DIE TALSPERREN O• • STERREICHS VON DER SCHRI~TENREIHE/HERAUSGEGEßEN OSTERREICH ISCH EN STAU BE CKEN KOMMISSION UND DEM ÖSTERREICHISCHEN WASSERWIRT' SCHNTSVERBAND WIEN' SCHRIr:TLEITUNG: PROj:·DR· HERMANN GRENGG HEFT6 Dr.]ng.Hans PetJny MeßeinrichtungeJll und Messungen an der uewölbesperre Dobra WIEN 1957 . IM SELBSTVERlAO DES OSTERREICHISCHEN WASSERWIRTSCHAITSVERBANDES DIE TALSPERREN ÖSTERREI CHS Dr.Jng.HaJll5 PetJJIlY MeßeinrichtungeJII und Messungen an der aewölbesperre Dobra SPRINGER-VERLAG WIEN GMBH 1957 ISBN 978-3-7091-4496-1 ISBN 978-3-7091-4495-4 (eBook) DOI 10_1007/978-3-7091-4495-4 Übersicht I. ) Zweck und Art der Messungen II. ) Die Messeinrichtungen und Instrumente III. ) Ergebnisse der Messungen I.)Zweck und Art der Messungen Wenn auch die sorgfältigeProjektierung und die Einhaltung der massge bendenVorschriften den sicheren Bestand eines Bauwerkes - in unserem Falle einer Talsperre - nach menschlichem Ermessen gewährleistet, ist die Kon trolle des fertigen Objektes erforderlich, um die Güte der Ausführung und die der Berechnung zu Grunde gelegten Annahmen zu überprüfen. Nicht minder wichtig ist die ständige Beobachtung des Verhaltens des Bauwerkes bei verschiedenen Belastungsfällen, um daraus im Vergleich mit den Berechnungsergebnissen Rückschlüsse auf den jeweiligen Zustand des Objektes ziehen zu können. Neue Methoden für die Berechnung von Talsperren ermöglichen, je nach dem Rechnungsaufwand, eine genaue Bestimmung der Deformation des Bau werkes; jedoch beruhen diese Ermittlungen auf Annahmen, die eine genaue Kenntnis der Materialeigenschaften und des Verhaltens des Untergrundes vor aussetzen. Nur durch zahlreiche Versuche sowie langjährige Beobachtungen und Messungen am fertigen Bauwerk wird es möglich, die Richtigkeit der Bemessungsgrundlagen zu überprüfen und diese Erfahrungen für dieProjektie rung neuer Anlagen zu verwenden. Die am fertigen Bauwerk gemessenen Verformungen sind den verschie densten Einflüssen unterworfen und es wird nicht leicht, den Einfluss, den die Berechnung gerade zu berücksichtigen gestattet, aus dieser Vielfaltherauszu schälen und zum Vergleich heranzuziehen; denn neben der Belastung durch Wasserdruck, Sohlenwasserdruck, Eigengewicht, eventuell Gebirgsdruck, be wirken Temperatureinflüsse, elastische und plastische Nachgiebigkeit des Untergrundes, Schwinden und Kriechen des Betons, massgebliche Verfor mungen des Bauwerkes. Daraus erkennt man schon, dass nicht nur ein e Messung, ein e Beobach tungsart genügen kann, um alle Einflüsse auf das Talsperrenobjekt zu erfas sen und rechnerisch abzuklären, sondern, dass eine ganze Reihe sinnvoll in einandergreifender Beobachtungen und Messungen dazu notwendig ist. Es ist nun Aufgabe des planenden Ingenieurs, die Art der Messungen und die Zahl der Beobachtungen nach der Grösse des Bauwerkes so zu wählen, dass eine sichere Beurteilung der Messergebnisse möglich wird. Anderer seits soll aber der Aufwand für diese Einrichtungen der Bedeutung des Ob jektes angemessen sein. So bedarf wohl jede Talsperrenart ihrer besonde ren, eigenen Art der Beobachtung. Jene der Sperre Dobra soll im Nach folgenden beschrieben werden. 