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Mehr Leidenschaft Recherche: Skandal-Geschichten und Enthüllungsberichte. Ein Handbuch zur Recherche und Informationsbeschaffung PDF

276 Pages·2003·4.799 MB·German
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Thomas Leif (Hrsg.) Mehr Leidenschaft Recherche Netzwerk Recherche: Recherche fördern und fordern Was macht einen guten Rechercheur aus? Im Grunde ist diese Frage ganz leicht zu beantworten: Hartnäckigkeit und Misstrauen sind die wichtigsten Tugenden, die immer in Richtung Informationsziel führen. Wenn dann noch eine gute Portion Fleiß und eine Überdosis Neugier dazu kommt, kann fast nichts schief gehen. Zur Grundausstattung gehören natürlich auch Kontakt freude und die Begeisterung für Wahrheit und Transparenz. Das Schöne an diesen Recherche-Tugenden ist, dass alle dieses Handwerk lernen, vertiefen und veredeln können. "Geht nicht - gibt's nicht" - mit diesem Leitmotiv kommt man immer weiter. Nie aufhören anzufangen, nie zögern zu zwei feln. Dann kommt jeder zu bewegenden Ergebnissen. Und das ist die Moti vationsspritze um wieder anzufangen und so die firewalls der Mächtigen und der PR-Industrie zu brechen. Journalismus kann so die Herrschenden unter Legitimationsdruck setzen und auf diese Weise die müde Demokratie be atmen. Dies will das Netzwerk unterstützen nach der Devise: Recherche fordern und fördern. Dr. Thomas Leif, Vorsitzender netzwerk recherche www.netzwerkrecherche.de Thomas Leif (Hrsg.) Mehr Leidenschaft Recherche Skandal-Geschichten und Enthüllungsberichte. Ein Handbuch zur Recherche und Informationsbeschaffung Westdeutscher Verlag Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar. Das gesamte Honorar für dieses Buch geht an Reporter ohne Grenzen (www.reporter-ohne-grenzen.de) Homepage: www.netzwerkrecherche.de E-Mail: [email protected] 1. Auflage August 2003 Alle Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2003 Lektorat: Barbara Emig-Roller Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Fachverlagsgruppe BertelsmannSpringer. www.westdeutscher-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver vielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzcichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Redaktion und Konzeption: Dr. Thomas Leif, Wiesbaden Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Umschlagbild: Stefan L. Wolf, Nina Faber de.sign, Wiesbaden ISBN 978-3-531-14126-8 ISBN 978-3-322-90692-2 (eBook) DOl 10.1007/978-3-322-90692-2 Inhaltsverzeichnis Vom Verhüllen und Enthüllen ...................................................................................... 7 Recherche-Journalismus braucht die Praxis-Infusion Vorwort von Thomas Leif "Eine detektivische Grundhaltung brauchen Sie schon." ........................................ 9 Stefan Aust über das Recherche-Handwerk und den investigativen Journalismus Interview mit Stefan Aust Recherchekultur im deutschen Journalismus .......................................................... 17 Von der Hoffnung, dass Leidenschaft ansteckt Einführung von Manfred Redelfs Die CDU-Affäre in Hessen .......................................................................................... 30 von Matthias Bartsch Die FDP-Spendenaffäre ............................................................................................... 44 von Ulrike Hinrichs Kirch - Mythos des Dunkelmanns ............................................................................ 54 von Hans-Jürgen Jakobs Cottbusser Geschichten .................... ,. ......................................................................... 60 von Simone Wendler Eine Recherche vor Gericht wird zur Recherche fürs Gericht ................................ 73 Warum der ZDF-Historiker Guido Knopp den Titel eines Professors erhielt von Thomas Schuler Die Zahnprothesen-Mafia ........................................................................................... 