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„Meine Frau managt das ganze Leben zu Hause ...“: Partnerschaft und Familie aus der Sicht männlicher Führungskräfte PDF

169 Pages·2001·4.849 MB·German
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Renate Liebold "Meine Frau managt das ganze Leben zu Hause ..." Renate Liebold "Meine Frau managt das ganze Leben zu Hause ..." Partnerschaft und Familie aus der Sicht männlicher Füh rungsk räft e Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich. 1. Auflage Mai 2001 Alle Rechte vorbehalten © Springer Fachmedien Wiesbaden 2001 Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag 2001 Lektorat: Dr. Tatjana Rollnik-Manke Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Ver wertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustim mung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun gen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jeder mann benutzt werden dürften. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt ISBN 978-3-531-13636-3 ISBN 978-3-663-07774-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07774-9 Inhalt Einleitung ....................................................... 11 Kapitel I: Stand der Forschung ..................................... 15 1. Sozialhistorische Hintergründe von Ehe und Familie ........ 15 l.l Der Funktionszusammenhang des 'Ganzen Hauses' ........ 16 1.2 Die Entstehung des bürgerlichen Familienmodells . . . . . . . . .. 18 1.3 Das Geschlechterverhältnis als Entsprechung von Öffentlich- keit und Privatheit ...... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 20 Exkurs: Der Geschlechterdiskurs bei den soziologischen Klassikern: Naturalisierung, Polarisierung und Komplementarität . . . . . . . . . . . .. 21 1.4 Universalisierung des bürgerlichen Familienmodells und die Entwicklung zur modemen Kleinfamilie . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25 2. Die Familie der Gegenwart ........................... , 27 2.1 Die Familie in den 50er und 60er Jahren: Zwischen wirtschaftlicher Zweckmäßigkeit, Ideologie und gelebtem Familienalltag ............................... 28 2.2 Familie im Umbruch -der gesellschaftliche Wandel und die Folgen für die Lebensform 'Familie' .................... 31 2.2.1 Individualisierung und Pluralisierung familialer Lebensformen 31 2.2.2 'Gebundene' Individualisierung und 'erlittene Emanzipation': Über Frauen und Männer ............................. 36 2.2.3 Gleichheit in Paarbeziehungen: Zwischen Idee und Alltags- praxis ............................................ 40 2.3 Resümee .......................................... 44 Kapitel 11: Untersuchungsansatz und Forschungsprozess ............... 47 1. Die Forschungsfrage: Lebensgeschichte und Familie von männlichen Führungskräften ........................... 47 2. Zur Auswahl der Methode ............................. 48 2.1 Biographisches Erhebungsinstrument: Das autobiographisch narrative Interview. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 48 5 2.2 Struktur und Durchführung eines autobiographisch-narrativen Interviews .......................................... 50 2.3 Parallele Auswertung, strukturelle Beschreibung und Fall- vergleich .......................................... 52 3. Reflexionen zum autobiographisch-narrativen Interview ..... 54 4. Über den Zusammenhang von Erleben, Erinnern und Erzählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 60 5. Zur Verallgemeinerungsfähigkeit biographischer Einzelfall- studien ............................................ 63 Kapitel III: Fallstudien und vergleichende Analyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 67 1. Auswahl des Sampies ................................ 67 2. Präsentation der biographischen Gesamtformungen ......... 69 2.1 Herr Paulsen ....................................... 