ebook img

Maschinenkonstruktionslehre: Heft 7: Spezielle Gestaltungslehre PDF

81 Pages·1978·16.954 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Maschinenkonstruktionslehre: Heft 7: Spezielle Gestaltungslehre

Albert Leyer Maschinen konstruktionslehre Von Albert Leyer Professor an der Technischen Hochschule Stuttgart Heft 7 Spezielle Gestaltungslehre 5. Teil Einleitung Rotor und Welle in einem Stück Im Grunde sollte alles Leichtbau sein - Rotoren des Elektromaschinenbaues - Rotoren des Turbomaschinenbaues Kraft- und Bewegungselemente des Maschinenbaues Kurbelwellen Was alles darunter verstanden wird - Wellen mit Stirnkurbeln Bauteile für schwingende und drehende Bewegung Eigentliche Kurbelwellen Der Hebel und seine Abwandlungen (Entwicklungstendenzen) - Ausbildung der Kraftangriffsstellen - Zur Frage der Dreharbeiten - Ausbildung der Hebelarme - Gebaute Kurbelwellen - Vom Hebel zum Fachwerk - Axial verschraubte Wellen - Erweiterung des Fachwerkprinzips - Kurbelwellen auf Wälzlagern - Der Hebel in der Dynamik - Die Idee des geteilten Wälzlagers Der einarmige Hebel Kolben - Verbesserungen aufgrund der Erfahrung - Einfachwirkender Kolben ohne künstliche Kühlung - Der Hebel als Kurbel - Einfachwirkender Kolben mit künstlicher Kühlung - Der Hebel als Wälzsegment - Steigerung der Kolbendrücke - Vom Segment zum Rad - Die Form des Kolhenbodens - Doppeltwirkende Kolben Räder und Scheiben - Grosse Vielfalt der Bauformen Kreuzköpfe - Ungenügender Platz für die Arme an der Nabe - Die Gestaltung des Kreuzkopfes - Fachwerk als Strukturelement - Kegelräder Das Vorgehen beim Entwurf - Seilrollen und Riemenscheiben - Höhere Ansprüche, grössere Abmessungen - Eine beachtenswerte (historische) Leistung Wellen und Achsen - Entwürfe gemäss den Varianten 127 a und 128 c' - Allgemeines über die Gestaltung - Zur Frage der Schmierung Kraftfluss und Formelemente 1978 Springer Basel AG CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Leyer, Albert Maschinenkonstruktionslehre. - Basel, Stuttgart: Birkhäuser. H. 7. Spezielle Gestaltungslehre: Teil 5. - 1. Auf!. - 1978. Sonderdruck aus (,technica.) 26 (1973) (Technica-Reihe; NI'. 19) 5,6,10,14,15,17 (1974) ISBN 978-3-7643-0995-4 ISBN 978-3-0348-5290-6 (eBook) 6,18,19,24(1976) DOI 10.1007/978-3-0348-5290-6 3, 10, 12 (1977) Nachdruck verboten. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen und der Reproduktion auf photostatischem Wege oder durch Mikrofilm, Umschlag: vorbehalten. Werkaufnahme M.A.N., Augsburg, vom Einbau einer Treibstange in den Motor. Bohrung 900 mm, Hub 1600 mm, Drehzahl 122 U/min., © Springer Basel AG 1978 mittlerer eff. Druck 13,0 bar, Zünddruck 105 bar. 3672 PS = höchste Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag Basel, 1978 derzeit gebaute Zylinderleistung der Firma. Einleitung Der Umgang mit Studenten, aber auch die Erinnerung Seit Erscheinen von Heft 6 dieser Konstruktionslehre sind an die Konstruktionskollegen in der Praxis haben dem einige Jahre vergangen. In dieser Zeit gab es Gelegenheit, Verfasser eines deutlich gemacht: Der Konstruktionsent festzustellen, wie das bisher Geschaffene von den Lesern wurf ist bei weitem das beschwerlichste Stück Arbeit, das aufgenommen wurde und was von anderer Seite geschah, einem Ingenieur aufgetragen werden kann. Dies ist die um die Konstruktion dem Ingenieur näherzubringen Kreuzungsstelle aller Linien, die das Feld durchziehen, wie und attraktiver zu machen. Von einem Durchbruch - wie immer sie auch heissen mögen, und an ihr steigert sich manche sich dies vorgestellt haben mögen - kann einst denn auch der Kampf mit der widerstrebenden und