendung von Einspindelautomaten. 2. Auf!. 1949 81 FlNKELNBURG: Die wirtschaftliche Verwendung von Mehrspindelautomaten. 2. Auf!. 1949 71 PETZOLDT: Werkzeugeinrichtungen auf Einspindelautomaten. 2. Auf!. 1953 •••••••••••• 83 PETZOLDT: Werkzeugeinrichtungen auf Mehrspindelautomaten. 1953 ••••••••••••••••• 95 WICHMANN: Maschinen und Werkzeuge für die spangebende Holzbearbeitung. 2. Auf!. 1951 78 (Fortaetz'IJ,11{/3. Umscklagseite) WERKSTATTBÜCHER FÜR BETRIEBSFACHLEUTE, KONSTRUKTEURE UND STUDIERENDE HERAUSGEBER DR.-ING. H. HAAKE, HAMBURG HEFT 121 Einführung in die metallographische Gefügelehre Von Egon Kauczor Hamburg Z w ei t e verbesserte Auflage (7. bis 14. Tauseud) Mit 99 Abbildungen Springer-Ver lag Berlin / Göttingen / Heidelberg 1964 ISBN 978-3-540-03236-6 ISBN 978-3-662-00202-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-00202-5 Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort....................................................................... 3 I. Reine Metalle ............................................................. 3 1. Die kleinsten Bausteine der Metalle ......................................... 3 2. Ein flüssiges Metall erstarrt ................................................ 4 3. Abkühlungskurven ........................................................ , 6 4. Metallmikroskopie ........................................................ , 7 5. Ein festes Metall wird flüssig ............................................... 10 6. Erhitzungskurven ......................................................... 10 7. Transkristallisation ....................................................... 11 8. Korngröße und Festigkeit .................................................. 11 9. Die Kristallsysteme der Metalle ............................................. 12 10. Die Umwandlungen des reinen Eisens ........................................ 14 11. Veränderungen im inneren Aufbau der Metalle durch Einwirkung äußerer Kräfte .. 16 12. Rekristallisation und Kornwachstum ......................................... 20 11. Legierungen ............................................................... 22 1. Allgemeines. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 22 2. Vollständige Unläslichkeit im flüssigen und festen Zustand ...................... 23 3. Eutektische Legierungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 24 4. Intermetallische Verbindungen .............................................. 27 5. Peritektische Reaktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 30 6. Legierungen mit Mischkristalbilldung ........................................ 32 7. Legierungen mit begrenzter Mischkristallbildung .............................. 34 8. Aushärtbare Legierungen .................................................. 37 9. Umwandlungen im festen Zustand .......................................... 38 10. Die Umwandlungen des Stahles im festen Zustand bei langsamer Abkühlung ..... 39 11. Einfluß der Abkühlungsgeschwindigkeit auf die Umwandlungen des Stahles ...... 42 12. Das Zwischenstufengefüge des Stahles. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 47 13. Das System Eisen-Eisenkarbid .................... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50 14. Das Graphitsystem ........................................................ 51 15. Das Zustandsschaubild Eisen-Kohlenstoff. