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Magnesium, Herzrhythmusstörungen und akuter Herzinfarkt PDF

95 Pages·1995·2.501 MB·German
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I. Krakau . U. Poppelmann . H. Gtilker Magnesiulll, Herzrhythmusstorungen und akuter Herzinfarkt Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York London Paris Tokyo Hong Kong Barcelona Budapest Dr. med. Ingo Krakau Prof. Dr. med. Hartmut GUlker Herzzentrum Wuppertal Medizinische KInik B - Schwerpunkt Kardiologie Kliniken der Universitiit Witten/Herdecke HeusnerstraBe 40 D-42283 Wuppertal Dr. med. Ulrich Poppelmann Universitiitskliriik Munster Albert Schweitzer StraBe 33 D-48129 Miinster Mit 4 Abbildungen ISBN-13 :978-3-540-58458-2 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Krakau, Ingo: Magnesium, HerzrhythmusstOrungen und akuter Herzinfarkt I I. Krakau; U. POppelmann; H. Giilker. - Berlin; Heidelberg; New York; London; Paris; Tokyo; Hong Kong; Barcelona; Budapest: Springer, 1995 ISBN-13 :978-3-540-58458-2 e-ISBN-13 :978-3-642-79282-3 DOl: 10.1007/978-3-642-79282-3 NE: Pilppelmann, Ulrich; Giilker, Hartmut Dieses Werk ist urheberrechtlich geschiitzt. Die dadurch begriindeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Thbellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielftiltigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfliltigung dieses Werkes oder von Thilen dieses Werkes ist auch im Ein zelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bun desrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zuUissig. Sie ist grundslitzlich vergiitungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes. © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1995 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Na men im Sinne der Warenzeichen-und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wliren und daher von jedermann benutzt werden diirften. Produkthaftung: Fiir Angaben iiber Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewlihr iibemommen werden. Derartige Angaben miissen vom jeweiligen An wender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit iiberpruft werden. Satz: K + V Fotosatz GmbH, Beerfelden SPIN: 10479439 21/3130-5 4 3 2 1 0 - Gedruckt auf sliurefreiem Papier Vorwort Magnesium ist ein haufig eingesetztes Therapeutikum bei Herz Kreislauf-Erkrankungen. Nach Statistiken der gesetzlichen Kran kenversicherungen wurden 1992 112 Millionen Tagesdosen von Monomagnesium verordnet und 106 Millionen Tagesdosen von Magnesiumkombinationen. Gegenuber 1991 bedeutete dies ein Zuwachs von 33,2070 bzw. 41,5070. Insgesamt laf3t sich in der Bun desrepublik Deutschland seit 1981 eine 10fache Zunahme der Magnesiumverordnungen feststellen, so daB Magnesium inzwi schen zu den am meisten eingesetzten Therapeutika auf dem Ge biet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zahlt. Obwohl sich die Indi kation fur die Magnesiumtherapie nicht allein auf Herz-Kreis lauf-Erkrankungen und Herzrhythmusst6rungen beschrankt, so ist doch bemerkenswert, daB Magnesiumpraparate doppelt so hau fig verordnet werden wie alle Antiarrhythmika zusammen (110,9 Millionen Tagesdosen). Der haufige Einsatz von Magnesiumpra paraten in der Bundesrepublik Deutschland steht im Gegensatz zu der geringen Zahl klarer Behandlungsindikationen und daruber hinaus im Gegensatz zum Verschreibungsverhalten in den USA und in Japan. .' Die Diskrepanzen