viel weilen nicht die Rede sein. gestaltigen Materie gelegentlich bis zur Unerträglichkeit. Das Lager der Sachbearbeiter - fast ausschliesslich aka Hier bedarf der Konstrukteur einer Hilfe, und er bedarf ihrer demische Lehrstuhlinhaber - war geteilt: Die einen wandten jetzt, in diesem Zeitpunkt. Noch nie entstanden so viele sich der Konzeptionsphase zu, die anderen jener des Ent schwierige Konstruktionen, noch nie forderten sie vom werfens. Die erste Gruppe begann ihre Arbeit um die Mitte Konstrukteur ein so hohes wissenschaftliches Niveau. Es der sechziger Jahre. Sie war begünstigt durch ein starkes besteht daher kein Zweifel, wer von einer modernen Kon personelles Aufgebot und wurde auch materiell von starken struktionslehre angesprochen werden soll; es ist der führen Kräften getragen. Ihr standen neben viel Intelligenz die de Kopf mit der besten (und teuersten) Ausbildung, d. h. modernsten Mittel der elektronischen Datenverarbeitung der Akademiker unter den Ingenieuren. Der Verfasser hat und anderes mehr zur Verfügung. Ihre Ergebnisse wurden bei der Erarbeitung dieser Lehre nie ein anderes Ziel gehabt als die Vermittlung dieser Arbeitshilfe, sei es als Vor an einer Tagung des VDI am 15. und 16. Oktober 1974 einer breiteren Öffentlichkeit vorgelegt. Sie sind im VDI tragender im Hörsaal, sei es als Verfasser dieser Schriften. Bericht Nr. 219 «Konstruktion als Wissenschaft» zusam Die Dringlichkeit dieser Zielsetzung übertrifft das Bedürf mengefasst. Von den 20 Vorträgen kann ein Grossteil als nis nach einem Rückzug in die Stille und rechtfertigt den Beitrag zur Konstruktion ausser Betracht gelassen werden; Versuch, das Ganze einem ordnungsgemässen Abschluss zu zuführen, mag dies auch noch einige Jahre dauern. sie befassen sich mit Fragen der Optimierung physikali scher Vorgänge, der Strukturanalyse von Bauteilen, dem Einige Aspekte, die das vielschichtige Geschehen des Einsatz elektronischer Apparate als Rechenhilfe oder als Konstruierens in allen seinen Lagen prägen, sind - nach (mögliche) zeichnerische Zusatzgeräte, als Informations Auffassung des Verfassers - bisher noch zu wenig hervor speicher und Selektionsträger oder auch nur als einfache gehoben worden. Dies soll in den nachfolgenden Kapiteln Festigkeitsrechner. Die übrigen Arbeiten betreffen die nachgeholt werden. In ihrem Mittelpunkt steht ein An spruch, von dem alle Konstrukteure in zunehmendem Mass Einleitungsphase der Konstruktion, d. h. die Erstellung von Konzeptionen, die aus Aufgabe und technologischer betroffen werden: die Forderung, mit den Werkstoffen Gegenwartssituation gewonnen werden können. sparsam umzugehen. Es kann angenommen werden, dass hiermit ein vor läufiger Abschluss erreicht wurde. Was immer im Ablauf der Konstruktion an systematischen Möglichkeiten ent Im Grunde sollte alles Leichtbau sein halten sein mochte, wurde hier ans Licht gebracht und auf Von den Grundregeln, welche die grosse Vielfalt der kon seine praktische Verwendung hin untersucht. Manche Er struktiven Belange umfassen, ist dies wohl eine der be wartung wurde geäussert, dass das Konstruieren künftig deutendsten : Was immer wir bauen, vermehrt die Menge viel von seiner Beschwerlichkeit an die kybernetischen der nicht weiterverwertbaren Werkstoffabgänge - ähnlich Roboter abgeben könnte. Die nahe Zukunft wird lehren, wie wie die thermodynamischen Prozesse die Entropie ver viel davon in die Wirklichkeit wird umgesetzt werden kön mehren - und vermindert den Vorrat an Baustoffen, mit nen. Um an grosse Veränderungen im Konstruktionsbüro denen wir unser Leben auf dieser Erde erträglich zu ge zu glauben, sind die