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 16. Die Umwandlungen der o-Mischkristalle ..................................... 56 Sachverzeichnis .............................................................. 57 Die Wiedergabe von Gebranchsnamen, Handelsnamen, Warenbczeichnnngen nsw. in diesem Buche berechtigt auch ohne be!'Ondere Kennzeichnung uicht zu der Anuahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen und Markenschntz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfteIl. Alle Rechte, insbesondere das der übersetznng in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) oder auf andere Art zu vervielniltigen. - Vorwort Die Metallographie ist ein Teilgebiet der Metallkunde, das sich mit der Unter suchung des makroskopisch und mikroskopisch sichtbaren Aufbaues, dem Gefüge der Metalle, befaßt. Die Weiterentwicklung der metallischen Werkstoffe und die Überwachung ihrer Herstellung und Verarbeitung ist heute ohne die Hilfe der Metallographie nicht mehr denkbar. Die Kenntnis der mannigfaltigen Verände rungen, die der Gefügeaufbau durch Legierung, Verformung, Wärmebehandlung und Korrosion erleiden kann, ermöglicht es dem erfahrenen Met,allographen, aus dem Gefüge den Lebenslauf eines Werkstückes abzulesen und beim Versagen eines metallischen Werkstoffes festzustellen, ob Fehler bei der Herstellung, Verarbeitung oder beim Gebrauch gemacht wurden. Dem Anfänger auf diesem Gebiet will das vorliegende Buch helfen, die ersten Schwierigkeiten beim Betrachten und Beurteilen von Zustandsschaubildern und metallographischen Gefügebildern zu überwinden, und ihm so die Tür öffnen zu einem außerordentlich interessanten und praktisch vielseitig anwendbaren Wissens gebiet. Das Buch ist für Betriebsfachleute, Konstrukteure und Studierende be stimmt. Da es als Einführung dienen soll, wurde eine möglichst anschauliche, ein fache, teilweise erzählende Art der Darstellung gewählt. Ergänzt wird dieses Heft im Rahmen der Werkstattbücher noch durch die Hefte 64 Angewandte Metallographie und 119 Metallographische Arbeitsverfahren. Das Buch befaßt sich mit Grundlagen, deren genauer Ursprung meist nicht mehr mit Sicherheit angegeben werden kann. Bei Darstellungen, die noch auf Quellen zurückgeführt werden konnten, ist dies im Text oder als Fußnote vermerkt. Bis auf wenige Ausnahmen wurde für die hier veröffentlichten metallographi sehen Gefügebilder mit freundlicher Genehmigung des Leiters des Werkstoffprüf amtes Hamburg, Herrn Oberbaurat Dr.-Ing. WILLY GÖTSCHENBERG, die Negativ ablage der metallographischen Abteilung des Werkstoffprüfamtes benutzt. Besonders danken möchte der Verfasser auch den Dozenten der Hamburger Ingenieurschule und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die durch wertvolle Ratschläge dazu beigetragen haben, dieses Buch zu verbessern. I. Reine Metalle I. Die kleinsten Bausteine der Metalle Um den inneren Aufbau eines Metalles verstehen zu können, ist es notwendig, zunächst seine kleinsten Bausteine etwas näher zu betrachten. Reine Metalle sind chemische Elemente und bauen sich wie alle Elemente aus Atomen auf. Durch die Eigenschaften ihrer Atome und die zwischen den Atomen wirkenden Kräfte wird das Verhalten der Metalle bestimmt. Die Atome selbst bestehen aus verschiedenen Teilchen. Fast die gesamte Masse des Atoms ist im Atomkern vereinigt, dessen Durchmesser nur etwa 1/10000 von dem des Gesamtatoms beträgt. Um diesen Kern kreisen auf