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Manuskript zur Vorlesung Ringe und Moduln [Lecture notes] PDF

58 Pages·2005·0.307 MB·German
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Manuskript zur Vorlesung Ringe und Moduln gehalten an der U n i v e r s i t ¨a t R o s t o c k von Prof. Dr. Dieter Neßelmann Rostock, Juli 2005 Fassung vom 13. Oktober 2005 Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriffe 1 2 Ideale in kommutativen Ringen 22 3 Kettenbedingungen 29 4 Halbeinfache Ringe und Moduln 38 5 Struktur halbeinfacher Ringe 46 1 Grundbegriffe Ringe Wir geben zun¨achst eine Reihe von Definitionen an zu den Grundbegriffen Ring, Ideal, Modul, die sp¨ater verwendet werden. Diese Begriffe sind zum Teil aus der Algebra- Vorlesung bekannt. Die Definitionen beziehen sich durchweg auf den allgemeinen Fall, bei dem die Kommutativit¨at nicht gefordert wird. Alle Einschr¨ankungen auf die Kom- mutativit¨at werden explizit benannt. Definition 1.1: Ein Ring (R, +, ·) ist eine nicht-leere Menge R zusammen mit zwei bin¨aren Operationen + : R×R −→ R (Addition) · : R×R −→ R (Multiplikation) mit folgenden Eigenschaften: a) (R, +) ist eine abelsche Gruppe (mit dem ”neutralen Element” 0: ∀a ∈ R gilt 0·a = a·0 = 0) b) (R, ·) ist assoziativ: a·(b·c) = (a·b)·c c) · ist links- und rechtsdistributiv u¨ber +: a·(b+c) = a·b+a·c (b+c)·a = b·a+c·a. Wir setzen daru¨ber hinaus stets voraus, dass R ein Einselement 1 besitzt: ∀a ∈ R gilt a·1 = 1·a = a. Ist R 6= {0}, dann ist auch 1 6= 0 (andernfalls w¨are ∀a ∈ R : a = a·1 = 1·a = 0). Bei der Multiplikation lassen wir den Punkt weg, falls kein Missverst¨andnis zu erwarten ist, also ∀a, b ∈ R : a·b = ab, und einfach R fu¨r (R, +, ·). Ringe k¨onnen Nullteiler besitzen: Definition 1.2:Seia ∈ R, a 6= 0.DannheißtaNullteiler inR,falleinb ∈ Rexistiert, so dass ab = 0 oder ba = 0. Ist ab = 0, dann heißt a Linksnullteiler; ist ba = 0, dann heißt a Rechtsnullteiler. Typische Beispiele von Ringen mit Nullteilern sind Matrizenringe: 1 Ist ( ! ) x y R = ; x,z ∈ Z, y ∈ Z/2·Z , 0 z dann sei ! ! ! ! ! 2 0 0 1 2 0 0 1 0 0 a = , b = ⇒ ab = = 0 1 0 0 0 1 0 0 0 0 ⇒ a ist Linksnullteiler, aber kein Rechtsnullteiler: ! ! ! ! x y 2 0 2x y 0 0 = = ⇐⇒ x = y = z = 0. 0 z 0 1 0 z 0 0 Lemma 1.3: Sei a ∈ R und a 6= 0. (1) Ist a kein Linksnullteiler, dann folgt aus ab = ac auch b = c. (2) Ist a kein Rechtsnullteiler, dann folgt aus ba = ca auch b = c. Beweis: (1) ab = ac ⇒ a(b−c) = 0 ⇒ b−c = 0 ⇒ b = c. (2) folgt genauso, qed. Vergleichbar wie mit Nullteilern verh¨alt es sich mit der Invertierbarkeit. Definition 1.4: (1) a ∈ R heißt links-invertierbar :⇔ ∃b ∈ R : ba = 1 (b heißt Linksinverses zu a). (2) a ∈ R heißt rechts-invertierbar :⇔ ∃b ∈ R : ab = 1 (b heißt Rechtsinverses zu a). (3) a ∈ R heißt invertierbar, wenn es sowohl links- als auch rechtsinvertierbar ist. In diesem Fall stimmen Links- und Rechtsinverses u¨berein und sind damit eindeutig bestimmt: Sei b0 Linksinverses und b Rechtsinverses