84 von Herbert Klar Das Lipobay-Desaster ................................................................................................. 94 von ChrisTOph Lülgert Die Honorarabrechnungen der Ärzte sind kaum zu kontrollieren - der Fall Schottdorf ................................................................................................. 101 von Markus Jantzer Cash in Stuttgart, Cash in Kaiserslautern - Vom Niedergang der Bundesliga ............................................................................................................ 108 von Thomas Reichart 6 Inhalt Pleite nach Plan........................................................................................................... 116 von Christian Esser und Henryk Hielscher Die Parteien, die Posten - und die verlorenen Milliarden der Bankgesellschaft .................................................................................................. 127 von Ralf Schänball Phantom partner und Phantasieumsätze in Asien - Enttarnung eines Börsenstars ............................................................................... 134 von Renate Daum Wein-Lobby: Die Vorkoster der Nation ................................................................... 144 von Thomas Lelf Die Siemens AG und Saddam Hussein .................................................................... 159 Nachforschungen zu völlig legalen Lieferungen atomwaffenfähiger Elektronik von Thomas Reutter Ein Anruf bei der CIA . ... ..... ..... .... ... ... ........ ... ... ..... ............ ... ...... ... ..... ... ..... ........ ....... 170 Ein Recherchebericht von lohn Goetz Gladio: Späte Spuren einer NATO-Geheimarmee ................................................. 177 von Ulrich Stoll Follow the networks ................................................................................................... 185 von David CrawJord Betrügern glaubt man nicht .. ... ... ... ... ............. ..................... ... ... ...... ..... ........ ..... ... ..... 189 Zuhören und recherchieren lohnt sich dennoch von Marcello Faraggi "Wir beten für Regen in Kanada" ........................................................................... 199 Das große Geschäft mit Äthiopiens unendlichem Hunger von Lutz Mükke Du musst Deine Protagonisten lieben ...................................................................... 210 "Feldtagebuch - allein unter Männern" von Aelrun Goette In Bildern denken ...................................................................................................... 219 Überlegungen zur Fernseh-Recherche von Patrik Baab Talkshowquark und Zeitungsenten - ein Hochstapler tischt auf ........................ 240 von Tilo Knops Recherchieren im Netz - Wege im Heuhaufen ........................................................ 254 von Albrecht Ude "Ein gutes Beispiel ist der beste Lehrmeister." (deutsches Sprichwort) Vorwort Vom Verhüllen und Enthüllen - Recherche-Journalismus braucht die Praxis-Infusion Als 1998 die schon längst vergriffene erste Auflage von "Leidenschaft Recher che. Skandalberichte und Enthüllungsgeschichten"* erschien, war dies ein klei nes Aufbruchsignal. Drei dutzend Rechercheure aus ganz unterschiedlichen Branchen öffneten ihre Schubladen und liessen sich freiwillig in ihre Archive schauen. Wichtige Stories - vom Fall Barschel bis zum Bäderkönig Zwick - wurden im Detail rekonstruiert, im Zusammenhang analysiert und mit prakti schen Recherche-Tipps unterfüttert. Dies war offenbar die richtige Idee zur rich tigen Zeit. Denn die Verknüpfung von dichter Feldanalyse und praktischem Weg weiser durch den Dschungel der Recherche-Hindernisse wurde angenommen. Die Vorbereitungen zu diesem Buch und die damit verbundenen vielfältigen Anregungen waren zusätzlich der Gründungs-Impuls für das wenige Jahre später geknüpfte netzwerk recherche. Mit dem jetzt vorliegenden Titel "Mehr Leidenschaft Recherche" wird dieser Traditionsfaden aufgegriffen und weitergesponnen. Vergleicht man die Themen Streuung von 1998 und von heute, gibt