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Medienherrschaft, Medienresistenz und Medienanarchie: Archäologie der Medien und ihr neuer Gebrauch PDF

239 Pages·2017·1.748 MB·German
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Stavros Arabatzis Medienherrschaft, Medienresistenz und Medienanarchie Archäologie der Medien und ihr neuer Gebrauch Medienherrschaft, Medienresistenz und Medienanarchie Stavros Arabatzis Medienherrschaft, Medienresistenz und Medienanarchie Archäologie der Medien und ihr neuer Gebrauch Stavros Arabatzis Köln, Deutschland ISBN 978-3-658-15878-1 ISBN 978-3-658-15879-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-15879-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Lektorat: Barbara Emig-Roller Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhalt 1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 Der Imperativ der Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 Die imperative Sprache der Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 2 .2 Medien total . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2 .3 Unbegreifliches Medienintegral . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2 .4 Unterm Befehl stehende Medienmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2 .5 Archäologie und neuer Gebrauch des Mediums . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2 .6 Widerstandsformen als Teil der globalen Medienmaschine . . . . . . . . 31 2 .7 Zwei antagonistische, moderne und unmoderne Imperative . . . . . . . 41 3 Medientheoretische, medienwissenschaftliche und medienphilosophische Reflexionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3 .1 Neue Medientheorien und ihre archäologische Erbschaft . . . . . . . . . . 47 3 .2 Medien-Ästhetik (Mersch) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3 .3 Medien-Wissenschaft (Leschke) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3 .4 Medien-Kultur (Debray) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 3 .5 Medien-Theologie (Agamben) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 3 .6 Medien-Anthropologie (Anders, Han) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 3 .7 Medien-Mythologie (McLuhan, Flusser) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 3 .8 Medien-Ontologie (Baudrillard) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 3 .9 Virilio (Medien-Eschatologie) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3 .10 Medien-Netzwerkmythologien (Engel, Siegert, Hartmann) . . . . . . . 122 3 .11 Medien-Technomythologie (Kittler) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130 V VI 4 Zur Genealogie der Medien: Von den magisch-mythischen und kultischen zu den profanen Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 4 .1 Medialität zwischen Natur und Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157 4 .2 Naturphilosophische und mathematische Medien . . . . . . . . . . . . . . . 162 4 .3 Krise der mythischen und Aufgang der philosophischen Medien . . 167 4 .4 Frühaufklärerische und philosophische Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 4 .5 Das theologische Medium in seiner modernen Fassung . . . . . . . . . . 193 4 .6 Philosophische und theologische Medien in der einen monarchischen Medienmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 4 .7 Die romantische Gefühlsmaschine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 5 Der neue Gebrauch der Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 5 .1 Instrumentelles Handeln und kommunikative Interaktion . . . . . . . 