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Lyrik des deutschen Naturalismus (1885–1893) PDF

104 Pages·1976·9.085 MB·German
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Sammlung Metzler Jürgen Schutte Lyrik des deutschen Naturalismus (1885–1893) REALIEN ZUR LITERATUR ABT.D: LITERATURGESCHICHTE JüRGEN SCHUTIE Lyrik des deutschen Naturalismus (1885-1893) MCMLXXVI J. B. METZLERSCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG STUTIGART ISBN 978-3-476-10144-0 ISBN 978-3-476-03854-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03854-8 M144 © Springer-Verlag GmbH Deutschland 1976 Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersehe Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1976 INHALT 1. Einleitung. . . . . . . . . . . . . . 1 1.1. Naturalismus . . . . . . . . . 3 1.2. Gesellschaftliche Entwicklung und literarische Intelligenz. . . . . . . . 9 2. Umriß und Entwicklung der naturalistischen Lyrik 13 2.1. Autoren, Abgrenzungen und Stellenwert ... 13 2.2. Der literarische und gesellschaftliche Anspruch der ,.jüngstdeutschen« Lyriker. . 22 2.3. Zur Charakteristik der ,. Modemen-Dichter-Charaktere« 29 2.4. Von der »Lyriker-Revolution« zur ,.Revolution der Lyrik« . 40 3. Die Autoren .... 47 4. Zur Forschungslage ..... 73 5. Literaturverzeichnis . . . . . 81 5.1. Anthologien und Dokumente 81 5.2. Gesamtdarstellungen und Einzelaspekte . 81 5.3. Einzelne Autoren . . . . . . . 88 6. Zeittafel zur naturalistischen Lyrik 91 7. Namen-und Titelregister . . . . . 92 VORBEMERKUNG Die vorliegende Arbeit ist im Zusammenhang mit dem an der Freien Universität Berlin seit 1973 laufenden Forschungsprojekt ,.Literaturge schichte und Sozialgeschichte 1880-1918« entstanden. Den Teilnehmern dieses Projekts, besonders Klaus R. Scherpe, danke ich für vielfältige An regung und fördernde Kritik. Klaus Dieter Franke (Münster) gewährte mir freundJicherweise Einblick in seine umfangreiche, bisher nicht ver öffentlichte Arbeit über Karl Henckell. West-Berlin, Oktober 1975 I·S. V ABKüRZUNGEN ADB Allgemeine Deutsche Biographie AM Karl Henckdl, Amselrufe. Gedichte. Bode Ingrid Bode. Die Autobiographien zur deutschen Literatur, Kunst und Musik 1900 bis 1965. Bibliographie und Nach weise der persönlichen Begegnungen und Charakteristiken. Stungart 1966. Brummer Franz Brummer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosa isten von Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 6. Aufl., 8 Bde, Leipzig 1913. BZ Arno Holz, Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. DIO Karl Henckell, Diorama. Gedichte. DLE Deutsche Literatur. Sammlung literarischer Kunst-und Kul turdenkmäler in Entwicklungsreihen. Hrsg. Heinz Kinder mann, Walther Brecht und Dietrich Kralik. Leipzig 1928 ff. DVjs Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Friedrichs Elisabeth Friedrichs, Literarische Lokalgrößen 1700-1900. Verzeichnis der in regionalen Lexika und Sammelwerken aus geführten Schriftsteller. Stuttgart 1967. Ges Die Gesellschaft, Jg. 1-18, 1885-1902. Reprint: Nendeln 1970. GR Gertnanic Review Int. Bibi. Internationale Bibliographie zur Geschichte der deutschen Literatur. Gesamtredaktion G. Albrecht und G. Dahle. Bd I; 11, 1; 11, 2. Berlin 1969-1972. JEGP Journal for English and Gertnanic Philology Kosch(2) Wilhelm Kosch, Deutsches Literatur-Lexikon. 2. Aufi., 4 Bde. Bern 1949-1958. Kosch (3) Wilhelm Kosch, Deutsches Literatur-Lexikon, begr. von Wil helm Kosch. 