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Mathematische Behandlung naturwissenschaftlicher Probleme: Behandlung von Meßwerten — Funktionen — Differential- und Integralrechnung — Lineare Algebra — Differentialgleichungen Eine Einfürung für Chemiker und andere Naturwissenschaftler PDF

454 Pages·1987·10.8 MB·German
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Mathematische Behandlung naturwissenschaftlicher Probleme Manfred Stockhausen Mathematische Behandlung naturwissenschaftlicher Probleme Behandlung von MeBwerten - Funktionen - Differential- und Integralrechnung - Lineare Algebra - Differentialgleichungen Eine Einfuhrung fur Chemiker und andere Naturwissenschaftler 2., uberarbeitete und erweiterte Auflage Steinkopff Verlag Darmstadt ~ CIP-KurztItelaufnahme der Deutschen Blbhothek Stockhausen, Manfred: MathematIsche Behandlung naturwissenschaft hcher Probleme e Emf fur Chemlker u a Naturwissenschaftier / Manfred Stockhausen - Darmstadt Stemkopff 1 Behandlung von MeBwerten - FunktlOnen DlfferentIal-und Integrairechnung - hneare Algebra - DlfferentIaiglelchungen 2, uberarb u erw Auf! - 1987 ISBN-13: 978-3-7985-0702-9 e-ISBN-13: 978-3-642-97773-2 001: 10.1007/978-3-642-97773-2 Dleses Werk 1st urheberrechthch geschutzt Ole dadurch begrundeten Rechte, msbesondere die der Uber setzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Thbellen, der Funksendung, der Mlkroverfilmung oder der VervlelfaltIgung auf anderen Wegen und der Spelcherung m Datenverarbel tungsanlagen, blelben, auch bel nur auszugswelser Verwertung, vorbehalten Eme VervlelfaltIgung dleses Werkes oder von Teilen dleses Werkes 1st auch 1m Emzeifall nur m den Grenzen der gesetzhchen BestIm mungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepubhk Deutschland yom 9 September 1965 m der Fas sung yom 24 lum 1985 zulasslg Sle 1st grundsatzhch vergutungspf!lchtlg Zuwlderhandlungen unterhe gen den StrafbestImmungen des Urheberrechtsgesetzes Copyright © 1987 by Dr Dletnch Stemkopff Verlag, GmbH & Co KG, Darmstadt VerlagsredaktlOn Heldrun Sauer - Herstellung Hemz 1 Schafer Satz K+V Fotosatz GmbH, 6124 Beerfelden Druck betz-druck gmbh, 6100 Dannstadt 12 Vorwort zur 2. Auflage MathematIsche Methoden fmden m Immer noch stelgendem MaBe Anwendung m den Na turwissenschaften. So bedarf auch das StudlUm der Chemle sowohl emer Kenntms des ele mentaren mathematIschen Handwerkszeugs als auch emes gewissen Embhcks m die Rolle, die die Mathematik bel der Begnffs- und Theoneblldung splelen kann. Vor dlesem Hmtergrund 1st das vorhegende Buch als eme Emfuhrung fur Studlenanfanger der Chemle, aber auch be nachbarter naturwissenschafthcher Facher gedacht Es 1st yom Standpunkt emes expenmen tlerenden Naturwissenschaftlers geschneben und folgt m frelem Aufbau dem Gang yom Expe nment zur Theone, 1st also mcht nach mathematIschen Geslchtspunkten konzlplert Der In halt ghedert slch vlelmehr m zwel Haupttelle, die die mathematIschen Methoden zur Beschrel bung emerselts der "makroskopischen", andererselts der "mlkroskopischen" Erschemungswelt bnngen. Der erste Tell enthalt FehlerstatIstIk und Themen aus der AnalysIs, der zwelte Tell Grundlagen der lmearen Algebra und die Behandlung der DlfferentIalglelchungen Die Darstellungsart 1St mcht elgenthch mathematJsch Vleles wlrd verbal ausgedruckt, nur wemges bewlesen, denn die mathematIschen Grundbedurfmsse des Chemlkers smd verstandh cherwelse auf die Anwendungen genchtet Mancher Satz, der 1m Anwendungszusammenhang emleuchtend 1St, wlrd daher akzeptIert werden, auch wenn er mcht m Strenge bewlesen 1St DaB fur dle]emgen, die m Ihrer Arbelt m ausgedehnterem Umfange mathematIsche Hllfsmlttel benotIgen, em vertIefendes StudlUm mathematIscher Lehrbucher ratsam und erforderhch sem wlrd, braucht kaum betont zu werden Die vorhegende, nunmehr embandlge Neuauflage 1St uberarbeltet und urn elmge Abschmtte, msbesondere aber urn viele durchgerechnete Belsplele erweltert worden. Dlese smd zur lelchte ren Erkennbarkelt durch emen senkrechten Stnch am hnken Rand marklert 1m Klemdruck erschemen die fur eme erste Emfuhrung wemger WlchtIgen Passagen, sle konnen ohne Storung des Zusammenhangs uberschlagen werden Munster, 1m Januar 1987 Manfred Stockhausen Inhalt Vorwort ................................................................... V Einleitung: Uber das Verhiiltnis von Mathematik und Naturwissenschaften .......... 