213 5 .2 Rhizomatische Netzkultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 5 .3 Medienpädagogik: Widerstand, „kritische Aufhebung“ und neuer Gebrauch des Mediums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 226 5 .4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232 Einleitung 1 1 Einleitung 1 Einleitung Medien arbeiten nicht nur damit, was sie immer schon voraussetzen müssen, vielmehr bleibt ihnen ihre Voraussetzung weitgehend archäologisch verschlossen . Alle modernen Einzelmedien weisen daher in ihrer Ausdifferenzierung auf ihre eigene Archäologie zurück, die aber im alltäglichen Gebrauch weitgehend verdeckt bleibt . Vom Wortsinn her sind freilich alle Medien verstehbar als Vermittlung . Und diese ist vor allem eine philosophische Grundkategorie, die als vermittelndes Dazwischen – etwas was in der Mitte agiert – kaum je einer adäquaten, nämlich archäologischen Analyse unterzogen wurde . Eine archäologische Schicht in den Medien selbst (ökonomische, technische, begriffliche, praktische, körperliche, äs- thetische, politische, sprachliche etc .), an die zuletzt nicht einmal Denken, Begriff, Symbolisches, Performativität, Praxis, Theorie oder die Künste heranreichen . Und zwar deswegen, weil im „Geschehen“, in der „Praxis“, im unentwirrbaren Geflecht der Medien eine alte imperative Macht und Herrschaft (archē) waltet . Insofern hat auch die neue medienphilosphische Reflexion – „mit ihr beginnt die philosophische Reflexion, beginnt Medienphilosophie“ (Mersch) – den Kern der Medien wieder verschüttet, bevor ihre archäologische Frage erst überhaupt formuliert werden konnte . In dieser Studie geht es daher nicht bloß um die Relationen der einzelnen Medien, wie sie in dieser oder jener Form historisch erscheinen oder agieren (als Schrift, Sprache, Bild, Ton, Wort, Ware, Computer, Netzwerk, analog oder digital etc .) . Sondern um das Medium (Einzahl) und die Medien (Plural) überhaupt, und zwar um die Probleme der Relation, ihres Dazwischen . Dieses mediale Dazwischen gehört nämlich zu den schwierigsten Problemen, mit denen sich jede Medienre- flexion (ob Medientheorie, Medienwissenschaft, Kommunikationstheorie oder Medienphilosophie) auseinandersetzen muss, will sie ihren Namen auch gerecht werden . Ein Ort des medialen Dazwischen, der das ganze Gewicht der Medien oder des Mediums trägt (und zwar sowohl als Relation des Werdens, wie als ontologische Substanz des indikativen Seins und imperativen Sollens), um darin mit der ganzen wechselvollen Geschichte der Medien zugleich auf ihre alte archē (als Beginn und 1 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 S. Arabatzis, Medienherrschaft, Medienresistenz und Medienanarchie, DOI 10.1007/978-3-658-15879-8_1 2 1 Einleitung Herrschaft) zurückzuweisen . Eine Medienmacht, die darin immer zugleich als Herr- lichkeit (doxa) sich inszeniert, während umgekehrt in der Medienherrlichkeit jene Medienmacht (als ökonomische, technische, kommunikative, poietische, juristische oder politische) in ihrer Monarchie und Polyarchie sich versteckt .1 Insofern gibt es in der Medienmaschine keine Narrative, keine kleine oder große Erzählungen, die als eine oder viele Geschichten zu erzählen wären (‚Es war einmal‘ oder ‚ist‘ oder ‚wird einmal sein‘), vielmehr nur den Imperativ: ‚Erzähle!‘ . Dieses Buch will daher den Versuch unternehmen, die weit zerstreute Landschaft der Medien und ihre Reflexion in einer Gesamtübersicht ein wenig einzuordnen . Dabei ist der Gegenstand nicht nur das „Medium“ (plural Medien) in seiner Aktion, sondern ebenso die Wissenschaften, Theorien und Philosophien, die diesen alten und neuen „Gegenstand“ zu erfassen und zu reflektieren versuchen: die Sprach- und Kommunikationswissenschaften, Medientheorien, Medienwissenschaften, Mediologien, Medienmythologien, Medienphilosophien oder Medientheologien . Das Buch sucht also nach einem gemeinsamen Gravitationsfeld, das all diese neuen Medienreflexionen umkreisen, ohne dabei den Blick fürs Detail zu vernachlässigen . Denn Detail und Ganzes hängen in der mediatisierten Sache auch zusammen . Es ist jedenfalls keineswegs so, dass das Ganze, von einem „übermenschlichen“ Ort aus gesehen, als ein bloßer undifferenzierter