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Magazin Wirtschaftsjunioren: Alexander Kulitz und Angela Merkel. PDF

44 Pages·2017·9.02 MB·German
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JUNGE WIRTSCHAFT Das Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland #04_2017 3,10 € B59654 VOR DER BUNDESTAGSWAHL Nichts Besseres zu tun, als Ihre Lohnbuchhaltung zu erledigen? Wenn Sie Besseres zu tun haben, als Ihre ungeliebte Lohnbuchhaltung zu erledigen, dann übernehmen wir diese sehr gerne für Sie. Prompt, problemlos und hoch professionell. Egal ob kleines oder mittelständisches Unternehmen – wir sind mit vielen vorteilhaften Dienstleistungen immer für Sie da! 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Man begnügt sich mit Flickschusterei und Verschlimmbes- serung an bestehenden Gesetzen und »Es sollte uns allen setzt viel zu oft auf das ,Prinzip Hoff- bewusst sein, dass nung‘ anstatt sich der drängenden The- men anzunehmen, wie beispielsweise der mit einer visionslosen Digitalisierung oder dem demografi- Stillstands-Politik die schen Wandel und seinen Auswirkungen auf den Sozialstaat. Alle Parteien schei- Herausforderungen nen sich heute den Slogan „keine Ex- des 21. Jahrhunderts perimente“ zu eigen gemacht zu haben, Mit herzlichen Grüßen allerdings mit dem ausschlaggeben- nur schwer zu den Unterschied, dass sie keine maßgeb- meistern sind.« lichen Zukunfts visionen für das Land mehr haben. Es sollte uns allen be- ALEXANDER KULITZ wusst sein, dass mit einer visionslosen Stillstands-Politik die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nur schwer zu meis- bare und zielgerichtete Politik leitete den tern sind. größten Triumph der Christdemokraten Wirtschaftsjunioren scheuen Verän- bei einer Bundestagswahl ein. Die Union derungen nicht. In unseren Unterneh- Alexander Kulitz erzielte 50,2 Prozent der Stimmen. Bis mungen haben wir Visionen. Gerade in Bundesvorsitzender heute das höchste Wahlergebnis einer guten Zeiten setzen wir uns für zukunfts- der Wirtschaftsjunioren Deutschland Partei bei einer Bundestagswahl und das weisende Innovationen in unseren Fir- einzige Mal, dass eine Partei die absolute men ein und nehmen mutig die Heraus- Mehrheit errungen hat. ford erungen am Markt an. Als Stimme der Heute, 60 Jahre später, sind die Zei- Jungen Wirtschaft sollten wir das Gleiche ten nicht weniger turbulent und von von der Politik einfordern, um die freie großen Unsicherheiten und Unberechen- und soziale Marktwirtschaft im digitalen barkeiten geprägt – aber es geht uns Zeitalter zu erhalten. 4 INHALT Junge Wirtschaft #04-2017 _ Schwerpunkt _ Wirtschaftsleben _ Unser Verband 6 Der Leitartikel: 16 Gesichter der 24 Aktuelles aus dem Wer nicht wagt, Jungen Wirtschaft: Bundesvorstand: der nicht gewinnt Bei Familie Gutenmorgen Know-how-Transfer mit ist der Name Programm dem Deutschen Bundestag 9 Interview: Bundesbildungsministerin 20 Im Gespräch mit: 29 Projekt Johanna Wanka (CDU) Dr. Reinhard Zinkann, „Gründerpatenschaften“: geschäftsführender Geflüchtete zu 10 Interview: Gesellschafter der Unternehmern machen Thomas Oppermann MdB Miele & Cie. KG (SPD) 32 JCI-Europakonferenz: Große deutsche Delegation 11 Interview: in Basel Kerstin Andreae MdB (Bündnis 90/Die Grünen) 33 WJ international: Wirtschaftsjunioren Ungarn 12 Interview: Petra Pau MdB (DIE LINKE.) 