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Menschen in Figurationen: Ein Lesebuch zur Einführung in die Prozeß-und Figurationssoziologie von Norbert Elias PDF

178 Pages·1995·4.395 MB·German
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Menschen in Figurationen Ein Norbert- Elias-Lesebuch Uni-Taschenbiicher 1852 DrIB FURWlSSEN SCHAFf Eine Arbeitsgemeinschaft der Verlage Wilhelm Fink Verlag Miinchen Gustav Fischer Verlag Jena und Stuttgart Francke Verlag Tiibingen und Basel Paul Haupt Verlag Bern· Stuttgart· Wien Hiithig Verlagsgemeinschaft Decker & Miiller GmbH Heidelberg Leske Verlag + Budrich GmbH Opladen J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tiibingen Quelle & Meyer Heidelberg· Wiesbaden Ernst Reinhardt Verlag Miinchen und Basel Schaffer-Poeschel Verlag· Stuttgart Ferdinand Schoningh Verlag Paderborn . Miinchen . Wien . Ziirich Eugen Ulmer Verlag Stuttgart Vandenhoeck & Ruprecht in Gottingen und Ziirich Menschen in Figurationen Ein Lesebuch zur EinfUhmng in die ProzeB und Figurationssoziologie von Norbert Elias Zusammengestellt und eingeleitet von Hans-Peter Bartels Leske + Budrich, Opladen ISBN 978-3-322-86679-0 ISBN 978-3-322-86678-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-86678-3 © 1995 by Leske + Budrich, Opladen Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1995 Satz: Leske + Budrich Einbandgestaltung: Alfred Krugmann Druck und Verarbeitung: Presse-Druck, Augsburg Das Werk einschlieBlich alIer seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Je de Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzuHissig und strafbar. Das gilt insbesondere flir Vervielfliltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Einleitung ................................................................................. 9 1. Images und Selbstbildnisse ................................................ 9 2. ,,Man HiBt sich fallen und man fiingt sich auf' - Biographisches ............................................................. 12 3. Eine soziologische Zentraltheorie .................................... 17 I. Zurn Menschen-und Gesellschaftsbild Die Gesellschaft der Individuen .................................... 21 1. Homo non-clausus ........................................................... 23 a) Thesen ............................................................................ 23 b) Figuren, die bei der Begegnung von Menschen entstehen (aus: Die Gesellschaft der Individuen) ............................. 26 2. Gesellschaft als ProzeB .................................................... 33 a) Thesen ........................................................................ 33 b) Spielmodelle (aus: Was ist Soziologie?) ...................... 36 3. Zivilisation ...................................................................... 51 a) Thesen ............................................................................ 51 b) Uber den Gebrauch der Gabel beim Essen (aus: Ober den ProzefJ der Zivilisation, Ed. 1) ................. 51 4. Staatenbildung ................................................................ 55 a) Thesen ............................................................................ 55 b) Das Steuermonopol (aus: Oberden ProzefJ der Zivilisation, Ed. 2) .......................................................... 57 5 5. Die Doppelbinder-Falle ................................................... 65 a) Thesen ............................................................................ 65 b) "Was konnen wir tun, urn den Krieg zu verhindern?" Caus: Humana conditio) ................................................... 66 ll. Zum WeItbild: Die gro6e Evolution ............................. 73 a) Thesen ............................................................................ 73 b) Integration und Differenzierung Caus: Gedanken uber die groj3e Evolution. Fragment /I) ........................... 75 Ill. Zur Wissenssoziologie: Engagement und Distanzierung83 a) Thesen ............................................................................ 83 b) ... Wieviel Menschen nicht wissen konnen Caus: Die Fischer im Mahlstrom) ..................................... 87 IV. Zu Sozialwissenschaften und Wissenschaftsmethoden: Das mehr oder weniger Wandelbare ............................ 