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Mathematik für Anwender I (Sommersemester 2013) PDF

215 Pages·2014·1.066 MB·German
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Mathematik fu¨r Anwender I Julio Jose´ Moyano Ferna´ndez Skript zur Vorlesung SS 2013 Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Motivation 3 1. Aussagenlogik (fu¨r Anwender) 5 2. Beweismethoden. Das Induktionsprinzip 13 3. Mengen und Abbildungen 21 4. Angeordnete Ko¨rper. Die reellen Zahlen 29 5. Folgen reeller Zahlen (I): Konvergenz 37 6. Folgen reeller Zahlen (II): Monotonie. Konvergenzkriterien 45 7. Folgen reeller Zahlen (III): Reihen 51 8. Stetigkeit und Grenzwerte reeller Funktionen 61 9. Der Zwischenwertsatz von Bolzano 69 10. Elementare Funktionen der Analysis 77 11. Differenzierbarkeit reeller Funktionen 87 12. Mittelwertsa¨tze der Differenzialrechnung 97 13. Integrierbarkeit reeller Funktionen a` la Riemann 105 14. Der Hauptsatz der Infinitesimalrechnung 117 15. Ein Ru¨ckblick auf die Infinitesimalrechnung 125 16. Lineare Gleichungssysteme 133 17. Vektorra¨ume 145 18. Basen und Dimension 155 19. Lineare Abbildungen 165 20. Matrizenrechnung (I): Der Rang einer linearen Abbildung 173 iv Abschnitt0 21. Matrizenrechnung (II): Basiswechsel 181 22. Determinanten 189 23. Eigenwerte und Eigenvektoren 201 Nachwort 209 Literaturverzeichnis 211 Vorwort Der vorliegende Text ist die Niederschrift der Vorlesung Mathematik fu¨r An- ” wenderI”,dieichimSommersemester2013gehaltenhabe.ZieldesKursesist,die wichtigsten Begriffe der Infinitesimalrechnung und linearen Algebra – auf einem universita¨ren Niveau– zu vermitteln. Das Skript basiert auf vorangegangenen Vorlesungen, insbesondere der Ma- ” thematik fu¨r AnwenderI”, die im Wintersemester2012/13 beiHerrn Prof.Dr. Tim Ro¨mer gehalten wurde. Inspirationsquellen sind die Skripte von meinen Kollegen Herrn Prof. Dr. Winfried Bruns (vor allem der Abschnitt 23) und Herrn Prof. Dr. Holger Brenner, sowie das Buch von Alexander Markowitsch Ostrowski Vorle- ” sungen u¨ber Differential- und Integralrechnung”. Auch das Buch Analysis by Its ” History” von Ernst Hairer und Gerhard Wanner, vor allem was den Abschnitt u¨ber Integration angeht, soll in diesem Zusammenhang genannt werden. IchdankedenTutoren,diebeidermu¨hsamenTa¨tigkeitdeswo¨chentlichenKor- rigierens mitgeholfenhaben;auch Frau MarianneGausmann, die meine Lu¨ckenin LATEX immer gerne gefu¨llthat, und Herr Franceso Pascariello, fu¨r seine sorgfa¨ltige Lektu¨redesTextes.MeinDankgiltinsbesondereDr.JanUlickzafu¨rseinesorgfa¨lti- geBetreuungderU¨bung,seinkonstantesInteresseandenFortschrittenderStuden- ten und seine didaktischen und wissenschaftlichen Kommentare und Vorschla¨ge, welche die Veranstaltung zweifellos bereichert haben. Osnabru¨ck,Juli2013 JulioJose´ MoyanoFerna´ndez Motivation Ex nihilo nihil fit: Von nichts kommt nichts. Mit diesem beru¨hmten Prinzip, das von Parmenides kommen soll, wollen wir unseren Weg durch die Grundla- gen der Mathematik beginnen. Deswegen mu¨ssen wir zuna¨chst pra¨sentieren, was u¨berhaupt no¨tig ist, damit wir uns mo¨glichst bald mit der Erarbeitung der Grund- lagen der reellen Analysis und der linearen Algebra als Basis fu¨r Anwendungen bescha¨ftigen ko¨nnen. Es ist also unvermeidlich, u¨ber Aussagenlogik, Mengen und Zahlenbereiche ein paar Abschnitte aufzugreifen. Auch scheint es sinnvoll, eine Beschreibung der typischen Beweismethoden, die im Laufe der Vorlesung auftau- chen werden, zu thematisieren. Nebenbei gemerkt, der Name der Veranstaltung ist Mathematik fu¨r Anwender”, und nicht Anwendungen der Mathematik”. Damit ” ” ist gemeint, dass in erster Linie mathematische Begriffe