13 Interview: Christian Lindner (FDP) Lysann Gutenmorgen: Jungunternehmerin und Wirtschaftsjuniorin © Hotel Gutenmorgen Beim Know-how-Transfer trafen die Wirtschaftsjunioren Bundeskanzlerin Angela Merkel. © WJD/Thomas Rosenthal © WJD/Thomas Rosenthal Junge Wirtschaft #04-2017 INHALT 5 JUNGE WIRTSCHAFT _ Junioren vor Ort _ Service Impressum Magazin der Wirtschaftsjunioren Deutschland 36 WJ Aschaffenburg: 41 Neues aus der Herausgeber Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Im Einsatz für den Klimaschutz Geschäftsstelle: Breite Straße 29 Film zum Aktionstag 10178 Berlin 37 WJ Leipzig: „Ein Tag Azubi“ Business-Speed-Dating veröffentlicht Redaktion Eva Siegfried (Chefredakteurin) voller Erfolg Thomas Usslepp (Pressesprecher) Melanie Vogelbach 38 WJ Wiesbaden: (Bundesgeschäftsführerin,V.i.S.d.P.) Junge und etablierte Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V. Breite Straße 29 Unternehmer vernetzen 10178 Berlin Tel. 030 20308-1520 39 Kurzmeldungen: [email protected] www.wjd.de WJ-Projekte aus ganz Deutschland Namentlich gekennzeichnete Arti kel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Abbildungen Cover, S. 24/25: WJD/Thomas Rosenthal S. 3/7: WJD/Thomas Imo S. 6: Jaroslav Moravcik/Shutterstock.com Bezugspreis 3,10 € pro Ausgabe, inkl. MwSt. © WJD Jahresabonnement 18,60 € (6 Ausgaben plus Versandkosten) Die Zeitschrift wird den Mitgliedern (WJD) im Rahmen der Mitgliedschaft ohne Erhebung einer besonderen Bezugsgebühr zugestellt. Sie erscheint sechsmal im Jahr. Nachdruck oder Vervielfältigung Wirtschaftsjunioren Wiesbaden einzelner oder aller Beiträge in jedweder, auch bei einem Unternehmensbesuch. digitaler, Form und deren Verbreitung sind nur © WJ Wiesbaden mit ausdrücklicher und schriftlicher Genehmigung des Herausgebers zulässig. Verlag Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 84030 Ergolding Tel. 0871 76050 www.bosch-druck.de Anzeigen Christine Schenkenbach Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 84030 Ergolding [email protected] Tel. 0871-7605-98 www.bosch-druck.de Derzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr.1 gültig. Grafik Karin Gran Auflage 11.000 Exemplare Druck Bosch-Druck GmbH Festplatzstraße 6 84030 Ergolding WER NICHT WAGT, DER NICHT GEWINNT Der Bundestagswahlkampf geht in die heiße Phase: Die Parteien verabschieden ihre Wahlprogramme, der Takt der Wahlkampfveranstaltungen wird enger und das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Merkel und ihrem Herausforderer Martin Schulz ist ohnehin seit Monaten terminiert. Allein: Die Zukunftsideen, mit denen die Parteien antreten, sucht man vergebens. Visionen sind 2017 Mangelware. Junge Wirtschaft #04-2017 BUNDESTAGSWAHL | SCHWERPUNKT 7 „Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?“ Fast »Parteien und Politiker jeder kennt diese Frage, hat sie als Unter- müssen aufhören, in nehmer einmal einem Bewerber gestellt oder sie als junge Führungskraft selbst Kategorien vierjähriger gestellt bekommen. Der Fragende möchte Wahlp erioden zu denken. wissen, ob sein Gegenüber ein Ziel hat, auf das er hinarbeitet, nach dem er sein Han- Sonst steht die Zukunfts­ deln ausrichtet. Er möchte erfahren, ob fähigkeit Deutschlands der Befragte einen Plan für das eigene Leben besitzt – eine Vision für seine per- auf dem Spiel.