Herausgegeben von Max Hans-Peter Müller und Steffen Sigmund Weber- Handbuch Leben – Werk – Wirkung Verlag J. B. Metzler Stuttgart · Weimar Die Herausgeber Hans-Peter Müller ist Professor für Soziologie an der Humboldt Universität zu Berlin. Steffen Sigmund ist Akademischer Direktor am Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg. Bibliografische Information der Deutschen National bibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-476-02432-9 ISBN 978-3-476-05308-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-05308-4 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2014Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 2014 www.metzlerverlag.de [email protected] V Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX 18. Lebenschance(n) . . . . . . . . . . . . . . 81 19. Lebensführung . . . . . . . . . . . . . . . 84 I. Zur Biographie: 20. Legitimität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Person und Werk 21. Macht und Herrschaft . . . . . . . . . . . 90 1. Das Jahr 2014 . . . . . . . . . . . . . . . . 1 22. Markt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93 2. Biographie der Person . . . . . . . . . . . 2 23. Objektivität . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 3. Biographie des Werkes . . . . . . . . . . . 7 4. Größe durch Unikalität: 24. Ordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Das enigmatische Erbe Max Webers . . . 26 25. Partei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 26. Politik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 II. Begriffe 27. Protestantismus, asketischer . . . . . . . . 105 1. Arbeit und Beruf . . . . . . . . . . . . . . 31 28. Rationalität, Rationalisierung, 2. Beziehung, soziale. . . . . . . . . . . . . . 34 Rationalismus . . . . . . . . . . . . . . . . 108 3. Bürgertum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 29. Recht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 4. Bürokratie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 30. Repräsentation. . . . . . . . . . . . . . . . 116 5. Charisma. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 31. (Welt-)Religionen . . . . . . . . . . . . . . 117 6. Entzauberung und Säkularisierung . . . . . . . . . . . . . . . 47 32. Schließung, soziale . . . . . . . . . . . . . 122 7. Erklären und Verstehen. . . . . . . . . . . 49 33. Sinn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 8. Ethik (Gesinnungs- und 34. Sozialismus und soziale Frage . . . . . . . 127 Verantwortungsethik) . . . . . . . . . . . 52 35. Staat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 9. Geld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 10. Gemeinschaft(en) und Gesellschaft(en) . 56 36. Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135 11. Handeln und Handlung . . . . . . . . . . 58 37. Verband und Betrieb . . . . . . . . . . . . 139 12. Idealtyp. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 38. Wert(e), Wertdiskussion, Wertkonflikt . . 142 13. Ideen und Interessen . . . . . . . . . . . . 66 39. Wertsphären und Lebensordnungen . . . 147 14. Kampf und Konflikt. . . . . . . . . . . . . 69 40. Wert(urteils)freiheit. . . . . . . . . . . . . 150 15. Kapitalismus. . . . . . . . . . . . . . . . . 71 41. Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 16. Klasse und Stand . . . . . . . . . . . . . . 75 17. Kultur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 VI Inhaltsverzeichnis III. Werke und Werkgruppen D. Religionssoziologische Werke 1. Die protestantische Ethik und des Geist A. Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Kapitalismus (1904–05; 1920) . . . . . 245 der Antike und des Mittelalters 2. Vorbemerkung (1920) . . . . . . . . . . . . 256 1. Zur Geschichte der Handelsgesellschaften 3. Zwischenbetrachtung (1915; 1920). . . . . 259 im Mittelalter (1889) . . . . . . . . . . . . 157 4. Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. 