resultierten teilweise daraus, daB Magnesi um in Deutschland tradition ell unter Indikationen eingesetzt wird, die einer kritischen Uberprufung auf den Boden der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur nicht standhalten. Der vorliegende Band verfolgt das Ziel, die wissenschaftliche Literatur fur die Indi kationen Herzinfarkt und Herzrhythmusst6rungen zu sichten und ihre Bedeutung fUr die praktische Therapie kritisch zu werten. Die Durchsicht der Literatur zeigt, daB der Einsatz von Magnesium nur bei einzelnen speziellen Formen tachykarder Arrhythmien eine klare, wissenschaftlich belegte Indikation hat. Fur eine Reihe von Indikationen, insbesondere den Einsatz bei akutem Myokardin farkt, ergeben sich Hinweise auf gunstige Wirkungen, die vorlie gende Literatur reicht jedoch in aller Regel nicht aus, urn auf der Basis der vorliegenden Befunde eindeutige Therapierichtlinien zu erstellen. Vielmehr zeigt sich, daB weitere systematische Untersu chungen, die strengen statistischen Anforderungen entsprechen, VI Vorwort notwendig sind, urn mogliche Wirkungen, Wirkungsmechanismen und klinische Anwendungsgebiete zu klaren. Dabei muB der jetzi ge MiBstand, namlich das eklatante MiBverhaltnis zwischen Hau figkeit der klinisch therapeutischen Anwendungen und Seltenheit der klaren klinischen Indikation, beseitigt werden. Wuppertal, im August 1994 Ingo Krakau Ulrich Poppelmann Hartmut Gulker Inhaltsverzeichnis Einleitnng ......................................... . Magnesinmstoffwechsel, Magnesinmspeicher nnd Hypomagnesamie ................................ 3 Magnesiumstoffwechsel ............................... 3 Hypomagnesamie und ihre Ursachen ................... 6 Magnesiummangel und Hypomagnesamie als Folge von Diuretikatherapie ................................ 7 Magnesiummangel, Hypomagnesamie und AlkoholmiBhrauch ............................... 11 Klinische Symptomatik des Magnesinmmangels bzw. der Hypomagnesamie ............................ 11 Kalium- und Magnesiummangel ....................... 14 Magnesium - der "physiologische Kalziumantagonist"? " 18 Ischamische Herzerkrankung und Magnesium ........... 23 Magnesium und digitalisassoziierte Herzrhythmusstorungen .......... 24 Experimentelle Ergebnisse bei glykosidinduzierten Arrhythmien ................... 25 Digitalistherapie und Magnesium ...................... 27 Sinusknotenfunktion und Magnesium .................. 31 Magnesiumwirkungen auf das spezifische Erregungsleitungssystem ............. 34 Magnesiumwirkungen bei supraventrikularen Tachykardien 37 Magnesium und AV-Knotenreentrytachykardie bzw. atrioventrikulare Reentrytachykardie ............ 37 Magnesiumwirkungen bei multifokalen atrialen Tachyarrhythmien .............. 39 Magnesium bei intraatrialen Reentrytachyarrhythmien (Vorhofflattern/Vorhofflimmern) ................... 40 Magnesium bei ventrikularen Herzrhythmusstorungen .... 41 Elektrophysiologische Befunde ..................... 41 Klinische Befunde ................................ 43 VIII Inhaltsverzeichnis Magnesium und "getriggerte Aktivitat" ................. 44 Magnesium und ventrikulare Extrasystolen .............. 45 Magnesium und ventrikulare Tachykardien .............. 49 Magnesium bei koronarer Herzerkrankheit, insbesondere bei akutem Myokardinfarkt ............... 56 Magnesium und akuter Myokardinfarkt . . . . . . . . . . . . . . . .. 60 Experimentelle Befunde ........................... 