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Mensch und Moderne bei Hans Blumenberg PDF

247 Pages·2005·46.457 MB·German
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Felix Heidenreich Mensch und Moderne bei Hans Blumenberg Wilhelm Fink Verlag PVA Gedruckt mit Unterstützung der FAZIT-Stiftung 2005. Umschlagabbildung: 35o5 Hans Blumenberg (Foto: Suhrkamp Verlag) Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme. Bänder, Platten und andere Medien. soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. © 2005 Wilhelm Fink Verlag, München (Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) www.fink.de Einbandgestaltung: Evelyn Ziegler, München Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn ISBN 3-7705-4158-8 Diese Arbeit wurde im Sommer 2003 von der Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg als Dissertation angenommen. Mein Dank gilt Prof. Dr. Rüdiger Bubner, der mir während meiner Zeit am Philosophischen Seminar in Heidelberg viel Zeit zur Arbeit an meiner Dissertation gelassen und mich in vielerlei Hinsicht unterstützt hat. Ein besonderer Dank für anregende und grundsätzliche Gespräche gilt meinem Zweitgutachter PD Dr. Martin Gessmann. Außerdem danke ich Prof. Dr. Raimar Zons, PD Dr. Bernd Stiegler, Dr. Alexander Roesler, Dr. Christine Ott, Dr. Egbert Klautke, Dr. Carsten Dutt, Patrick Palmer und - last but not least - meiner Frau Maja für ihre Unterstützung. Bettina Blumenberg danke ich für die Erlaubnis, aus dem Nachlaß Hans Blumenbergs zitieren zu dürfen. Außerdem sei der FAZIT-Stiftung gedankt, die das Erscheinen dieses Buches durch einen Druckkostenzuschuß möglich gemacht hat. Da die Werke Blumenbergs in der sogenannten alten Rechtschreibung verfaßt sind, wird in dieser Arbeit durchgehend die alte Orthographie angewandt, um dem Leser den Wechsel zwischen alter und neuer Schreibweise zu ersparen. Die benutzten Abkürzungen bitte ich dem Literaturverzeichnis zu entnehmen. Felix Heidenreich, Stuttgart 2005 i INHALT 1. EINLEITUNG 11 1.1 Philosophie oder Literatur? 11 1.2 Zur Blumenberg-Rezeption 13 1.3 Fragestellung und Vorgehensweise 21 ERSTER TEIL EINE PHÄNOMENOLOGISCHE ANTHROPOLOGIE 2. DER MENSCH ALS UNWAHRSCHEINLICHES WESEN 25 2.1 Eine existenzial-analytisch fundierte Phänomenologie 25 2.2 Eine anthropologisierte Phänomenologie 30 2.3 Der Mensch als Distanzwesen 33 2.4 Vernunft als Simulations- und Präventionsorgan 39 3. EINE GENETISCHE PHÄNOMENOLOGIE DER KULTUR 44 3.1 Sinn und Sinnlosigkeit 44 3.1.1 Ein phänomenologischer Sinnbegriff 44 3.1.2 Sinnlosigkeit oder Sinnlosigkeitsverdacht 45 3.2 Die Phänomenologie der Bedeutsamkeit 48 3.2.1 Bedeuten und bedeutsam sein 48 3.2.2 Die Figuren der Bedeutsamkeit 52 3.2.3 Objektkonstitution und Namensgebung 57 8 INHALT 4. REHABILITIERUNG DES MYTHOS UND RELATIVIERUNG DES LOGOS 62 4.1 Die Vernunft des Mythos und der Mythos der Vernunft 62 4.2 Zwei Typen von Bedeutsamkeit: Mythos und Dogma 67 4.3 Theorien als Gehäuse 75 4.4 Eine Hermeneutik der >Umbesetzungen< 77 4.5 Die Unhintergehbarkeit der Rhetorik 79 4.6 Freud als Quelle und Fall 84 4.7 Die Abgrenzung gegenüber Cassirer 86 5. BLUMENBERGS METAPHOROLOGIE 89 5.1 Theorien der Metapher von Aristoteles bis Nietzsche 89 5.2 Die neuere Debatte um Metaphern 92 5.3 Von der Metapherngeschichte zur Metapherngenese 94 5.3.1 Metaphern als historische Leitfossilien 94 5.3.2 Metaphern als Indizien für Unbegriffliches 97 5.4 Das Verhältnis zu Heideggers Sprachphilosophie 102 6. BLUMENBERGS THEORIE DER LEBENSWELT 106 6.1 Zum Begriff „Lebenswelt" 106 6.1.1 Lebenswelt als allgemeines Fundament 107 6.1.2 Lebenswelt als „Verkehrskreis" 109 6.2 Lebenswelt als Limesbegriff 110 6.3 Lebenswelt und Technisierung 115 6.3.1 Technisierung als Formalisierung 115 6.3.2 Formalisierung und „Urstiftung" 120 6.4 Lebenswelt und Theorie 122 INHALT 9 ZWEITER TEIL BLUMENBERGS THEORIE DER MODERNE 7. SELBSTVERSTÄNDNISSE DER MODERNE 127 8. DIE MODERNE ALS SÄKULARISIERUNG UND VERHÄNGNIS.... 