69 2.2 Herr Gerhard ....................................... 81 2.3 Herr Diem ......................................... 92 3. Verallgemeinerung und Fallvergleich ................... 107 3.1 Die Bedeutung von Familie im biographischen Ablauf ..... 109 3.1.1 Die Junggesellenzeit -Durststrecke und Wunsch nach sozia- ler Einbindung: "Wenn keiner zu Hause auf einen wartet" . .. 109 3.1.2 Karrierebeginn und Familiengründung: "Meine Frau brauchte gar nicht mehr mit mir zu rechnen" .................... 111 3.1.2.1 Die Entscheidung für eine geschlechtsspezifische Arbeits- teilung: "Das war eigentlich ganz klar" . . . . . . . . . . . . . . . . .. 111 3.1.2.2. Der sukzessive Rückzug aus der Familie: "Das ist eine Einbahnstraße" ......................... 114 3.1.2.3 Soziale Folgekosten des erwerbszentrierten Lebens: "Der Beruf macht einsam" . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 117 3.2 Familie und Beruf: Über die Schwierigkeiten der Integration 122 3.2.1 Der Blick auf die Ehefrauen: Zwischen Huldigung und schlechtem Gewissen ........... 122 3.2.2 Führungskräfte als Väter: Zwischen Abwesenheit und exklusiver Präsenz ........... 127 3.2.3 Das Aufrechterhalten eines labilen Gleichgewichts: Die alltägliche Balance zwischen Beharrungsvermögen und Krisenintervention . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 136 6 3.2.4 'Produktive Irritationen' in festgefahrenen Lebensarrange ments: "Die Meinung über Erfolg und weniger Erfolg ändert sich ja auch im Laufe des Lebens" ..................... 141 3.2.5 Thematisierung von Arbeit in der Sphäre des Heims: Zwei Strategien .................................... 147 3.3 Sichtweisen auf die eigene Biographie .................. 152 3.3.1 Der resignative Blick auf das eigene Leben: "Du hast als Berufsmensch keine Chance, was anders zu machen" ...... 153 3.3.2 Die legitimierende Retrospektive: "Man kann nicht aus seiner Haut raus" ................................... 155 3.3.3 Die idealisierende Perspektive: "Im Nachhinein bin ich ganz froh" ........................................ 157 Fazit und Ausblick. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 161 Literatur ....................................................... 169 7 Vorwort Die vorliegende Studie ist im Arbeitszusammenhang der Projektgruppe 'Lebensarrange ments von Führungskräften ' entstanden. Ich möchte allen danken, die mich in den letzten Jahren auch über den Diskussionszusammenhang des Projekts hinaus unter stützt, mit mir diskutiert und mich motiviert haben, diese Arbeit zu einem Abschluss zu bringen. Alle, die mir nahestanden, haben viel geleistet. Ganz besonders möchte ich mich bei Rainer Trinczek für seine kontinuierliche Begleitung und verständnisvolle Beratung bedanken. Ohne ihn und seine Hilfe im Entstehungszusammenhang des genannten Projektes, wäre diese Arbeit niemals entstanden. Viel verdanke ich Cornelia Behnke, die mir mehr als eine Kollegin war. In den gemeinsamen Projekt-Diskussionen am Text und darüber hinaus habe ich viele inspirierende Impulse von ihr erhalten und von ihrer Fähigkeit, Textmaterial zu ordnen und Ideen zu strukturieren, profitiert. Hanjo Gergs gab nicht nur konstruktive Denk Anstöße, sondern er ermutigte mich über einen langen Zeitraum hinweg zu diesem Dissertationsvorhaben. Susanne Singer war eine interessierte Zuhörerin und unbe stechliche Kommentatorin. Ihre inhaltliche 'Mit-Sicht' und ihr geduldiger Beistand auch in der 'heißen Phase' kurz vor Abgabetermin haben mir sehr geholfen. Wichtig für mich war Andreas Krach. Sein liebevolles Bemühen, mich immer wieder vom Schreibtisch ins Leben zu holen, haben viel dazu beigetragen, dass diese Arbeit gelang. Technischen Support und auch die mühsame Suche nach Tippfehlern haben viele geleistet. Neben den bereits genannten FreundInnen sind da