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Merci, Kamerad PDF

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Am 5. Juni 1944, kurz nach 21 Uhr, sendet BBC London einen seltsamen Text in den Äther: „Blessent mon cceur d’une longueur monotone …“ Ist das nicht aus einem Gedicht von Verlaine? In der Abhörzentrale der 15. Armee an der Kanalküste wird fieberhaft entschlüsselt: „Mein Herz bedrängend mit …“ Tatsächlich, die zweite Zeile aus Verlaines „Herbstlied“. Welche geheime Nachricht verbirgt sich darin? Und warum wurde die erste Zeile dieses Gedichtes vor zwei Wochen auf derselben Welle gesendet? Die Feindlagespezialisten wissen, was die Stichworte bedeuten: In spätestens achtundvierzig Stunden werden westalliierte Truppen in Nordfrankreich landen, wird die zweite Front, von den USA und Großbritannien jahrelang hinausgezögert, Wirklichkeit. Und der von Goebbels großsprecherisch gepriesene „Atlantikwall“ ist noch nicht einmal zur Hälfte fertiggestellt … Am 6. Juni 1944 geht an der normannischen Küste ein militärisches Landemanöver von bisher nicht gekanntem Ausmaß in Szene. Mit einem unübersehbaren Aufgebot von Schiffen, Flugzeugen und Kriegsgerät aller Art beginnen die Westalliierten ihr Unternehmen, das als Invasion, le dé barquement oder als Operation Overlord in die Chronik des zweiten Weltkrieges eingegangen ist.

Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.

Das Schlößchen La Vistoule am Mittelmeer war wie ein steingewordener Märchentraum, verspielt und verschnörkelt die Türmchen und Zinnen, Balkons und Loggien, sogar jetzt im fahlen Mondschein bis in die Einzelheiten erkennbar. Nur zwei Kilometer von der Schloßtreppe bis zum schneeweißen Strand, zum Gebrüll der Brandung, zum Flimmern des Meeres.

Von Süden schob sich unmerklich eine gezackte Wolkenwand gegen den Mond. In spätestens einer halben Stunde würde sie lange Schatten über den Küstenstrich ziehen und das Funkeln auslöschen. In der Ferne grollte es kaum wahrnehmbar. Auch in dieser Nacht rauschten englische Zerstörer mit hoher Fahrt an der südfranzösischen Küste entlang. Abstand etwa zehn Seemeilen, unsichtbar für die Posten hinter Betonwänden oder in provisorischen Splittergräben. Mit Infrarotgeräten machten sie serienweise Aufnahmen von den deutschen Befestigungsanlagen, werteten sie in kürzester Zeit aus und lieferten die Ergebnisse nach Malta oder Gibraltar.

Leutnant Hinrich Thiel, Chef der Stabsbatterie, trat auf die halbrunde Terrasse. Hinter ihm klang durch die schwingenden Brokatvorhänge »La Paloma«, dazu das leichte Schlürfen von Reitstiefeln und Halbschuhen. Oberleutnant Ludwig Eiselt, im Zivilberuf Konzertpianist, spielte zum Tanz. Es hatte langen Bittens bedurft, ehe er sich dazu bereit erklärte. Immer war ein wenig Beethoven beim Tango und Liszt beim Quickstep.

Der Leutnant wischte sich die Schweißperlen vom Gesicht. Sein Haar war feucht und verklebt, obwohl er nur einmal getanzt hatte - mit der hübschen blonden Martina, deren merkwürdig abweisende dunkelgraue Augen ihn interessierten. Besseres wäre für diesen Sonnabend, den 27. Mai 1944, kaum denkbar gewesen als so ein Sommerfest mit einer Gruppe fröhlicher und auch erlebnishungriger Nachrichtenhelferinnen aus Narbonne.

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