T. W. Körner Mathematisches Denken Vom Vergnügen am Umgang mit Zahlen Aus dem Englischen von Michael Basler Springer Basel AG Die englische Originalausgabe erschien 1996 unter dem Titel "The Pleasures of Counting" bei Cambridge University Press, Cambridge. © 1996 Cambridge University Press Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Körner, Thomas William: Mathematisches Denken: Vom Vergnügen am Umgang mit Zahlen I T. W. Körner. Aus dem Engl. von Michael Basler. Einheitssacht.: The pleasures of counting <dt.> ISBN 978-3-0348-5002-5 ISBN 978-3-0348-5001-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-5001-8 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk sendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfaltigung auf anderen Wegen und der Spei cherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vor behalten. Eine Vervielfaltigung des Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Ein zelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspfiichtig. Zuwiderhand lungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts. © 1998 Springer Basel AG Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag 1998 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1998 Umschlaggestaltung: WSP Design, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff. oo ISBN 978-3-0348-5002-5 987654321 Inhaltsverzeichnis Vorwort 11 Der Nutzen von Abstraktionen 15 1 Die herzlose Statistik 17 1.1 Snow und die Cholera . 17 1.2 Ein Opferstein der Pedanterie . 32 2 Am Vorabend einer Schlacht 41 2.1 Der erste große U-Boot-Krieg 41 2.2 Die Konvois kommen . . 47 2.3 Der zweite U-Boot-Krieg 57 3 Blackett 65 3.1 Blackett bei Jütland ............. . 65 3.2 Tizard und das Radar ............ . 74 3.3 Die kürzeste Wellenlänge gewinnt den Krieg. 82 3.4 Der Blackett-Zirkus ............. . 91 4 Flugzeug kontra U-Boot 99 4.1 Fünfundzwanzig Sekunden 99 4.2 Wir wollen es einmal mit dem Rechenschieber versuchen . . 114 4.3 Der Flächensatz . . . . . . . . . . 123 4.4 Was können wir hieraus lernen? . 135 4.5 Einige Probleme. . . . . . . . . . 143 6 Was heißt messen? 149 5 Gedanken-Biologie 151 5.1 Galilei über fallende Körper . 151 5.2 Durch Dick und Dünn . . 156 6 Gedanken-Physik 171 6.1 Der Pyramidenzoll . 171 6.2 Aus einer anderen Zeit . 186 7 Raffiniert ist der Herrgott 201 7.1 Galilei und Einstein . . . 201 7.2 Die Lorentz-Transformation . 207 7.3 Wie ging es weiter? . . . . . . 217 7.4 Dreht sich die Erde oder nicht? . 224 8 Quäker und Mathematiker 231 8.1 Richardson . . . . . . . . . . . . . . . . 231 8.2 Richardsons verzögerter Grenzübergang . 238 8.3 Gibt es eine Windgeschwindigkeit? . . 253 8.4 Die413-Ftegel ........... . . 266 9 Richardson über den Krieg 277 9.1 Aufrüstung und Unsicherheit . 277 9.2 Statistik tödlicher Streitfalle . 283 9.3 Richardson über die Grenzen . . 296 9.4 Warum sieht ein Baum wie ein Baum aus? . . 303 Vergnügen am Rechnen 319 10 Einige klassische Algorithmen 321 10.1 Das Doppelfünf-System . . . 321 10.2 Die gute alte Zeit ..... . 329 10.3 Der Euklidische Algorithmus . . 335 10.4 Wie zählt man Kaninchen? . 345 11 Einige moderne Algorithmen 357 11.1 Das Eisenbahnproblem . 357 11.2 Das Braess-Paradoxon . . 370 7 11.3 Wie findet man die größte Zahl? . 378 11.4 Wie rasch können wir sortieren? . 387 11.5 Ein Brief von Lord Chesterfield . 400 12 Einige tieferliegende Fragen 409 12.1 Wie sicher ist sicher? . . . . . . . . . 409 12.2 Die Probleme mit dem Unendlichen . 419 12.3 Das Turing-Theorem . . . . . . . . . 425 Variationen zum Thema ,,Enigma" 433 13 Die Enigma 435 13.1 Einfache Codes . 435 13.2 Einfache Enigmas . . 451 13.3 Die Stecktafel . 459 14 Die Polen 473 14.1 Die Stecktafel verwischt nicht alle Fingerabdrücke . 473 14.2 Schöne polnische Weibchen . 479 14.3 Staffelübergabe . . . . . . . . 491 15 Bletchley 499 15.1 Die Turing-Bomben . . 499 15.2 Die Bomben bei der Arbeit . 510 15.3 SHARK . . . . . . . . . . . 517 16 Nachklänge 529 16.1 Schwierige Probleme . 529 16.2 Das Shannon-Theorem . 539 Vergnügen am Denken 557 17 Zeit und Zufall 559 17.1 Warum heißen wir nicht alle Schmidt? . 559 17.2 Wachstum und Zerfall . . . . . . . . . . 571 17.3 Arten und Spekulationen . . . . . . . . 584 17.4 Über Mikroorganismen und Menschen . . 598 8 18 Zwei Mathematikvorlesungen 609 18.1 Eine griechische Mathematikvorlesung . . 609 18.2 Eine Mathematikvorlesung der Neuzeit I . . 618 18.3 Eine Mathematikvorlesung der Neuzeit II . 624 18.4 Eine Mathematikvorlesung der Neuzeit III . . 632 18.5 Eine Mathematikvorlesung der Neuzeit IV . . 639 18.6 Epilog ................... . . 645 19 Schlußgedanken 653 19.1 Eine Mathematikerlautbahn . . 653 19.2 Vom Vergnügen am Umgang mit Zahlen . . 658 Anhang 661 Zum Weiterlesen 663 1 Einige interessante Bücher . . . . . . . . . . 663 2 Einige schwierige, aber interessante Bücher . 