2. Die römische Agrar geschichte in ihrer Einleitung (1915; 1920) . . . . . . . . . . . 262 Bedeutung für das Staats- und Privatrecht (1891). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 5. Konfuzianismus und Taoismus (1915; 1920) . . . . . . . . . . . . . . . . . 265 3. Die sozialen Gründe des Untergangs der antiken Kultur (1896). . . . . . . . . . 168 6. Hinduismus (1916/17; 1921) . . . . . . . . 271 4. Agrarverhältnisse im Altertum (1909) . . . 163 7. Buddhismus (1916/17; 1921) . . . . . . . . 275 8. Das antike Judentum (1917–1919; 1921) 279 B. Sozial-, Politik- und Wirtschafts- verfassung Deutschlands E. Wirtschaft und Gesellschaft. und Europas Die Wirtschaft und die gesellschaft- 1. Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen lichen Ordnungen und Mächte Deutschland (1892) . . . . . . . . . . . . . 178 1. Gemeinschaften (1921/22) . . . . . . . . . 287 2. Börsenwesen. Schriften und Reden 2. Religiöse Gemeinschaften (1921/22) . . . . 291 (1893–1899) . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 3. Rechtssoziologie (1922) . . . . . . . . . . . 297 3. Zur Russischen Revolution von 1905 (1905–1912) . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 4. Herrschaft (1921) . . . . . . . . . . . . . . 301 4. Zur Psychophysik der industriellen Arbeit 5. Die Stadt. Eine soziologische Untersuchung (1908/09). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 (1913/14; 1921) . . . . . . . . . . . . . . . 306 5. Zur Politik im Weltkrieg (1914–1918) . . . 201 6. Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie (1919/20). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 6. Zur Neuordnung Deutschlands (1918–1920) . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 F. Weitere Schriften 7. Wissenschaft als Beruf (1917/1919) . . . . 210 8. Politik als Beruf (1919) . . . . . . . . . . . 216 1. Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik (1921) . . . . . . . 329 2. Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334 C. Wissenschaftslehre 1. Zur Logik und Methodik der Sozial- IV. Diskussion wissenschaften (1900–1907) . . . . . . . . 222 2. Verstehende Soziologie und Werturteils- 1. Von der okzidentalen Moderne zur freiheit (1908–1920). . . . . . . . . . . . . 231 multiplen Moderne? . . . . . . . . . . . . 349 3. Die »Objektivität« sozialwissenschaftlicher 2. Bürokratie als Schicksal? – Max Webers und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) . . 240 Bürokratie modell im Lichte der Organizational Studies . . . . . . . . . . . 354 3. Globalisierung und Europäisierung: Der Nationalstaat im Wandel . . . . . . . 361 Inhaltsverzeichnis VII 4. Gouvernementalité und governance: V. Anhang Max Webers Herrschaftssoziologie heute 365 5. Renaissance der Religion: Was wird 1. Zeittafel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409 aus Max Webers Entzauberungs- und 2. Max Weber-Gesamtausgabe . . . . . . . . 411 Säkularisierungsthese? . . . . . . . . . . . 368 3. Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412 6. Abendländischer Kapitalismus? – Zur Vergangenheit und Gegenwart 4. Auswahlbibliographie. . . . . . . . . . . . 413 eines Weberschen Grundbegriffs . . . . . 375 5. Die Autorinnen und Autoren . . . . . . . 419 7. Recht und Gesellschaft: 6. Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . 421 Die Entwicklung des nationalen, europäischen und globalen Rechtskosmos 383 8. Bürgertum und Bürger lichkeit: Max Webers Soziologie des Bürgertums im Lichte zeitgenössischer Entwicklungen 389 9. Arbeit, Beruf und Arbeitskraft: Wie verändert sich ihre Bedeutung im 21. Jahrhundert?. . . . . . . . . . . . . 393 10. Der »Adel unserer Natur«: Max Weber als Erzieher und »political educator« . . . 