95 1. Die Ordnung des Wandels ............................................... 97 a) Thesen ............................................................................ 97 b) Ein Kontinuum wissenschaftlicher Modelle Caus: Engagement und Distanzierung) ............................. 99 2. Autonomie des Gegenstandsgebietes ............................. 106 a) Thesen .......................................................................... 106 b) Zu spat oder zu frtih. Notizen zur Einordnung der ProzeB- und Figurationstheorie Caus: Notizen zum Lebenslauf ............................................................. 109 3. Soziologie und Geschichte ............................................ 128 a) Thesen .......................................................................... 128 b) Einmaligkeit und Wiederholung Caus: Die hOfische Gesellschaft) .................................... 131 4. Fortschritt ..................................................................... 140 a) Thesen .......................................................................... 140 b) Zeitreguliert Caus: Oberdie Zeit) ................................... 144 6 v. Fallstudien ................................................................... 153 1. Uber den Klatsch (aus: Etablierte und Auj3enseiter) ...... 153 2. Der Paukboden der satisfaktionsfahigen Gesellschaft (aus: Studien iiber die Deutschen) ................................. 168 3. Ftirstendiener und Ktinstlergenie (aus: Mozart) ................................................................ 175 Ausgewahlte Bibliographie der Werke von Norbert Elias ...... 181 7 Einleitung 1. Images und Selbstbildnisse Wer eigentlich Norbert Elias war, schien selbst kurz nach seinem Tode noch etwas unklar. Die Deutsche Presseagentur bezeichnet ihn am 2. August 1990 in der Uberschrift ihrer ersten Meldung urn 12.31 Uhr als "Soziologen, Kulturphilosophen und Psychologen". 1m Titel einer zweiten, Hingeren Meldung urn 13.52 Uhr steht noch "Soziologe und Kulturphilosoph". Erst der ausftihrliche Nachruf urn 14.58 Uhr legt sich auf den Hauptberuf des Verstorbenen fest: "Menschenwissenschaftler" . Norbert Elias, der Spatgekommene, der am 1. August 1990 in Amsterdam im Alter von 93 Iahren gestorben ist, geh6rt heute be reits zu den Klassikern der Soziologie, in einem Atemzug zu nen nen mit Auguste Comte, Karl Marx und Max Weber. Der Siiddeut schen Zeitung galt er am Ende seines Lebens als einer "der am meisten unterschatzten groBen Denker unserer Zeit"\ der FAZ als vielleicht iiberhaupt "der Denker der jetzt anbrechenden Zeit,,2, dpa zahlt ihn professionell zuriickhaltend - weil man nie wissen kann, was noch kommt - jedenfalls zu den "bedeutendsten Soziologen unseres Iahrhunderts".3 Ulrich Greiner schreibt in der Zeit: ,,( ... ) es mag sein, daB die groBe Zeit der Elias-Lektiire und der Elias-Wirkung erst noch kommt. Sieht es doch so aus, als hatten die Ideologien und Phantas magorien des 19. Iahrhunderts ihre Kraft verloren, als k6nnten wir endlich Elias lesen und erkennen, daB er damals auch deshalb nicht dazugeh6rte, weil er seiner Zeit voraus war. Er war es als Wissen schaftler, und er war es als Mensch. Solche Unerschrockenheit und Geistesschiirfe, solche Freundlichkeit und Menschenliebe bleiben ein Lichtblick.,,4 Ulrich Beck schreibt im Spiegel: "Ohne ihn wird die Soziologie die Herausforderungen der zerbrechlich wirkenden 9 Moderne nie begreifen k6nnen."s Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommt zu dem SchluB: "Es spricht alles dafiir, daB seine Zukunft gerade erst begonnen hat. ,,6 Manch irrefiihrende Etiketten sind Elias, von dem viele inzwi schen das Buch ,;Ober den ProzeB der Zivilisation" kennen, aber die meisten eben kaum mehr als dieses, angeheftet worden: Ge schichtssoziologe, Kulturhistoriker, Zivilisationskritiker (taz)7 oder - siehe oben - Kulturphilosoph. Norbert Elias hat tatsachlich Philo sophie studiert, wurde 1924 mit 26 Jahren Doktor der Philosophie; erst danach wandte er sich dem damals sehr neuen, modernen Fach Soziologie zu - urn Soziologe zu werden und es ein Leben lang zu bleiben. Auch wenn es ehrend gemeint ist, ihn, den weisen, alten Gelehrten, einen Philosophen zu nennen, muB Elias doch nach