betrachtet werden. Nach den Grundlagen der Mathematik knu¨pfen wir unmittelbar an die Infini- tesimalrechnung an. In diesem Teil fangen wir mit den wichtigsten Eigenschaften der reellen Zahlen an, und analysieren ihr Verhalten der Unendlichkeit gegenu¨ber: So untersuchen wir Folgen reeller Zahlen, und als Spezialfa¨lle davon, Reihen reel- ler Zahlen. Ein zweiter Teil der Analysis ist dem Begriff von Funktion gewidmet: Definition, bedeutungsvolle Beispiele und Untersuchung der Stetigkeit, Differen- zierbarkeit und Integierbarkeit von Funktionen. Hierzu werden Ableitungs- und Stammfunktionsrechnung in Erinnerung gerufen. Alle diese Kenntnisse fu¨hren in natu¨rlicher Weise zum Begriff Gleichung, oder allgemeiner,Gleichungssystem. Die Lo¨sung einer Gleichung bzw. eines Glei- chungssystems ist in der Regel alles anderes als einfach. Es ha¨ngt von Art der involvierten Funktionen und vom Zahlbereich der gesuchten Lo¨sung ab 1. Es gibt aber Spezialfa¨lle, in denen dies einfach ist; als einfachste, die linearen Glei- chungssysteme. Die Lo¨sungsmenge eines linearen Gleichungssystems besitzt eine besondere Struktur, na¨mlich die Struktur eines affinen Raumes, welche aus der Struktur von Vektorraum verallgemeinert wird. Dies ist unsere Motivation um die lineare Algebra zu entwickeln. Die lineare Algebra ist dann fu¨r uns die Untersu- chung von Vektorra¨umen und ihren Relationen (lineare Abbildungen gennant). 1Diesistschonklar:Betrachtenwirz.B.dieGleichungx2+√2=0.WievieleLo¨sungenko¨nnenwir innerhalbdernatu¨rlichenZahlenfinden? 4 Abschnitt0 Dies ist allerdings nicht trivial. Vektoren werden nicht mehr nur Pfeilchen auf derEbenesein:WirabstrahierendenBegriff;Vektorenko¨nnennunFunktionen,In- tegrale,Matrizensein,d.h.alles,woraufeineVektorraumsstrukturdefiniertwerden kann.DieserGedankenstilistdasAundOderho¨herenMathematik,undmachtden gro¨ßten Unterschied zum Mathematikunterricht. Aber keine Panik! Wir werden in dieser Vorlesung nur einen eingeschra¨nkten Abstraktionsgrad erreichen, weil wir uns einfach eine Einfu¨hrung vornehmen. Schließlich mo¨chte ich noch ein paar Ratschla¨ger geben: Falls Sie eines nicht verstehen, oder anderes vertiefen mo¨chten... einfachfragen! Tutoren, U¨bungsleiter und ich selber werden uns gerne immer wieder zur Verfu¨gung stellen. Auch rufen wir uns noch den Spruch in Erinnerung, den H. Hauser in seinem Lehrbuch der Analysis” erwa¨hnt: Bruder Beispiel ist der beste Prediger. Wenn ” Sie also eine neue Definition wirklich verstehen wollen, sollten Sie sich immer die folgenden drei Objekte vorstellen ko¨nnen: (i) Ein triviales Beispiel davon (etwa: Entspricht die leere Menge, oder der ganze Raum, der Definition?) (ii) Ein nicht triviales Beispiel: (d.h. eines, bei dem Sie ein paar Rechnungen machen mu¨ssen, um sich selber zu u¨berzeugen.) (iii) Ein Gegenbeispiel (d.h., ein Objekt, das der Definition nicht entspricht.) Ich hoffe, lieber Besucher dieser Vorlesung, es wird Ende des Sommerse- mesters gesagt: Wir haben etwas gelernt! Und vielleicht noch dazu: Wir hatten (manchmal) Spaß dabei! Valladolid/Osnabru¨ck, Karwoche 2013 Julio Jose´ Moyano Ferna´ndez ABSCHNITT 1 Aussagenlogik (fu¨r Anwender) SehenwirdenMathematikeralseinenRechner,derBehauptungeninTheoreme verwandelt1,dannsolltenwirunsfragen,wasfu¨reineMethaspracheerversteht.Sie ist nichts anderes als die Lehre des vernu¨nftigen Schlussfolgerns, d.h., die Logik. Mit Hilfe von definierten Regeln der Schlussfolgerung wollen die Mathematiker sta¨ndig Aussagen auf ihrer Gu¨ltigkeit pru¨fen. Das Versta¨ndnis des grundlegenden Prozesses dabei ist die Aufgabe der Logik. Aus terminlichen Gru¨nden werden wir nur diewichtigsten Aspektender fu¨r