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Mären von dem Stricker PDF

112 Pages·1934·5.679 MB·German
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MÄREN VON DEM STRICKER VON GUSTAV ROSENHAGEN / > \ ÍmJNJ MAX NIEMEYER VERLAG / HALLE/SAALE 1934 Alle Rechte, auch das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Copyright by Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale), 1934 Printed in Germany Altdeutsche Textbibliothek, begründet von Η. Ρ a u 1 f, herausgegeben von G. Baesecke nr. 35 Draek von C. Sohulze & Co., G. m. b. H., üräfeohainichen Inhaltsverzeichnis. Seite 1. Die drei Wünsche 1 2. Der begrabene Ehemann 8 3. Das heiße Eisen 16 4. Das Bloch 22 ß. Die Wette 40 6. Ehe im Leben und im Tode 45 7. Das Schneekind 52 8. Der bloße Ritter 55 9. Der nackte Bote 58 10. Der kluge Knecht 66 11. Die Martinsnacht 76 12. Der Weinschlund 83 13. Der durstige Einsiedel 87 Einleitung. In diesem Bändchen werden aus der großen Zahl der kleinen Gedichte des Strickers diejenigen zu- sammengestellt, die man schlechthin als die Mären bezeichnen kann, d. h. solche, in denen die Erzählung die Hauptsache ist und die moralische Lehre nur als lose angefügte Schlußbemerkung gegeben wird. Dafür wird in der mhd. Überlieferung wie auch in den Texten selbst das Wort maere gebraucht. Die maeren unterscheiden sich deutlich von denen, in denen die Erläuterung mit genauer wörtlicher Be- ziehung die zugehörige Geschichte aufnimmt. Dabei ist es gleichgültig, ob sie auf geistliche und kirchliche Dinge sich richtet, oder auf die Dinge, die nach der mittelalterlichen Unterscheidung als andere, in der Welt liegen. Schon die Zeit, in der der Stricker auftrat, hatte für solche Gedichte den Namen „Welt" gefunden, jedenfalls hat man ihn in einer Zeit, die seinen Lebtagen nicht so fern stand, als Titel für eine Sammlung solcher Gedichte gebraucht. In lebenslangem Bemühen hat K. Zwierzina sich den Beispielreden und Spruchgedichten des Strickers gewidmet. Er hat den gesamten Stoff für die endgültige Ausgabe vorbereitet. In der 2. Auflage des mhd. Übungsbuches von C. v. Kraus, S. 279ff., hat er einen ausführlichen Bericht über die hand- schriftliche Überlieferung beigesteuert, auf den wir ein für allemal verweisen. Ich nenne zuerst die VI Hss., die für unseren Text in Betracht kommen, der sich auf die wichtigsten Zeugen stützt, ohne eine umfassende Darstellung der verwickelten Einzelfragen anzustreben. A. Nationalbibliothek zu Wien 2705. Pergam. B. Nationalbibliothek Wien 2885, Papier. E. München, Universitätsbibliothek, ein Teil der Handschrift des Michael de Monleone. Mitte des 14. Jahrh. Perg. H. Universitätsbibliothek Heidelberg Cod. Pal. germ 341. Anf. 14. Jahrh. Perg. Von A sind es, nach der Zählung in der Handschr., 35, 36, 37; 62, 63, 64; 93, 94; 152, 154; 207; 227, in H die Nummern 134—139 und 180—185 (nach meinem Verzeichnis zu der Ausgabe der Heidelberger Handschr. 341, S. XL und XLI). Der Nr. 185 fehlt das Gegenstück in A, wie das Gegenstück der Nr. 237 von A in der Handschr. H, das Schneekind, Nr. 7 dieser Ausgabe. Wenn wir die Nummern in den Handschriften mit der von mir aus inneren Gründen gewählten Ordnung vergleichen, so läßt sich nicht verkennen, daß die Gruppen in den Handschriften teilweise in näheren Be- ziehungen stehen, inhaltlichen wie formalen. Sie sind offenbar schon mit deutlichen Beziehungen zueinander bekannt gegeben. Das zeigt sich besonders bei den Stücken 2 und 3. In einigen älteren Handschriften lassen sich auch aus den Varianten Stellen finden, wo wir auf ein Nebeneinander von gleichberechtigten Lesungen kommen. Es sind das Fälle, wie sie auch am Karl und am Pfaffen Amis des Strickers be- obachtet werden (vgl. Zwierzina, Mittelhochd. Lese- buch von C. v. Kraus, 2. Aufl. S. 279 ff.). Die Handschriften A und H habe ich im Sommer 1932 in Hamburg auf der Staats- und