Anhaltspunkte zurzeit noch zu dürftig. stalten trachten. Die Frage nach dem Werkstoffverbrauch Die Problematik der konstruktiven Leistung - der ei wird immer häufiger und immer eindringlicher gestellt, gentliche Entwurf, das schöpferische Gestalten, das Um doch wird ihre Bedeutung von den meisten Konstruk wälzen und Setzen der grossen Blöcke - wurde bei diesem teuren unterschätzt. Es wird mit den Werkstoffen weiter so Anlass kaum berührt, geschweige denn in direktem Angriff verfahren, als ob es diese Frage nicht gäbe - bis es vielleicht zu lösen versucht. Dies sei späteren Arbeiten, die man für zu spät ist. Denn der Prozess ist irreversibel, das Rad kann die schwierigeren und anspruchsvolleren hält, vorbehalten. nicht zurückgedreht werden! Der Anlass wäre damit gegeben gewesen, das, was bisher in Wer heute konstruiert und hierbei nicht dauernd von der den Heften 1-6 dieser Konstruktionslehre vertreten wur Sorge um die Erhaltung der Rohstoffe erfüllt ist, begeht de, hervorzuheben und als Angriff auf eben diese Kern ein Unrecht gegenüber späteren Generationen. Jede Be fragen zu bezeichnen, denn etwas anderes ist es nicht, was wegung, ja schon jedes Sich-Rühren auf technischem Bo der Verfasser seit bald 20 Jahren betreibt. den bedeutet eine Verminderung der Werkstoffvorräte; Aber jeder hilft da, wo er kann und wo er das Bedürfnis daher ist das Ende gewiss, doch sollte es so weit wie möglich nach Hilfe für am dringendsten hält. Manche blieben hinausgeschoben werden. Zurzeit gibt es dazu keine andere freilich bescheiden im Hintergrund, vertraten weiterhin Möglichkeit, als in allem, was wir tun, mit den Werkstoffen die konventionellen akademischen Lehrstoffe und entgingen extrem sparsam umzugehen. Niemand wird eine Kerze an dadurch möglicherweise herber Kritik. All jenen sei an die beiden Enden anzünden, wenn er weiss, dass es die einzige ser Stelle gedankt, die - solche Bedenken ausser acht und letzte ist. Doch genau das tun wir mit Vehemenz und lassend - dort, wo sie gerade standen, dem Konstrukteur Hingabe! bei seiner schwierigen Aufgabe zu helfen und ihm zu zeigen Es sei hier abermals an unsere Ermahnung erinnert, jedes versuchten, wie er seine Probleme lösen kann. Erzeugnis bewusst so zu gestalten, dass es mit einem Mini- 1 mum an Werkstoff hergestellt werden kann. Dies bedeutet, nach Leichtbau ist als oberste Norm über alle Bauweisen zu dass jene Formelemente, die als werkstoffsparend bekannt setzen. Dies bedeutet ein vermehrtes Denken und eine sind, noch konsequenter als bisher angewendet werden. permanente Wachsamkeit über den Werksoffaufwand, und Der Kraftfluss (seine Stärke und sein Verlauf) sollte genauestens studiert, der Werkstoff nur dort angelegt werden, wo er voll zum Tragen kommt, und weggelassen werden, wo er nur teilweise ausgenützt wird. Prüft man die heute gebräuchlichen Konstruktionen auf diesen Punkt hin, so stellt man fest, dass - vermutlich aus purer Ge dankenlosigkeit - diese an sich selbstverständliche For derung laufend missachtet wird. Es sollte mehr gerechnet werden, und dies nicht nur dort, wo das Spannungsge schehen ohnehin gut durchschaubar ist, sondern auch bei unscheinbaren Kleinteilen, wie Bolzen, Laschen, Bügeln, Zapfen und Gabeln. Ähnliches geschieht im modernen Leichtbau, doch ist hier die Zielsetzung eine andere. Man will kleine Baugewichte aus betrieblichen Gründen; Flugzeuge z. B. sollen leicht sein, nicht weil man die Roh stoffreserven schonen will (das ist den betreffenden Kon strukteuren ziemlich egal), sondern weil sonst die Flugzeu ge nicht vom Boden wegkommen. Im Gegensatz dazu spielt im Maschinenbau das Gewicht