es auffällige Gemeinsamkeiten. Tenden zen der Korruption in Wirtschaft und Politik sind nach wie vor die Favoriten. Von "Barschel-Mauss-Zwick u.a" zieht sich die Linie heute zu "Möllemann-Koch Kirch u.a.". Alle Fälle liegen anders und doch gibt es Verbindungslinien. Alle Autoren präsentieren ihren Recherche-Stil, ihre Sozialtechnik Informanten zu öffnen und Recherche-Wege zu systematisieren. Die Texte sind Fundgruben für alle Rechercheure, für die Journalismus mehr ist ,als die Kommentierung von Marketing' . Wie so oft stand Johann Wolfgang Goethe Pate beim Entstehungsprozess dieses "Lehr-und Motivationsbuchs". "Ein edles Beispiel macht die schweren Taten leicht," dichtete er in Paläophron und Neoterpe. Diese Leitmotiv greifen wir gerne auf und verstehen es als Lesezeichen für eine aufwühlende Lektüre. "Mehr Leidenschaft Recherche" erscheint nur wenige Monate nach dem vom netzwerk recherche herausgegebenen Band "Traingshandbuch Recherche," Dies ist kein Zufall. Beide Titel ergänzen sich und verfolgen gemeinsam ein 8 Vorwort Ziel: die Recherchekultur in Deutschland voranzubringen, Recherche zu for dern und zu fördern. Kurt Tucholsky hat schon früh erkannt, dass derjenige, der auf den Schmutz hinweist, als viel gefährlicher gilt als der, der den Schmutz macht. Alle Autoren in diesem Buch weisen auf solche Schmutzstellen hin und alarmieren damit die zuständigen Reinigungskräfte in Politik, Justiz und Verwaltung. Für die Bele bung einer matten Demokratie ist dies schon eine hilfreiche Aussen-Beatmung. Die Wirklichkeit - so der exegetische Befund von Kardinal Lehmann bei der Annahme des Ehrenpreises "Goldenes Schlitzohr 2002" - sei ein "Spiel von Verhüllen und Enthüllen". Um dieses Spiel zu durchschauen, bedürfe es einer gewissen Schlitzohrigkeit. Ob damit eine weitere Recherche-Tugend - sozu sagen spirituell inspiriert - gemeint ist, bleibt offen. Sicher ist aber, dass Recher che-Journalisten das Handwerk der Enthüllung pflegen sollten. Zahlreiche Re gieanweisungen zur Veredelung dieser wichtigen Sozialtechnik haben die Auto ren dieses Bandes aufgeschrieben. In einer Zeit, in der viele wichtige Themen durch das Agentur-Raster fallen, vermeintliche Skandale zu fetten Schlagzeilen hochgejazzt werden und viele promineske Stories soweit von der Wahrheit entfernt sind, wie Jenny Elvers von der unbefleckten Empfängnis, bieten die Autoren in diesem Buch ein anregen des Kontrastprogramm. Vielleicht sind dies die klassischen Standards, von de nen ZDF-Intendant Markus Schächter Ende März in Mainz gesprochen hat: "von einer neuen Entdeckung der Langsamkeit und Sorgfältigkeit in allem Aktuali tätstrubel, von dem Verlangen nach ausführlicheren Recherchen, ruhigeren Bil dern und vertieften Hintergrundinformationen, nach sachgerechten Dokumenta tionen, detailfreudigen Reportagen und differenzierten Analysen in einer me diengerchten Sprache." Die Autoren haben sich bemüht, diese journalistischen "basics" mit Leben zu füllen. Susanne Kortshagen hat die Korrekturen übernommen, Stefan L. Wolf (Faber de.sign) den Buch-Titel gestaltet und Arnold Leiby die Manuskripte in Form gebracht. Resonanz und Aufmerksamkeit für dieses Buch wird sicher der beste Dank für ihre honorarfreie Tätigkeit sein. Wiesbaden, Juli 2003 Dr. Thomas Leif * Die Aufsätze können unter www.netzwerkrecherche.de nachgelesen werden. "Eine detektivische Grundhaltung brauchen Sie schon." Stefan Aust über das Recherche-Handwerk und den investigativen J oumalismus Seine Bücher zur Baader-Meinhof-Gruppe, zum Agenten Mauss und zum Mord fall Schmücker haben Ihn zu einem der bekanntesten deutschen Journalisten gemacht. Seine Werke haben eines gemeinsam: die Suche nach der Wahrheit durch penible Nachforschungen. Kein Wunder, dass er seit 1994 die Nummer eins der deutschen Nachrichtenmagazine der "Spiegel" leitet. Stefan Aust über seinen journalistischen Werdegang und das Handwerk eines Journalisten - die Recherche. Ihre erste selbst recherchierte Geschichte - können Sie sich daran noch