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Mediengeschichte und kulturelle Differenzierung: Zur Entstehung und Funktion von Wahlnachbarschaften PDF

176 Pages·1990·3.172 MB·German
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Winter / Eckert Mediengeschichte und kulturelle Differenzierung Rainer Winter Roland Eckert Mediengeschichte und kulturelle Differenzierung Zur Entstehung und Funktion von Wahlnachbarschaften + Leske Budrich, Opladen 1990 Die Autoren: Rainer Winter, Dipl.-Psych., geb. 1960, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Soziologie, Universität Trier; Dr. phil Roland Eckert, geb. 1937, Professor für Soziologie, Universität Trier. Anmerkung: Das vorliegende Buch stellt eine erweiterte und überarbeitete Fassung des Gutachtens "Komrnunikationsmedien und die Ausbildung von Spezialkulturen. Ein Beitrag zur Rationalisierung der gegenwärtigen Diskus sion" (1988) für das Bundesinnenministerium dar. Die Verfasser des Gutach tens tragen für den Inhalt die alleinige Verantwortung. ISBN 978-3-8100-0857-2 ISBN 978-3-322-95923-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95923-2 © 1990 by Leske+Budrich, Opladen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außer halb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfiiltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. INHALT I DIE DISKUSSION UM DIE WIRKUNG VON MEDIEN 9 Das Ungenügen der traditionellen Wirkungs- und Publikumsforschung 10 Perspektiven und Probleme der Medium-Theorien 12 Medien, Märkte und Kultur 13 11 SCHRIFT 17 Am Anfang waren Bilder 17 Abstraktion, Rationalisierung und Individualisierung 21 Schrift und Gedächtnis 24 Kulturelle Konsequenzen der linearen Schrift 24 III DRUCK 26 Die Revolution des Buchdrucks 26 Charakteristik des Buchdrucks 26 Erforderliche Kompetenzen 27 Druck und Schrift im Vergleich 27 Transformation der Kultur 28 Gruppenbildungen in der Reformationszeit 29 Lesen und Individualisierung 33 3 Die Leserevolution im 18. Jahrhundert 35 Exkurs: Der Beitrag der Presse zur Ausdifferen zierung von Sozialwelten 38 Die Alternativpresse der letzten dreißig Jahre 38 Spezialzeitschriften und ihre Bedeutung für die Freizeitkultur 40 IV PHOTOGRAPHIE 41 Die Entdeckung der Schrift des Lichts 41 Der Wirklichkeitscharakter der Photographie 42 Das Lesen von Photographien 46 Die Bedeutung der Photographie für andere Medien 47 Photographien als imaginäre Spiegel 49 Die Photographie als Medium der Allerweltskultur 51 Die Welten der Photoamateure 54 V KONSERVIERUNG UND TRANSPORT DES TONS 55 Das Telefon 55 Die Erfindung und die erste Verbreitung des Telefons 55 Die Extension des Körpers durch das Telefon 56 Die Besonderheit der Telefonkommunikation 57 Telefon und Literatur 58 Telefon und gesellschaftliche Veränderungen 58 4 Radio und andere Tonträger 60 Die Erfmdung und die erste Verbreitung des Radios 60 Die Isolierung des Hörbaren 61 Erforderliche Abstraktionsleistungen 61 Konkurrenz mit anderen Medien 62 Verfügbarkeit 62 Kulturelle Bedeutung 62 Die Ausbildung von Jugendkulturen 63 Privatradios und 'Freie Radios' 67 VI DIE ÖFFNUNG DES UNENDLICHEN FENSTERS: KINO, FERNSEHEN, VIDEO 70 Die Pioniere des Films 70 Der "realistische Charakter" des Films 72 Das Erleben des Zuschauers 73 Der Einfluß des Kinos auf Literatur und Malerei 75 Verfügbarkeit des Films 77 Der Beitrag des Kinos zur massenmedial vermittelten Kultur 78 Mythen im Film 81 