Rainer Parthier Messtechnik Aus dem Programm Automatisierungstechnik SpeicherprogrammierbareSteuerungen von W. Braun Kaspers/Kufner Messen - Steuern - Regein herausgegeben von B. Heinrich Regelungstechnikfur Ingenieure von M. Renter und S. Zacher Bussysteme in der Automatisierungs- und Prozesstechnik herausgegeben von G. Schnell und B. Wiedemann Regelungstechnik I Klassische Verfahren zur Analyse und Synthese linearer kontinuierlicher Regelsysteme, Fuzzy-Regelsysteme von H. Unbehauen Kompaktkurs Regelungstechnik von H. Walter Automatisieren mit SPS Theorie und Praxis von G. Wellenreuther und D. Zastrow Automatisieren mit SPS Ubersicht und Ubungsaufgaben von G. Wellenreuther und D. Zastrow Automatisierungstechnik kompakt herausgegeben von S. Zacher vieweg Rainer Parthier Messtechnik Grundlagen und Anwendungen der elektrischen Messtechnik fiir alle technischen Fachrichtungen und Wirtschaftsingenieure Mit 109 Abbildungen und 27 Tabellen 3., iiberarbeitete und erganzte Auflage EQ Studium Technik vieweg Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet iiber <http://dnb.ddb.de> abrufbar. 1., Auflage JuH 2001 2., verbesserte Auflage Januar 2004 3., iiberarbeitete und erganzte Auflage Marz 2006 Alle Rechte vorbehalten © Friedr. Vieweg & Sohn Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden, 2006 Lektorat: Thomas Zipsner Der Vieweg Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vieweg.de Das Werk einschlieBlich aller seiner Telle ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: Wilhelm & Adam, Heusenstamm Gedruckt auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 3-8348-0044-9 V Vorwort Automatisierung in der Industrie, wissenschaftliche Experimente im Labor, Erfassung von physikalischen GroBen aus der Umwelt; nur einige Komplexe, in denen die Messtechnik die Voraussetzungen zur Umsetzung der geforderten Ziele schafft. Dabei stellt sich modeme Messtechnik in der heutigen Zeit vorrangig als elektronische, vorzugsweise digitale Messtech nik dar. Diese wenigen Bemerkungen zeigen schon, dass niemand in der produzierenden Wirt- schaft Oder in den technischen Wissenschaften tatig sein kann, der nicht iiber grundlegendes Wissen zur elektronischen Messtechnik verfugt. Als Professor an der Hochschule Mittweida bin ich u. a. mit der Vermittlung von Wissen zur elektronischen Messtechnik an Studenten betraut, fiir die dieses Wissensgebiet ein Nebenfach darstellt, wie z. B. Studenten des Wirtschaftsingenieurwesens, Studenten der Umwelttechnik usw. Trotz der zahlreich zur Messtechnik vorhandenen Literatur lieB sich keine uneinge- schrankte Literaturempfehlung fur diesen Horerkreis geben, die einerseits moglichst straff und klar den zum Verstandnis der Messtechnik erforderlichen Inhalt abdeckt, andererseits auch das Selbststudium fordemde LFbungsaufgaben und Kontrollfragen, inklusive der Losungen, zur Verfiigung stellt. Die fur die HFH Hamburger Fem-Hochschule als Co-Autor bzw. Autor entwickelten Studien- briefe „Metrologische Grundlagen" und „Prozessmesstechnik", siehe Literaturverzeichnis [1] und [2], entsprachen den genannten Vorstellungen fur eine studienbegleitende Literatur, so dass der Gedanke entstand, auf der Basis dieser Studienbriefe ein Lehrbuch zu erarbeiten. Mit der freundlichen Unterstiitzung der HFH Hamburger