bestimmten Bahnen mit der außerordentlichen Geschwindigkeit von fast 300000 km/sec negativ geladene, 1* 4 Reine Metalle praktisch masse lose Elektronen. Der unvorstellbar winzige Kern enthält die klein sten Bausteine der Materie, die Protonen und Neutronen. Protonen sind elektrisch positiv geladene Teilchen, deren Ladungen der Zentrifugalkraft der kreisenden. negativen Elektronen entgegenwirken. Das Gesamtatom wird dadurch nach außen elektrisch neutral. Neutronen sind neutrale, ungeladene Masseteilchen. Die Anzahl der Protonen bestimmt das Ele ment. Das einfachste und leichtesk Element ist der Wasserstoff mit einem Proton und einem Elektron. das schwerste in der Natur vorkom - mende das Uran mit 92 Protonen, 146 Neutronen und 92 Elektronen. Ein Atom, dessen Winzigkeit für uns nicht vorstellbar ist, kann zeichnerisch nicht in den der Wirk lichkeit auch nur annähernd gere eh t, werdenden Größenverhältnissen dargestellt werden. Die Elektronen bahnen würden bei derfürdie Abb.1 gewählten Größe des Kernes etwa den Raum eines großen Fest.saales benötigen. Hinzu kommt., daß es keine Möglichkeit gibt, ein Atom dem menschlichen Auge sichtbar zu Aub.1. Atoll\ll.lodcll des Sal1erstoff~ machen. Wir können nur aus den Wirkungen der Atome Rückschlüsse ",iehen. Alle bildlichen Darstellungen können ebensowenig das Atom in seiner wah ren Gestalt zeigen, wie ein flüchtig skizziertes Strichmännchen die wahre Vorstel lung von einem Menschen vermitteln kann. Atommodelle sind deshalb immer nur Sinnbilder und nicht die vergrößerte Wiedergabe der Wirklichkeit. Durch die rasende Geschwindigkeit, mit der sie den Atomkern umkreisen, ist die Fähigkeit der Elektronen, ihre Bahnen einzuhalten, so groß, daß keine irdische Kraft in der Lage ist, sie näher an den Kern zu drücken. Atome berühren sich des halb nur mit ihren äußersten Elektronenschalen und lassen sich nicht ineinander- pressen. 2. Ein flüssiges Metall erstarrt Nehmen wir an, wir könnten die Atome eines zunächst noch flüssigen, allmählich aber kälter werdenden und erstarrenden Metalls beobachten. Was würde sich vor unseren Augen abspielen? Noch ist das ganze Schmelzbad flüssig. Die Atome haben große Bewegungs freiheit und flitzen schnell hin und her. Ihr Treibstoff (Bewegungsenergie) ist die 'Wärme, die Energie also, die aufgebracht werden mußte, um das Metall flüssig zu machen. (Der gasförmige Zustand ist eine noch höhere Energiestufe.) Die Energiequelle wird nun abgeschaltet. Dem Metallbade wird also keine wei tere Wärme zugeführt. Die Schmelze, wie so ein Bad flüssigen Metalles auch ge nannt wird, strahlt Wärme in die kältere Umgebung ab. Die Temperatur des Bades sinkt allmählich, und damit wird die Bewegungsenergie der Atome immer gerin ger. Der immer fühlbarer werdende Energiemangel zwingt sie, sich langsamer zu bewegen. Schließlich werden sie bei weiterer Abkühlung so energiearm, daß sie nur noch sehr wenig Bewegungsfreiheit haben. Ein flüssiges Metall erstarrt 5 Wider Erwarten wandern sie nun nicht weiter umher und bleiben irgendwo liegen, wo sie gerade mit dem letzten Rest Wärmetreibstoff hinkommen. Nein, sie benutzen ihr letztes biß ehen Freiheit dazu, miteinander kunstvolle geomctrische Gebilde aufzubauen. In der Schmelze eines würflig (kubisch) kristallisierenden Metalles ordnen sich die Atome zu kleinen Würfeln an. An diese Keime bauen die gerade in der Nähe herumschwimmenden Atome weitere Würfel. In dem Augenblick, in dem ein Atom sich in so ein Würfelchen einordnet, gibt es genau die Wärmemenge (Erstarrungs wärme) ab, die beim Schmelzen nötig war, um das Atom aus seinem Verband zu lösen. Der gleiche Vorgang spielt sich an unzähligen Stellen der Schmelze ab. An die ersten kleinen Kristalle, wie wir diese Gebilde jetzt nennen wollen, bauen die Atome Würfel ehen an Würfelchenund geben dabei Wärme ab (Abb. 2). Durch diese dauernd freiwer- Ahh. 2. Ein f!