Das Kino und die Ausbildung von Spezialkulturen 82 Die Erfmdung und die Verbreitung des Fernsehens 86 Das vermeintliche Fenster zur Welt 87 5 Wie aus dem Fernsehen eine Wirklichkeit wurde 89 Fernsehen als Konkurrenz für andere Medien 90 Die Exklusivität des Fernsehens 92 Fernsehen und Allerweltskultur 92 Die Ausbildung von spezialisierten Sozialwelten 95 Die Einführung und die Verbreitung von Video 101 Charakteristik des Videobildes 102 Die Befreiung vom Realismus 103 Video in Konkurrenz mit Kino und Fernsehen 104 Die soziale Verwendung des Videorecorders 105 Kulturelle Auswirkungen 106 Video und Spezialkulturen 108 VII DEZENTRALE NEUE 112 Die Veralltäglichung des Computers 112 Die Digitalisierung von Wirklichkeiten 113 Computer und Abstraktion 114 Computer und Gedächtnis 116 Formen der Veralltäglichung 117 Die Ausdifferenzierung von spezialisierten Computerwelten 119 Exkurs: Die Faszination des Spiels 119-126 6 VIII DIE FRAGEN DER AKTIJELLEN MEDIENDISKUSSION 130 Werden die Menschen passiv? 130 Werden die Menschen vereinzelt? 132 Finden Entsublimierung und Verrohung statt ? 133 Verlieren wir unsere argumentative Logik? 136 Entsteht eine weltweite Einheitskultur ? 138 Neue Medien: Gefährdung oder Therapie für Problemgruppen ? 139 IX DIE VERWANDLUNG DER WELT DURCH DIE MEDIEN 141 Vom "globalen Dorf' zu den "Dörfern in der Welt" 141 Die Differenzierung von Sinnwelten und Phänomene der Entdifferenzierung 143 Grenzen und Zwänge der Spezialisierung 145 Mode als Steuerung 146 Medien und Individualisierung 148 LITERATUR 153 BILDNACHWEIS 174 7 KAPITELl DIE DISKUSSION UM DIE WIRKUNG VON MEDIEN Die Auswirkungen der Kommunikationsmedien auf unsere Erfahrung der Wirklichkeit, unsere persönlichen Beziehungen und die Kultur unserer Gesell schaft sind trotz erheblicher Forschungsanstrengungen weitgehend ungeklärt. Dies belegt z.B. ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft herausgegebe ner Doppelband zur Medienwirkungsforschung in der Bundesrepublik (DFG 1986). Politisch brisante Fragen, z.B. über die Auswirkungen von Gewaltdar stellungen im Fernsehen, haben zwar zur Verausgabung gewaltiger For schungsmittel, aber kaum zu Antworten geführt (vgl. HAASE 1984). Nur so viel ist mittlerweile klar: Die Wirkung der Medien hängt davon ab, wie Men schen sie nutzen. Dies aber ist nicht viel mehr als wissenschaftlich gehärtetes Alltagswissen: Fast hätte man es sich gedacht. Dieser Zustand ist indessen bedrohlich für eine Disziplin, weil er nicht isoliert ist. So hat ein anderer - weil von öffentlichem Interesse getragen -gut alimentierter Forschungsbereich, die schichtspezifische Sozialisationsforschung,zu ähnlich sparsamen Ergebnissen geführt. Die erklärte Varianz ist gering, und die Abfolge von Arbeitsplatzerfah rung ---> familialer Sozialisation ---> (---> Schulerfolg ---> Berufsstatus) mag zwar sozialisationstheoretisch plausibel sein, ist aber als einseitige Kausal beziehung nach wie vor ungeprüft. Mit den Daten vereinbar wäre gleicherma ßen ein Selektionsmodell, demzufolge Selbst- und Fremdselektion die Wahl der Schullaufbahn, des Arbeitsplatzes, des Ehepartners und damit des Familienstils bestimmen. Ein weiteres Beispiel: Eine Untersuchung über Jugendkriminalität kommt nach Prüfung vieler Faktoren zu folgender Konklusion für auffällige Jugendli che: "Everything points to the conclusion that a delinquent reputation is active ly chosen and striven for