60 Klinische Untersuchungen ......................... 61 Magnesiumtherapie und HerzrhythmusstOrungen nach kardiochirurgischen Operationen .................. 70 Dosiernngen, Nebenwirknngen nnd Hypermagnesiimie 73 Literatnr ............................................ 76 Sachverzeichnis ...................................... 87 Einieitung Erste Erkenntnisse fiber potentiell therapeutische Wirkungen von Ma gnesium werden aus dem spaten 17. J ahrhundert berichtet. Es waren die Untersuchungen von N. Grew aus dem Jahre 1695, die den Eingang von Magnesium in die Medizin markierten. Er erkannte, daB Magnesiumsul fat eine der Hauptbestandteile von Epsonsalz ist, ein Salz, daB er in gro Beren Mengen aus dem Wasser der Epson-mineralquelle isolieren konnte [48]. Systematische physiologische Untersuchungsergebnisse wurden erst mals 1869 von Jolyet u. Cahours publiziert, die eine periphere paralyti sche Wirkung - ahnlich wie Curare nach intravenoser Injektion von Magnesium bei Hunden beschrieben [87]. Zu Beginn des 20sten Jahr hunderts folgten weitere Untersuchungen fiber die Wirkungen von Ma gnesium auf das kardiovaskulare und neuromuskulare System [104]. 1922 wurde fiber elektrokardiographische Untersuchungen berichtet, in denen eine depressive Wirkung von Magnesium auf Herzfrequenz und Erregungsleitungen nachgewiesen wurde [105]. Erste Mitteilungen fiber den therapeutischen Einsatz von Magnesium bei tachykarden Herzrhythmusstorungen wurden in den 30er Jahren vor gelegt und stammen aus dem tiermedizinischen Bereich. So berichteten Seekles et al. [142] 1930 fiber den Einsatz von intravenosem Magnesi umchlorid bei Rindern zur Vorbeugung von kardialen Arrhythmien, die durch die Gabe von Kalziumchlorid induziert wurden. Die Kalziumchlo ridgabe erfolgte zur Behandlung der sog. Gras-oder Weidetetanie; spater zeigte sich, daB es sich hierbei vorwiegend um ein Magnesiummangel syndrom handelt. 1935 berichtete Zwillinger et al. [188] als erster fiber den therapeuti schen Einsatz von Magnesium in der klinischen Behandlung kardialer Rhythmusstorungen. Diesem Autor gelang die Wiederherstellung von Si nusrhythmus durch i.v. Magnesiumsulfatgabe bei Tachyarrhythmien, die als Folge einer Digitalisintoxikation aufgetreten waren. Elek u. Katz [54] stellten 1942 erstmals die Indikation zur intravenosen Magnesiumthera pie bei paroxysmalen tachykarden Arrhythmien im Gefolge koronarer Durchblutungsstorungen des Herzens. Weitere Untersuchungsbefunde wurden 1943 von Boyd u. Scherf [27] vorgelegt. Nach einer Pause von fiber 2 Jahrzehnte, in denen die Anwendung von Magnesium bei kardio- 2 Einleitung vaskularen Erkrankungen nicht weiter diskutiert wurde, wurde Ende der 60er Jahre tiber erste Untersuchungsergebnisse berichtet, die einen Zu sammenhang zwischen Serummagnesium, Magnesiumgewebskonzentra tionen, Magnesiumstoffwechsel, Myokardinfarktverlaufe und Herz rhythmusst6rungen darstellen. Seit dieser Zeit wurde eine Vielzahl von Untersuchungen durchgefUhrt, die zur Frage der therapeutischen und prognostischen Bedeutung intraven6ser Magnesiumgaben bei akutem Myokardinfarkt und bei tachykarden RhythmusstOrungen Stellung neh men. Bei akutem Myokardinfarkt werden sowohl potentielle direkt zell protektiveEffekte als auch antiarrhythmisch-antidefibrillatorische Wir kungen bei ischamieinduzierten HerzrhythmusstOrungen diskutiert. Die Bedeutung einer Magnesiumtherapie fUr Prognose und Verlauf