noch: Christa Herrmann, Heike Tombrink, Silvia Rosini, Nina Gerl, Paul Rose, Susanne Pamer und Tobias Rudolf. Die Arbeit ist Siegfried Heinemeier gewidmet, der 1996 gestorben ist. Ihm ver danke ich viel. 9 Einleitung "Sie heißen 'Montagsflüchtlinge' im eigenen Jargon" (Brawand 1996: 51) - jene Männer in Führungspositionen, die nach einem Wochenende mit Familie aufatmend an ihrem Schreibtisch sitzen, an einem Ort, :für den sie besser qualifiziert sind und wo sie ohnehin mehr Anerkennung bekommen: In ihrer Firma. In dieser Karikatur führen beruflich erfolgreiche Männer lediglich ein familiales 'Schattendasein' und in ihren kurzen 'Gastspielen' zu Hause offenbart sich die Kehrseite einer beruflichen Erfolgs biographie. Demgegenüber wird in den Medien mit 'neuen' Vätern, sogenannten Hausmännern oder auch Familienpionieren ein ganz anderes Szenario entworfen, das in extremer Weise mit diesem klischeehaft gezeichneten Bild von karrierefixierten 'Man(n)agern' kontrastiert. Denn: Männer geraten heute zunehmend unter Druck, weil sie nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen können, dass ihnen ihre Partnerinnen den Rückenfür Erwerbsarbeit freihalten. Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, das auch männliche (Selbst) Ansprüche an eine stärkere lebensweltliche Verankerung und somit 'aktive Familienarbeit' zunehmen. Wie vor dem Hintergrund des geschlechter politischen Wandels beruflich stark engagierte Männer -Führungskräfte in Industrie betrieben - Familie und Partnerschaft deuten und (er-) leben, mit dieser Frage be schäftigt sich die vorliegende Untersuchung. Das Interesse :für diese Fragestellung entstand im Projektzusammenhang über 'Lebensarrangements von Führungskräften im Kontext veränderter beruflicher und privater Herausforderungen'l. Führungskräfte, so die leitende Arbeitshypothese, erfahren gegenwärtig eine 'doppelte' Dramatisierung ihrer Lebenssituation, weil sie mit veränderten Herausforderungen in beiden Sphären, Beruf und Familie, konfron tiert werden (vgl. Ellguth u.a. 1998). Beruflich werden die Führungskräfte aufg rund neuer betrieblicher Umstrukturierungsmaßnahmen -nicht zuletzt im Rahmen von' lean management'-Strategien -mit einer zunehmend prekärer werdenden Arbeitssituation konfrontiert, die mehr denn je hohes berufliches Engagement und uneingeschränkte Verfiigbarkeit:für das Unternehmen abverlangt (vgl. Deutschmann u.a. 1995). Neue und erweiterte Anforderungen an berufliche Qualifikationsprofile, die Infragestellung traditioneller Karrierepfade sowie eine verschärfte Arbeitsmarktkonkurrenz umfassen die veränderten Rollenanforderungen und die verschärften betrieblichen Handlungs bedingungen der Führungskräfte (Baethge u.a. 1995). Gleichzeitig vollzieht sich dieser 'Sog' der Institution Arbeit in einer Zeit, in der sich Hinweise darauf verdichten, dass Das Projekt wird von der DFG gefördert und ist am Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum sowie am Institut rur Soziologie der Universität Erlangen-NOmberg angesiedelt. Federfilhrend sind daran Comelia Behnke, Renate Liebold und Rainer Trinczek beteiligt. 11 Männer heute von ihren Partnerinnen weitaus stärker als früher mit Forderungen nach einem größeren Engagement als Partner und Vater konfrontiert werden. Frauen (vor allem jüngere) stellen verstärkt die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung innerhalb der Familie in Frage und nehmen dabei auch partnerschaftliche Konflikte in Kauf. Darü ber hinaus formulieren Männer - der einschlägigen Literatur zufolge - auch selbst Wünsche nach mehr (Frei-) Zeit und aktivem Eingebundensein in private Lebenskon texte (vgl. von Rosenstiel 1992, Scase und Goffee 1989). Vor diesem Hintergrund entstand die Frage, ob männliche Führungskräfte mit einer besonders zugespitzten Problemkonstellation konfrontiert