« sönliche Zukunft. Wer mit „Ich lebe vor ALEXANDER KULITZ allem im Hier und Jetzt“ antwortet, statt ein zukünftiges Bild von sich zu entwerfen, dürfte durchfallen. Man darf ihm unter- stellen, dass sein Handeln keine klaren welche Inhalte sie stehen und welchen die 70-Prozent-Grenze abgerutscht – Tief- Ziele und Zwecke hat, keinen Sinn. All das Entwurf sie für die Zukunft des Landes stände seit der Gründung der Bundes- läge ja in der für den Befragten offenbar haben. Tatsächlich aber dürfte die an- republik Deutschland. Lethargie herrscht nebulösen Zukunft, von der jede Vorstel- stehende Wahl einer der Gründe für die zunehmend also auch aufseiten der lung fehlt. Doch nur derjenige, der sein politische Visionslosigkeit sein. Nach dem Wählerschaft. Wer jedoch auf sein Wahl- Handeln an die Zukunft bindet, kann in Motto „Jetzt bloß keinen Fehler machen“ recht verzichtet, verzichtet auf das Pri- der Gegenwart souveräne und couragierte traut sich niemand aus der Deckung. Zu vileg, an unserer Demokratie aktiv mitzu- Entscheidungen treffen. groß scheint die Gefahr, mit der falschen wirken und diese aufs Neue zu stärken Was für potenzielle Mitarbeiter gilt, Idee die Gunst der Wählerschaft zu ver- und zu legitimieren. Den Klassiker unter gilt im höheren Maße auch für politische spielen. Vier Jahre „großkoalitionärer den Nichtwähler-Sprüchen, „Es ändert Entscheidungsträger: Sie brauchen ein Schere im Kopf“ dürften ihr Übriges dazu sich doch eh nichts“, kann die Politik Bild von der Zukunft, eine Vision. Denn beigetragen haben, dass die beiden großen selbst Lügen strafen – indem sie Visionen eine Politik ohne langfristiges Denken ist deutschen Volksparteien noch auf der für die Zukunft und überzeugende Kon- dazu verdammt, auf Ereignisse nur zu Suche nach Zukunftsvisionen sind. Intern zepte zu deren Erreichung entwickelt. reagieren. Sie ist getrieben von den äuße- macht es zudem die Parteipolitik den In der Verantwortung steht aber nicht ren Umständen ohne selbst eine Agenda zu Akteuren schwer, klare Kante zu zeigen nur die Politik allein. „An der Zukunft setzen. Das macht sie reaktiv. Eine Politik und „heiße Eisen“ anzugehen. Die Angst, Deutschlands wirken nicht nur die Poli- ohne Vision von der Zukunft verwaltet den sich selbst ins politische Abseits zu stellen tikerinnen und Politiker mit. Es gilt für Status quo. Die Chance, die Zukunft aktiv und die Karriere in der Partei früh zeitig alle, das Land aktiv mitzugestalten. Als zu gestalten, lässt sie ungenutzt. Das macht beenden zu müssen, ist groß. Eine Ent- Wirtschaftsjunioren wollen wir hier voran- sie reaktionär. Ohne eine Vision kann Poli- schuldigung ist das alles indes nicht. „Par- gehen. Dazu gehört auch, den politischen tik nicht vorauschauend Per spektiven und teien und Politiker müssen aufhören, in Entscheidungsträgern deutlich zu machen, Strategien für die Zukunft entwickeln – Kategorien vierjähriger Wahl perioden zu wo der Schuh drückt und mit unseren For- und das Land in eben diese Zukunft führen. denken“, stellt Kulitz klar. Und warnt: derungen klar Position zu beziehen. Politi- Gegenwärtig jedoch scheint es so, „Sonst steht die Zukunfts fähigkeit Deutsch- sche Baustellen gibt es genug. Die Heraus- als hätten die politischen Parteien einen lands auf dem Spiel.“ forderungen durch die Digitalisierung, die der markigen Sprüche, die Altbundeskanz- überbordende Bürokratie, der demografi- Mantra Alternativlosigkeit ler Helmut Schmidt den Spitznamen sche Wandel und dessen Auswirkungen „Schmidt-Schnauze“ einbrachten, zu ihrem Die gegenwärtig herrschende Visions- auf den Sozialstaat, sind drängende Pro- Credo erhoben: „Wer Visionen hat, sollte losigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass bleme, die nur mit klaren Konzepten be- zum Arzt gehen.