399 IX Vorwort Max Weber (1864–1920), der ›Mythos von Heidel- Anlässlich des 150. Geburtstages von Karl Marx berg‹, gilt als ›Klassiker der Klassiker‹ in den Kultur- schrieb Guenther Roth, dass »revolutionär gestimmte und Sozialwissenschaften. Er legt ein großes Werk Leute [dessen Geburtstag] geziemender Weise durch vor, das erst heute und hundert Jahre später dank Rebellion [feiern]. Für forschungsorientierte Sozio- der Max Weber-Gesamtausgabe (MWG) in seiner logen geben Feiertag und rebellischer Alltag dagegen Größe, seinem Umfang und seiner Vielschichtigkeit Anlaß zu kritischen Überlegungen, die als Auffor- entschlüsselt werden kann. Durch seinen unerwartet derung zur Forschung verstanden werden wollen« frühen Tod war es ihm nicht vergönnt, sein Werk in (G. Roth: Das historische Verhältnis der Weber schen geordneter Form und nach eigenen Vorstellungen zu Soziologie zum Marxismus. In: Kölner Zeitschrift veröffentlichen. Das mussten andere Personen be- für Soziologie und Sozialpsychologie 20 (1968), 429). sorgen: Allen voran seine Ehefrau und intellektuelle Mit Blick auf das gegenwärtige Jubiläum von Max Weggefährtin Marianne Weber, später unterstützt Weber und dessen Werk gilt dies in noch viel stärke- durch Johannes Winckelmann und Eduard Baum- rem Maße. Denn nicht disziplinäre Denkmalpflege garten, heute durch die Herausgeber der MWG. oder ritualisierte Selbstvergewisserung sollten die Webers Studien zu Wirtschaft und Technik, Poli- Auseinandersetzung mit seinem Werk leiten, son- tik und Recht, Religion und Kultur von Antike, Mit- dern Person und Werk bieten eine Fülle von theo- telalter und Moderne bilden einen gewaltigen Torso, retischen Herausforderungen und intellektuellen der bis zum heutigen Tag meist wie ein Steinbruch Anregungen, die eine intensive intellektuelle und genutzt wurde. ›Schlag nach bei Max Weber‹ ist im- forschungsorientierte Auseinandersetzung geradezu mer ein guter Ratschlag für jemanden, der in seiner erzwingen. Webers Arbeiten sperren sich in gewisser eigenen Arbeit nicht vorankommt. Aber über die- Weise einer rein historischen Rekonstruktion und ser Steinbruch-Rezeption ist die Botschaft von Max gewinnen ihre Kraft erst in Bezugnahme auf aktuelle Weber verlorengegangen. Seine Mission und Vision Pro blemstellungen und theoretische Entwicklungen. von Soziologie als Wirklichkeitswissenschaft und Das vorliegende Handbuch beansprucht nicht, seine historisch-soziologischen Konstellationsanaly- alle offenen Fragen zu Person und Werk von Max sen werden durch diese punktuelle Rezeption meist Weber zu beantworten. Es will angesichts der fast ausgeblendet, ja regelrecht vergessen. Seit einiger fertig vorliegenden MWG sowohl eine aktuelle Be- Zeit wachsen Bestrebungen, ein sogenanntes »Max standsaufnahme von Webers Werk und seiner zen- Weber-Paradigma« in seinem Kern und seiner Ge- tralen Begriffe und Konzepte ermöglichen als auch stalt nachzuzeichnen, um das Webersche Erbe für sein großes Potential für die Analyse aktueller gesell- die zeitgenössische Soziologie zu erhalten. Noch ist schaftlicher Entwicklungen oder die Weiterentwick- es vor allem um die theoretischen und methodolo- lung theoretischer Fragen in unterschiedlichen Dis- gischen Kernannahmen zentriert, was die Rede von ziplinen deutlich machen. Wir sind überzeugt, dass einem Paradigma im Kuhnschen Sinne nahelegt. es gerade Webers scharfe Begriffsbildung ist, die den Seine reichhaltigen Analysen dagegen kommen Kultur- und Sozialwissenschaften heute von Nutzen einstweilen noch zu kurz. Gleiches gilt für die Bot- sein könnte. schaft von Webers Soziologie: Was genau hat uns Das Handbuch ist in fünf Teile gegliedert: In ei- Weber mit seinen Analysen eigentlich sagen wollen? nem ersten, knappen biographischen Teil beleuch- Diese Frage ist bis heute umstritten und dürfte ein ten wir die Person wie auch das Werk von Max We- Grund dafür sein, warum eine nicht abreißende Flut ber und versuchen beides, Person und Werk, histo- von Sekundärliteratur national und international risch und systematisch zu