üs,iges Metall erstarrt'. Um Kristallisationskeime bilden 1:1 :-okh dip prskn Krh;talk (1.), die regchnäßig weiterwachsen (2., 3.), Ahb. 3. Durch A1.Jsillken der Rc,t hi:-:. ~k Hllcinanderstoßcn und durch gegenseitige ,Behinderung unre- :·whmc1zp ill eillem Lunker stehclHIC- gelmäßige Begrenzungsflächen bilden (4.) hliebcne Eiscndcndrikn . dende Wärme wird die Schmelze trotz fehlender Energiezufuhr und Abstrahlung von Wärme in die Umgebung auf der Temperatur gehalten, bei der sich das erste Kriställchen gebildet hat, bis die letzten Atome eingebaut sind. Die Kristalle wachsen nicht immer gleichmäßig nach allen Seiten, sondern be vorzugen sehr häufig bestimmte, durch Aufbau und Wärmeableitung bedingte Richtungen. Es entstehen dadurch zuerst tannenbaumartige Gebilde, Dendriten genannt (griech. dendron = Baum). Die Räume zwischen den Dendritenästen füllen sich und die Kristalle werden immer größer, bis sie schließlich aneinander fitoßen und sich gegenseitig am weiteren regelmäßigen Wachstum hindern. Die regelmäßigen Begrenzungsflächen der Kristalle gehen hierbei verloren. Der nied rigste Energiezustand, der feste Zustand, ist erreicht. Die Temperatur beginnt nun wieder zu sinken, bis das erstarrte Metall die Temperatur seiner Umgebung angenommen hat. 1 Diese Abbildung wurde in Anlehnung an eine Darstellung nach W. ROSENHAIN gezeichnC't. 6 Reine Metalle Da Gußblöcke während der Abkühlung schrumpfen, kommt es vor, daß Rest schmelze im Kopf des Blockes absinkt, bevor die Räume zwischen den Dendriten ästen zukristallisiert sind. In den durch das Absinken der Restschmelze entstan denen Hohlraum (Lunker) ragen dann die zurückbleibenden Dendriten wie zahl reiche kleine Tannenbäumchen hinein (Abb. 3). Bei den üblichen lichtmikroskopischen Untersuchungen sind im Mikroschliff nur die zuletzt entstandenen, unregelmäßigen Begrenzungslinien als Korngrenzen zu sehen. Der atomare Aufbau dieser Kristalle kann nur durch Röntgen-Feinstruktur-Untersuchungen ermittelt werden. Um unregelmäßige Kristalle, die durch gegenseitige oder äußere Behinderung nicht ihre gesetzmäßige Form ausbilden konnten, von den regelmäßigen Kristallen zu unterscheiden, hat man für die unvollkommen ausgebildete Art die Bezeich nung Kristallit geschaffen. Dieser Ausdruck hat sich jedoch nicht eingebürgert. Im allgemeinen technischen Sprachge brauch, dem wir uns fügen wollen, wird fast immer nur von Kristallen gesprochen. Meistens werden die Kristallite einfach Körner genannt. Feinkörnig und grobkörnig ist sprach lich bequemer als feinkristalIitisch und grobkristallitisch. In der Praxis hat man es durchweg mit unregel 200:1 AIJIJ. 4. Das Gefüge des reinen Eisens mäßigen Körnern zu tun, die man in ihrer Gesamt heit als Gefüge bezeichnet. Als Beispiel zeigt Abb. 4 das Gefüge des Eisens. Die dunklen Umrandungen der Körner sind die Korngren zen, die den in Abb. 2 Teil 4 dargestellten Begrenzungslinien entsprechen. 