eine sekundäre Rolle; ein Ausweichen auf leichte Baustoffe kann, braucht aber Bild 1. Kleingetriebe aus dem allgemeinen Maschinenbau, mit Nocken und Winkelhebel in Leichtbauwei8e. nicht von Nutzen zu sein. Leichtbau aus technologischen und aus Gründen der Sparsamkeit ist nicht dasselbe. Um welchen Werkstoff es sich auch handeln mag, es soll wenig zwar auch auf Gebieten, auf denen bis anhin im allgemeinen davon gebraucht werden. Daher bedeutet das Wort Leicht von solchen Forderungen nicht gesprochen wurde. Um dies bau für den'Maschinenbau etwas ganz anderes, und zwar deutlich zu machen, zeigen wir in Bild 1 ein Kleingetriebe, sehr viel mehr als für jene paar Sondergebiete. das seiner Art nach zum allgemeinen Maschinenbau gehört, Leichtbau in diesem erweiterten Sinn - und das darf hier das aber ausgesprochener Leichtbau ist, weil alles an ihm als Definition festgehalten werden - ist die Wahrnehmung auf kleinste Abmessungen und kleinste Querschnitte aus sämtlicher durch die Mechanik, die Festigkeitslehre und die gerichtet ist. Der erfahrene Konstrukteur wird denn auch Werkstoffkunde erschlossenen Möglichkeiten, die Grösse und feststellen, dass sich dieses Stück in der Reihe der ge die Querschnitte der Bauobjekte minimal zu bemessen 1). Dabei bräuchlichen Getriebe wie ein Fremdling ausnimmt. Bei sollten auch jene Verfahren der Formgebung nicht ausser läufig sei bemerkt, dass sich an ihm bereits mehrere Ele acht gelassen werden, durch die das Gefüge des Werkstoffes mente befinden, die Gegenstand der nachfolgenden Kapitel nicht zerschnitten, sondern im Gegenteil verfestigt wird, sein sollen. d. h. die Formgebung durch Veränderung im plastischen Bei der Behandlung dieser Elemente werden wir - Zustand 2). weiterhin unserer Gepflogenheit folgend - von der Peri Durch diese Festsetzungen wird jegliche Einschränkung pherie her so tief wie möglich in die Probleme einzudringen aufgehoben, die bisher einige Sondergebiete abseits des versuchen. Im Augenblick sind es die Bewegungselemente, allgemeinen Maschinenbaues einschloss. Die Forderung denen wir dabei unsere Aufmerksamkeit zuwenden wollen. Kraft- und Bewegungselemente des Maschinenbaues Am Bewegungsteil offenbart sich - viel mehr als am stati Was alles darunter verstanden wird schen - die grosse Vielfalt der Bauelemente, deren Zahl ins Maschinen sind - von Ausnahmen abgesehen - recht ei Unermessliche geht. Dies mag zum Teil darin begründet gentlich der Inbegriff der Bewegung. Davon geht auch gröss sein, dass es im Maschinenbau sehr viele Arten von Bewe tenteils die Faszination aus, die manchen Maschinen gung gibt. Die einfachsten sind Translation und Rotation, gattungen eigen ist. Jedenfalls machen nicht die ruhenden die komplexeren sind die verschiedenen Arten von Schwin Teile, von denen bisher zumeist die Rede war, das Wesen gungen oder Schwenkbewegungen, die oft von Vibrationen der Maschine aus. Sie dienen als tragende Stützen, Behälter überlagert sind. Ihre Bewegungskurven - oder Polbahnen - oder Gehäuse für das, was sich bewegt, und dies ist zurzeit sind oft überhaupt nicht streng definierbar. Dennoch lässt unser Problem. sich diese Vielfalt der Bewegungsteile auf erstaunlich wenige Grundelemente zurückführen. Es sind dies Zug-und Druck 1) A. Leyer: «Wesen und Wert des Leichtbaues», «technica» Nr. 23/ stangen, Wellen, Hebel, Nocken, Räder (als Spezialfall des 1970. - A. Leyer: «Leichtbau als letzte Phase des Maschinenbaues», Nockens) und Kolben. «technica» Nr. 24/1972. Wie die daraus abgeleiteten Bauteile beschaffen sind, 2) A. Leyer «Maschinenkonstruktionslehre», Heft, 1, Birkhäuser· Verlag, Basel, Seiten 