132 8.1 Die Neuzeit als Bruch oder Kontinuität 132 8.2 Webers Religionssoziologie als Wendepunkt 136 8.3 Carl Schmitt: Moderner Liberalismus als Feigheit 139 8.3.1 Modernes Staatsrecht als säkularisierte Theologie 139 8.3.2 Exkurs: Die Buribunkensatire als Liberalismuskritik 143 8.3.3 Schmitts Modernekritik selbst ein Säkularisat? 146 8.4 Löwiths Interpretation moderner Geschichtsphilosophien 151 8.5 Heideggers Diktum von der Seinsvergessenheit 154 8.5.1 Descartes als Vollender platonischer Verkürzungen 155 8.5.2 Heideggers Kritik am Denken in Bildern 159 9. DIE LEGITIMITÄT MODERNER SELBSTBEHAUPTUNG 163 9.1 Blumenbergs Verteidigung des Epochenbegriffs 164 9.2 Selbstbehauptung als Kompensation des Ordnungsschwundes 166 9.2.1 Der Nominalismus als zweite Gnosis 168 9.2.2 Einsprüche gegen Blumenbergs Ockham-Deutung 172 9.2.3 Cusanus und Bruno als Indikatoren 175 9.3 Descartes als Pragmatist 182 9.4 Was ist eine „kopernikanische Welt"? 186 9.5 Blumenbergs Verabschiedung des Säkularisierungsbegriffs 192 9.5.1 Gegen Schmitt: Das Bildfeld der Enteignung 192 9.5.2 Gegen Löwith: Neue Funktionen mit alten Vokabeln 197 9.6 Die Debatte um die Gnosis: Religion und Politik in der Moderne... 203 10 INHALT 10. DIE BEDEUTSAMKEITEN DER MODERNE 210 10.1 Vom Ausgang zur Auflösung der Höhle 210 10.2 Die Zeitnot der Moderne 215 11. BLUMENBERGS ÄSTHETIK 218 11.1 Das Fremde wird berechenbar 219 11.2 Verfremdung des Alltäglichen 221 11.3 Die Kunst in der Moderne 225 12. SCHLUSSBEMERKUNG 228 12.1 Das Subjekt der Moderne 228 12.2 Philosophie als Disziplin der Aufmerksamkeit 231 13. LITERATURVERZEICHNIS 238 1. EINLEITUNG 1.1 Philosophie oder Literatur? „Es werden hier keine Geschichten erzählt", stellt Husserl in der ersten Fußnote zu seinen Ideen zu einer reinen Phänomenologie klar.1 Doch wer sich so scharf verteidigt, weiß ganz offensichtlich um den Verdacht, der sich gegen ihn wendet. Bereits in den Anfängen der Philosophie ist die Dichotomie zwischen begrifflichem und bildlichem Denken behauptet und gleichzeitig relativiert worden. Die Frage, wie sich bildhaftes Denken, sei es als Metapher oder als Mythos, zum begrifflichen Denken verhält, ist daher ein klassisches Thema. Es ist jedoch gleichzeitig von großer Aktualität seit verschiedene Philosophen versucht haben, die Unterscheidung zwischen Meinen und Wissen für obsolet zu erklären. Daß damit das Selbstverständnis der Philosophie und ihre Abgrenzung zur Literatur in Frage stehen, wird oftmals nicht nur zugegeben, sondern als therapeutisches Programm empfohlen. Hans Blumenberg war bereits Ende der achtziger Jahre Anlaß zu solchen Auseinandersetzungen: In einem Aufsatz mit dem Titel „Philosophie und Wissenschaft als Literatur?"2 wendet sich Jürgen Habermas gegen die „Liquidierung des Gattungsunterschieds"3, den er Blumenberg fälschlicher- weise nachgesagt sieht. Auch Blumenbergs anekdotisch erscheinender Stil stelle die Unterscheidung nicht in Frage, weil er einer genuin philosophischen Überzeugung entspreche: „Wer die Einwurzelung der Theorie in der Lebenswelt kontextualistisch versteht, wird die Wahrheit in der Metaphorik entdecken wollen."4 Demnach wäre ein wissenschaftlicher oder philosophischer Text einer, der mit dem Anspruch auftritt, eine Wahrheit zu enthalten. Doch gilt das nicht auch für die Kunst? Ein Roman, der uns nichts sagt, ist eben kein guter Roman. Literatur muß uns etwas zu sagen haben, auch wenn sich ihre Wahrheit nicht auf einen Begriff bringen und in einen Satz pressen läßt. Welchen Wahrheitsanspruch Geschichten oder Bilder jedoch genau beanspruchen können, bleibt umstritten. Vor diesem Hintergrund ist das öffentliche Interesse an einer Philosophie, die beständig um die Frage des Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch - Allgemeine Einßihrung in die reine Phänomenologie: Husserliana III, in: Gesammelte Schriften, hrsg. von Elisabeth Ströker, Bd. 5, S. 10 (Fußnote). ; Vgl. Nachmetaphysisches Denken. Philosophische Aufsätze, Frankfurt am Main 1988, S. 242-266. 