3 Abb.1 Grundriss der Sperre mit Blockeinteilung Die Talsperre Dobra ist eine 52 m hohe Gewölbesperre von 220 m Kro nenlänge mit einem Radius von 106,5 m an derWasserseite, von 2,40 m Kro nenbreite und 20 m Fussbreite und besteht aus 90.000 m3 Beton, welcher mit 240 kg Bindemittelgehalt ( Zement und Trass) eingebracht wurde. Das Gewöl be ist in 16 m breite Baublöcke unterteilt, deren Fugen durch Zementauspres sungen verbunden und durch Schubdübel an gegenseitigen Verschiebungen ge hindert sind. Besonders die letzten rechtsufrigen Baublöcke sind ausserdem durch Bewehrungseisen zu einem massiven Widerlagerblock miteinander ver bunden, der tief im Hangfelsen fundiert ist. Die Staumauer ist im kristallinen Gneismassiv gegründet, dem ein Elastizitätsmodul, halb so gross wie jener des Betons, zugemutet wird. Das Gebirge musste sorgfältig und ausgiebig durch einen Injektionsschleier abge dichtet werden und ist in der Maueraufstandsfläche durch Kontaktinjektionen verfestigt worden. Die Sperre ist wasserseitig von einem Kontrollgang längs der Gründungs sohle durchzogen, von welchem ein Kontrollschacht bis zur Krone des Blockes 11 führt, in dem die wichtigsten Messeinrichtungen untergebracht sind. Massgebend für die auftretenden Verformungen des Mauerkörpers ist die Te m per at ur desselben, daher stellt deren Kenntnis, verm ittelt durch eine ausreichende, verlässliche Messung innerhalb und ausserhalb der Mauer, 4 einen wesentlichen Faktor für die Beurteilung aller Deformationsmessungen dar. Ohne gleichzeitige Temperaturmessung kann die richtige Beurteilung anderer Messergebnisse unmöglich werden. :1 <. ~I Abb.2 Messeinrichtungen; Pendel, Bolzen, Thermometer Ansicht von der Luftseite Die Temperaturmessungen müssen schon beim Abbinden desBe tons und seiner dadurch bedingten inneren Erwärmung beginnen, denn diese ist der Ausgangspunkt für alle folgenden Verformungszustände - sowohl für eine Bewegung der Mauerkrone in radialer Richtung durch die ungleichmässi ge Auskühlung der Mauerteile - als auch für die Schrumpfung der einzelnen Baublöcke in tangentialer Richtung und die damit verbundene Öffnung der ra dialen Blockfugen. Ausserdem ist das durch die Abbindewärme entstehende Temperatur gefälle zwischen dem warmen Innenbeton und den abgekühlten Aussenschichten entscheidend für die Rissbildung im jungen Beton und es können schon aus den ersten Temperaturmessungen Rückschlüsse auf die Rissanfälligkeit der Be tonaussenschichten gezogen und Massnahmen zu deren Verhinderung getroffen werden. Die laufenden Messungen der Luft- und Wassertemperaturen am fertigen Bauwerk sollen sich über Jahre erstrecken, denn erst langjährige Beobach tungen geben die Grundlage für die richtige Beurteilung aller immer wieder kehrendenMauerdeformationen, welche durch den jahreszeitlichen Wechsel der Ausseneinflüsse im Bauwerk entstehen. Der Ort der Temperaturmessungen wurde bei der Sperre Dobra auf einen Messquerschnitt im Mittelteil der Mauer beschränkt und in jenenMauer block verlegt, in welchem auch die Durchbiegungen gemessen werden. Es war dies jener Block, welcher am tiefsten fundiert, bei grösster Kragträgerhöhe auch die grössten Durchbiegungen erwarten liess. Da dieser Messquerschnitt im Mittelteil der Mauer fast gleich weit vom sonnenbestrahlten Nordhang des 5 Kamptales, als auch vom schattenreichenSüdhang des Tales entfernt war, sol len diese Messergebnisse als Mittelwerte für alle Untersuchungen angesehen werden. Als Hauptmessung wurde die P end e llotm es s ung im vertikalen, bis in den Felsuntergrund reichenden Kontrollschacht im Mittelteil der Mauer, in dem oben noch zugänglichen Block 11 eingerichtet. Von dieser Pendelmes sung sind die genauesten Messergebnisse zu erwarten und sie ist so rasch durchführbar, dass auch Tagesschwankungen der Kronendeformation erfasst werden können. Als Bezugsnullpunkt wurde ein tief im Felsuntergrund gelege ner Punkt an der Sohle des Schachtes gewählt, von dem angenommen werden konnte, dass er keiner Lageänderung unterworfen ist. Auf diesen werden alle anderen Messungen bezogen, so dass die ermittelte Biegelinie des Mess profiles auch die Verformungen der Fundamentsohle miteinschliesst. Dadurch war diese Messung für den Vergleich mit den errechneten Durchbiegungs werten