43-45. soll hier anhand einiger Maschinengattungen dargelegt 2 werden. Bild 2 zeigt die Triebwerksteile einer Lokomotive, an denen sich bereits einige wesentliche Bewegungsele mente befinden: in der Mitte das kräftige Gelenk des Kreuzkopfes, der die KraftübergabesteIle von Kolbenstange (links) und Pleuelstange (rechts) bildet; darüber befindet sich das kasten artige Gebilde des Gleitschuhs, mit dem der Kreuzkopf die Geradführung umfasst, um dadurch zu ver hindern, dass die Normalkomponente des Pleuelschubes die Kolbenstange verbiegt; die Führungsschiene selbst ist an ihrem linken Ende am Zylinderdeckel, am rechten an einer (gerade noch sichtbaren) Hilfskonstruktion abgestützt; unterhalb des Hauptgelenkes ist ein kleines Nebengelenk angebracht, von dem die schwingende Bewegung des Kreuzkopfes über eine (eher zierliche) Verbindungsstange auf einen aufwärtsführenden Hebel übertragen wird, der als Antrieb für den Steuerschieber dient (links oben unter dem Deckel verschlossen) und der über diesen die Dampfzu-und -abfuhr des Arbeitszylinders regelt. Bild 3 zeigt einen ähnlichen Bewegungsapparat für eine zweite Kolbenmaschinengattung. Dabei geht es offen sichtlich um eine andere Grössenordnung von Kräften (40000 PS). Es handelt sich um einen Dieselmotor, von dem unten die Kurbelwelle, darüber die Pleuelstange sicht bar ist, die im Moment gerade auf dem Kurbelzapfen befe stigt wird. Die kräftige Gabel am oberen Ende trägt 2 Lager, die den Kreuzkopfzapfen umschliessen. Dahinter (im Bild nicht sichtbar) ist der Gleitschuh zu denken, der durch die Bahnen (links und rechts seitlich der Pleuelstange) geführt wird. Maschinen dieser Art dienen mehrheitlich als Antriebe für Hochseeschiffe. Sie sind in hohem Mass auf Sicherheit und Zuverlässigkeit ausgelegt, da ein Versagen das Schiff manövrierunfähig macht und es in Gefahr bringt. Völlig verschieden von diesen Objekten sind die Ele mente des Elektromaschinenbaues. Bild 4 zeigt den Rad stern eines Wasserkraftgenerators, schwebend über dem Radkranz, in den er später eingesetzt wird. Der Leistungs bereich ist hier abermals beträchtlich erhöht (250000 kW). Das Polrad gehört zu den grössten, die je gebaut wurden. Seine Mechanik stellt den Konstrukteur vor schwierige Aufgaben, denn es muss für 2 extreme (völlig verschieden artige) Belastungszustände ausgelegt werden (Kurzschluss Bild 3. Blick in das Innere eines Dieselmotors (MAN); Aufsetzen des und Durchbrennen). Es ist davon auszugehen, dass sich der Pleuelschaftes auf das (untere) Pleuellager. Radkranz unter dem Einfluss der Fliehkräfte so sehr weitet, dass er vom Radstern abgehoben wird. Die grosse Zahl der Arme (24) regt zu der Frage an (die wir später noch behandeln werden), ob es eine Möglichkeit gibt, den Armen eine gegabelte Form zu geben, so dass mit 12 Armen auszukommen wäre. Die Nabe ist ein reguläres Zwölfeck von ca. 7 m, über die Ecken gemessen; die Welle dürfte über 2 m dick sein (vgl. Bild 5). Dieses Grössenverhältnis weicht erheblich von jenem ab (2 : 1), das wir seinerzeit für solche Fälle als Leitmass angegeben haben. Im Zusammen hang mit obiger Frage werden wir zeigen, was getan wer den kann, um dieses Naben/Wellen-Verhältnis herabzu setzen und dadurch gleichzeitig den Radstern etwas «luftiger» zu machen. Wieder von anderer Art sind die Bewegungselemente des Turbomaschinenbaues. Bild 6 zeigt den Niederdruckrotor einer Grossdampfturbine beim Einsetzen der Schaufeln. Die Leistung liegt bei 1 Mio kW. An den Schaufelenden gemessen, hat dieser Rotor 1,6fache Schallgeschwindig keit. Auch dies schafft Festigkeitsprobleme besonderer Art. Von den grösseren Schaufeln