1 1. Yom Me8wert zum funktionalen Zusammenhang ......................... . 4 1.1 Einiges tiber MeBgroBen als Zahlen und als Skalare und Vektoren ............ . 4 1.1.1 Zahlen .............................................................. . 5 1.1.2 Skalare und Vektoren ................................................. . 16 1.2 MeBwerte und MeBfehler .............................................. . 26 1.2.1 Streuung von MeBwerten durch statistische Einfltisse: Theoretische Betrachtun- gen ................................................................. . 28 1.2.2 Streuung von MeBwerten durch statistische Einfltisse: Praktische Handhabung . 39 1.3 Statistische Fehler in MeBreihen geringen Umfangs ........................ . 45 1.3.1 Einiges tiber Stichproben .............................................. . 45 1.3.2 Beurteilung von Mittelwert und Standardabweichung bei angeniiherter Normal- verteilung ........................................................... . 47 1.3.3 Nichtnormale Verteilungen ............................................ . 51 1.4 Stochastische und funktionale Zusammenhiinge zwischen zwei Variablen ..... . 56 1.4.1 Korrelation und Korrelationsanalyse .................................... . 56 1.4.2 Lineare Regression und Allgemeines tiber Ausgleichsrechnung .............. . 59 1.4.3 Der funktionale Zusammenhang als Abstraktion .......................... . 64 2. Funktionen .......................................................... . 66 2.1 Uber mathematische Funktionen und ihre Darstellung ..................... . 66 2.1.1 Allgemeines und Terminologisches ...................................... . 66 2.1.2 Die graphische Darstellung von Funktionen .............................. . 71 2.1.3 Transformation von Ortskoordinaten ................................... . 77 2.2 Einige wichtige Funktionen einer Variablen ............................... . 83 2.2.1 Algebraische Funktionen .............................................. . 84 2.2.2 Trigonometrische Funktionen .......................................... . 89 2.2.3 Exponentialfunktion und Logarithmusfunktion ........................... . 94 2.2.4 Zwei spezielle, sttickweise definierte Funktionen .......................... . 103 2.2.5 Modifikation gegebener Funktionen durch multiplikative oder additive Zusiitze 104 2.3 Die Stetigkeit von Funktionen .......................................... . 106 2.3.1 Grenzwerte und Stetigkeit ............................................. . 106 2.3.2 Einige Eigenschaften stetiger Funktionen ................................ . 111 2.3.3 Stetige Funktionen in naturwissenschaftlichen Zusammenhiingen ............ . 111 2.4 Vermischtes zu Funktionen mehrerer Variablen ........................... . 112 2.4.1 Erweiterung einiger Begriffe ........................................... . 112 2.4.2 Kugelfliichenfunktionen ............................................... . 114 2.4.3 Bemerkungen tiber vektorielle Ortsfunktionen (Vektorfelder) ............... . 117 3. Differentialrechnung von Funktionen einer Variablen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 3.1 Der Differentialquotient einer Funktion .................................. 121 3.1.1 Der Differentialquotient als Losung des Tangentenproblems . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 VIII Inhalt 3.1.2 Der Differentialquotient als abgeleitete Funktion .......................... . 124 3.1.3 Differentiale ......................................- ................... . 125 3.1.4 Naturwissenschaftliche Anwendungen? .................................. . 127 3.2 Das Differenzieren ................................................... . 129 3.2.1 Die Differentiation analytisch gegebener Funktionen; allgemeine Differentia- tionsregeln .......................................................... . 