by at least some juveniles, and that for those who choose it, it has certain positive features" (EMLER 1985, p. 11). Sicherlich sind aktive und passive Wahlakte auch von sedimentierten Erfahrungen (Sozialisation) und von individuellen Kompetenzen abhängig und verlaufen, wenn man die bestehenden Alternativen wie üblich in die Randbe dingungen verweist, überzufällig. Prognostischen Wert hat dies jedoch kaum, weil in der Perspektive des Handelnden selbst die verfügbaren Alternativen entscheidend sind, z.B. im letztgenannten Fall, ob die Plätze der 'good boys' und z.B. schulisch Erfolgreichen nicht schon von anderen besetzt sind. Es mag also sein, daß das immer noch dominante sozialisationstheoreti sche Paradigma bereits erschöpft ist. Wenn Medienwirkung von der Medien- 9 nutzung abhängt, dann -so wird man weiter fragen müssen -ist zu erforschen, wovon Mediennutzung abhängt. Und hier sind, ganz ohne Zweifel, die gleichen Faktoren, also z.B. kognitive Kompetenzen, ob angeboren oder sozialisiert, ebenso in Anschlag zu bringen wie überall. Damit zeigt sich aber nur, daß sozialisationstheoretische Erklärungsmodelle prinzipiell nicht zu einem Ende zu bringen sind. Sie können ihre Erklärungsdefizite immer durch zusätzlich anzu nehmende sozialisationswirksame Faktoren substituieren, die es eben noch zu erforschen gelte. Further research -further funds are needed. Unabhängig davon, wie sich die Medienwirkungsforschung selbst verbes sern läßt (die Vorschläge im DFG-Band mögen durchaus plausibel erscheinen), sollten wir in dieser Situation auch einmal versuchen, die bisher erzeugten Daten ernst zu nehmen und zu akzeptieren, daß wir weder mit Stimulus-Re sponse- noch mit Sozialisationsmodellen die soziale Wirklichkeit abbilden können und die daraus erwachsende Herausforderung zur Theoriearbeit anneh men. Das Ungenügen der traditionellen Wirkungs-und Publikumsforschung Der Mangel der traditionellen Wirkungsforschung besteht im wesentlichen darin, daß sie sich hauptsächlich mit dem Inhalt der Medienbotschaft und dessen Auswirkungen auf das individuelle Verhalten beschäftigt. Unter dem Eindruck der Kriegspropaganda ging man zu Beginn der empirischen Massen kommunikationsforschung davon aus, daß Medien einem 'dispersen Massen publikum' (MALE'IZKE 1963) Meinungen und Einstellungen 'einimpfen' können. Unter Massenkommunikation verstand man dabei einen einseitigen Überredungszusammenhang, in dem sich die massenmedialen Inhalte (Reize) direkt in identisches Verhalten (Reaktionen) der Rezipienten umsetzen. Es wurde sehr früh deutlich, daß man mit diesem Modell keine klaren Aussagen über die Auswirkungen von Medieninhalten auf soziales Verhalten machen konnte, da zuviele Aspekte der sozialen Wirklichkeit ausgeblendet wurden. Man modifizierte den theoretischen Ansatz, indem man 'intervenieren de psychologische und soziologische Variablen' in die Analyse miteinbezog. Psychologische Faktoren, wie z.B. unterschiedliche Motivation, Lernleistung, Aufmerksamkeit, und soziologische Faktoren, wie z.B. Gruppenunterschiede oder die Rolle von Bezugsgruppen, beeinflussen sicherlich die Wirkungen der Medieninhalte und diese Faktoren sind untereinander in vielfaltigen Wechsel beziehungen verbunden. Der Einbezug dieser intervenierenden Variablen auf seiten des Rezipienten änderte aber nichts an der grundsätzlich mechanistischen 10

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