3. Ahkühlungskurven Wir wollen den eben geschilderten Abkühlungsvorgang noch einmal als Ver such wiederholen, uns diesmal aber nicht darauf beschränken, nur das Verhalten der At,ome zu beobachten. Wir stecken jetzt ein Thermometer in das flüssige Metall und lesen in kurzen, gleichmäßIgen Zeitabständen die Temperaturen der abkühlenden Schmelze ab. Die gefundenen oe Zeit-Temperatur-Werte paare übertragen wir dann in ein Koordinatensystem. Die t Verbindungslinie dieser Punkte ergibt das Zeit-Temperatur-Schaubild, in diesem Falle flüssig die Abkühlungskurve des untersuchten Me Ersturrungspunkt talles (Abb. 5). fest Der zuerst stetig abfallende Teil der • Kurve zeigt an, daß sich das flüssige Metall erst gleichmäßig abkühlt. Wenn sich die Zei! ersten Kriställchen bilden und die Atome ~----------------. hierbei illre Erstarrungswärme an die Um Abb.5. Einfache Abkühlnngsknrve eines reinen gebung abgeben, beginnt die Temperatur Metalles konstant zu bleiben. Der Schmelztiegel strahlt weiter Wärme nach außen ab. Die Erstarrungswärme der kristallbauenden Atome gleicht aber diesen Wärmeverlust wieder aus. Bis der letzte Rest Schmelze erstarrt ist, wird so die Temperatur auf gleicher Höhe gehalten. Dadurch entsteht in der Kurve bei der Erstarrungstempe ratur ein durch eine waagerechte Linie gekennzeichneter Abschnitt gleichbleiben der Temperatur, ein sogenannter Haltepunkt. Nach beendeter Erstarrung fällt die Temperatur (und datnit die Kurve) dem Wärmeentzug entsprechend stetig weiter. Metallmikroskopie 7 In sehr reinen, bewegungslosen Schmelzen (Bewegung hat ebenfalls keimbil dende Wirkung) und vor allem auch dann, wenn es sich um kleine, schnell abküh lende Schmelzbäder handelt, kann es vorkommen, daß die Atome vergeblich nach Angelpunkten zur Kristallbildung suchen. Die Temperatur sinkt dann stetig weiter unter den Erstarrungspunkt, bis plötzlich, z. B. durch eine leichte Erschütterung, die Kristallisation eingeleitet und das Versäumte mit besonderer Heftigkeit nach geholt wird. Diese Erscheinung kann man auch bei Wasser beobachten. Die sich hastig einordnenden Atome geben plötzlich soviel Wärme frei, daß die bereits zu tief gesunkene Temperatur wieder auf den wirklichen Haltepunkt heraufgetrieben wird. Die weitere Erstarrung verläuft dann wie in Abb. 5. Eine hierbei aufgenom mene Kurve zeigt' dort, wo die Temperatur unter den Erstarrungspunkt fiel, den für eine Unterkühlung kennzeichnenden Knick beim Beginn der Haltepunktsgeraden (Abb.6). Bei sehr kleinen Schmelzbädern, die ihre Wärme schnell abstrahlen, ist es sogar möglich, daß die zu spät einsetzende Kristallisation im Wettlauf mit der Z& &# ~----------------- Abb, 6. Abkühlungskurve mit geringer Unterkühlung. Abb. 7. Abkühlungskurve mit starker Unterkühlnng. Temperatur steigt wieder bis zum Haltepunkt Temperatur erreicht nicht mehr den Haltepunkt Wärmeabstrahlung und Wärme ableitung unterliegt und die Temperatur nicht wieder auf den wirklichen Erstarrungspunkt des Metalls hinauftreiben kann. Die hier bei entstehende Abkühlungskurve (Abb. 7) ist natürlich für eine Bestimmung des Erstarrungspunktes unbrauchbar. Unterkühlung kann dadurch verhindert werden, daß man die Schmelze gegen zu starke Wärmeabstrahlung schützt, das Bad bewegt oder Keime hinzufügt (impft). Bei exakten Versuchen müssen dies arteigene Keime sein, d. h. kleine feste Stückehen des gleichen Metalles. 