Universitäts- bibliothek benutzen können, wofür ich den Leitungen der Wiener Staatsbibliothek und der Heidelberger Universitätsbibliothek meinen herzlichsten Dank sage. VII Es war für mich ein Wiedersehen eigener Art. Vor zweimal zwölf Jahren habe ich dieselben Handschriften an derselben Stelle benutzen können, s. die Heidel- berger Handschrift Cod. Pal. Germ. 341, Deutsche Texte des Mittelalters 17, Berlin 1909. Die Wiener Handschrift 2705 hatte ihr altes Aussehen, das wie vor Hunderten von Jahren noch heute im 20. Jahr- hundert die Leser, die sie zu lesen wissen, erfreuen kann. Der Palatinus prangt in einem neuen, perga- mentenen Mantel, in dem auch die alten Fehler der Anordnung verbessert sind, während allerdings am Schluß des mächtigen Codex durch die Abschneidung einer leeren Blatthälfte die eigentümlichen Fehler- quellen verwischt sind, durch die man auf unrichtige Auffassimg über das Gedicht vom Michelsberg ge- kommen ist (s. Zwierzma, Festschrift Jellinek, S. 210). Außerdem verdanke ich der Freundschaft von Prof. Dr. Hartl in München seine sorgsame Ver- gleichung der Stücke in der Handschrift E, die mir für die Herstellung des Textes und die Nachweisungen dazu von großem Nutzen gewesen ist. Allen voran steht die Wiener Handschrift, die seit einem Jahrhundert die Fabeln und Erzählungen des Stricker hat bekannt gemacht und gehalten. Sie ist in Österreich geschrieben und hat auch veranlaßt, des Dichters Heimat dahin zu legen, während sie nur ein Zeugnis für seinen Aufenthalt und die Bewahrung seines Nachlasses dort ist. Sie beruht auf Vorlagen, die auf den Dichter selbst zurückgehen. Für die sprachliche Form des Textes kann sie nicht ohne weiteres in Frage kommen, weil dessen durch die Heimat bedingte Gestalt nicht unmittelbar darin zutage tritt. Dafür müssen die durch die Unter- suchung der Reime gewonnenen Ergebnisse gelten. Vgl. meine Untersuchungen, die durch Zwierzina ver- feinert worden sind Zeitschr. f. d. Altertum 44 u. 45. Der Text hat dadurch etwas gewollt Mittelhoch- deutsches bekommen, etwas Gleichmäßeriges als es Vili gewesen wäre, wenn eine ursprüngliche Handschrift vorgelegen hätte, was leider nicht der Fall ist. Auf eine Kleinigkeit sei hier nur gewiesen: wir haben den Imperativ ginc eingesetzt, der an zwei Stellen durch die Übereinstimmung der Hss. bezeugt ist, obwohl Reime nicht zur Seite stehen. Jedenfalls erhalten wir eine Sprachform, wie sie Anfang des 13. Jahrh. als gut und gültig vorgetragen wurde. Die zweite, etwas frühere Uberlieferung gibt uns H. Sie ist etwas jünger, aus dem Anfang des 14. Jahrh., sprachlich zwar, aber im Texte wenig verändert. Die beiden anderen, Β und B, stimmen mehrfach in Abweichungen, die auf eine ältere Zu- sammengehörigkeit hinweisen. Sie zeugen von jenen neben einander geltenden Fassungen, die wir vorher erwähnten, die auf den Dichter selber zurückgehen. In dem Apparat, den wir den Texten beigeben, ist allemal der Text unseres Druckes zugrunde gelegt, und die Abweichungen davon mit den zugehörigen Zeugen gegeben. Die dem Stricker eigene und von ihm geschaffene Form liegt am klarsten in diesen Mären vor uns. Ihre Art und ihr Ziel zeigt sich wohl am besten in dem vom heißen Eisen, wenn man zuzugeben geneigt ist, daß sein Inhalt auf Gottfrieds Tristan, V. 15 304 ff. beruht. Während Gottfried an Hand des ihm von Thomas Vorerzählten sein Yersgewebe ausspinnt, so schüttelt der nüchterne, die menschliche Art, wie sie eben ist, fassende Stricker die Erinnerung an die Gebundenheit seines Stoffes in den deutsch- welschen Zusammenhang von sich und führt seine Geschichte unmittelbar in das für ihn wirkliche Leben hinein. Überall tritt uns in seinen Mären und in den lehrhaften Beispielreden derselbe Mann entgegen, der seine Weise zu denken und seine Art sie auszusprechen hat. Zu dieser und in dieser hat er sich ausgebildet mindestens von der