erinnern? Stefan Aust: (schweigt, schenkt Wasser ein) Ich kann mich nicht richtig erinnern, weil ich sehr früh angefangen habe, aber nie viel geschrieben oder recherchiert habe. Ich wollte kein schreibender Journalist werden. Bei der Schülerzeitung, die ich gemacht habe, hatte ich eine Menge Leute, die besser schreiben konnten. Mit den konnte ich mich gar nicht messen. Was war ihr genaues Berufsziel? Stefan Aust: Ich wollte immer Blattmacher werden. Im Grunde das, was ich jetzt auch mache. Eigentlich habe ich erst im Laufe meiner Karriere angefangen, eigene Geschichten zu machen. Ich war nach der Schule drei Jahre bei "Kon kret", da habe ich überhaupt nichts geschrieben, sondern das Blatt gemanagt. Ich war geschäftsführender Redakteur und habe Titelbilder und das Layout gemacht, redigiert, gekürzt und den Laden organisiert. Und Ihre ersten Beiträge ... ? Stefan Aust: Erst nach drei Jahren "Konkret" , als ich beim Fernsehen anfing, begann ich Geschichten zu recherchieren. Mein erster Film war für den NDR,für Panorama. Ein Film über Ulrike Meinhof, nachdem sie in den Untergrund abge taucht war. Da kannte ich mich ganz gut aus, weil ich sie und eine ganze Menge Leute aus dem Umfeld aus der Konkret-Zeit vorher kannte. Welche Tugenden muss ein guter Rechercheur mitbringen? Stefan Aust: Es ist im Grunde relativ einfach. Sie müssen unglaublich neugierig sein. Und wahnsinnig zäh, was ja zum Teil sehr frustrierend ist. Man muss manchmal zig Mal anrufen, bevor jemand mit Ihnen sprechen will. Das Ent- 10 Maximilian Gaub und Carolin Korff scheidende aber ist: Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden können. Ich hat te immer eine gewisse Gabe, einen Aktenordner durchzublättern und beim Durchblättern die entscheidenden Seiten zu finden. Einfach mal so querbeet - und "bums" hatte ich es. Es reicht also, neugierig zu sein und einen Instinkt zu haben? Stefan Aust: Nein. Sehr wichtig ist noch - und nach diesen Kriterien habe ich immer Leute eingestellt - ob ich bereit wäre, auch abends mit ihnen ein Bier trinken zu gehen. Die besten Leute hier in unserem Haus, die besten Rechercheu re sind einfach wahnsinnig sympathische Leute, denen man gerne viel erzählt. Und danach denkt man: Mein Gott, was habe ich denen alles erzählt. Wie definieren Sie "Investigativen Journalismus"? Stefan Aust: Im Grunde heißt es: Etwas rauszukriegen, was bisher noch niemand rausgekriegt hat. Eine detektivische Grundhaltung brauchen Sie schon. Gibt es in Deutschland noch" Investigativen Journalismus"? Stefan Aust: Ja, und zwar viel mehr als früher. Früher waren es wenige Zeit schriften und Zeitungen. Heute recherchieren alle Leute überall. Deswegen ist es auch so wahnsinnig schwer, etwas Neues herauszukriegen, weil es viele Medi en gibt und Journalisten, die rumlaufen, die jeden Stein umdrehen. Man arbeitet also immer gegen die Zeit? Stefan Aust: Natürlich. Häufig ist die Frage, ob man etwas ein bisschen eher herausfindet als die anderen. Und es ist sehr häufig so, dass sie die Information als erster haben - und davon wissen wir hier ein Lied zu singen. Wenn sie bei einem Wochenmagazin arbeiten, dann ist die Info dann plötzlich in der Tages zeitung, bevor sie angedruckt haben. Wie gehen Sie mit diesem Problem um? Stefan Aust: Wir haben uns neben dem" Spiegel" auch auf" spiegel.de" konzen triert. Damit wir exklusive Infos, von denen wir wissen, dass wir sie nicht lange exklusiv haben, noch vor den Tageszeitungen unter die Leute bringen können. Recherche-Kultur in Deutschland: Gibt es so etwas wie einen Hilfsdienst unter Kollegen oder sind wir alle nur Konkurrenten? Stefan Aust: Es gibt schon Leute, die zusammen arbeiten und die Informationen austauschen. Aber im Endeffekt wird auch jeder dafür bezahlt, dass er für sein eigenes Blatt recherchiert. Das ist so eine Mischung aus Kooperation und har tem, aber sportlichen Wettkampf Aber es gibt auch Anrufe untereinander, wo man sagt: "Das hast du gut gemacht. "

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