Hochschultext Hochschultext Erich Bohl Mathematische Grundlagen für die Modellierung biologischer Vorgänge Unter Mitwirkung von R. Kreikenbohm Mit 64 Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH Professor Dr. Erich Bohl Universität Konstanz Fakultät für Mathematik Universitätsstraße 10 7750 Konstanz 1 CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Bohl, Erich: Mathematische Grundlagen für die Modellierung biologischer Vorgänge / Erich Bohl. Unter Mitw. von R. Kreikenbohm. - Berlin ; Heidelberg ; NewYork ; London ; Paris ; Tokyo : Springer, 1987. (Hochschultext) Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbeson dere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildun gen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsenlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. Sep tember 1965 in der Fassung vom 24. Juni 1985 zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungs pflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechlsge setzes. ISBN 978-3-540-18109-5 ISBN 978-3-662-08568-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-08568-4 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1987 Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1987. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigen auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Produkthaftung: Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben massen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall an hand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. 2131/3130-543210 FürUfa Vorwort Es ist nicht überraschend, daß mathematische Methoden bei quantita tiven Fragestellungen Anwendung finden. Bemerkenswerter erscheint der Umstand, daß selbst bei qualitativen Aspekten mathematische (sogar numerische d.h. quantitative) Methoden zum Einsatz kommen. Dies gilt auch für Fragen aus dem Bereich des Lebendigen. Einige typische quali tative Eigenschaften lebender Systeme sind: die Stabilität und die Komplexität (etwa eines Ökosystems), der Zustand des Gleichgewichts oder der Oszillation, die Möglichkeit der Replikation, Koexistenz und Konkurrenz, der spontane Ubergang von einern Gleichgewicht zum anderen oder in den Zustand der Oszillation (sog. Verzweigung). In der Literatur sind viele Beispiele (mehr oder weniger mathematisiert) beschrieben. Ich nenne (stellvertretend für eine viel längere Liste) Dress et al. (Hrsg) (1986), Eigen (1971), Eigen et al. (1979,1981, 1985), Hofbauer et al. (1984), Haken (1978,1984), Kernevez (1980), May (1973), Meinhardt (1982), Monod (1985), Prigogine (1980), Wilson et al. (1973). Alle diese Zitate handeln ausschließlich oder teilweise vorn Lebendigen. Schon einfache Beobachtungen bei Tieren oder Pflanzen aber auch biophysikalische oder biochemische Untersuchungen an leben den Objekten isolieren Mechanismen, die in Form von Reaktionsschemen niedergeschrieben Werden. Die Aufgabe besteht darin, das Zusammen wirken der einzelnen Bestandteile zu klären, um im Vergleich mit dem Naturvorgang zum einen festzustellen, ob alle wesentlichen für seine Entstehung verantwortlichen Elemente erfaßt sind; zum anderen möchte man Vorhersagen machen. Bei dieser Analyse spielen mathematische Methoden eine wichtige Rolle: die Abfolge der Reaktionen wird in Differentialgleichungen transfor miert, man spricht von einern mathematischen Modell. Dieses hängt i.a. von Konstanten ab. Qualitative Aspekte können oft unabhängig von der genauen Kenntnis solcher Konstanten behandelt werden. Für Vorhersagen müssen diese allerdings bekannt sein. Ihre Bestimmung kann mit Hilfe VIII von Datenanpa88ung (vg1. Abschnitt 14 im einfachsten Fall) geschehen. Zur Bewältigung der soweit beschriebenen Aufgaben gehören (zum Teil erhebliche) Kenntnisse aus verschiedenen Gebieten der Mathematik. Der vorliegende Text möchte das mathematische Grundwissen vermitteln, welches jeder Biologiestudent haben sollte. Er möchte zugleich eine Grundlage für weiterführende Studien auf dem Gebiet der theoretischen Biologie sein. Teilweise wiederholt er mathematische Inhalte, die schon auf der Schule gelehrt werden. Ich habe versuch~, dieses Grund wissen ausgehend von Fragestellungen der Bi-010gie zu entwickeln. Da durch soll der Bezug mathematischen Denkens zur Wirklichkeit betont werden. So habe ich auf alle Beweise und solche mathematischen Be griffsbildungen, die nur der logischen Klärung dienen, verzichtet. Es sind ausschließlich mathematische Konzepte aufgenommen, denen wir im Zuge der Beschreibung natürlicher Gegenstände bei einem ersten Ab straktionsprozess notwendig begegnen. So treten Begriffe wie offen, abgeschlossen, kompakt, Supremum, Infimum, stetig usw. nicht auf. Andere wie