wiegt das Stück 100 kg; im Bild 2. Triebwerksteile einer Dampflokomotive; links: Arbeitszylinder; Mitte: Kreuzkopf. Betrieb erzeugt es eine Fliehkraft von 500 t, was bei 70 3 Bild 4. Polrad eines GrossgeneratDrs für Wa8serkraftanlage, in Vorbe reitung für den Zusammenbau. (Siemens, BerUn.) Schaufeln pro Stufe eine Fliehkraftbelastung von 35 000 t ergibt (Gewicht eines mittleren Ozeandampfers I). Man kann ermessen, dass dies für das Mittelstück eine enorme Belastung bedeutet. In diesem sind denn auch die Er fahrungen einer jahrzehntelangen Entwicklung invesiert. Dazu gehören bis zur Perfektion verfeinerte Berechnungs verfahren und eine subtile Technik des Zusammenfügens. Die Schaufelfüsse sind - wie man sieht - geschiftet, eine Verbindungsart, von der wir seinerzeit sagten, dass sie den höchsten Anforderungen entspreche3). Mit dieser Übersicht soll angedeutet werden, um was es in den folgenden Kapiteln geht. Wenn wir hierbei eine Ma schinengattung nach der anderen durchgehen, so bedeutet das nicht, dass wir damit ein uns vorschwebendes Spektrum von einem Ende zum anderen ausfüllen wollen, sondern dass wir dies als äussere Leitlinie benützen, um zu zeigen, wie die verschiedenartigsten Phänomene im Inneren mit einander verbunden sind. Übrigens werden wir dort, wo sich unsere Auffassung nicht mit derjenigen der Praxis in Einklang bringen lässt, den Ursachen nachgehen und zu zeigen versuchen, woher der Unterschied rührt. In all unseren Ausführungen haben wir immer wieder hervorgehoben, dass das Herausarbeiten einer baureifen Konstruktion ein mühsames Unterfangen ist, bei dem in einzelnen Ansätzen (oder soll man sie Phasen nennen?) das Geschaffene immer wieder neu gestaltet und an den Formen 3) A. Leyer: «Maschinenkonstruktionslehre'), Heft 3, Birkhäuser Bild 5. Nabe des Polrades nach Bild 4 bei der Bearbeitung auf dem Verlag, Basel, Seite 13. Bohrwerk. (Siemens, BerUn.) 4 Bild 6. ND-Läufer einer Dampfturbine beim Einsetzen der letzten Schaufelreihe. (BBC, Baden.) beharrlich und geduldig gefeilt wird. Wir sehen auch jetzt darauf, dies dem Leser von Fall zu Fall stets neu vor Augen keine andere Möglichkeit des Vorgehens und legen Wert zu führen. Bauteile für schwingende und drehende Bewegung Besonders gross ist die Zahl jener Bauteile, deren wesent Seine Untersuchung kann nach statischen oder dy liches Merkmal es ist, dass sie sich drehen oder um eine fest namischen Gesichtspunkten erfolgen; daraus können stehende Achse schwingen. Aufgrund dieses Merkmals einfache Richtlinien für seine Gestaltung abgeleitet kann eine längere «Ahnenreihe» aufgezeigt werden, die werden. In den nächsten Abschnitten wird so viel über einige der bemerkenswertesten Erscheinungen des Maschi dieses Element gesagt werden, dass man den Gedanken nenbaus aufweist, die dessen ungeachtet so sehr vonein weit hinter sich lässt, es könnte sich dabei nur um ein ander verschieden sind, dass der gemeinsame Ursprung längliches, im übrigen aber formloses Stück Eisen handeln. nur schwer festgestellt werden kann. In der wissenschaftlichen Mechanik wird heute nur noch selten von Hebeln gesprochen. Man behandelt sie unter dem Stichwort «Gleichgewicht des starren Körpers». Der Der Hebel und seine Abwandlungen Maschinenbauer benutzt aber den Ausdruck Hebel weiter Da der Hebel seit den Anfängen des Maschinenbaus hin, auf irgendeine Weise erinnert er ihn an das Problem bis heute ständig in Gebrauch war, ist sein Verhalten des Lasthebens mit Hilfe einer untergeschobenen Stange, bestens bekannt: Man spricht von den Hebelgesetzen. woher wohl auch die Bezeichnung kommt. Dass dabei 2 5 Fälle möglich sind, wie