Gonde Dittmer· Managen mit Methode Gonde Dittmer Managen mit Methode Instrumente fur individuelle Losungen GABlER Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Dittmer, Gonde: Managen mit Methode: Instrumente fUr individuelle L6sungen / Gonde Dittmer. -Wiesbaden: Gabler, 1995 ISBN 978-3-409-18790-9 ISBN 978-3-663-05929-5 (eBook) DOI 10.1 007/978-3-663-05929-5 © Springer Fachmedien Wiesbaden 1995 Urspriinglich erschienen bei Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr.Th. Gabler GmbH, Wiesbaden 1995. Lektorat: Ulrike M. Vetter Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulăssig und strafbar. Das gilt insbe sondere fUr Vervielniltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. H6chste inhaltliche und technische Qualităt unserer Produkte ist unser ZieI. Bei der Produktion und Verbreitung unserer Biicher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf săurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyăthylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schad stoffe freisetzen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wăren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Vorwort v Vorwort Als ich vor fast dreillig Jahren mein Diplomzeugnis einer Technischen Hochschule in Handen hielt, war ich trainiert, Maxwellsche Gleichungen zu losen, Frequenzgange zu berechnen und Transistorschaltungen auszulegen. Bereits fUr meine erste anschlieBende Aufgabe, die Promotion, war ich zwar wissenschaftlich vorbereitet, ware jedoch mit der Umsetzung meines Zieles ("Man kann fiber alles promovieren, nur nicht fiber drei Jahre") fiberfordert gewesen, hiitte ich nicht als Offizier der Bundeswehr eine griind liche Ausbildung in strategischer Planung erhalten. Bereits beim nachsten Schritt vom beamteten Dozenten zur Selbstandigkeit freiberuflicher Tatigkeit waren Kenntnis und Beherrschung von Methoden fiberlebensnotwendig. Ende der sechziger Jahre boomte die Weltraumfahrt. Von der NASA lemte ich, wie man komplexe Projekte plant und fUhrt. Bei mehreren Projekten gemeinsam mit Diebold erhielt ich Gelegenheit, intensiv mit Nutzwertanalyse und Delphi-Verfahren vertraut zu werden. In der Wirtschaftskrise Ende der siebziger Jahre, als ich fUr ein High-Tech-Unternehmen des Maschinenbaus tatig war, erlebte ich, wie McKinsey eine Analyse und Strategieentwicklung fUr uns durchfUhrte. Wir Fiihrungskrafte waren dazu methodisch nicht in der Lage. Wir haben aber daraus gelemt. Wir lieBen uns griindlich in rationalem Management durch Dr. K. Westphal ausbilden und in Entschei dungsanalyse, Problemanalyse und Planabsicherung trainieren. Bei dem rasanten Wachstum meines Geschaftsbereiches und dem groBen Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeitern habe ich den DenkprozeB der Entscheidungsanalyse weiterentwickelt und mit groBem Erfolg bei der Personalauswahl angewendet. In der zweiten HaIfte der achtziger Jahre wechselte ich zu einem groBeren Untemehmen der Metallindustrie. Da Dr. Westphalleider todlich verunglfickt war, gewann ich Dr. G. Holtgrewe, der 150 meiner Mitarbeiter in Denkprozessen schulte. Der harter werdende intemationale Wettbewerb setzte uns zunehmend zu. Ian Walsh halfuns bei der Ent wicklung dringend notwendiger Strategien und Fraser bei der Verbesserung der Kun denorientierung. Hirzel, Leder & Partner moderierte unser Projekt zur Entwicklung eines F&E-Managements. Arthur D. Little entwickelte strategische Optionen. McKin sey untersuchte unter unserer Mitwirkung, was die Schlanken schlank und die Schnel len schnell macht. Mit Strata erarbeiteten wir eine Bewertung aller Fiihrungspositionen. GMT schlieB1ich