1 Ebda., S. 243. J Ebda., S. 263. 12 EINLEITUNG Denkens in Bildern kreist, verständlich. Und doch: Über die Bedeutung des Blumenbergschen Werkes besteht Uneinigkeit: Zwar ist unbestritten, daß es sich um ein äußerst materialreiches und stilistisch hinreißend geschriebenes Gesamtwerk handelt. Für seinen Grenzgang auf der Scheidelinie zwischen Philosophie und Literatur wurde Blumenberg ebenso gerühmt wie für seine außergewöhnliche Fähigkeit zur Materialsynthese.5 1980 erhielt er den Sigmund-Freud-Preis für Wissenschaftsprosa. Uneinigkeit herrscht jedoch über die Frage, ob diesem Werk auch eine philosophische Bedeutung beigemessen werden kann. Dies führt zu der paradoxen Situation, daß Blumenberg einerseits als einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts gilt und manche Nachschlagewerke den 1996 verstorbenen Autor bereits als Klassiker behandeln6, er jedoch andererseits als bloßer Ideenhistoriker betrachtet wird. Viele Autoren, die sich mit Blumenberg befassen, gestehen ihm zwar zu, auf dem Fels einer atemberaubenden Bildung beeindruckende Funken zu schlagen. Doch mit solchem Lob geht der Verdacht einher, die Funken verglühten all zu schnell. Interpretiert man ihn in diesem Sinne als einen philosophischen Schriftsteller, so rückt man ihn in die Nähe von Autoren wie Emil Cioran oder Paul Valery, deren Texte sich als nicht oder nur bedingt „diskursiv anschlußfähig" erwiesen haben. Es besteht der Verdacht, „daß man ja doch nur einem Spiel beiwohnt"7. Handelt es sich also bei Blumenbergs Werk gar um eine Philosophie ohne Botschaft, eine Philosophie, die zwar viel zu erzählen, aber nichts zu sagen hat? Diese Arbeit versucht, Blumenberg als einen Autor zu lesen, der mit seinen zahlreichen Verweisen und Belegen stets inhaltlich argumentiert, stets Fragen auf Antworten zu geben versucht, auch wenn diese Fragen nicht explizit formuliert werden. Um diese These zu stützen, muß man nicht nachweisen, welche Einflüsse durch Philosophen wie Nietzsche, Freud, Husserl und Heidegger sich bei Blumenberg aufzeigen lassen. Daß er nicht nur ein großer Autor, sondern auch ein großer Leser war, steht außer Frage. Eine solche Henning Ritter sieht in Blumenberg gar einen Autor, der trotz seines zunehmend feuilletonistischen Stils „Beiläufiges nie produziert" habe, so daß das Projekt einer Gesamtausgabe angemessen sei. „Zeit für eine Gesamtausgabe", in: F.A.Z. vom 3.9.2001, S. 51. Angesichts der aus dem Nachlaß edierten Bände wird man sich dieser Einschätzung nur schwer anschließen können. 6 Vgl. z.B. Dierse, Ulrich, „Hans Blumenberg", in: Hügli, Anton und Poul Lübcke (Hrsg.), Philosophie im 20. Jahrhundert, Band 1: Phänomenologie, Hermeneutik, Existenzphilosophie und Kritische Theorie, Reinbek 1992, S. 279-308. Andere Beispiele ließen sich anführen. Adam, Konrad, „Mit dem Atomdezimator philosophieren", in: F.A.Z. vom 14.10.1997, S. L 41. Diese Interpretation Blumenbergs, die ihn gewissermaßen zum wirklichkeitsfernen Konstruktivisten macht, behandelt auch Ralf Konersmann, dem ich den Hinweis auf Adams Rezension entnehme. Konersmann, Ralf, „Vemunftarbeit. Metaphorologie als Quelle der Historischen Semantik", in: Wetz, Franz-Josef und Hermann Timm (Hrsg.), Die Kunst des Überlebens. Nachdenken über Hans Blumenberg, Frankfurt am Main 1999, S. 121-141, hier: S. 139 (Fußnote).

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