“ Obwohl das Zitat mehr sich das Mantra von der Alternativlosig- wältigt werden können. Deutschland sollte als 30 Jahre alt ist, taugt es heute als keit der politischen Entscheidung etablie- in der Zukunft mehr denn je als die Kader- Bestandsaufnahme der politischen Gegen- ren konnte. Die Überzeugung der Alter- schmiede innovativer Ideen, als prosperie- wart. Alexander Kulitz, Bundesvorsitzen- nativlosigkeit ist der Gegenentwurf zu rendes und weltoffenes Land wahrgenom- der der Wirtschaftsjunioren Deutschland, visionärem Denken, das auf große Ent- men werden. Wir sollten auch internatio- konstatiert: „Politisches Klein-Klein und wicklungen und grundlegende Änderun- nal ein Beispiel sein. Nachhaltiges und die Wiederholung altbekannter Gerechtig- gen abzielt. Wer seiner Entscheidung werte orientiertes Wirtschaften als ökono- keitsdebatten bestimmen die parlamenta- gleich die Bemerkung hinzusetzt, sie sei misches Leitbild, Rechtsstaatlichkeit und rische Diskussion. Eine klare Vision, ein alternativlos, der erteilt aber nicht nur Verfassungstreue als Maxime allen staat- Plan, wohin die Reise geht, fehlt. Ich ver- visionärer und aufgeklärter Politik eine lichen Handelns, gute und bedarfsgerechte misse Politiker mit Visionen, mit Weitsicht Absage, sondern fördert auch Politikver- Bildung, die freiheitliche Entfaltung eines und mit einer wirtschaftspolitischen Stra- drossenheit und ein stimmungspolitisches jeden ermöglichen – das ist die Vision für tegie, die diesen Namen auch verdient.“ Vakuum. Solch eines wird früher oder spä- Deutschland, an der wir arbeiten müssen“, Dass Visionen 2017 Mangelware sind, ter zu besetzen versucht – meistens von so Alexander Kulitz. Ein Fall für den Arzt verwundert zunächst. Schließlich steht den Falschen. ist er mit seiner Vision ganz sicher nicht. eine Bundestagswahl ins Haus. Sie sollte Bei den vergangenen beiden Bundes- für die Parteien Anlass sein, zu zeigen, für tagswahlen ist die Wahlbeteiligung auf EVA SIEGFRIED 8 SCHWERPUNKT | BUNDESTAGSWAHL Junge Wirtschaft #04-2017 INFO POLITISCHE POSITIONEN ZU DIGITALISIERUNG UND BÜROKRATIEABBAU Digitalisierung Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhun- Der digitale Wandel erfasst mittlerweile die derts nicht vorbei. gesamte deutsche Wirtschaft. In fast allen ■■ Die Digitalwirtschaft ist auf qualifizierte Unternehmen werden Geschäfts- und Arbeits- Betriebswirte und Kaufleute angewie- prozesse von der Digitalisierung beeinflusst. sen, die sich bereits im Studium ein- Wo sich bei manchen Unternehmen die Digi- schlägiges Fachwissen angeeignet talisierung noch auf die EDV beschränkt, ge- haben. Als Junge Wirtschaft fordern hören in vielen Produktionshallen Anwendun- wir die stärkere Berücksichtigung der gen der Industrie 4.0 wie die automatische Digitalökonomie im BWL-Studium. Steuerung und Wartung von Maschinen, die Die Curricula der Hochschulen sollten Vernetzung von Produktionsabläufen und neue Lerninhalte wie die Analyse, die Ent- Mehr Digitalisierung, weniger Bürokratie: datengetriebene Geschäftsmodelle zum All- wicklung und das Management von Dafür setzen sich die Wirtschaftsjunioren ein. tag. Für die