674 Einige Bezeichnungen 683 Literaturverzeichnis 687 Stichwortverzeichnis 707 Aber nicht bloss unsere Arrnuth documentirt eine solche Art zu urtheilen, sondern zu gleich ein kleinliche, engherzige und träge Denkungsart, eine Disposition, immer den Lohn jeder Kraftäusserung ängstlich zu calculiren, einen Kaltsinn und eine Gefühllosigkeit gegen das Grosse und den Menschen Ehrende. Man kann es sich leider nicht verheelen, dass man eine solche Denkungsart in unserm Zeitalter sehr verbreitet findet, und es ist wohl völlig ge wiss, dass gerade diese Denkart mit dem Unglück, was in den letzten Zeiten so viele Staaten betroffen hat, in einem sehr genauen Zusammenhange steht; verstehen Sie mich recht, ich spreche nicht von dem so häufigen Mangel an Sinn für die Wissenschaften an sich, sondern von der Quelle, woraus derselbe fliesst, von der Tendenz, überall zuerst nach dem Vortheil zu fragen, und alles auf physisches Wohlsein zu beziehen, von der Gleichgültigkeit gegen grosse Ideen, von der Abneigung gegen Kraftanstrengungen bloss aus reinem Enthusiasmus für eine Sache an sich. Gauß (zit. in [30], S. 137) Am Ende waren wir uns einig, über all das Gute, was wir gemeinsam hatten. Über den Vorteil, sich messen zu können und beim Sichmessen von niemandem abhängig zu sein, sich im eigenen Werk wiederzuerkennen. Über die Freude, das eigene Geschöpf wachsen zu se hen, Platte um Platte, Bolzen um Bolzen, solide, notwendig, symmetrisch und zweckmäßig; und wenn es fertig ist, schaust du es dir an und denkst, es wird dich vielleicht überleben, vielleicht jemandem, den du nicht kennst und der dich nicht kennt, von Nutzen sein. Du kannst es dir, wenn du willst, im Alter wieder besehen, und es kommt dir schön vor; es ist dann gar nicht so wichtig, ob es nur dir allein schön vorkommt, und du kannst dir sagen: Ein anderer hätte das womöglich nicht zustande gekriegt. Primo Levi ([159], S. 60) Auf der Titelseite meiner Gesammelten Werke möge stehen: Hier könnt ihr anhand unzähliger Beispiele erkennen, worin der Zweck der Mathematik als Urteil der Naturwissen schaften besteht und wie man, ganz nach dem weisen Grundsatz des Plato, unmöglich richtig philosophieren kann, ohne sich der Führung der Geometrie zu bedienen. Galileo [221] Mathematiker sind Leute, die ihr Leben einem in meinen Augen wunderschönen Spiel verschrieben haben. Constance Reid [3] Vorwort Dieses Buch wendet sich zuallererst an intelligente Schüler ab 14 Jahren sowie an Studienanfänger, die sich für Mathematik interessieren und etwas mehr als die Anfangsgründe dieser Wissenschaft kennenlernen möchten. Es gibt inzwischen mehrere Bücher, die eine ähnliche Zielstellung verfolgen. Besonders gern erinnere ich mich an das Werk Vom Einmaleins zum Integral von Colerus, das ich in meiner Kindheit las. Es beginnt mit der folgenden entschiedenen Feststellung: Die Mathematik ist eine Mausefalle. Wer einmal in dieser Falle gefangen sitzt, findet selten den Ausgang, der zurück in seinen vormathematischen Seelenzustand leitet. ([49], S.7) Einige dieser Bücher sind im Anhang zusammengestellt und kommen tiert. Tatsächlich ist das Unternehmen aber so lohnenswert und die Anzahl der schon vorhandenen Bücher doch so begrenzt, daß ich mich nicht scheue, ihnen ein weiteres hinzuzufügen. An zahlreichen amerikanischen Universitäten gibt es Vorlesungen, die gemeinhin oder auch offiziell als ,,Mathematik für Schöngeister'' firmieren. Dieser Kategorie ist das vorliegende Buch nicht zuzuordnen. Statt dessen soll es sich um eine ,,Mathematik für Mathematiker'' handeln, für Mathema tiker freilich, die noch sehr wenig von der Mathematik verstehen. Weshalb aber sollte nicht der eine oder andere von ihnen eines Tages den Autor dieses Buches durch seine Vorlesungen in Staunen versetzen?1 Ich hoffe, daß auch meine Mathematikerkollegen Freude an dem Werk haben werden, und ich würde mir wünschen, daß auch andere Leser, bei denen die Wertschätzung für die Mathematik stärker als die Furcht vor ihr ist, Gefallen an ihm finden mögen. Beide Leserkreise werden bestimmte Dinge klugerweise auslassen. Mathematiker werden einer Erläuterung des Cantarsehen Diagonalverfahrens ebensowenig bedürfen wie des Hinweises, daß Kolmogorov ein bedeutender Mathematiker war. Andere Leser werden um manche abschreckende Algebra einen Bogen machen. Meine Kollegen sind selbst in der Lage zu entscheiden, ob sie das Buch zur Hand nehmen möchten oder nicht. Einem weiteren Leserkreis möchte ich jedoch zwei Ana logien ans Herz legen. 1A ls Wiles noch ein bescheidener Doktorand in Cambridge war, hatte ich bereits die schwindelerregenden Höhen einer Professur erklommen. Zwanzig Jahre später saß ich in den hinteren Hörsaalreihen, als er seine Lösung des dreihundert Jahre alten Permatschen Problems bekanntgab.
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