Zusammenhang erscheint, während umgekehrt der Detailversessene hier besser sieht . Vielmehr bilden Detail und Ganzes, Besonderes und Allgemeines im medialen Netz ein zusammenhängendes Gewebe, das weit in die Geschichte zurückreicht . Alle Medien führen uns somit in ihrer modernen Praxis auf ihre archäologische Schicht zurück, so dass erst ihre Archäologie den Weg zur Zukunft hin wieder eröffnet . Damit hat sich die Genese der Medien – vormals noch das transzendente Medium der Götter oder Gottes – nicht in grauer Vorzeit ein für allemal vollzogen; sie ist vielmehr ein Medienereignis, das unablässig geschieht, wächst, zirkuliert, transformiert und zunehmend beschleunigt . Denn Medien (physisch-unmittel- 1 In seinem Buch Herrschaft und Herrlichkeit hat Agamben versucht, Medien vor allem auf den zweiten Aspekt der Herrlichkeit zu beschränkten (Agamben 2010) . In der westlichen Welt, so heißt es dort, hat die Macht die Form der Ökonomie angenommen, während sie der Herrlichkeit (doxa), d . h . eines medialen, liturgisch-zeremoniellen Aufwands bedarf . Medien bilden danach den zeremoniellen Aspekt der Macht und sind vornehmlich der Ort einer Machtinszenierung . In diesem Buch wird hingegen gezeigt, dass Medien nicht nur beide Aspekte (Medienmacht und Medienherrlichkeit; das ökonomische und doxologische Medium als Verschränkung der beiden Momente) umfassen, sondern als mediales „Geschehen“ und kreative Praxis (Subjektivierung- sprozess) zugleich eine komplementäre, monarchische und polyarchische Struktur aufweisen . Zu Agamben siehe weiter unten Medien-Theologie . 1 Einleitung 3 bar-analoge wie technisch-vermittelt-digitale) wirken nicht einfach aus sich selbst heraus, um in ihrer unruhigen Dynamik (Dialektik, Werden, Prozess) in reiner medialer Unmittelbarkeit statisch wieder in sich zu verharren . Um eine rein aus ihnen selbst, aus ihrer Bewegung gewonnenen Aktualität braucht, um der Selbst- erkenntnis der Medien willen, wenigstens den genealogischen Seitenblick auf das, was sie einmal in ihrem Ursprung (archē) waren, was sie dann in ihrem historischen Werden und Gewordensein scheinbar nicht mehr sind oder noch nicht sind – sei es in der Vielheit der Kulturen oder in der Einheit der globalisierten Kultur . Insofern möchte diese Studie das in Erinnerung rufen, was im Gebrauch der Medien, in ihrem „Geschehen“, in der „Praxis“ und „Theorie der Medien“ alltäglich vergessen bleibt . Eine mediale Sphäre, die sich heute (in der informatischen Welt) im Dazwischen verabsolutiert, darin aber auch ihren eigenen Todeskampf zelebriert; die bürger- lichen Medien, die vormals noch diskursiv, argumentativ und vernünftig gefeiert wurden, versinken heute in blinder Irrationalität (Hass, Wut, Zorn, Neid, Affekt, Aggression), womit sie wieder auf ihre alte archē zurückweisen . Damit wollen wir zeigen – so eine These dieser Arbeit –, dass der neue informa- tische, interaktiv-vernetzte Mensch nicht nur frei und kreativ-schöpferisch tätig ist . Sondern gerade darin auch im Dienst der neuen, systemischen, strukturellen, anonymen und psychopolitischen Mächte steht . Gewiss, im medialen Prozess gibt es kein Meta-Medium und auch keinen Webmaster, sondern nur das Netzwerk, den web, das Gewebe, die Knotenpunkte, die Schnittstellen, die faltigen, uferlosen Medien im Fluss des globalisierten Datenverkehrs, einer vermittelten und un- mittelbaren Netzkultur; die progressiven Energien der vermittelten, objektiven Medien und die unmittelbaren, subjektiven Medien des sozialen Gesamtakteurs (wobei es hier unwesentlich ist, ob Medien in der Form einer physisch anwesen- den Menschenmenge oder in den informatisch-technologischen Verfahren des weltweit agierenden Gesamtakteurs zum Ausdruck kommen) . Aber auch wenn es hier keinen Weber, keine drinnenwohnende Spinne (materialistisch) und keinen darüber schwebenden Geist (idealistisch) mehr gibt, der im durchsichtigen