schulte die Belegschaft in Total Quality Management. AuBerdem VI Vorwort beteiligten wir uns am Deutschen Delphi-Bericht zur Entwicldung von Wissenschaft und Technik des Bundesministeriurns fur Forschung und Technologie. Das Gemein same all dieser Aktivitiiten war die Methodik. Diese Aufziihlung zeigt eindrucksvoll, wie groB der Bedarf einer Organisation (insbe sondere in Krisenzeiten) an Methodik ist. Methodenkompetenz ist die Starke der Unter nehmensberatungen. Angesichts der immer schnelleren Veranderungen unserer Umwelt reicht es jedoch nicht mehr aus, Hilfe von auBen zu holen, wenn die Krise da ist. Ohne bin ist die vordringliche Aufgabe des Managements, Krisen zu vermeiden und nicht, sie zu meistern. Die Untemehmen sind heute gezwungen, sich selbst Methodenkompetenz zuzulegen, allein schon, urn mit dem normalen Managementalltag fertig zu werden. Unser Bildungssystem hat bis heute auf diese veranderte Situation praktisch nicht reagiert. Zurn Beispiel lauft die Ausbildung von Ingenieuren heute im Prinzip noch genauso ab wie zu meiner Zeit vor mehr als dreiBig Jahren. Seit einem Jahr halte ich nun eine Vorlesung vor Ingenieurstudenten zum Thema Methoden des Managements. Ich baue dabei auf meinen Erfahrungen aus meiner funfundzwanzigjahrigen Tatigkeit fur die Industrie auf. Aus dieser Vorlesung ist das vorliegende Buch entstanden. Dieses Buch solI jedoch nicht nur Studenten aller Fachrichtungen auf die Herausfor derungen in allen Organisationen und Institutionen unserer Gesellschaft vorbereiten, sondem auch den Praktikem helfen, sich das Rtistzeug fur ihre heutigen Aufgaben zu erarbeiten. Wir erleben tagtaglich mit Besorgnis, wie wir in allen Organisationen der Politik, Verwaltung und Wirtschaft irnmer weniger mit den komplexer werdenden Auf gaben fertig werden. Ohne Managementfahigkeiten wird es nicht m6glich sein, unsere hochentwicke1te Gesellschaft zu erhalten und weiter auszubauen. Die Wirtschaft hat als erste begonnen, Verantwortung zu dezentralisieren. Selbst die Hochschulen -wie viele andere Institutionen unserer Gesellschaft auch - werden bereits in absehbarer Zeit gezwungen sein, mehr Eigenverantwortung zu tibemehmen. Verantwortungjedoch kann nur tragen, wer dazu tiber die notwendigen Fahigkeiten verfugt. Ich hoffe, mit diesem Buch meinen Teil zur Verbesserung der Leistungsfahigkeit des Standortes Deutschland beitragen zu konnen. Gonde Dittmer Inhalt VII Inhalt Vorwort v Einfiihrung 1 1. Management und Manager 7 Definition und Aufgaben des Managements 7 Der gute Manager 10 Komplexitat und Methodik 12 Paradigma 14 Beispiele fur verkannte Pradigmenwechsel 15 Lean Management 18 Ein westliches Untemehmen mit Lean Management 25 Total Quality Management 2fJ Zeitmanagement 28 Management-Methodik 29 2. Denkprozesse 33 3. Situationsanalyse 39 4. N utzwertanalyse 43 Systematik der Nutzwertanalyse 43 Ableitung des Zielsystems 44 Definition von Altemativen 46 Bewertung der Ziele (Zielgewichtung) 48 Ermittlung der Zielwerte 49 Teilnutzen und Wertsynthese 51 VIII Inhalt Beispiel: Nutzen softwaretechnologischer Methoden 52 5. Entscheidungsanalyse 57 Schritte der Entscheidungsanalyse 57 Beschreibung der Entscheidungssituation 58 Definition von Alternativen 59 Bildung des Zielsystems 61 Bewertung der Zielkriterien (Zielgewichtung) 62 Bewertung von Alternativen 66 Beurteilung nachteiliger Auswirkungen 68 Wahl der besten Alternative 68 Beispiel 1: Verlagerung des F&E-Bereiches 70 Beispiel 2: Standortwahl fUr Automobilwerk 77 6. Problemanalyse (Abweichungsanalyse) 91 Schritte der Problemanalyse 91 Beschreibung des Problems 92 Bestimmen von Besonderheiten und Veranderungen 