Menge oder Zahl werden aus dem täglichen Umgang übernommen. Wieder andere Begriffe wie Funktion, Ableitung, Differential, Integral, Stammfunktion werden genauer erläutert. Ein Kapitel mit Ubungsaufgaben geht den gesamten Stoff noch einmal durch. Hier soll das Handwerks zeug geübt werden. Ein Leser, der mehr über die mathematischen As pekte lernen möchte, ,sei auf Hade1er (1974) und die dort angegebene weiterführende Literatur verwiesen. Dieses Buch ist aus Vorlesungen entstanden, die ich für Studierende der BiOlogie an der Universität Konstanz gehalten habe. Dabei wurde der Stoff in einer zweistündigen Lehrveranstaltung in einem Semester durchgegangen. Diese Vorlesung mit zwei zusätzlichen Ubungsstunden gehört zum Kanon im Diplomstudiengang für Biologie in Konstanz. Bei der Auswahl der biologischen Inhalte hat mich Herr Dip1.Bio1. Dr. R. Kreikenbohm maßgebend beraten. Er hat auch über mehrere Semester die Ubungsaufgaben ausgesucht und dazu beigetragen, den Studierenden den Einsatz mathematischer Methoden bei der Bewältigung biologischer Fragestellungen aus der Sicht eines Biologen näher zu bringen. Fast alle Ubungsaufgaben im letzten Kapitel stammen aus seiner Feder. Ich habe mit dem Schreiben auf eine Anregung von Herrn Prof. Dr. P. Läuger der Fakultät für BiOlogie in Konstanz begonnen. Herr Läuger und die Biologieprofessoren Dr. G. Adam und Dr. G. Stark haben Teile IX des Textes durchgelesen. Aus mathematischer Sicht las Herr Priv. Doz. Dr. W.-J. Beyn alle Abschnitte und Herr Dr. E. Jäger das Aufgabenka pitel. Herr F. Novacek unterstützte mich bei der Herstellung der Vor lagen für die Abbildungen, welche im Bereich Technik der Universität Konstanz gezeichnet und fotografisch bearbeitet wurden. Allen Betei ligten gilt mein Dank. Wertvolle Hinweise und kritische Bemerkungen haben zur Verbesserung des Textes beigetragen. Ferner danke ich Frau A.M. Schröder, die einmal mehr die mühevolle Aufgabe. übernommen hat, die reproduktions reife Vorlage zu erstellen. Schließlich bin ich dem Springer-Verlag für die Bereitschaft zur Ver öffentlichung des Textes sehr dankbar. Konstanz, im Mai 1987 Erich Bohl x Organisatorische Hinweise In jedem der 18 durchnumerierten Abschnitte beginnt die Numerierung der Formeln neu. Ich zitiere die Formelgruppe (Ja), (Jb), (Jc) ein fach mit (J), wenn auf die Gesamtheit Bezug genommen wird. Ist nur der Inhalt von (Ja) relevant, so wird auch genauer (Ja) zitiert. Der Abschnitt J besteht aus Unterabschnitten J.K. Verweise ins Literatur verzeichnis geschehen in der Form "Name (Erscheinungsjahr)". Die Li teratur ist alphabetisch nach Verfassern geordnet. Quellenhinweise Die längeren Textzitate aus Varley et al. (1980) (s. dort 2.2, S. 10ff.) bzw. Carlson (1913) (s. dort S. 313, 31Sf.) in 1.1 geschehen mit freundlicher Genehmigung des G. Thieme Verlags bzw. des Springer Verlags. Die tJbernahme der Abb. S4A, Baus Jahnke et al. (1966) (s. dort Abb. 44, S. 74 und Abb. 83, S. 136) wurde freundlicherweise vom Verlag B.G. Teubner erlaubt. Den genannten Verlagen danke ich. Inhaltsverzeichnis I. Die Grundbestandteile mathematischer Modellierung: Zahlen, Funktionen, Veränderungs raten •.••••••...•••••.•..• 1. Entwicklung von Populationen ••••.•.•.••••••..•.•••.••. 2. Kombinatorik bei Enzymaktionen: Zahlen •••••••••.•..•.. 9 3. Beschreibung von Vorgängen: Funktionen ••••••.••••..••• 14 4. Die Veränderungs rate von Vorgängen: Ableitung .••••.•.• 30 5. Anwendungen der Ableitung: Monotonie, Extrema, Krünunung 42 11. Skalare Evolutionen: x=f (xl ••••••••.•••••••••.•.•••.•.••.• 54 6. Quali tati ve Methoden .••••••••••.••.•.•••.••••••.•..••. 54 7. Quantitative Methoden: Stanunfunktion •..•.•••••••.••••• 59 8. Integrale: Summenregel und Partialbruchzerlegung ••.••• 64 9. Integral: partielle Integration ••.•••.•••.••.•••.••... 71 111. Beschreibung von Vorgängen mit mehr als einer unab- hängigen Variablen •.••••.••••••••••••.•••.••..••.•..•••••. 74 10. Funktionen mehrerer Veränderlicher: Größen ••••••••••.• 74 11. Veränderungs rate in Richtung verschiedener Variabler: Partielle Ableitung ..•••...•••.•..••••••••• 84 12. Veränderungs rate einer Größe: Differentiale, Sub- stitutionsregel für Integrale .••••.•.••.••.•••••.••••. 87 13. Approximation von Funktionen: Taylor Polynome •••••••.• 97 14. Anpassung von Daten: Regressionsgerade .••.•..•.••••.•• 103 15. Beschreibung periodischer Vorgänge: Winkelfunktionen •. 107 IV. Mathematische Aspekte biologischer Vorgänge in Ubungsaufgaben .••.••.•..••..•.••...•.•••.••••.•.•••••••••• 113 16. Aufgaben zum Kapitel I •.••..•..•••.••...•.•..••••••.•. 113 17. Aufgaben zum Kapitel 11 ••.•..••.•••••.•••.•••...••.•.• 119
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