werden und sich hier Modemisierungsparadoxien pointiert beschreiben lassen. Eine solche 'Männer-Perspektive' stellt darüber hinaus eine sinnvolle und notwen dige Ergänzung der bisherigen familien- und auch managementsoziologischen For schung dar. Die Untersuchungen über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind bislang - aus nachvollziehbaren Gründen - in der Tradition der Frauenforschung verankert (vgl. u.a. Tölke 1991). Männer tauchen in dieser Forschungsperspektive in erster Linie als Kontextvariable auf. Auch wenn vereinzelte Untersuchungen speziell zu Männem publiziert werden (vgl. Behnke 1997, Brock 1990 Metz-Göckel 1985, Meuser 1998, PrenzeVStrümpel 1990) sowie vergleichende Analysen zum demogra phischen Verhalten von Männem und Frauen vorliegen (vgl. Huinink 1989, Diekmann 1987, Krüger 1995), so ist doch ein weiblicher 'bias' der Familienforschung zu verzeichnen. Daneben dominiert auch in der Managementsoziologie ein selektiver Blick. Mit der Konzentration auf die funktionale Rolle von Managem in der betriebli chen Sphäre wird die lebensweltliche Einbettung von Führungskräften weitgehend ausgeblendet (vgl. Ellguth u.a. 1998). Meine eigene Untersuchung knüpft an den skizzierten Forschungskontext an. Dabei werden allerdings spezifische Akzentuierungen vorgenommen: Zum einen werden männliche Führungskräfte nicht vorrangig in ihrer Eigenschaft als betriebliche Akteure beschrieben; vielmehr geht es mir darum, wie sie als vielbeschäftigte Männer ihre Rolle als Ehemänner und Väter ausfüllen. Um dieser Frage adäquat nachgehen zu können, hat es sich zum anderen angeboten, die empirische Untersuchung auf 'ältere' Führungskräfte zu fokussieren, die auf langjährige Familien-und Berufsgeschichten zurückblicken können. Mit dieser Beschränkung auf eine bestimmte Altersgruppe wird der Blick auf diejenigen Männer aus dem Gesamtsampie gerichtet, in deren biographi schem Verlauf die 'alten' Leitbilder von Familie zunehmend brüchiger werden. Im Laufe ihrer Familienbiographie werden sie sukzessive mit einem geschlechterpoliti schen Wandel konfrontiert. Im Mittelpunkt der empirischen Untersuchung stehen die Sichtweisen von Män nem -beruflich stark engagierten Männem -auf Partnerschaft und Familie im biogra phischen Verlauf. Mit Hilfe biographischer Interviews werden die subjektiven Deu tungen und Interpretationen sowie die gewählten Handlungsmuster der Führungskräfte rekonstruiert. Inhaltlich gliedert sich die Arbeit in drei Teile: Im ersten Kapitel (I) wird der Forschungsstand zum Thema dargestellt. Dabei geht es um die Entstehungsgeschichte des bürgerlichen Familienleitbildes, in der sich männliche Erwerbsarbeit und weibliche Hausarbeit ergänzen. Auch gegenwärtige 12 Vorstellungen von familialer Arbeitsteilung sind noch - zumindest partiell - in der Tradition des bürgerlichen Familienideals verwurzelt, wenngleich neue Leitbilder die Geschlechterordnung aufzubrechen beginnen. Diese Widersprüche zwischen tradierten und neuen Haltungen werden im Binnenverhältnis der Familien ausgetragen. Im zweiten Teil der Untersuchung (Kap. 11) werden die methodische Anlage, die Auswahl und Begründung der Methode und das Auswertungsprozedere erläutert sowie einige ( auch kritische) Reflexionen zum autobiographisch-narrativen Interview darge legt. Darüber hinaus werde ich zur Verallgemeinerungsfahigkeit biographischer Einzelfallstudien Stellung beziehen. Das dritte Kapitel (III) ist der empirische Teil und somit das 'Herzstück' meiner Untersuchung. Es werden zunächst drei biographische Fallstudien exemplarisch vorgestellt. In einem zweiten Schritt, der vergleichenden Analyse, werden Unter schiede und Gemeinsamkeiten herausgearbeitet und beschrieben. Zuletzt werden die Ergebnisse noch einmal gebündelt resümiert. 13

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