in Bild 7 gezeigt, ist ein Detail, für der Gestaltung zu befassen. Verteilt man das Material So das sich die Mechanik weniger interessiert, da diese wie es die Regeln der Festigkeitslehre empfehlen, so ent Fälle in der allgemeinen Aufgabestellung mit eingeschlos steht (erstmals) der Eindruck eines Hebels im üblichen sen sind. Sinn (vgl. Bild 8 d). Im Zusammenhang mit Hebeln denkt man immer auch an das Zustandekommen einer Kraft übersetzung. Eine solche kann dadurch herbeigeführt wer den, dass man einen der 3 Kraftangriffspunkte näher an einen der anderen beiden heranrückt, z. B. Punkt 3 an 2 (vgl. Bild 9a). Fasst man hier K als primäre, die die Be I wegung verursachende Kraft (Aktion), K als Stützreak 2 tion und K als zu überwindende Belastung auf, so stellt 3 Bild 7. Das Hebeisen zum Anheben von Lasten, der Urahne des Hebels im Maschinenbau. sich zwischen Aktion und Belastung (Kt und K3) eine Übersetzung von ungefähr 1: 4 ein, was aus dem Kräfte dreieck nach Bild 9 b leicht abgelesen werden kann. Der Liegen die belastenden Kräfte und Momente sowie der Fall zeigt bereits eine deutliche Ähnlichkeit zu dem in Bild 7 b Hebel selbst in einer Ebene, so stellt sich das Problem nach gezeigten Sachverhalt. Bild 8 a -:- c dar. Im Falle des Gleichgewichtes gelten fol gende Bedingungen: Bei a: Die Kräfte KI, K2 und K3 gehen durch einen Ausbildung der Kraftangriffsstellen Punkt, der Kräfteplan bildet ein geschlossenes Dreieck. Nun sind Hebel, wie der Maschinenbau sie braucht, im Gegensatz zu der Eisenstange nach Bild 7 ziemlich diffe renzierte Gebilde. Ihre Form so zu wählen, dass sie zu gleich fest und leicht sind, wirft einige Probleme auf. Bei den Kraftangriffsstellen (z. B. an den Hebelenden) ist da von auszugehen, dass es sich beim Hebel meist um ein plat tiges Gebilde handelt, bei dem der Werkstoff hauptsächlich a b an der Belastungsebene angeordnet ist. Quer zu dieser Ebene ist der Hebel wenig verwindungs- und biegesteif, weshalb Belastungen dieser Art, und dazu gehören auch asymmetrische Kraftangriffe, vermieden werden sollten. Zufolge dieser Forderung ist das Hebelende nach Bild lOa gegenüber jenem nach Bild lOb bereits im Nachteil. Die mit der ersten Ausführung angestrebte grössere Einfach heit macht sich meist nicht bezahlt. Manchmal bleibt c d aber keine andere Wahl, dann müssen die Arme des Hebels entsprechend ausgebildet werden, wenn möglich als Hohl Bild 8. In der Statik ist der Hebel (einFall unter vielen,) ein Gegenstand profile. von Gleichgewichtsbetrachtungen (a -;-cl. Erst die Anpassung der Form an die Biegebelastung gibt dem Hebel die charakteristische Form (d). Bei b: Die Kräfte K und K sind gleich und entgegen I 2 gesetzt gerichtet, so dann gilt die Gleichung KI . a = M3• Bei c: Die Summe der Momente MI' M2, M3 ist gleich Null, wobei das Vorzeichen je nach Drehsinn positiv oder negativ zu wählen ist. Damit ist der Beitrag der Statik zum Hebelproblem ge c leistet. Der Maschinenbauer hat sich darüber hinaus mit Bild 10. Schnitte durch Hebelenden zeigen die Art des Kraftangriffes; bei a Asymmetrie gibt ungünstige Belastung für die Hebelarme, bei b symmetrische Belastung, Formen dem Kraftfluss noch wenig angepasst; bei c endgUltige Formgebung mit geringen Kerbeffekten. Indessen ist auch zur Ausbildung der Kraftangriffsstelle nach Bild lOb einiges zu sagen. Hier handelt es sich um ein Gelenk, ein Lager also, bei dem die Lauffläche geschmiert werden muss, auch dann, wenn Wälzlager vorgesehen sind. b Der gleitende Teil sollte in die Mitte (m) des Bolzens gelegt werden. Er sollte breit sein, damit die Flächenpressung klein bleibt. Die festsitzenden