Fem-Hochschule, welche die genannten, von ihr herausgegebenen Studienbriefe fiir den Zweck der Veroffentlichung des Buches kos- tenlos zur Verfiigung gestellt hat, war es moglich, diesen Gedanken kurzfristig umzusetzen. Im vorliegenden Buch werden ausgehend von den Grundbegriffen der Messtechnik und der Charakterisierung von Messsignalen grundsatzliche Verfahren zur Ermittlung von Messwerten behandelt und relevante KenngroBen von Messeinrichtungen erlautert. Die moglichen Abwei- chungen bei Messungen, deren Ursachen und ihre Auswirkungen auf die Verwertbarkeit der erzielten Messergebnisse werden aufgezeigt. Damit wird dem Leser das notwendige Wissen an die Hand gegeben, vorhandene Messtechnik auf der Basis betrieblicher Qualitatsanforderun- gen auszuwahlen und einzusetzen. Entsprechend ihrer Bedeutung ist ein angemessener Teil des Buches der Sensorik gewidmet, die an Hand ausgewahlter Sensorprinzipien und ihrer praktischen messtechnischen Anwendung beschrieben wird. Zu alien angefuhrten Sensorprin zipien werden Beispiele fiir ihre praktische Umsetzung und erreichbare messtechnische Para meter genannt. Abgerundet wird das Lehrbuch durch eine einfiihrende Vorstellung von grund- satzlichen Varianten zur Realisierung rechnergesteuerter Messsysteme. Aufgrund des Umfan- ges des Gebiets der elektronischen Messtechnik war eine gezielte Auswahl des Inhalts, aber auch dessen straffe Darstellung erforderlich, um den selbst vorgegebenen Umfang des Buches nicht zu sprengen. Das Lehrbuch wendet sich vorrangig an Studierende, die sich mit grundlegenden Problemen der Messtechnik vertraut machen woUen. Aber auch der Praktiker, der sich Basiswissen der Messtechnik wieder in Erinnerung rufen will, fmdet mit diesem Buch die geeignete Literatur. Das Selbststudium mit Hilfe dieses Buches wird gezielt durch praxisnahe Beispiele und Ubungsaufgaben unterstutzt. VI Vorwort Nach dem Durcharbeiten dieses Buches sollte der Leser in der Lage sein, die Bedeutung der Messtechnik in seinem Arbeitsgebiet einschatzen zu konnen. Er ist dem Messtechnikspezialis- ten ein kompetenter Gesprachspartner und kann an Entscheidungsfindungsprozessen in der betrieblichen Praxis, in denen die Messtechnik eine Rolle spielt, fundiert mitwirken. Die Erar- beitung von speziellen, hier nicht abgehandelten messtechnischen Wissensgebieten sollte we- sentlich erleichtert sein nach der Durcharbeitung dieses Lehrbuches. Inzwischen liegt die 3. Auflage des Lehrbuches vor. Das Grundkonzept des Buches wurde aufgrund der Akzeptanz der Idee fur dieses Buch nicht verandert. Es gait Hinweise von Fach- kollegen einzuarbeiten und neue Literatur zum Thema zu berucksichtigen. Komplett neu ge- fasst wurde der Abschnitt zur Behandlung von Messabweichungen und dem Bericht des Mess- ergebnisses. Auf Seiten des Verlages Vieweg mochte ich insbesondere Herm Zipsner danken. Durch seine stetige Unterstutzung und seine Hinweise als Lektor hat er wesentlich zur Realisierung und Veroffentlichung des vorliegenden Buches beigetragen. Mein Dank gilt den Fachkollegen, die mit Bemerkungen die Verbesserung dieses Lehrbuchs befbrderten. Ich verbinde diesen Dank mit der Bitte, auch weiterhin das Buch mit Hinweisen, Anregungen und Erganzungen zu begleiten. Mittweida, im Februar 2006 Rainer Parthier VII Inhaltsverzeichnis 