von a =⇒ b0 = b0 ·1 = b0(ab) = (b0a)b = b, a−1 := b = b0. (4) Elemente a ∈ R, die ein Inverses besitzen, heißen Einheiten von R. Die Menge der Einheiten von R bezeichnen wir mit U(R) (units). Definition 1.5: (1) Ein kommutativer Ring (mit 1) und ohne Nullteiler heißt ein Integrit¨atsbereich. (2) Ein Ring (mit 1), in dem jedes von 0 verschiedene Element ein Inverses besitzt: U(R) = R\{0}, heißt ein Schiefk¨orper (engl.: division ring). 2 (3) Ein kommutativer Schiefk¨orper heißt ein K¨orper. Beispiel fu¨r einen Schiefk¨orper: Hamiltons reelle Quaternionen HR = {a+bi+cj +dk; a,b,c,d ∈ R} mit i2 = −1, j2 = −1,ij = −ji = k (⇒ k2 = −1). U¨A: HR ist ein Ring. (HR, +, ·) ist nicht kommutativ. Ist α = a+bi+cj+dk, dann sei α = a−bi−cj−dk. Es gilt α·α = a2 +b2 +c2 +d2 ∈ R. Fu¨rα 6= 0existiertdaherα−1 = (a2+b2+c2+d2)−1·α.FolglichistHR einSchiefk¨orper. Entsprechend ist HQ = {a+bi+cj +dk ∈ HR; a,b,c,d ∈ Q} ebenfalls ein Schiefk¨orper. U¨A: HR k¨onnen wir auch als Matrizenring schreiben: ( !(cid:12) ) α β (cid:12) HR = (cid:12) α, β ∈ C . (cid:12) −β α (cid:12) ! ! !T α β α −β α β Ist A = ∈ HR, dann sei A = = . Wir erhalten −β α β α −β α ! αα 0 A·A = ∈ R2×2. 0 ββ Entsprechend wird ( !(cid:12) ) α β (cid:12) HQ = (cid:12) α, β ∈ Q[i] . (cid:12) −β α (cid:12) Satz 1.6: (1) Jeder endliche Integrit¨atsbereich ist ein K¨orper. (2) Jeder endliche Schiefk¨orper ist ein K¨orper (Satz von Wedderburn). Beweis nur zu (1); (2) siehe Vorlesung zur Algebra: Sei R ein endlicher Integrit¨atsbe- reich, a ∈ R, a 6= 0 und Φ : R −→ R mit Φ (b) := ab ∀b ∈ R. a a Behauptung: Φ ist injektiv. a 3 Sei etwa Φ (b) = Φ (c) ⇒ ab = ac ⇒ (Lemma 1.3) b = c. a a Wenn b s¨amtliche Werte von R durchl¨auft, so auch Φ (b) ⇒ a ∃b∗ : Φ (b∗) = 1 = ab∗ = b∗a a da R kommutativ, qed. Wichtig fu¨r die Charakterisierung von Ringen und Moduln (sp¨ater) sind die Substruk- turen. Bei Ringen haben wir 2 Arten: Unter (Teil-)ringe und Ideale; bei Moduln sind es die Unter- oder Teilmodule. Ideale in Ringen sind eng mit homomorphen Abbildungen verbunden. Definition 1.7: Sei R ein Ring. Eine Teilmenge S ⊆ R heißt Unterring (Teilring) von R :⇐⇒ S ist mit denselben Verknu¨pfungen wie R ein Ring. S ist Teilring von R ⇐⇒ S ist eine (additive) Untergruppe von R, die bezu¨glich der Multiplikation abgeschlossen ist, d.h. die Multiplikation in S fu¨hrt nicht aus S heraus. Definition 1.8: Seien R und S Ringe. Eine Abbildung von R in S (”eindeutig von - ∼ in”) heißt ein Homomorphismus (f : R → S) :⇐⇒ ∀a, b ∈ R gilt (1) f(a+b) = f(a)+f(b) (2) f(a·b) = f(a)·f(b) Istf eineindeutig”von-auf”,dannheißtf einIsomorphismusundRundSzueinander ∼ isomorph: R = S. Kern der Abbildung: Kerf := {a ∈ R; f(a) = 0} Bild der Abbildung: Imf := {c ∈ S; ∃a ∈ R : f(a) = c}. Fu¨r die Elemente des Kerns gelten folgende Eigenschaften: (1) a, b ∈ Kerf ⇒ f(a+b) = f(a)+f(b) = 0+0 = 0 ⇒ a+b ∈ Kerf (2) a ∈ Kerf, r ∈ R beliebig =⇒ f(a·r) = f(a)·f(r) = 0·f(r) = 0 f(r·a) = f(r)·f(a) = f(r)·0 = 0 =⇒ a·r ∈ Kerf und r·a ∈ Kerf. Eine Unterstruktur eines Ringes mit diesen beiden Eigenschaften des Kerns, die im wesentlichen die charakteristischen Eigenschaften der Null sind, ist das Ideal. Daher die oben erw¨ahnte enge Verknu¨pfung des Ideals mit homomorphen Abbildungen. 