Junge Wirtschaft steht fest: Die digitalisierten Geschäftsmodellen © WJD/Thomas Imo Digitalisierung entscheidet die Zukunftsfähig- beinhalten. keit Deutschlands. ■■ Die vierte industrielle Revolution ver- ■■ Nach der Gründung stehen Unternehmer ändert unsere Wirtschaft. Wir begrüßen unter enormem Druck und sollten in dieser Was wir fordern: den Einsatz der Bundesregierung bei der Phase so wenig wie möglich durch un- ■■ Für uns als Junge Wirtschaft ist Netz- Sensibilisierung der deutschen Wirtschaft nötige Bürokratie belastet werden. Insbe- neutralität die Grundvoraussetzung für für das Thema Industrie 4.0, fordern aber sondere im Steuerrecht sollten Verfahren eine wachsende Digitalwirtschaft. Die auf europäischer Ebene die Entwicklung vereinfacht werden. So sollten Existenz- Entwicklung innovativer Dienste würde einheitlicher Standards und eine gemein- gründer von der Pflicht zur monatlichen behindert werden, wenn Netzbetreiber same Rechtsentwicklung bei Datenschutz, Umsatzsteuervoranmeldung befreit werden „Überholspuren“ für bestimmte Daten Urheberrecht und digitalem Binnenmarkt, und Kleinunternehmer ihren Überschuss einrichten würden. Es ist Aufgabe der um die digitale Vernetzung der Industrie- grundsätzlich formlos ermitteln dürfen. Politik sicher zustellen, dass Netzbetreiber produktion weiter voranzutreiben. ■■ Als Junge Wirtschaft wünschen wir uns alle Datenpakete gleichberechtigt durch mehr Europa. Mit mehr Europa meinen ihre Leitungen schicken – unabhängig Bürokratieabbau wir aber nicht unnötige EU-Regulierungen. davon, woher diese stammen oder Eine Umfrage unter den Wirtschaftsjunioren Als Junge Wirtschaft setzen wir uns für welchen Inhalt sie haben. belegt: Bürokratie ist der größte Hemmschuh den Abbau von Bürokratie ein. Insbeson- ■■ Der Breitbandausbau geht voran. Aber im internationalen Wettbewerb. Deshalb set- dere kleine und mittlere Unternehmen es gibt noch immer viele Regionen ohne zen wir uns als Junge Wirtschaft konsequent ächzen unter bürokratischen Zwängen. schnelles Internet, in denen sich der für Bürokratieabbau ein. Als Junge Wirtschaft fordern wir daher für Datenstrom durch altertümliche Kupfer- alle neuen EU-Regeln einen KMU-Test. kabel quält. Dabei sinkt die Übertragungs- Was wir fordern: Dieser untersucht Auswirkungen von rate mit jedem Meter. Wir fordern einen ■■ Wie viel Steuern ein Unternehmen zahlt, EU-Regelungen auf die Geschäftstätig- engagierteren Breitbandausbau durch darf nicht von der Rechtsform abhängen. keiten von KMU, wird bislang aber nicht Glasfaser, denn leistungsfähige digitale Eine rechtsformneutrale Besteuerung bei allen neuen Regeln angewendet. Infrastrukturen sind schon heute eine von Unternehmen muss durch eine ■■ Die Kosten einer Patentanmeldung sind Grundvoraussetzung für unternehmeri- grundlegende Steuerreform gewähr- zu hoch und übersteigen oft die Möglich- schen Erfolg. leistet werden. Gleichzeitig ist die durch keiten kleiner und mittlerer Unter nehmen. ■■ Digitalisierung betrifft nicht nur techno- komplizierte Steuergesetze und Er- Auch dauern die Verfahren bis zur Er- logische Aspekte, sondern ist auch ein hebungsverfahren überbordende Büro- teilung des Patents zu lange und ver- Bildungsthema. Denn wer die Logik von kratie zurückzuführen. Eine einheitliche, zögern die wirtschaftliche Verwert barkeit Algorithmen nicht versteht, wird in der einfache, gerechte und nachvollziehbare