129 3.2.2 Die Differentiation numerisch gegebener Funktionen ...................... . 136 3.2.3 Die Differentiation graphisch gegebener Funktionen ....................... . 137 3.3 HOhere Ableitungen .................................................. . 139 3.4 Einige praktische Anwendungen der Differentialrechnung .................. . 142 3.4.1 Lineare Approximation von Funktionen und Fehlerdiskussion .............. . 142 3.4.2 Ableitungen als Hilfsmittel der Kurvendiskussion ......................... . 144 3.4.3 Variation von Parametem; Anpassung und Ausgleichsrechnung ............. . 146 3.4.4 Behebung von Unbestimmtheiten ....................................... . 148 3.5 Potenzreihenentwicklung einer Funktion ................................. . 149 3.5.1 Beschreibung von MeJlergebnissen durch ganze rationale Funktionen ......... . 149 3.5.2 Entwicklung einer analytisch gegebenen Funktion in eine Potenzreihe ........ . 149 3.5.3 Einiges tiber unendllche Reihen ......................................... . 152 3.5.4 Beispiele ............................................................ . 155 4. Differentialrechnung von Funktionen zweier (und mehrerer) Variablen ....... . 162 4.1 Neue Gesichtspunkte bei der Erweiterung der Differentialrechnung .......... . 162 4.1.1 Die verschiedenen Differentialquotienten und das Rechnen darnit ............ . 162 4.1.2 Wechsel der Variablen ................................................ . 170 4.1.3 Funktionaldeterminanten als Rechenhilfsmittel ........................... . 176 4.2 Einige Anwendungen ................................................. . 182 4.3 Differentialrechnung mit vektoriellen GrOJlen ............................. . 189 5. Integralrechnung von Funktionen einer Variablen ......................... . 197 5.1 Stammfunktion und Integral einer Funktion .............................. . 197 5.1.1 Die Stammfunktion einer Funktion ..................................... . 197 5.1.2 Das Integral als LOsung des FUlchenproblems ............................. . 198 5.1.3 Der Zusarnmenhang zwischen Stammfunktion und Integral ................. . 202 5.2 Das Integrieren ....................................................... . 208 5.2.1 Die Integration analytisch gegebener Funktionen; allgemeine Integrationsregeln 209 5.2.2 Die Integration numerisch gegebener Funktionen .......................... . 219 5.2.3 Die Integration graphisch gegebener Funktionen .......................... . 224 5.3 Definition von Funktionen durch Integrale ............................... . 226 5.4 Die Integration einfacher Differentialgleichungen ......................... . 229 5.4.1 Allgemeine Vorbemerkungen ........................................... . 230 5.4.2 Einige LOsungsschemata und LOsungsbeispiele ............................ . 232 5.4.3 Differentialgleichungen spezieller Funktionen ............................ . 238 6. Integralrechnung von Funktionen zweier (und mehrerer) Variablen .......... . 241 6.1 Anschauliche Einftihrung .............................................. . 241 6.2 Linienintegrale ....................................................... . 243 6.2.1 Das allgemeine Kurvenintegral und seine Berechnung ...................... . 243 6.2.2 Wegunabhlingige Kurvenintegrale ....................................... . 247 6.3 Fllichenintegrale ...................................................... . 250 6.4 Integralrechnung mit vektoriellen GroJlen ............................. , .. . 255 Inhalt IX 7. Ein Blick anf die Fnnktionentheorie .................................... 258 7.1 Funktionen einer komplexen Variablen und ihre Darstellung. . . . . . . . . . . . . . . . 258 7.2 Differential-und Integralrechnung im Faile einer komplexen Variablen ...... 262 Zwischenbemerkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267 8. Vektortransformationen im Dreidimensionalen .......................... . 268 8.1 Koordinatentransformation bei Drehung der Basis ....................... . 269 8.2 Vektortransformationen in fester Basis ................................. . 