1 Messen; Voraussetzungen und Durchfiihrung 1 1.1 MessgroBen, Mafieinheiten 1 1.2 SI-Einheitensystem 2 1.3 Normale 4 1.4 Kontrollfragen und tJbungsaufgaben 5 2 Messsignale 6 2.1 Klassifizierung von Messsignalen 6 2.2 Wandlung von Messsignalen 8 2.3 Analog-Digital-Wandlung 11 2.4 Kontrollfragen und Ubungsaufgaben 13 3 Charakterisierung von Messsignalen 14 3.1 Signalformen von Messsignalen 14 3.2 KenngroBen von Einzelimpulsen und periodischen sinusformigen Signalverlaufen 16 3.3 Mittelwerte periodischer Signale 18 3.4 KenngroBen von nichtsinusformigen periodischen Signalen 23 3.5 LogarithmischeUbertragungsverhaltnisse 25 3.6 Kontrollfragen und Ubungsaufgaben 28 4 Messmethoden 30 4.1 Ausschlagmethode 30 4.2 Differenzmethode (Methode der unvoUstandigen Kompensation) 31 4.3 Kompensationsmethode 32 4.4 Kontrollfragen 33 5 Messeinrichtung 34 5.1 Wechselwirkung zwischen Grundfunktion und Grundstruktur einer Messeinrichtung 34 5.2 Statische und dynamische KenngroBen von Messeinrichtungen 35 5.2.1 Statische KenngroBen von Messeinrichtungen 35 5.2.2 Dynamische KenngroBen von Messeinrichtungen 37 5.3 Kontrollfragen und tJbungsaufgaben 46 6 Bewertung von Messergebnissen 47 6.1 Grundbegriffe 47 6.2 Fortpflanzung bekannter systematischer Abweichungen 52 VIII Inhaltsverzeichnis 6.3 Behandlung unbekannter systematischer Abweichungen 55 6.4 Behandlung zufalliger Abweichungen 55 6.4.1 Aufhahme und Analyse einer Messreihe 56 6.4.2 Analyse normalverteilter Messreihen 60 6.4.3 Auswertung von endlichen Messreihen 65 6.4.4 Fortpflanzung von Unsicherheiten 70 6.4.5 Bericht des Messergebnisses 73 6.5 Messgerateabweichungen 74 6.5.1 Fehlergrenzen 75 6.5.2 Fortpflanzung von Abweichungen von Messgeraten 76 6.6 KontroUfragen 78 7 Fehlertypen fiir Messeinrichtungen 79 7.1 Die Auswirkung des additiven und multiplikativen Fehlers 79 7.2 Abweichung infolge der Quantisierung 81 7.3 Angabe der Genauigkeit bei Messgeraten 84 7.4 KontroUfragen und Ubungsaufgaben 86 8 Messung elektrischer GroBen 87 8.1 Erreichbare Messgenauigkeiten 87 8.2 Messung von Stromstarke und Spannung 88 8.3 Leistungsmessung 92 8.4 Messung von Wirkwiderstanden (ohmsche Widerstande) 97 8.4.1 Messung mittels Strom-/Spannungsmessung 97 8.4.2 Messung mittels Briickenschaltung 99 8.5 Messung an Kondensator und Spule 101 8.5.1 Bestimmung der Kapazitat eines Kondensators mittels Strom-ZSpannungsmessung 102 8.5.2 Bestimmung der Induktivitat einer Spule mittels Strom-Spannungsmessung 104 8.5.3 Bestimmung von Kapazitat und Induktivitat mittels einer Briickenschaltung 106 8.6 Frequenz-und Zeitmessung 108 8.6.1 Frequenzmessung 108 8.6.2 Zeitmessung 109 8.7 KontroUfragen und Ubungsaufgaben 110 9 Messung nichtelektrischer physikalischer GroBen 111 9.1 Messkette Ill 9.1.1 Messsignalaufnahme 112 9.1.2 Multiplexen 113 Inhaltsverzeichnis IX 9.1.3 Verstarken 115 9.1.4 Analog-Digital-Wandlung 116 9.2 Verarbeitung und Ausgeben 122 9.3 Kontrollfragen 124 10 Sensoren 125 10.1 Klassifizierung und Grundstruktur von Sensoren 125 10.2 Sensoren zur Messung geometrischer GroBen 128 10.2.1 Inkrementale Sensoren 128 10.2.2 Code-Lineale 132 10.2.3 Potentiometrische Sensoren 135 10.2.4 Induktive Sensoren 137 10.2.5 Transformatorische induktive Sensoren zur Winkelmessung 139 10.2.6 Kapazitive Sensoren 142 10.3 Sensoren zur