verorten. Allen denjenigen, Jahr für Jahr veröffentlicht wird. Diese Flut dürfte die zum ersten Mal in Berührung mit Weber kom- zum 150. Geburtstag von Max Weber am 21. April men, sei deshalb die Lektüre dieses ersten Teils als 2014 sicherlich noch einmal ansteigen. Einstieg empfohlen. Im zweiten Teil wird sein elabo- X Vorwort rierter Begriffsapparat vorgestellt. Zwar war Weber genständiges Werk in der Max Weber-Gesamtaus- der Auffassung, dass jede Zeit und jede Gesellschaft gabe präsentiert. Marianne Weber und Johannes ihre eigenen Begriffe entwickeln würde. Da wir in- Winckelmann hatten entschieden, unter Wirtschaft des immer noch in einer modernen Gesellschaft le- und Gesellschaft nicht nur diesen ersten, von Max ben, haben seine Begriffe an Aktualität und Gehalt Weber selbst noch in den Druck gegebenen, Teil nur wenig eingebüßt. zu publizieren, sondern die nachgelassenen Manu- Im dritten Teil werden die Werke und Werkgrup- skripte als zweiten Band einfach anzuhängen. Band pen in längeren Einzeldarstellungen vorgeführt. Wir 1 sollte deshalb als systematischer Teil, Band 2 als folgen im Großen und Ganzen der Max Weber-Ge- historischer Teil von Wirtschaft und Gesellschaft gel- samtausgabe. Zunächst werden seine Arbeiten zur ten. In dieser zweibändigen Form hat das Werk sei- Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Antike und nen weltberühmten, klassischen Status gewonnen. Mittelalter besprochen. Sodann folgen seine zahlrei- Warum soll man einen Klassiker auseinanderneh- chen Analysen zur Sozial-, Politik- und Wirtschafts- men, der zu einem der zehn wichtigsten Bücher des verfassung Deutschlands und Europas, die von den 20. Jahrhunderts in der Soziologie gewählt wurde? frühen Studien zur Lage der Landarbeiter im ostelbi- Die Herausgeber der Max Weber-Gesamtausgabe schen Deutschland bis zu seinen späten Vorträgen haben indes entschieden, dass Weber selbst eine sol- über Wissenschaft und Politik als Beruf reichen. che Anordnung wohl nie gewählt haben würde, son- Ferner gilt es, Webers Wissenschaftslehre in ihren dern die nachgelassenen Manuskripte für den Druck wichtigsten Teilen vorzustellen, die seine Schriften noch einmal sorgfältig überarbeitet hätte. Deshalb zur Logik und Methodik der Sozialwissenschaften behält in der neuen Textgestalt nur der erste Band ebenso wie seinen Kampf um ›Wertfreiheit‹ und die diesen Titel und gilt als Webers »Soziologie«. Die Entwicklung der ›verstehenden Soziologie‹ umfas- nachgelassenen Manuskripte hingegen werden unter sen. Im Zentrum dieser wissenschaftstheoretischen dem ursprünglichen Arbeitstitel »Die Wirtschaft Überlegungen steht der berühmte Objektivitätsauf- und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte« satz aus dem Jahr 1904, das methodologische Mani- in fünf Einzelbände zerlegt: 1. »Gemeinschaften« fest Max Webers, das wir ausführlich diskutieren. (1921/22); 2. »Religiöse Gemeinschaften« (1921/22); Als vierte und fünfte Werkgruppe folgen seine 3. »Rechtssoziologie« (1922); 4. »Herrschaft« (1921); Überlegungen zur Religion und zu Wirtschaft und 5. »Die Stadt. Eine soziologische Untersuchung« Gesellschaft. Die Arbeiten zur Religion präsentieren (1913/14; 1921). Webers berühmtesten Text, die Protestantische Ethik, Den Abschluss dieses Teils bilden Weitere Schrif- gefolgt von der Vorbemerkung, in der Weber sein ten, unter denen wir Webers Musikstudie und seine Forschungsprogramm zum okzidentalen Rationalis- Briefe gefasst haben. Die rationalen und soziologi- mus präsentiert. Der dritte Text in der religions- schen Grundlagen der Musik sind eine aufschlussrei- soziologischen Abteilung analysiert die Zwischenbe- che Schrift, die nicht nur musiktheoretisch Interes- trachtung, in der Weber nicht nur seine Vorstellung sierte angeht. Denn Weber zeigt hier, dass ihm die von der Wirtschaftsethik der Weltreligionen systema- Idee zur okzidentalen Rationalisierung beim Stu- tisch