Element irgendeines absoluten Wissens oder einer emanzipatorischen Praxis den ganzen Medienprozess sichten oder benoten könnte . So ist doch dieses Geschehen, diese Praxis der Medien (die Aktion von Theorie und die Aktion von Praxis) keineswegs so unschuldig und autopoietisch wie sie vielleicht modernistisch meint . Vielmehr hat sich im modernen Wirken, in der Wirkung der Medien ein Sein (das Werden als Sein) eingenistet, das darin ebenso von einer alten imperativen Macht und Herrschaft zeugt, womit das Medium als Heilmittel wieder zum Gift sich verwan- delte – daher war einmal das Medium, in der philosophischen Apotheke Platons, 3 4 1 Einleitung das Mittel2 (pharmakon) einer priesterlich-ärzlichen Kunst, das Gift aber auch Heilmittel heißen konnte . Es sind die alten imperativen Mächte, die gerade in der neuesten, schöpferischen Kreativität des globalen und nationalen Gesamtakteurs die grenzenlose Vernichtung des Selbst und der Welt befehlen, aber in dieser Freiheit und Kreativität der Medien auch verdeckt bleiben . Wir haben es hier also auch mit einer umgekehrten „Ökonomie der Medien“ zu tun, so dass das Werk des mediatisierten Massensubjekts immer zugleich das Werk seines eigenen Werks ist – und das freilich als solches unbewusst bleibt . Dennoch: Mit ihren progressiven, instrumentell-poietischen Medien sieht sich die Menschheit nicht nur einer lähmenden Zukunft entgegen, die ihr außer Entleerung, Absonderung, Vernichtung, Verzweiflung, Verschuldung und Verwei- gerung des Gebrauchs nichts mehr zu bieten hat . Vielmehr kann sie auch auf die Totalität ihrer vergangenen Mediengeschichte zurückblicken, was ihr dann auch die Möglichkeit eröffnet, von den alten Medien, nach ihrer „Entgiftung“, einen neuen Gebrauch zu machen . Damit erstmals das zu leben, was in der abgesonderten Sphäre ihrer Medien (analoge oder digitale) ungelebt bleibt . Sofern wir hier also die alten und neuen Medien in den Blick nehmen, erschließen wir immer auch ihre eigene museal-abgestorbene Vergangenheit, damit freilich auch das Museum im Menschen selbst; die eine Welt, wie sie sich draußen oder im Innern des Menschen ausstellt, präsentiert und zugleich konsumiert wird . Deswegen sind wir hier zutiefst davon überzeugt, dass nur eine Archäologie der Medien uns wieder den Zugang zu den alten und neuen Medien ermöglicht . Solch eine Archäologie der Medien ist dann immer zugleich eine politische Praxis als Zukunftsforschung . Eine, die allerdings nicht mehr im Dienst der globalen oder nationalen Medienimperative steht, sondern die Resistenz in diesen Medienimperativen selbst meint . Erst durch ihre archäologische Vergegenwärtigung in ihrem täglichen Gebrauch werden sie nämlich in ihrem alten Gebrauch (die Unmöglichkeit ihres Gebrauchs) dekonta- 2 Freilich bleibt dieses Mittel noch problematisch und rätselhaft genug . So schreibt Derrida in der Interpretation des pharmakon in Platons Phaidros: „daß man in der Pharmazie nicht das Heilmittel vom Gift, das Gute vom Schlechten, das Wahre vom Falschen, das Drinnen vom Draußen, das Vitale vom Mortalen, das Erste vom Zweiten etc . unterscheiden kann“ (Derrida 1995) . In dieser Indifferenz, wo das pharmakon keine Identität mehr aufweist, wird aber das Medium (Mittel) wieder giftig, weil der Ort seines Dazwischen kryptoontologisch-vampiristisch entleert wird – in Wirklichkeit eine Funktion des objektiven Desubjektivierungsprozesses . Denn die Urspur (différance) des Mediums ist ebenso in der profanen Spur des Mediums eingeschrieben und bildet darin eine komplementäre Identität: des monarchischen (ontisch-ontologischen, ökon- omisch-theologischen) und polyarchischen (mythischen) Dispositivs . Deswegen ist Derridas Dekonstruktion nicht anarchisch, sondern immer noch archisch konstruiert . Sein Imperativ lautet: ‚Interpretiert!‘, ‚Dekonstruiert!‘ .

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