von Innovationen. Zudem sollten Patent- Digitalwirtschaft nicht erfolgreich sein. Besteuerung muss Maxime für Fiskus anmeldungen unkomplizierter werden. Dabei muss Bildung in einer digitalen und Gesetzgebung sein. Als Junge Wirtschaft fordern wir sowohl Gesellschaft so früh wie möglich an- ■■ Wir fordern die Zurückverlegung des auf nationaler als auch europä ischer setzen – in der Schule! Als Junge Stichtags für die Abführung der Sozial- Ebene ein kostengünstiges, schnelles Wirtschaft fordern wir die Politik auf, versicherungsbeiträge. Die Schaffung und unkompliziertes Patent wesen. Programmiersprachen stärker in den neuer bürokratischer Berichts- und Unterricht einzubeziehen, um digitale Dokumentationspflichten mit zweifel- Die kompletten Politischen Positionen 2017 Kompetenzen zu stärken. So könnten haftem Nutzen lehnen wir ab. Gesetz- der Wirtschaftsjunioren Deutschland gibt es Programmiersprachen zum Beispiel liche Regelungen von Compliance- und online unter: anstatt einer dritten Fremdsprache CSR-Berichtspflichten für Unternehmen unterrichtet werden. Wer von Bildungs- gehören nicht zu den staatlichen Kern- https://www.wjd.de/upload/FINAL_WJD_ chancen spricht, der kommt an der aufgaben. Politische_Positionen_2017_Web_62841.pdf Junge Wirtschaft #04-2017 BUNDESTAGSWAHL | SCHWERPUNKT 9 VOR DER BUNDESTAGSWAHL: JOHANNA WANKA Johanna Wanka (CDU) ist seit 2013 Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Bundesministerin hat vor der Wahl im September die Fragen der Jungen Wirtschaft beantwortet. nicht nur Nachhaltigkeit sichern und Angeboten, beispielsweise durch Berufs- Wettbewerbsfähigkeit fördern, wir wollen orientierungsmaßnahmen zusammen mit damit allen in unserem Land weiterhin ein der Bundesagentur für Arbeit und dem selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Zentralverband des Deutschen Hand- werks. Aber der Weg zur ausgebildeten Siegfried: Trotz der Vorteile, die eine Fachkraft braucht noch Zeit. duale Berufsausbildung bietet, entschei- den sich immer mehr junge Menschen Siegfried: Das Ziel der Bundesregierung, für ein Studium. Gleichzeitig fehlen gut jährlich drei Prozent des Bruttoinlands- Johanna Wanka © Presse- und Informationsamt ausgebildete Facharbeiter, was den Fach- produkts für Forschung und Entwicklung der Bundesregierung/Steffen Kugler kräftemangel weiter verschärft. Was läuft einzusetzen, ist erreicht worden. Wird das Ihrer Meinung nach falsch? auf lange Sicht reichen? Eva Siegfried: Frau Ministerin, die Digi- Wanka: Wir modernisieren die erfolg- Wanka: Wir setzen uns neue Ziele und talisierung von Wirtschaft und Gesell- reiche berufliche Ausbildung, entwickeln gehen auf 3,5 Prozent. Das ist ambitio- schaft ist Realität. Wie muss sich unser gerade die Berufsbildung 4.0, bringen da- niert. Aber auch notwendig, um im inter- Bildungssystem in Zukunft verändern, um durch 3D-Drucker, Roboter und digitale nationalen Vergleich weiterhin gut aufge- Menschen nicht am Arbeitsmarkt und den Medien in die überbetriebliche Ausbil- stellt zu sein. Anforderungen der Unternehmen vorbei dung. Das Bundesinstitut für Berufsbil- zu qualifizieren? dung arbeitet intensiv daran, wie die ein- Siegfried: Durch eine steuerliche För- Johanna Wanka: Das innovative Poten- zelnen Ausbildungen angepasst werden derung von Forschung und Entwicklung zial der Digitalisierung ist beachtlich. müssen. Es passiert viel, um