4. Metallmikroskopie Bevor wir versuchen, weiter in das Innenleben der Metalle einzudringen, wollen wir einen kleinen Abstecher in ein metallographisches Laboratorium machen und uns kurz unterrichten, wie ein Stück Metall vorbereitet werden muß, wenn man davon Gefügebilder herstellen will. Grundsätzlich wird so vorgegangen, daß man von dem zu untersuchenden Stück eine kleine handliche Probe abtrennt. Durch geeignete Schleif- und Polier verfahren, die je nach der Art des Metalles sehr verschieden sein können, wird eine spiegelglatte Fläche erzeugt. Der Metallograph nennt eine so vorbereitete Probe einen Schliff. Das Gefüge wird durch Anätzen der polierten Fläche sichtbar ge macht. Aus einer Fülle von Ätzmitteln muß dasjenige ausgesucht werden, das bei der vorliegenden Probe den größten Erfolg verspricht. 8 Reine Metalle Da Metallproben nicht durchsichtig sind, kann der Metallograph nicht wie Medi ziner und Biologen mit durchfallendem Licht arbeiten. Metallmikroskope sind des halb Auflichtmikroskope und so konstruiert, daß zuerst Licht senkrecht auf die Probe geworfen wird. Erst in dem von der Probe zurückgeworfenen (reflektierten) Licht wird das Gefüge betrachtet. Wie ein Mikroskop gebaut sein muß, um diesen Anforderungen zu entsprechen, zeigt stark vereinfacht die Skizze in Abb. 8. Das von der Lichtquelle ausgestrahlte Licht wird durch eine Linse gerichtet und auf eine ebene Glasscheibe (Planglas) gelenkt, die unter einem Winkel von 45° zu den ankommenden Lichtstrahlen ge neigt ist. Ein Teil des J~ichtes geht ungehindert durch diese Glasscheibe hindurch, während der andere Teil senkrecht nach unten abgelenkt wird und durch ein Ob- jektiv auf die polierte Fläche der Probe Auge fällt. Die blanke Probenoberfläche wirft das Licht wieder zurück durch Objektiv und Planglas hindurch in das Okular, mit Okular dem das Bild betrachtet wird. Objektiv und Okular sind Lupen, die jedoch nicht, mit einfachen Vergrößerungsgläsern ver PI(Jng!(Js glichen werden können, da sie, besonders -" beim Objektiv, ein ausgeklügeltes System mehrerer aufeinander abgestimmter Linsen darstellen. Das bereits vom Objektiv ver größerte Bild der Probenoberfläche wi]'(l Objektiv l1/krascll/ifj Ahb. 8. Vereinfachte Darstellung ües Strahlenganges Abb.9. Rcftcxion der Lichtstrahlen:Ln chwnl aufKorll~ in eineIn Auflichtmikroskop gre1lzen geätzten Sehliff vom Okular nochmals vergrößert. Durch eine Anzahl auswechselbarer Objektive und Okulare ist es möglich, mit neuzeitlichen Metallmikroskopen Proben bei Ver größerungen etwa zwischen 10- und 1500fach zu betrachten. Wie entsteht nun im zurückgeworfenen (reflektierten) Licht das Bild des Ge füges ~ Der ungeätzte Schliff spiegelt das Licht gleichmäßig. Wir können nur beob achten, daß unser Blickfeld im Okular stark aufgehellt wird, wenn wir den Schliff unter das Objektiv schieben. Verunreinigungen wie sie jedes technische Metall ent hält, sowie manche Gefügebestandteile, z. B. Graphit im Gußeisen, haben ein ge ringeres Reflexionsvermögen. Sie werfen also, wenn sie im Blickfeld erscheinen. weniger Licht zurück als die übrige Probenoberfläche. Sie werden dadurch auch schon vor dem Ätzen sichtbar und sind im ungeätzten Schliff, in dem sie klar au" dem hellen Untergrund hervortreten, auch meist besser zu beurteilen als im ge ätzten (Abb. 10). Den Schliff taucht man nun mit der polierten Fläche in ein Ätzmittel. Für die Eisenprobe in Abb. 4 wurde hierfür sehr schwache (2%ige) alkoholische Salpeter-