279 8.2.1 Transformation eines Vektors durch Drehung ........................... . 279 8.2.2 Lineare Transformation eines Vektors .................................. . 281 8.2.3 Einiges tiber Tensoren ............................................... . 285 9. Matrizen nnd Determinanten ......................................... . 292 9.1 Matrizen ........................................................... . 292 9.1.1 Matrizenrechnung .................................................. . 292 9.1.2 Transformation von Matrizen ......................................... . 300 9.2 Determinanten und weitere Charakteristika von Matrizen ................. . 304 9.2.1 Die Determinante und ihre Berechnung ................................. . 304 9.2.2 Der Rang einer Matrix ............................................... . 310 9.2.3 Zwei Exempel: Reziproke Matrizen, orthogonale Matrizen ................ . 311 9.3 Einiges tiber lineare Gleichungssysteme ................................. . 314 9.4 Eigenwerte von Matrizen ............................................. . 321 9.4.1 Diagonalisierung einer symmetrischen Matrix ........................... . 322 9.4.2 Eigenwerte und Eigenvektoren einer symmetrischen Matrix ................ . 325 9.4.3 Gleichzeitige Diagonalisierung und gemeinsame Eigenvektoren zweier Matri- zen ............................................................... . 330 9.4.4 Erganzungen zum Thema Matrizentransformation ....................... . 331 9.4.5 Physikalisch-chemische Fragen: Ausblicke auf Anwendungen ............. . 336 10. Groppen ........................................................... . 338 10.1 Die Groppe als algebraische Struktur ................................... . 338 10.1.1 Erste Beispielgruppe ................................................. . 338 10.1.2 Groppenaxiome und erganzende Begriffe ............................... . 343 10.2 Darstellung von Gruppen ............................................ . 344 10.2.1 Die Darstellung durch Matrizensysteme ................................ . 344 10.2.2 Irreduzible Darstellungen ............................................ . 348 10.2.3 Zweite Beispielgruppe ............................................... . 352 10.2.4 Charaktere ......................................................... . 357 10.3 Einige Bemerkungen tiber Symmetriegruppen ........................... . 361 11. Vektorriinme hoherer Dimension ...................................... . 367 11.1 Die Verailgemeinerung des Vektorbegriffs .............................. . 367 11.1.1 Der lineare Vektorraum .............................................. . 367 11.1.2 Vektorraum mit Skalarprodukt ....................................... . 369 11.1.3 Erganzungen ....................................................... . 371 11.2 Funktionen als Vektoren ............................................. . 374 11.2.1 Die Interpretation einer Funktion als Vektor ............................ . 374 11.2.2 Transformation von Vektoren, die Funktionen sind ...................... . 379 12. Orthogonale Fnnktionensysteme ...................................... . 382 12.1 Die Entwicklung nach orthogonalen Funktionen ......................... . 382 x Inhalt 12.2 Entwicklung von Funktionen einer Variablen nach trigonometrischen Funktio- nen (Fourier-Entwicklung) ........................................... . 385 12.2.1 Basisfunktionen und EntwicklungskoeffIzienten der Fourier-Reihe ......... . 386 12.2.2 Die Fourier-Reihe als Spektrum ....................................... . 389 12.2.3 Das Spektrum nichtperiodischer Funktionen (Fourier-Integral) ............ . 394 12.3 Entwicklung von Funktionen zweier Variablen nach Kugelfllichenfunktionen . 399 13. Differentialgieichungen .............................................. . 402 13.1 Eigenwerte bei Differentialgleichungen ................................. . 402 13.2 Lineare Differentialgleichungen ....................................... . 409 13.2.1 Einiges zur Integration einer gewOhnlichen linearen Differentialgleichung ... . 409 13.2.2 Einiges fiber Systeme von linearen Differentialgleichungen ................ . 414 13.3 Partielle Differentialgleichungen ...................................... . 421 13.3.1 Die Wellengleichung ................................................. . 424 13.3.2 Die SchrOdinger-Gleichung ........................................... . 427 Sachverzeichnis.. .. . . .. .. . .. .. .. . .. ... ... .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431 Einleitung: Uber das Verhaltnis von Mathematik und Natur wissenschaften Kaum jemand wlrd bezwelfeln wollen - erst recht mcht selt dem Aufkommen des Computers -, daB Mathematik eme nutzliche, hilfreiche, ja m gewissem Smne die "emzlg wahre" Wis senschaft sei. GenieJ3en nicht mathematlsch emgekleldete Aussagen im taglichen Leben welt hm den Vorzug einer besonderen Glaubwurdlgkelt? So schemt es muJ3lg, eine emleltende Be merkung uber die Hintergrunde der mathematlschen Behandlung naturwlssenschafthcher Probleme zu machen. Und doch ist das Verhaltnis der Mathematik zu den Naturwlssenschaf ten em wenig differenzlerter, als es auf den ersten Bhck scheinen mag, und es kann mcht scha den, wenn slch der angehende Naturwlssenschaftler als Anwender der Mathematik daruber 1m klaren ist - und blelbt. Was die Naturwlssenschaften - im heutigen Sinne des Wortes - betrelben, 1st die Suche nach Natur"gesetzen". Em namhafter Sachverstandlger, namhch Kant, beschrelbt das so: "Die Vernunft mu/3 ffilt lhren Prmziplen, nach denen allem uberemkommende Erschemungen fur Gesetze gelten kannen, in emer Hand und ffilt dem Expenment, das Sle nach jenen aus dachte, m der anderen an die Natur gehen, zwar urn von lhr belehrt zu werden, aber mcht m der QUalltat eines Schulers, der sich alles vorsagen laBt, was der Lehrer will, sondern emes be stallten Richters, der die Zeugen notigt, auf die Fragen zu antworten, die er Ihnen vorlegt'" . " Die Pnnzlpien der Vernunft, die Kant nennt, findet man konkretlSlert m der remen Mathematik: einem System des streng logischen SchlieJ3ens, das auf nur in slch selbst gerecht fertlgten Grundlagen, den Axiomen, ruht, die also durchaus nicht der Erfahrung zu entstam men brauchen. Die Mathematik bedient sich welter einer rein formalen Sprache, urn aus den AxlOmen neue Satze und Theoreme herzuleiten. Die" W arter" dieser Sprache smd zwar wohl defimert und praZlse, stellen aber keme Begriffe der Erfahrungswlrklichkelt dar - 1m Gegen satz zur naturhchen Sprache. So 1st die Mathematlk als axlomatlsche Wlssenschaft gerade keme Naturwlssenschaft, indem sie nicht von der erfahrbaren Natur ausgeht; ihre Axiome und Begriffe smd vlelmehr - 1m Wortsmne - "bedeutungs"los. Sle 1st also, wie die Logiker sagen mogen, em "umnterpretlerter Kalkul" , geWlssermaBen die reine Syntax emer (formalen) Sprache. Erst die Zuordnung der mathematlschen "Wo rter" zu Begnffen der Erfahrungswelt schafft die Bedeutungsmhalte, die Semantik dleser Sprache, erglbt emen "mterpretierten Kalkul". Die MathematlSlerung einer Wlssenschaft 1st uberhaupt nur moglich, sowelt dlese Zuordnung maghch ist. Hier fmdet sich also der Ansatzpunkt zur mathematlschen Behand lung naturwlssenschafthcher Probleme: Wenn slch mathematlschen Begnffen solche der Er fahrung zuordnen lassen, und wenn mathematlsche Axlome zu m der Natur vorgefundenen Gegebenheiten passen, dann konnen Wlr die Mathematik als formale Sprache benutzen, in der Wlr uber unsere Erfahrungen sprechen, und konnen auch die rein mathematlsch gezogenen Folgerungen, die theoretlsch abgeleiteten Gesetze als "wahr" - und das heillt wlederum mit der Erfahrung im Einklang - ansehen. Ob nun aber die vorgenommene Zuordnung der Be griffe gerechtfertlgt ist, ob also ein von den Mathematikern gehefertes Handwerkszeug an wendbar ist, kann elnzlg und allem durch Prufung an der Erfahrung, durch Fragen an die Natur festgestellt werden. Daher mu/3 - 1m Sinne von Kant - alle Naturwlssenschaft Expen mentalwissenschaft sem. ... Vorrede zur 2 Auflage der Kntlk der remen Vernunft 2 Emleltung Uber das Verhaltms von Mathematik und Naturwissenschaften Die verschledenen Arten der m den Fachwissenschaften gebrauchhchen Begnffe (und