Seitenteile (s) dagegen kön Bild 9. Durch Verschiebung der Kraftangriffsstellen können zwischen nen schmal gemacht werden. Wie früher ausgeführt, hängt den Kräften beliebige Verhältnisse (Übersetzungen) hergestellt werden, die Entstehung eines tragfähigen Ölfilms wesentlich davon z.B. durch Annäherung von 3 an 2 (a), das Kräftedreieck gibt Aufschluss über die Übersetzung KI : Ka (b). ab, dass die Geometrie des Spaltes (zwischen Auge und 6 Bild 11. Befestigungs7nÖglichkeiten des Gelenkbolzens an den H ebel enden. Gleiten findet am breiten M it telteil statt, Fixierung des Bolzens geschieht an der angreifenden Gabel. -----1------ ----r, ---- m --1- Bolzen) auch unter Belastung intakt bleibt. Um grössere Zum Sichern werden die Schraubenköpfe durchbohrt, ein Deformation zu vermeiden, sollte der Bolzen dick sein. Draht durchgesteckt und dieser an den Enden umgebogen Dünne Bolzen, wie man sie häufig sieht, haben geringe (vgl. auch Bild 1). Die Lösung ist etwas teuer, entspricht Lebensdauer. Wird der Bolzen zu schwer, so wird er hohl aber hohen Ansprüchen. gebohrt. Die Seitenteile der Gabel haben paktisch nur In all diesen Fällen kommt hinzu, dass die Auflage Druck (bzw. Zug); aufzunehmen es hat daher keinen Wert, flächen der Sicherungselemente angefräst oder angedreht sie breit zu machen. Biegung tritt erst gegen den Mittelteil sein müssen, sobald es sich bei der Gabel um ein Guss- oder auf, im Querschnitt x-x z.B. Diese Partie ist daher gegen, Stahlgussteil handelt. über den Seitenteilen zu verstärken (wie im Bild deutlich Dass alternativ zu diesen Ausführungen der Hebel gemacht). Die Innenkontur der Gabel ist von Kerben frei selbst mit einem Gabelende ausgeführt sein kann, liegt zuhalten, da sie der Anrissgefahr besonders ausgesetzt ist. auf der Hand. Wird die Kraft von einer Rolle auf den Infolgedessen sollte sie nicht nach Bild lOb, sondern nach Hebel übertragen (wie bei Bild 1), so gibt es überhaupt lOc und mit sauberer Oberfläche ausgeführt werden. Ein besonderes Problem ist die Befestigung des Bolzens. Sie sollte so sein, dass sich der Bolzen weder drehen noch (längs) verschieben kann. Da solche Gabelköpfe vielbe nützte Maschinenelemente sind und auch in grösseren Ab messungen ausgeführt werden (hier ist an die Kreuzköpfe der Kolbenmaschinen zu denken), sollte man nicht zu sehr auf einfache Lösungen und geringe Gestehungskosten aus sein. Einige Ausführungen werden in Bild 11 vorgelegt. Über sie ist im einzelnen folgendes zu sagen: Bei a hat der Bolzen seitlich je ein Loch, durch das ein Splint gesteckt und am Ende in eine Nut in der Gabel ein geschlagen wird. Diese Lösung ist billig, eignet sich aber nicht zur Aufnahme grosser Belastungen, da Splinte keine grossen Schubkräfte vertragen. Bei b hat der Bolzen am einen Ende einen flachen Kopf, am anderen eine Rille mit Federring. Als Drehsicherung ist unter dem Kopf ein kleiner Pflock eingesetzt, der in eine Nut eingreift. Das Ausheben dieser Nut setzt grössere Abmessungen voraus, ausserdem bedeutet es eine Schwä chung der Gabel. Bei c übernehmen 2 Federringe die Fixierung. Innen sitzt eine Nase, die in eine Nut am Bolzen eingreift; aussen befindet sich ein Arm, der in eine entsprechende Ausspa rung am Gabelende hineinragt. Bild 12. «Kipphebel» für Ventilbetätigung durch Rolle und Nocke über eine Stoßstange; bei a übliche Gestaltung des Hebels, bei b zusätzliche Bei d halten 2 Schlossplatten den Bolzen fest. Sie sind Vergrösserung der Profühöhe durch Einführung eines weiteren durch 2 Schrauben seitlich an der Gabel angeschraubt. Knotenpunktes. 7

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.