im Kragträgerquerschnitt geeignet, da auch die statische Berechnung die Verschiebungsgrössen in der Fundamentsohle berücksichtigt. Mit Rücksicht auf die besonderen geologischen Verhältnisse des rechten Talhanges an der Sperrenstelle wurde im Hangblock eine weitere Pendellot messung im 17m tiefen Kontrollschacht dieses Blockes eingerichtet, aus der jedoch mangels eines Bezugspunktes im Fels nur die relative Verschiebung zweier Blockpunkte, d. i. eine mögliche Verdrehung dieses Widerlager blockes, abgeleitet werden konnte. Für die Bestimmung der Bewegungen der Widerlager und für die Kontrolle der absoluten Ver schiebungen von Ma uerpunkten wurde die tri gon 0 met r i - sc h e Fe i n ei nm es s u n g dieser Punkte gewählt und durchgeführt. Die Messpunkte wurden so angesetzt, dass sie in Horizonte zu liegen kamen, wel che in der statischen Berechnung aufscheinen, oder im Querschnitt der Lot anlage, an der Luftseite, so versetzt, dass sie mit den Messpunkten der Pen dellotanlage höhenmässig korrespondieren. Dies ermöglichte Kontrollen und Vergleiche beider Messungsarten. Auch eine Al i gn e me nt-M e s s un g zur raschen Bestimmung der Durch biegung eines Punktes der Mauerkrone im Block 11 wurde vorgenommen, je doch wegen ungenauer Messergebnisse nicht weiter verfolgt und aufgelassen. Durch die vorbeschriebenen Messmethoden war es nicht möglich, die Bewegungen der Mauerpunkte in der Richtung der Bogenachse so genau zu er fassen, wie es zur Beurteilung des Fugenschlusses und der Bogenwirkung der Mauer notwendig gewesen wäre. Deshalb wurde an zugänglichen Stellen der Maueroberfläche eine F ug e n s pa 1 tm e s s ung angesetzt ,welche darin besteht, dass der Abstand zweier Messbolzen mittels D e f or met er bestimmt wird. Dieser Messung kam besondere Bedeutung für die hydraulische Vorspan - nung dieser Gewölbemauer zu, ausserdem dient sie dazu, nach erfolgter Ze mentauffüllung der Blockfugen, den Fugenschluss ständig zu kontrollieren und damit den Nachweis der geschlossenen Bogenwirkung zu erbringen. Da die Messpunkte vor allem auf der Mauerkrone, in der temperaturempfindlichen obersten Bogenlamelle angebracht sind, wird ein Au.fgehen der Fugen an die ser Stelle am deutlichsten offenbar. Es kann unter Zuhilfenahme der gemes senen Temperaturverteilung auf eine Fugenöffnung im Inneren der Mauer ge schlossen werden, sofern bei belasteter Gewölbemauer ein Fugenspalt über haupt zustande kommt. 6 Durch die besondere Bolzenanordnung in Dreieckform konnte - im Bau zustand - auch die gegenseitige Verschiebung freistehender Baublöcke beobach tet werden und zwar in dem Masse, als diese Bewegungen nicht durch die vor handenen Schubdübel aufgefangen und zunichte gemacht wurden. Dieser Bau zustand ergab sich im Winter 1952/53, als die oberste Bogenlamelle durch eine Öffnung für die Hochwasserabfuhr unterbrochen war, die Fugen der Bau blöcke noch nicht verpresst waren und daher radiale, temperaturbedingte Ver schiebungen der Punkte in der Sperrenkrone an den einzelnen Blöcken möglich waren. Abb.3 Bauzustand der Mauer 1952 Ausser den vorgenannten Messungen wurde natürlich auch der für die Mauerverformung massgebende Stauwasserdruck aus den täglichen Wasser standsmessungen ermittelt und zur Beurteilung des Verformungszustandes herangezogen. Ebenso konnte der in einzelnen Punkten gemessene Sohlen wasserdruck in seinem Mittelwert den Berechnungsannahmen gegenüberge stellt werden. Die Messeinrichtungen a) Te m per at ur me s s u n g Die Messung der Temperatur im Inneren der Betonstaumauer erfolgt mit elektrischen Widerstandsthermometern, bei welchen die Änderung des Wider standes eines elektr. Leiters unter dem Einfluss der Temperatur dazu be - nützt wird, aus einer vorermittelten Relation die Temperatur zu bestimmen. 