dar unter smd, anders als m der Umgangssprache, m Jedem Fall Worter wohldefmlerter und pra zlser Bedeutung zu verstehen) kann man slch unter dem Geslchtspunkt ansehen, ob sle slch mathematIschen Begnffen wohl uberhaupt zuordnen lassen Offen bar 1st das bel rem klasslfl zlerenden, beschrelbenden Begnffen (wle sle z. B 1m Lmneschen System der Botamk verwen det werden) mcht moghch Die Begnffe mussen vlelmehr metrlslerbar sem, also slch m Form quantltatIver Daten, als Me'pgro'pe, fassen lassen. Das 1st eme Voraussetzung, die manchmal ubersehen wlrd. Von den Smnesemdrucken, die unsere Erfahrung vermitteln, smd belsplels weise nur wemge quantIflZlerbar, so daB, wle Eddmgton sagte, die quantltatIven physlkah schen oder chemischen MeBgroBen auch noch von emem fast aller Smne beraubten, nur em auglgen Beobachter ermIttelt werden konnten. Die SituatIOn des Naturwissenschaftlers 1st also typischerweise die, daB er, mIt emer Fulle von MeBdaten m der emen Hand - den Antworten der Natur auf seme Fragen - , mit der an deren m den mathematIschen Fundus grelft und emen Formallsmus sucht, der seme Befunde in der Sprache der Mathematik auszudrucken gestattet. Dlese Formuherung erlaubt Ihm dann theoretlsche Vorhersagen, die sich expenmentell bestatIgen lassen - oder auch mcht. Der letztere Fall 1St m der Geschlchte der Naturwissenschaften mcht selten: Ein bekanntes Beispiel 1St der atomare Bereich, m dem die fruher benutzte mathematIsche Formuherung slch schheB hch als nur beschrankt brauchbar erwles und durch eine ganz andere ersetzt werden muBte, mit der slch - bls heute Jedenfalls - die zunehmende Fulle expenmenteller Erfahrungen mathematIsch emwandfrel fassen laBt. Man sleht daran, daB die Mathematik die Aufgabe der konZlsen Beschrelbung, der knapp sten Formuherung, der loglschen Zusammenfassung expenmenteller Befunde ubermmmt"', aber von slch aus mchts uber die reale Bedeutung oder gar die "Wahrhelt" dessen, was man als mathematlsches Modell konstrUlert hat, sagen kann. Mathematik 1St das abstrakte, ordnende Handwerkszeug des Naturwlssenschaftlers, doch kummert sle slch, sozusagen, mcht urn die Gegenstande, auf die sle angewandt wlrd. Dlese Gegenstande und die Grundlagen der betreffenden Wissenschaft entstammen der expenmen tellen Er/ahrung. Mit dleser Feststellung wlrd kemeswegs die Bedeutung der Mathematik fur die Naturwissenschaften gemmdert. 1m Gegentell: Der enorme Aufschwung der Naturwlssen schaften 1St, hlstonsch gesehen, gerade durch Ihre Mathematlsierung und das daraus erwach sende Wechselsplel von Theorie und Expenment moghch gewesen. Das zelgt slch am Gegen beispiel des alten Chma, wo von alters her der frel spekuherende Naturphllosoph slch mcht mIt Mathematlkern und Feldmessern gemem machte: Trotz emer Fulle von Naturbeobachtun gen entstand dort keme Naturwissenschaft m unserem heutigen Smne Die sklzzlerten Verhaltmsse mogen die R!chtung vorzelchnen, in der Wlr bei der Beschrel bung des mathematlschen Handwerkszeuges - mer msbesondere des ChemIkers - fort schrelten wollen. Ausgangspunkt 1St die MeBgroBe und die Frage, wle Ihr mit den abstrakten mathematIschen Begnffen belzukommen 1St. Von da kann man zu den Zusammenhangen mehrerer MeBgroBen, der Beschrelbung der Ursache-Wlrkungsabfolge (deren Wesen wleder urn die Mathematlker gar mcht mteresslert) ubergehen, und so fort zu welteren Fragen. Dleser Weg laBt slch aber mcht stetlg verfolgen, falls auch nur die WlchtIgsten der den Chemlker m teresslerenden Probleme behandelt werden sollen. Die Erfahrung hat namhch, wle schon an gedeutet, gezeigt, daB zur Beschrelbung "makroskopischer" Sachverhalte, also etwa der Eigenschaften der Matene in Ihren verschledenen Aggregatzustanden, andere mathematIsche Methoden angemessen und erforderhch smd als zur Beschrelbung "mIkroskoplscher" Sach verhalte, der Eigenschaften des emzelnen Atoms oder Molekuls Dementsprechend muB em Bruch auftreten m der slch entwickelnden Darstellung mathematIscher Methoden. * Ole mathematlsche Kraft 1st die ordnende Kraft, sagt der Romanuker Novalts

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