des akuten Myokardinfarktes und fUr die Beeinflussung von Herzrhyth musstOrungen ist weitgehend ungeklart. Gesicherte Therapieindikatio nen liegen bisher nur bei einzelnen Formen tachykarder Arrhythmien vor. Hierzu geh6ren die Torsade de pointes-Tachykardien, ventrikulare Tachyarrhythmien bei Digitalisintoxikation, RhythmusstOrungen bei Magnesiummangelsyndrom sowie multifokale atriale Tachykardien. Kontrovers diskutiert wird der therapeutische Einsatz von Magnesium salzen bei ventrikularen Arrhythmien im Rahmen eines akuten Myo kardinfarktes, ebenso bei ventrikularen Rhythmusst6rungen unter The rapie mit Lokalanasthetika und anderen Antiarrhythmika sowie bei HerzrhythmusstOrungen in der peri- bzw. postoperativen Pha s en nach herzchirurgischen Eingriffen. Ziel dieser Monographie ist es, tiber klinische Bedingungen zu infor mieren, die zu einer Hypomagnesamie und generalisiert zu einem Mag nesiummangel fUhren k6nnen, femer daraus resultierende biochemische und elektrophysiologische Veranderungen des Herzmuskels darzustellen. Hierauf aufbauend sollen anschlieBend M6glichkeiten und Grenzen der Magnesiumtherapie auf der Basis der bisherigen Literaturbefunden bei verschiedenen Formen der Herzrhythmusst6rungen und bei akutem Myokardinfarkt aufgezeigt werden. Magnesiumstoffwechsel 3 Magnesinmstoffwechsei, Magnesinmspeicher nnd Hypomagnesimie Magnesiumstoffwechsel Der Serummagnesiumnormbereich wird mit 0,7 bis 1,1 mmolll angege ben [29, 51]. Bei Erwachsenen mit einem durchschnittlichen Korperge wicht von 70 kg betriigt die Gesamtmagnesiummenge etwa 24 g. Etwa 1070 des Korpermagnesiumbestandes befindet sich im Serum und ist dort zu etwa 55% an Albumin gebunden. Nahezu 50% der Gesamtmenge an Magnesium sind im Knochenmark gespeichert, 35% in der Skelettmus kulatur. 1m Unterschied zu Natrium und Kalium, die vollstandig in ioni sierter Form vorliegen, ist Magnesium ebenso wie Kalzium in Form einer Komplexbindung an zelluUtre Proteine, organische Sauren und Phospha te gebunden, so daB die intra- und extrazellulare Gesamtkonzentration des Elements nicht den jeweiligen ionischen Konzentrationen entspre chen. So sind die intra- und extrazellularen lonenkonzentrationen mit 0,5 mmolll nahezu gleich, wahrend die Serumkonzentration etwa 0,8 mmolll (0,7 -1,1 mmolll, s. oben) und der intrazellularen Magnesium spiegel ca. 15 mmolll betragen [84]. Die HomOostase des Serummagnesium wird hauptsachlich als Bi lanz zwischen gastrointestinaler Absorption und renaler Exkretion ge wahrleistet. Ungefahr ein Drittel der taglich zugefuhrten Menge von ca. 10-20 mmol Magnesium wird uber den Gastrointestinaltrakt aufge nommen, die Resorption erfolgt vorwiegend im oberen Dunndarm. Wichtige Nahrungsmittel fur die Magnesiumaufnahme stellen Fleisch, Fisch, Vollkornbrot, grunes Gemuse und die meisten Obstsorten dar. 1m Gemuse ist das Chlorophyll die Hauptquelle fur Magnesium (s. Abb. 1). Die Magnesiumabsorption durch den Darm beruht auf einem akti yen TransportprozeB, der an das Transportsystem fur Kalzium gekoppelt ist; Parathormon und Vitamin D stimulieren die intestinale Magnesium absorption. Die fUr den Gesamtvorgang erforderlichen Regulationsme chanismen sind jedoch nicht endgultig geklart. Eine verminderte Auf nahme von Magnesium fUhrt zu einer erhohten Resorption von Kalzium und umgekehrt. Bei exzessiver Magnesiumzufuhr kann die Resorption

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