93 Entwickeln von Hypothesen fUr Ursachen 94 Test der Hypothesen 95 Identifikation der wahrscheinlichsten Ursache 95 Beweis der wahrscheinlichsten Ursache 95 Beispiel: Gewahrleistung eines Zulieferers 95 7. Planabsicherung 103 Schritte der Planabsicherung 103 Zergliedern des Plans in Planschritte 104 Inhalt IX Untersuchung der Planschritte auf potentielle Probleme 105 Klassifizierung und Bildung einer Rangfolge 106 MaBnahmen 106 Warn-und Meldesystem 108 Beispiele 108 8. Prognosen 111 9. Strategieentwicklung 117 Strategiebegriff 117 Schritte der Strategieentwicklung 117 Entwicklung einer Vision 122 Marktsegmentierung 123 Wettbewerbsposition 125 Technologieposition 129 Technologie-We ttbewerbs-Portfolio 133 Strategie-Entwicklung 134 10. Riickkopplung 137 11. Forschungs- und Entwicklungsmanagement 141 Historie des F&E-Managements 141 Merkmale des F&E-Managements 142 Entwicklung eines F&E-Managementmodells 149 F& E-Managementteams 155 Gefahren und Risiken 162 Prinzipien des F&E-Managements 164 x Inhalt 12. F&E-Projektbewertung 165 Bewertung nach Attraktivitiit und Risiko 165 Werteskalen 167 Zielgewichtung 169 Bewertung von Produktentwicklungsprojekten 169 Bewertung von Proze6entwicklungsprojekten 179 F&E-Projektportfolio 183 13. Projektmanagement 185 Definition eines Projektes 185 F&E-Projektantrag 189 Projektplan 190 Projektstatusberichte 192 Besprechungen 193 Kapazitatsplanung 194 Checklisten 195 Projektstandards 195 14. Personalmanagement 197 Auswahl und Einstellung von Personal 197 Gehaltssysteme 205 Schlu13wort 217 Sachregister 221 Einfiihrung 1 Einfiihrung Die besondere Herausforderung an den Geist heutiger Manager liegt darin, daB sie bei ihren Entscheidungen und Handlungen die Komplexitiit der Umwelt und die Beziehun gen des eigenen Handelns hierzu erkennen, die Geschwindigkeit und Sprunghaftigkeit der Entwicklung im Umfeld erfassen und die Menschen des eigenen Wirkungsraumes in ihr Handeln einbeziehen. Ahnliche Satze finden sich in groBer Zahl in der heutigen Managementliteratur. Es stellt sich nur die Frage: Wie macht man das? Oder besser gefragt: Wie lernt man das? Kann man das fiberhaupt lernen? Ein Student der Ingenieurwissenschaften wird wiihrend seines Studiums mit Mathema tik, Physik, Elektrotechnik und anderen Wissensgebieten vertraut gemacht. Er hOrt sogar Vorlesungen in Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Rechtslehre und beweist sein Wissen in Priifungen. Eine Ausbildung in Management gehOrt nicht dazu. Selbst wenn er Interesse daran hiitte, fande er in der Regel kein Lehrangebot zum Thema Management. Dies gilt gleichermaBen fur fast alle anderen Fachrichtungen. Auch wer Wirtschaftswissenschaften studiert, bekommt an der Hochschule keine Ausbildung in Management. Unsere Universitiits-und Hochschulausbildung geht offensichtlich nach wie vor davon aus, Management sei eine Kunst, nicht erlernbar und ohnehin auf eine kleine elitiire Ffihrungsschicht in der Wirtschaft beschriinkt. Dabei wird vollig fibersehen, daB sich der Manager in Wirtschaft, Verwaltung und Politik heute zu einem Massenberuf entwicke1t. Kein Unternehmen wfirde sich zutrauen, jungen Menschen das Fachwissen eines Be triebswirtes oder Physikers in der betrieblichen Praxis zu vermitteln. Das gleiche Unter nehmen vertraut ofIensichtlich jedoch darauf, daB die eigenen Mitarbeiter ausreichende Managementfahigkeiten "on the job" oder in berufsbegleitender Ausbildung erwerben. Die Wirklichkeit miiBte sie eigentlich hellhorig machen, da dies offensichtlich noch nicht einmal den Topmanagem gro6er Untemehmen durchgangig zu gelingen scheint, wie viele Beispiele beweisen.