die Attrak- könnte die Innovationskraft des deut- Wir sehen im digitalen Wandel vielfältige tivität der dualen Ausbildung weiter zu schen Mittelstandes gestärkt werden. Da- Chancen. Gleichzeitig merken wir Aus- steigern. Und die Qualität unseres Aus- von könnte durch höhere Steuereinnah- wirkungen auf unsere Art zu leben und bildungssystems wird international hoch- men mittelfristig auch der Staatshaushalt zu arbeiten. Mit unserer Forschung kön- geschätzt und neugierig hinterfragt, zu- profitieren. Ein Vorhaben für eine CDU in nen wir den Wandel und die Arbeitsplätze letzt von Ivanka Trump in Berlin. Wir kön- Regierungsverantwortung? gestalten. Für mich ist die Richtschnur nen also sehr selbstbewusst auf unsere Wanka: Wir brauchen eine steuerliche dabei unser Wertesystem, unsere Vor- Ausbildung blicken und brauchen sie nicht Forschungsförderung als Ergänzung zur stellungen von guter Arbeit. Mit dem Pro- gegen die Studierneigung stellen. Umge- bewährten Projektförderung. Sie muss gramm „Zukunft der Arbeit“ wollen wir kehrt macht es Sinn: Wir brauchen aka- besonders auch die Belange kleiner und Antworten finden, Gestaltungsoptionen demische und berufliche Ausbildung glei- mittlerer Unternehmen und innovativer liefern sowie technologische und soziale chermaßen. Und dass Fachkräfte gerade Start-ups aufnehmen. Unternehmen ohne Innovationen gleichermaßen voranbrin- in guten Wirtschaftszeiten hochgeschätzt eigene Forschungsabteilung können er- gen. Dazu sollen neue Modelle der Qua- sind, das ist auch klar. folgreich mit Hochschulen oder außer- lifizierung, der Gesundheitsprävention, universitären Forschungseinrichtungen der Arbeitsgestaltung und -organisation in Siegfried: Wie kann die Bildungspolitik ko operieren. Deshalb würde eine rein auf und mit Unternehmen entwickelt werden. künftig geflüchteten Menschen den Weg Personalkosten fokussierte steuerliche Wir laden Unternehmen und Forschungs- in den Arbeitsmarkt ebnen und damit die Forschungsförderung zu kurz greifen. einrichtungen ein, am Forschungspro- Integrationsleistung der Wirtschaft stär- Eine Arbeitsgruppe von BMF, BMBF und gramm mitzuwirken und unsere gemein- ker unterstützen? BMWi erarbeitet ein Gesamtkonzept zur same Arbeitswelt mit Innovationen zu- Wanka: Auf das Flüchtlingsaufkommen steuerlichen Förderung von Forschung kunftsfest zu machen. Damit wollen wir haben wir schnell reagiert, mit neuen und Innovation. 10 SCHWERPUNKT | BUNDESTAGSWAHL Junge Wirtschaft #04-2017 VOR DER BUNDESTAGSWAHL: THOMAS OPPERMANN Thomas Oppermann ist seit 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 2013 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion. Bevor am 24. September ein neuer Bundestag gewählt wird, hat der Göttinger Thomas Oppermann die Fragen der Jungen Wirtschaft beantwortet. Eva Siegfried: Herr Oppermann, die SPD gerechter aufteilen zu können. Mit kos- verlieren, aus dem Arbeitsleben ausschei- will Familien besser und gezielter fördern. tenfreier Bildung von der Kita an wer- den und nach 15 Monaten in Hartz IV rut- Wie soll das konkret aussehen? den wir für mehr Chancengleichheit für schen. Ein verlängertes Arbeitslosengeld Thomas Oppermann: Familien brau- alle sorgen. Und nicht zuletzt: Familien hilft ihnen, durch Qualifizierung wieder chen vor allem gute Rahmenbedingun- brauchen neben einem guten Angebot an erwerbstätig zu werden. Das ist nicht nur gen. Ein