7 Ein solches elektro WiQerstandsthermometer besteht daher aus einem isolierten Dorn. um welchen der temperaturempfindliche Draht (Ni-Legierung) aufgewickelt ist. HIIALTUlt6 DU. TJllRMOMfTU I U. WIIJfRSTAlYlJSJUSSUItG (MESSU';CKE) fL fK TR.-WIf)fRSTA/tf)-TJ/fRMOMfTfR ( ZEflUGrj Abb.4 Elektrische Widerstandsthermometer Schaltung und Querschnitt Es ist durch eine starke. metallische Hülse gegen Beschädigung geschützt. Der Anschluss der Messkabelleitung muss besonders sorgfältig gegen jedes Eindringen von Feuchtigkeit geschützt sein. weshalb die Klemmenanschlüsse durch eine Gummistopfdichtung geführt sind. Denn die ge naueste Messung wird zunichte. wenn durch Eindringen von Feuchtigkeit der Widerstand der Zu leitungsadern geändert wird. Um den Einfluss von Temperaturunterschieden auf die Zuleitung zu den Messstellen zu elimi nieren. wird jedes Thermometer durch eine "Drei-Leiter-Schaltung" mit einem dreiadrigen Kabel angeschlossen. Die unterschiedlichen Längen der Messkabel werden durch Abgleichwiderstände in der Messschaltung ausgeglichen. Beim Einbau der Thermometer wurden diese und besonders der An schluss der Messkabel durch eine Ummantelung geschützt. Es war notwen dig, die auf der letzten Betonschichte frei-liegenden Leitungskabel vor Be schädigung durch die Einbringung des Rüttelbetons zu schützen. Die Kabel mussten bereits beim Einsetzen der Thermometer in ihrer endgültigen Länge angeschlossen werden und verblieben so in Trommeln bis zu ihrer Verlegung aufgerollt. An den freiliegenden, verlässlich bezeichneten Enden der Adern konnten die ersten Ablesungen der Abbindetemperatur mit einem tragbaren Messgerät vorgenommen werden. Die wasserdichte Ablesestation Norma Mod-326 für 30 Anschlüsse wurde erst nach Bauvollendung, nach Beendigung aller Bohr-, Stemm- und Aufräumungsarbeiten im Kontrollgang der Mauer, an einer leicht zugänglichen Stelle eingebaut. :öieser Ableseapparat ist mit al len seinen Anschlüssen, Abgleichwiderständen und Kontakten in einem voll kommen wasserdicht verschlossenen Stahlkasten untergebracht. denn an der Ablesestelle, besonders beim Eingang in den Kontrollgang treten durch die Temperaturunterschiede die stärksten Schwitzwasserbildungen auf. 8 Wie bereits erwähnt, wurden die Temperaturmessungen in jenen Bau block verlegt, in dem auch die Deformationsmessungen durchgeführt werden, um für die Auswertung letzterer die Temperatur-Verteilung im Messblock direkt benützen zu können. Tf M P f RA T U~ M tl Z \ T t LLt N IHO(( 11 IPfl2.Rf D 0 B 11. A AQ\lAN D VON DB IIfTON OH HL~(~f 4'20 11 21 20 TTT111768 --- 8115~005m'' T IQ T 2!> - MlTIf T 20 - 150, T21 - 035' T22 - 010' T8 - 010 m TQ - 035 • T10 - 150· Tl1 T15 - MlTTf 407 T12 - 150' TI!> - 035' T14 - 010' Abb.5 Anordnung der Messstellen Die Anordnung der Messstellen im Querschnitt erfolgte so, dass im un teren Horizont, inHöhe 393,12, alle 4 Thermometer tief im Mauerinneren ein gebettet wurden, um hier die Grösstwerte der Abbindetemperaturen, den ge ringen Ausseneinfluss und das langsame Abströmen der Wärme beobachten zu können. Letzterem Zwecke dienen auch zwei an der Sohle eingelegte Thermo meter. Nach anderem Prinzip erfolgte die Anordnung der Messstellen in den Horizonten 407 und 420, in dem 12 mund 8 m starken Mauerquerschnitt. Dort ist nur eine Messstelle inMauermitte angeordnet, hingegen sind sowohl wasser als auch luftseitig Thermometer in 10 cm, 35 cm und 150 cm Abstand von der Aussenseite verlegt, damit ausser dem einmaligen Abgang der Abbindewärme späterhin das mehr oder weniger tiefe Eindringen von Kältewellen bzw. Wär mewellen der Aussentemperatur und der zeitliche Ablauf dieses Vorganges er- 9