entwickelt, sondern auch seine institutionelle dium der abendländischen Musik gekommen ist. Theorie der »Wertsphären und Lebensordnungen« Max Weber, der aufgrund seiner jahrelangen Krank- nebst den potentiellen Wertkonflikten zwischen heit viel gereist ist, war ein fleißiger Briefeschreiber. Religion und den säkularen Ordnungen von Wirt- Aufgrund des Umfangs und der Vielzahl wie Reich- schaft, Politik, Ästhetik, Erotik und Wissenschaft. haltigkeit der Kontakte kann man durchaus von Der vierte Text behandelt Webers Einleitung in die einem eigenständigen »Briefwerk« sprechen. Hier Wirtschaftsethik der Weltreligionen, die seinen wird nicht nur die Person Max Webers anschaulich, analytischen Bezugsrahmen präsentiert. Es folgen sondern die vielfältigen Konflikte und Auseinander- schließlich seine materialen Analysen zur Wirt- setzungen auf wissenschaftlichem wie politischem schaftsethik der Weltreligionen, also Konfuzianis- Gebiet, aber auch die enge Verbundenheit mit seiner mus und Taoismus, Hinduismus und Buddhismus Familie werden deutlich. sowie das antike Judentum. Es folgt ein vierter Teil, den wir Diskussion ge- Die fünfte Werkgruppe betrifft Wirtschaft und nannt haben und der die Anschlussfähigkeit webe- Gesellschaft. Weber war es noch vergönnt, den ersten rianischen Denkens heute aufzeigen soll. Einen sol- Teil selbst für den Druck fertig zu machen. Er wird chen Diskussionskontext, der die Aktualität wie Le- jetzt als Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie als ei- bendigkeit seines Denkens demonstrieren soll, kann Vorwort XI man nur stichprobenartig angehen, da sonst Deli- gen gefällt werden, so dass die Herausgeber an dieser beration und Reflexion uferlos würden. Wir haben Stelle um Nachsicht bitten, wenn die eine oder an- uns für zehn Stichworte entschieden, die von der dere wichtige Sekundärliteratur am Ende doch uner- okzidentalen Moderne bis zu »Max Weber als Erzie- wähnt bleibt. Eine Liste der Autorinnen und Auto- her« reichen. Das Handbuch hätte seine Mission ren sowie ein Personenregister beschließen das Hand- und Vision erfüllt, wenn es gelänge, Max Weber wie- buch. der als unseren Zeitgenossen zu empfinden. Spätes- Ein Handbuch ist ein Kollektivunternehmen, bei tens dann würde auch mit seinem analytischen In - dem viele Personen hilfreich mitgewirkt haben. Al- strumentarium tatsächlich wieder gearbeitet. len voran bedanken wir uns bei unseren Autorinnen Im fünften Teil befindet sich der Anhang, in dem und Autoren für ihre Begeisterung, uns bei diesem eine Zeittafel die wichtigsten Lebensdaten von Max Handbuch zu unterstützen und ihre eigene Arbeit Weber in Erinnerung ruft. Es folgt die Auflistung der dafür zu unterbrechen. Ferner gebührt ein großer Einzelbände der MWG und eine Liste der Siglen, die Dank Daniel Birkholz, Florian Eyert, Kerstin Fink, über die Abkürzungstechnik des Handbuchs infor- Uta Kühn, Christine Rüschenschmidt und Linus miert. Ferner ist ein Literaturverzeichnis angefügt, Westheuser, die uns nicht nur geholfen haben, den das sowohl die Primär- wie die wichtigste, wenn Überblick über die vielen eingegangenen Beiträge auch unvollständige Sekundärliteratur versammelt. nebst ihrer verschiedenen Versionen zu behalten, Tatsächlich ist es unmöglich, die von manchen so- sondern tatkräftig redaktionell mitgearbeitet haben. genannte weltweite »Interpretationsindustrie« von Zuletzt möchten wir Ute Hechtfischer vom Verlag Max Weber zur Gänze darzustellen. Das hätte nicht J. B. Metzler sehr herzlich danken, die jeden unserer nur den Umfang des Handbuchs gesprengt, sondern tastenden Schritte in der Produktion des Handbuchs die Wahrscheinlichkeit wäre sehr groß geworden, mit Rat und Tat begleitet hat. dass wir etwas ›vergessen‹ hätten. Selbst in abge- speckter Form mussten schmerzhafte Entscheidun- Hans-Peter Müller/Steffen Sigmund
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