al lem, was er selbst geschrieben hat, dagegen protestieren. Er tut es etwa in einem Brief an die Zeit, in dem er feststellt: "Mit dem schlechten Bild, das Sie von einem Soziologen haben, stehen Sie sicherlich nicht allein. Auch nicht mit dem groBartigen Bild vom Philosophen. Die Soziologie geht durch eine schwierige Phase, nicht ganz ohne Zusammenhang mit den Ereignissen der sechziger oder siebziger Jahre. Ich selbst halte viel von der Soziologie. Sie hat eine groBe Zukunft, und ich helfe ein biBchen dabei. Die Philo sophie ist ganz epigonal. Ihr hoher Ruf ist der Nachruhm einer gr6- Beren Zeit. ,,8 Elias, des sen langes Leben sich beinah mit der ganzen Ge schichte der Soziologie als noch relativ junger akademischer Fach disziplin deckt, beklagt etwa 1984, daB die Soziologie "bis heute" in ihrer "vorwissenschaftlichen Phase" stecke9; sie sei, so schreibt er in seinen "Notizen zum Lebenslauf', unterentwickelt. Die Struk tur der menschlichen Probleme werde noch immer nicht "mit der jenigen Klarheit herausgearbeitet ( ... ), mit der sich soziologische Probleme darstellen und I6sen lassen.,,10 Die Aufgabe der Soziolo gie in einem Satz zusammengefaBt: Wenn die Menschen "ihr Le ben besser regeln wollen, als es heute der Fall ist, dann miissen sie wissen, wie die Dinge zusammenhangen." Und Elias fiigt hinzu: "Ich meine das ganz praktisch, denn andernfalls handeln wir falsch. Es ist das Elend der gegenwartigen Menschheit, daB sie sich so oft durch unrealistische Ideen leiten laBt."ll Soziologie ist zu lange noch Teil sozialer Glaubenssysteme geblieben, hat Ideologie produziert und reproduziert; jede neue soziologische Schule beginnt von vorn; die Standards des soziolo gischen Erkenntnisfortschritts sind noch niedrig; statt My then zu jagen, werden immer neue My then in die Welt gesetzt. Hatte sie 10 friiher Norbert Elias und seine empirisch-theoretische Wissenschaft von der Gesellschaft, die viele Menschen miteinander bilden, zur Kenntnis genommen - der Soziologie waren manche Umwege er spart geblieben. So sieht es Elias auch selbst. Am Ende seines Weges aber blickt Norbert Elias durchaus zu frieden und selbstbewuBt auf den Beitrag, den er zur Entwicklung der Sozialwissenschaften geleistet hat. In einem biographischen Interview sagt er: "C ... ) ich selbst halte mich in der Soziologie fiir ziemlich innovatorisch, und all diese Innovationen waren damals im Grunde nicht akzeptabel.,,12 Und: "Es miiBte mehr Menschen geben wie mich, die keine Angst vor dem haben, was sie entdek ken. Offenbar fiirchten Menschen, daB sie etwas Unerfreuliches herausfinden werden, wenn sie realistisch iiber sich nachdenken.,,13 Elias konnte in den Iahrzehnten des Exils nicht wissen, ob und wann seine Arbeit Beachtung und Anerkennung finden wiirde, aber die Zuversicht hat er nie aufgegeben: "Es war ein Entweder-Oder: entweder werde ich groBen Erfolg haben oder untergehen.,,14 Er hat nie den Glauben an sich selbst verI oren - "den Glauben, daB ich etwas relativ Bedeutendes leisten konnte. Dieser Glaube ist durch nichts erschiittert worden.,,15 Wenn man nach den vier bekanntesten deutschen Soziologen frage, so gibt er 1984 zu Protokoll, dann wiirde man nun wohl zweierlei zu horen bekommen: "C ... )daB ich einer von ihnen bin, und daB ich ein volliger AuBenseiter bin. C. .. ) Meine Ideen werden nur in sehr kleinen Kreisen anerkannt und aufgegriffen.,,16 Er arbeite noch immer hart, in dem BewuBtsein, eine Situation herbeifiihren zu miissen, "in der mein Werk tatsach lich zu einem Teil der soziologischen Tradition wird." Und so hofft er auch 87jahrig, "daB ich die Zeit haben werde, mehr zu schreiben, urn mich besser verstandlich zu machen. ,,17 In einem 1985 gesendeten WDR-Fernsehfilm sagt Norbert Eli as: "Ich bin ganz zufrieden. Es lohnt sich lange zu leben, wenn man guter Gesundheit und guten Geistes iSt.,,18 Auch Ulrich Greiner, der 1987 in der Zeit eines der schonsten Elias-Portraits verOffentIicht hat, fragt den alten Mann nach dem Resiimee seines Lebens - wie fiihlt man sich nach alledem? "Das kann ich Ihnen genau sagen, und nun leuchten seine Augen, ich fiihle mich wie der Reiter iiberm Bodensee. - Am andern Ufer angekommen? - Am andern Ufer an gekommen. ,,19 11

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