zentraler Punkt ist die bessere Schulen und Kitas auch mehr Geld. Das sozial gerecht, sondern auch wirtschafts- Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im- Ehegattensplitting für bereits geschlos- politisch vernünftig. mer noch müssen Familien finanzielle sene Ehen wird bestehen bleiben. Aber wir und berufliche Nachteile in Kauf nehmen, wollen es für die Zukunft zu einem Fami- Siegfried: Ihr Kanzlerkandidat Schulz wenn sie kleine Kinder oder pflegebe- liensplitting umbauen, mit dem jede Mut- sagt, er wolle an die großen Vermögen dürftige Angehörige betreuen. Dies wol- ter und jeder Vater einen Kinderbonus ran. Will die SPD etwa zurück zur Ver- len wir ändern: Mit der Einführung der bekommt. Das ist ein Gebot der Gerech- mögensteuer? Familienarbeitszeit und des Familiengel- tigkeit, denn unser Steuerrecht ist ver- Oppermann: Die Vermögensteuer über- des werden wir wichtige Voraussetzun- altet und geht an vielen Familien vorbei. zeugt mich nicht. Wir wollen Unter- gen hierfür schaffen. Wir wollen hiermit Von unseren Reformen für die arbeitende nehmen nicht in der Substanz besteu- beiden Eltern ermöglichen, ihre berufli- Mitte werden insbesondere Familien pro- ern und ihnen das Eigenkapital nehmen. chen und familiären Aufgaben besser und fitieren: Die meisten Arbeitnehmer ver­ Sie sollen sich im Wettbewerb behaup- dienen zwischen 2.000 und 4.000 Euro ten können. Gleichwohl müssen die ganz im Monat. Vor allem diese Gruppe wollen großen Vermögen mehr zur Finanzierung wir gezielt entlasten. des Gemeinwesens in Deutschland beitra- gen. Das geht über die Erbschaftsteuer bei Siegfried: Arbeitslosengeld Q: Wer sich hohen Freibeträgen. Wachstum entsteht weiterbildet, soll nach SPD-Plänen künf- durch Innovationen und Investitionen, tig bis zu zwei Jahre länger ALG I bezie- nicht durch die Vererbung großer Ver- hen. Wie wollen Sie verhindern, dass dies mögen. Jede Generation muss zumindest zu einer Frühverrentungswelle führt? einen Teil des Wohlstandes, den sie ge- Oppermann: Anders herum wird ein nießen möchte, selbst erwirtschaften. Schuh daraus: Wir verhindern, dass drin- gend benötigte Fachkräfte viel zu früh Siegfried: Soziale Gerechtigkeit, innere aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Das Sicherheit – welche Rolle spielt eigentlich Schlüsselwort hierfür heißt Qualifizie- Wirtschaftspolitik im Wahlkampf Ihrer rung: Die Lage ist grundlegend anders als Partei? vor 15 Jahren. Damals gab es fünf Mil- Oppermann: Deutschland ist ein wirt- lionen Arbeitslose, heute gibt es halb so schaftlich starkes Land. Doch wer will, viele und eine Million offene Stellen. Unser dass unser Land auch in Zukunft erfolg- Land leidet schon heute unter einem ekla- reich ist, muss sich dem technologischen tanten Fachkräftemangel und dieser Be- Wandel mutig stellen. Sozialdemokrati- fund wird sich in den kommenden Jahren sche Wirtschaftspolitik verbindet dabei noch deutlich verschärfen. In dieser Situa- Innovation und Gerechtigkeit – bei- Thomas Oppermann tion dürfen wir nicht zulassen, dass Über- des sind für uns zwei Seiten derselben © Gerrit Sievert 50-Jährige, die unverschuldet ihren Job Medaille.

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IBAN DE22 4306 0967 2222 2000 00. BIC GENO DE M1 GLS digitalen Trends Big Data, Digital Plat- forms und Augmented and Virtual Rea- lity.
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