Zeit ab, IX als er seine Fähigkeiten in größeren Werken, dem Karl und dem Daniel, gezeigt hatte. Bis zu dieser Zeit hat er sich die Inhalte des Wissens und des bewußten Glaubens .seiner Zeit zu eigen gemacht. Über den Umfang seiner Studien auf diesen Gebieten wird man erst urteilen können, wenn der Inhalt und die Quellen der „kleineren Gedichte" genau bekamt geworden sind. Für seine Betrachtung des mensch- lichen Tuns steht ihm der Gegensatz zwischen der wîsheit und der tumpheit in der Mitte. Die nicht wissen und darum falsch handeln, sind die wisen, und die es nicht sind, das sind die tòren oder tumben. Diese Wörter, deren sprachlicher Sinn auf den Ver- stand gerichtet ist, braucht er der Psychologie seiner Zeit folgend, in erster Linie für die Dinge, die den Willen und die von ihm bestimmten seelischen Vor- gängen meinen. Dadurch verschiebt sich der Ausdruck für solche Dinge, die man anders nennen könnte, wenn man es nur gelernt hätte. Er braucht die Ausdrücke, die seinerzeit wißbar und darum ausdrückbar waren. Die tumpheit macht den Hörern Spaß, die Kinder sie hören es gerne. Der Spaß ist aber oft von einer besonderen Art. Hoeret waz einem manne geschach, beginnt sein Märe von dem kündigen Knecht. Dies Märe will nicht etwa die Torheit des Mannes zeigen, dem sein Weib die Ehe brach, sondern die Klugheit seines Knechtes, der es versteht, den Fall seinem Herrn handgreiflich klar vor die Augen zu führen und dadurch die schuldigen Sünder zu entlarven. Noch weiter geht die Geschichte von dem begrabenen Ehemann (2). Als Schwank in dem gangbaren Sinn würde sie an den Gipfel der Rohheit streifen. Da wird mit Behagen erzählt, wie der betrogene Mann von der eigenen buhlerischen Gatttin in Krankheit und Tod geführt, gegen seinen Willen begraben und im Grabe zugeschüttet wird, wobei kein Schreien und kein Rufen hilft. Die Darstellung lebt nicht und fühlt nicht mit ihrem Gegenstand, sie steht ihm χ höhnisch gegenüber. Sie sieht nur diesen Fall einer besonderen Torheit und regt sich eben so wenig dar- über auf, wie der Erzähler eines Märchens, wenn er die böse Frau in einem mit Nägeln bespickten Faß zu Tode rollen läßt. Diese grelle Art ist auch nur durch die begriffliche Absonderimg des Einzelfalles möglich, die man nicht ohne Mühe gelernt hat, durch die schulmäßige Einpaukung des ursprünglich latei- nisch erdachten Wissens. Man fand so auch den Weg, solche Fälle als erheiternd festzuhalten. Es waren nicht Geschichten „zum Lachen", wofür so manche ähnliche Geschichten der Franzosen das Vor- bild geben konnten (vgl. Bédier, Les fabliaux, passim). Die Mären des Strickers sind im Grunde durchaus ernsthaft. Sie wollen das, was für alle Menschen gilt und in der Lehre der Kirche sicher befestigt schien, lebendig und auch mit Behagen darstellen. Auf diese begrifflich geschulte und darum mitteilbare Denkweise weisen auch die allgemeinen, weise ge- meinten Betrachtungen, die an einzelne Erzählungen angeknüpft sind, s. 1, 193 —298 ; 8, 89-98; 9, 220 -224; 10, 311-348; 11, 209-210, und in engerem Anschluß an das Märe 4, 645 ff. Die Ernsthaftigkeit führte den Dichter zu dem entschiedenen Zugriff auf die Wirklichkeit, die ihm unmittelbar naheliegt. Damit ist der Schritt getan, der ihn von der als vornehm gedachten Welt der höfischen Dichtung auf ein anderes Gebiet brachte. So ist die Wirklichkeit auch gesehen ζ. B. in dem Mären vom Tursen (DTM. XVII, Nr. 154), mit dem zu vergleichen wäre das spätere Lied Konrads von Würzburg 32, 121 ff.) und weiter die Geschichte vom Kirchtag (DTM XVII Nr. 156). Damit verbindet sich aber unweigerlich die Wirkung des Komischen. Das Wirkliche ist an sich komisch, es gehört eben zu dem von Gott im Ganzen beherrschten Dasein. Der Dichter will weder die Sachlichkeit an sich, noch den Spaß an sich. Es ist das nicht so leicht für

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