4 Definition 1.9: Sei R ein Ring und a ⊆ R, a 6= ∅ eine Teilmenge von R. a heißt Ideal in R :⇐⇒ (1) a ist eine additive Untergruppe von R (2) ∀r ∈ R : r·a ⊆ a (3) ∀r ∈ R : a·r ⊆ a. Sind lediglich (1) und (2) erfu¨llt, dann heißt a Linksideal in R; sind nur (1) und (3) erfu¨llt, dann heißt a Rechtsideal in R. Eine Teilmenge, die sowohl Links- als auch Rechtsideal ist, ist also ein Ideal in R. ∼ Satz 1.10 (Homomorphiesatz fu¨r Ringe): Wenn f : R → S ein Homomorphismus ist, dann ist Kerf ein Ideal von R und umgekehrt: Zu jedem Ideal a ⊆ R geh¨ort ein ∼ ∼ Homomorphismus f : R → S, so dass Kerf = a und S = R/a. Beweis siehe Algebra-Vorlesung. Lemma 1.11: Sei R ein Schiefk¨orper und a ⊆ R ein Ideal. Dann ist a = R oder a = {0}. Beweis: Angenommen, ∃a ∈ a und a 6= 0 ⇒ ∃a−1 ∈ R ⇒ a·a−1 = 1 ∈ a ⇒ a = R, qed. ∼ Folgerung 1.12: Sei R ein Schiefk¨orper und f : R → S ein Homomorphismus. Dann ist f injektiv oder f ≡ 0. Beweis: Angenommen, f sei nicht injektiv, also Kerf 6= {0}, etwa a ∈ Kerf, a 6= 0 ⇒ Kerf = R ⇒ f ≡ 0, qed. Umgekehrt nennt man Ringe R, die lediglich {0} und R als Ideale besitzen, einfache Ringe. Es gibt einfache Ringe, die keine Schiefk¨orper sind. Beispiele ergeben sich aus den sp¨ater zu untersuchenden Matrizenringen M (R) = Rn×n (n ≥ 1, Rn×n sind (n,n)-Matrizen mit Elementen aus R. n IstReinSchiefk¨orper,dannistM (R)eineinfacherRingundfu¨rn > 1keinSchiefk¨orper. n ! 1 2 Beispiel: R = R, dann ist in M (R) etwa a = 6= 0 und nicht invertierbar. 2 1 2 Module R sei wieder ein beliebiger Ring mit Einselement 1, der nicht kommutativ sein muss. Definition 1.13: (1) EinLinks-R-Modulisteine(additivgeschriebene)abelscheGruppeM zusammen 5 mit einer Skalarmultiplikation · : R×M −→ M (r, m) 7→ rm ∈ M mit folgenden Eigenschaften: (a ) ∀a ∈ R und ∀m, n ∈ M gilt a(m+n) = am+an; l (b ) ∀a, b ∈ R und ∀m ∈ M gilt (a+b)m = am+bm; l (c ) ∀a, b ∈ R und ∀m ∈ M gilt (ab)m = a(bm); l (d ) ∀m ∈ M gilt 1m = m. l (2) Entsprechend heißt eine abelsche Gruppe M mit einer skalaren Rechtsmultipli- kation · : M ×R −→ M (m, r) 7→ rm ∈ M mit obigen Eigenschaften, jedoch die Multiplikanden vertauscht, ein Rechts-R- Modul: (a ) ∀a ∈ R und ∀m, n ∈ M gilt (m+n)a = ma+na; r (b ) ∀a, b ∈ R und ∀m ∈ M gilt m(a+b) = ma+mb; r (c ) ∀a, b ∈ R und ∀m ∈ M gilt m(ab) = (ma)b; r (d ) ∀m ∈ M gilt m1 = m. r Man kann formal aus jedem Rechtsmodul einen Linksmodul und umgekehrt machen durch. Hierzu folgende Bemerkung 1.14: (1) Sei R kommutativ. Dann hat jeder Links-R- Modul M auch die Struktur eines Rechts-R-Moduls (und umgekehrt) durch die Multiplikationsvorschrift m·r := rm bzw. r·m := mr ∀r ∈ R und ∀m ∈ M. Hierzu haben wir nur (c ) (bzw. (c )) nachzuweisen: r l m·(ab) = (ab)m = (b·a)m = b(am) = b(m·a) = (m·a)·b 6 (2) Allgemeiner: Wenn R Anti-Isomorphismus Φ : R −→ R besitzt, so dass Φ(ab) = Φ(b)·Φ(a) ∀a, b ∈ R, dann hat jeder Links-R-Modul M auch die Struktur eines Rechts-R-Moduls (und umgekehrt) durch die Multiplikationsvorschrift m·r := Φ(r)m ∀r ∈ R und ∀m ∈ M : (c ) : (m·a)·b = Φ(b)(m·a) = Φ(b)(Φ(a)m) = (Φ(b)Φ(a))m = Φ(ab)m = m·(ab). r Beispiel sp¨ater! (3) Fu¨r einen beliebigen Ring R sei Rop der Ring mit gleicher Addition und entge- gengesetzter Multiplikation: ∀a, b ∈ R ist a·b := ba (U¨A: (Rop, +, ·) ist ein Ring, der isomorph zu R ist: Die Abbildung Φ : R −→ Rop mit Φ(a) = a ∀a ∈ R und Φ(ab) := b·a ist ein Anti-Isomorphismus.) Dann ist jeder Links-R-Modul M ein Rechts-Rop-Modul. Wir haben wieder (c ) zu pru¨fen: r m·(a·b) = (a·b)m = (ba)m = b(am) = b(m·a) = (m·a)·b. Daher ist es fu¨r Strukturuntersuchungen unerheblich, ob wir es mit Links- oder Rechts- moduln zu tun haben. In der Regel w¨ahlen wir Linksmoduln. Wenn es unerheblich ist, ob wir es mit Links- oder Rechtsmoduln zu tun haben, sprechen wir auch einfach von R-Moduln. Homomorphismen von R-Moduln sind analog zu Vektorraum-Homomorphismen defi- niert. Definition 1.15: Seien M, N R-Moduln und f : M → N eine Abbildung von M in N. f heißt ein R-Modulhomomorphismus, wenn folgende Eigenschaften erfu¨llt sind: (1) ∀m , m ∈ M gilt f(m +m ) = f(m )+f(m ); 1 2 1 2 1 2 (2) ∀r ∈ R und ∀m ∈ M gilt f(rm) = rf(m). Die Menge aller R-Homomorphismen von M in N bezeichnen wir mit Hom (M, N). R Ist M = N, dann heißt f ein Endomorphismus und wir schreiben End (M) := Hom (M, M). R R 7 Ein 1-1-Homomorphismus von M auf sich, also ein Endomorphismus, der eine Um- kehrabbildung besitzt, heißt ein Automorphismus von M : Aut (M). R Fu¨r f ∈ Hom (M, N) definieren wir Kerf und Imf wie oben: R Kerf = {m ∈ M; f(m) = 0}; Imf = {n ∈ N; ∃m ∈ M : f(m) = n}. Kerf und Imf sind abelsche Untergruppen von M bzw. N . Ist M ein R-Modul und R = k ein K¨orper, dann ist offenbar M ein Vektorraum u¨ber k; Module sind daher eine direkte Verallgemeinerung von Vektorr¨aumen, wenn wir als Multiplikatorenbereich Ringe statt K¨orper zulassen. Beispiele: (1) Jede abelsche Gruppe G ist ein Z-Modul: n ∈ Z, n > 0, g ∈ G ⇒ n·g = g +g +...+g | {z } n−mal n = 0 ⇒ n·g := 0; n < 0 ⇒ n·g := −(−n·g) Homomorphismen: Ist f : G →∼ G0 ein Gruppenhomomorphismus, dann gilt f(n·g) := f(g)+...+f(g) = n·f(g) fu¨r n > 0 und f(−g) := −f(g) =⇒ f(n·g) = n·f(g) ∀n ∈ Z. (2) Sei R ein beliebiger Ring. Dann wird Rn (n > 0) ein R-Modul durch r·(b ,...,b ) := (rb ,...,rb ) 1 n 1 n | {z } ∈Rn (3) R sei ein Ring, a ⊆ R sei ein (Links-)Ideal ⇒ R/a wird ein (Links-)R-Modul: r·a := r·a, a ∈ R/a. Definition 1.16: Ein R-Modul, der fu¨r sich wieder ein Ring ist, heißt eine R-Algebra, sofern folgende Bedingung fu¨r die Multiplikation erfu¨llt ist: ∀r ∈ R und ∀m , m ∈ M gilt r(m ·m ) = (rm )m = m (r·m ) (1.A) 1 2 1 2 1 2 1 2 Beispiele: (1) Jeder Ring ist eine Z-Algebra. 8

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