Kraftmessung 148 10.3.1 Kraftmessung mit Dehnungsmessstreifen 148 10.3.2 Piezoelektrische Kraftsensoren (Piezosensoren) 154 10.4 Messung mechanischer Schwingungen 158 10.5 Sensoren zur Temperaturmessung 161 10.5.1 Temperaturmessung mit Widerstandssensoren 161 10.5.2 Thermoelementsensoren 165 10.6 Feuchtemessung 169 10.6.1 Fadenhygrometer 170 10.6.2 Kapazitiver Feuchtemesser 171 10.6.3 Resistiver Feuchtesensor 171 10.7 Kontrollfragen und LFbungsaufgaben 172 11 Automatisierte Messsysteme 173 11.1 Hardwarekonfigurationen von automatisierten Messsystemen 173 11.1.1 Instrumentierte Computer 173 11.1.2 Messsysteme mit Busschnittstelle 176 11.2 Software zur Steuerung und Visualisierung 186 11.3 Kontrollfi-agen 188 Antworten und Losungen zu den Kontrollfragen und Ubungsaufgaben 189 Symbole und Abkiirzungen 199 Literaturverzeichnis 202 Sachwortverzeichnis 204 1 Messen; Voraussetzungen und Durchfiihrung Im ersten Kapitel dieses Buches werden die Grundbegriffe der Messtechnik erlautert, um da- mit eine Basis fiir das Verstandnis der weiteren Kapitel zu legen. Schwerpunktmafiig sind das: • die Begriffe Messgrofie und MaBeinheit, • die allgemeine Gleichung fiir eine Messung, • das SI-Einheitensystem, • die Hierarchie der Normale als Basis des Eichens von Mafiverkorperungen und Messgera- ten. Zum Begriff Messen findet man in der Fachliteratur eine Vielzahl von Defmitionen, denen hier keine neue hinzugefugt werden soil. Das Zitat aus [3] stellt hier wohl die umfassendste Erkla- rung des Begriffes Messen dar: Messen ist das Ausfuhren von geplanten Tatigkeiten zum quantitativen Vergleich der Mess- groBe mit einer MaBeinheit. Damit fasst man den Begriff des Messens noch allgemeiner als in alteren Fassungen der DriS[1319 T.l, in der Messen noch als experimenteller Vorgang, durch den ein spezieller Wert einer physikalischen GroBe als Vielfaches einer Einheit oder eines Bezugswertes ermittelt wird, defmiert wurde. Die aktuelle Definition aus [3] berucksichtigt, dass auch theoretische Uberlegungen und Berechnungen fur die Ausfiihrung einer Messung erforderlich sein konnen. Aus dieser Definition folgt die Notwendigkeit, sich mit physikalischen GroBen, fiir unsere Betrachtungen auch als MessgroBen zu interpretieren, und MaBeinheiten auseinander zu set- zen. 1.1 Messgrofie, Mafieinheit Mit Hilfe von physikalischen GroBen werden Eigenschaften von Korpem, Zustanden oder Verfahren beschrieben. Eine physikalische GroBe wird als MessgroBe bezeichnet, wenn sie Gegenstand einer Messung ist. Um den in der Definition des Messen festgelegten Vergleich durchfuhren zu konnen, erfolgte die Festlegung von MaBeinheiten. So genannte Basis- oder Grundeinheiten sind unabhangig voneinander festgelegte MaBeinheiten. Aus Verkniipfungen der Basiseinheiten gewonnene MaBeinheiten werden als abgeleitete MaBeinheiten bezeichnet. Im Kapitel 1.2 wird darauf noch naher eingegangen. Der zu einem Messwert fuhrende Vorgang der Messung lasst sich auch durch eine Gleichung beschreiben: Messwert = Mafizahl • Mafieinheit (1.1) Der quantitative Wert einer MessgroBe wird somit als Produkt aus MaBzahl und MaBeinheit ausgedruckt. Diese Gleichungsform wird auch als GroBengleichung bezeichnet, wobei auf der linken Seite die GroBenbezeichnung steht. Die rechte Seite der Gleichung beschreibt den quan-