unsinteressantesten Situation,na¨mlich dieso genannte Aussagenlogik, thematisieren. Die Aussagenlogik ist jenes Teilgebiet der Logik, das sich mit Aussagen und deren Verknu¨pfungen durch Junktoren befasst. Im Folgenden erkla¨ren wir, was unter Aussagen und Junktoren zu verstehen ist. Aussagensinddeskriptive,alsobeschreibendeSa¨tze: DasGeba¨udeistscho¨n”, ” die Schnee ist weiß”. Fragen, normative Sa¨tze und andere sprachliche A¨ußerun- ” gen geho¨ren nicht dazu. Bei den folgenden Beispielen handelt es sich nicht um Aussagen: * 0/; * 67+78; * Eine Multiplikation von sechs Quadraten; * Die Menge aller ganzen Zahlen. AusgangspunktesinddieElementaraussagen,d.h.,einfacheAussagen(wiez.B. Das Ma¨dchen ist klein”), im Gegensatz zu zusammengesetzten Aussagen (wie ” Das Ma¨dchen ist klein und ihr Bruder auch”). Diesen Elementaraussagen wird ” ein Wahrheitswertzugeordnet. Grundlegend bleiben Sa¨tze, die innerhalb eines Sy- stemsnichtbegru¨ndetoderabgeleitetwerden(ko¨nnen):DiesenennenwirAxiome. Der Ausdruck Axiom bezeichnet (i) einen unmittelbar einleuchtenden Grundsatz (klassischer Axiombegriff); (ii) ein vielfach besta¨tigtes allgemeines Naturgesetz (naturwissenschaftlicher Axiombegriff); (iii) einen zu Grunde gelegten, nicht ableitbaren Ausgangssatz (moderner Axiombegriff). 1Paraphrase des beru¨hmtenZitats von P. Erdo˝s: Ein Mathematiker ist eine Maschine, die Kaffee in ” Theoremeverwandelt.” 6 Abschnitt1 In der Aussagenlogik von Aristoteles befinden sich die folgenden klassischen Beispiele von Axiomen: (a) Das Indentita¨tsprinzip, das besagt, dass ein Gegenstand A genau dann mit einem Gegenstand B identisch ist, wenn sich zwischen A und B kein Un- terschied finden la¨sst. (b) DasPrinzipvomausgeschlossenenWiderspruch,dasbesagt,dasszweiein- ander widersprechende Gegensa¨tze nicht zugleich zutreffen ko¨nnen. (c) DasPrinzipvomausgeschlossenenDrittel,dasberu¨hmtePrincipiumexclu- si tertii2, oder Tertium non datum (d.h., ein Drittes ist nicht gegeben): Es besagt,dassvonzweieinanderwidersprechendenGegensa¨tzenmindestens einer zutreffen muss. Es gibt viele andere Beispiele. In der Mathematik ko¨nnen wir hierzu zwei erwa¨hnen: (d) Das Parallelenaxiom: Zu jeder Geraden und jedem Punkt, der nicht auf dieser Geraden liegt, gibt es genau eine zu der Geraden parallele Gerade durch diesen Punkt3. (e) Jede natu¨rliche Zahl n hat genau einen Nachfolger n+1. Tatsa¨chlich kann man aus mehreren verschiedenen Aussagen neue Aussagen bilden. Aus der Aussage Peter ist hier” kann man die negierte Aussage Peter ist ” ” nicht hier” machen. Aus den Aussagen Julia ist krank” und Julia ist im Krankenhaus” ” ” kann man beispielsweise die folgenden neuen Aussagen basteln: Julia ist krank, deswegen ist sie im Krankenhaus. Julia ist nicht krank, aber sie ist im Krankenhaus. Julia ist nicht im Krankenhaus, obwohl sie krank ist. Zwei verschiedene Aussagen sind in dieser Art und Weise in einen logischen Zusammenhang zueinander gebracht worden. Dieser Prozess erfolgt nach Ge- brauch logischer Verknu¨pfungen, die man Junktoren nennt. Der Wahrheitsgehalt derzusammengesetztenAussagenergibtsichallein ausdenWahrheitsgehalten der beteiligten Aussagen. Bemerkungen: (i) Die Untersuchung, ob eine einfache Aussage wahr ist oder nicht, fa¨llt nicht in den Bereich der formalen Logik. Wir werden nur die wahrheitsdefinierte, klassi- sche,zweiwertigeAussagenlogikbetrachten(d.h.,eswirdvorausgesetzt,dassjede 2 Principiumexclusiitertiisivemediiinterduocontradictoria. 3 Das Parallelenaxiom ist ein umstrittenes Axiom der Euklidischen Geometrie, mit einer langen Ge- schichtehintersich.Eslohntsich,etwasdaru¨berzulesen.

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