3. Aufl., Bd. 1-4 (Aal-Filchner). Bern 1961ff. L Literatur (Hinweis auf Titel im Literaturverzeichnis). LSDL Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. s'Gravenhage 1973 [Reprint]. Magazin Magazin für die Literatur des In-und Auslandes MD Wilhe1m Arent (Hrsg), Moderne Dichter-Charaktere NDB Neue Deutsche Biographie PMLA Publications of Modern Language Association W/G Gero von Wilpert und Adolf Gühring, Erstausgaben deut scher Dichtung 1600-1960. Stungart 1967. VI So wie die Kriegsgeschichte nur die Namen von Generälen kennt, die vordem uneinnehmbare Festungen stürmten und auf ihnen ihre Fahnen auf pflanzten, feindliche Heere zurückdrängten und besiegten - so bucht auch die Literaturgeschichte auf die Dauer keine anderen Namen. (Georg Hermann, Der tote Naturalismus, in: Literarisches Echo 15, 1912/13, Sp. 26). Die jeweils Herrschenden sind aber die Erben aller, die je gesiegt haben. Die Einführung in den Sieger kommt demnach den Herrschenden allemal zugut. Damit ist dem historischen Materialisten genug gesagt. Wer immer bis zu diesem Tag den Sieg davontrug, der marschiert mit in dem Triumph zug, der die heute Herrschenden über die dahinführt, die heute am Boden liegen. Die Beute wird, wie das immer so üblich war, im Triumphzug mitgeführt. Man bezeichnet sie als die Kulturgüter. Sie werden im histo rischen Materialisten mit einem distanzierten Betrachter zu rechnen ha ben. Denn was er an Kulturgütern überblickt, das ist ihm samt und son ders von einer Abkunft, die er nicht ohne Grauen bedenken kann. Es dankt sein Dasein nicht nur der Mühe der großen Genien, sondern auch der na menlosen Fron ihrer Zeitgenossen. Es ist niemals ein Dokument der Kul tur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht, in der es von dem einen an den andern gefallen ist. Der historische Materialist rückt daher nach Maßgabe des Möglichen von ihr ab. Er be trachtet es als seine Aufgabe, die Geschichte gegen den Strich zu bürsten. (Walter Benjamin, Geschichtsphilosophische Thesen VII, in: Illumina tionen, FrankfurtIM 1961, S. 271 f.). VII 1. EINLEITUNG Wer sich in den gegenwärtig greifbaren Literaturgeschichten oder in einschlägigen Monographien und Anthologien über die Lyrik des deutschen Naturalismus informieren will, sieht sich - von wenigen Ausnahmen abgesehen - auf einem nahezu unbearbeiteten Gebiet der Literaturgeschichte. Neben der bloßen Aufzählung einiger Na men von Lyrikern oder Gedichtbüchern aus der Periode zwischen 1880 und 1894 finden sich meist nur abschätzige Bemerkungen, die sich oft genug mit dem Hinweis auf die gänzliche Unvereinbarkeit von Naturalismus und Lyrik rechtfertigen. Gilt diese traditionsge mäß als derZentralbereich eines irrationalistisch bestimmten »Dich terischen«, so muß das Verdikt der konservativen Literaturge schichtsschreibung gegen den Naturalismus: er habe das Arkanum der Dichtung verunstaltet - die lyrischen Produktionen besonders treffen. Die noch zu dokumentierende Rezeptions- und Forschungsge schichte der naturalistischen Lyrik belegt diesen Befund in aller Deutlichkeit. An ihr kann zudem deutlich werden, daß in der Frage nach der naturalistischen Literatur nicht nur das Selbstverständnis einer Literaturwissenschaft infragesteht, die lange genug ihre vor nehmste Aufgabe darin sah, »Kulturgüter« zu konservieren, son dern auch die Bedeutung und Bestimmung von literaturwissen schaftlichen Epochenbegriffen. Wenn es möglich war, die lyrische Produktion der naturalistischen Autoren bis in die jüngste Zeit fast vollkommen beiseitezuschieben, dann muß die von Sigfrid Hoefert (L47, S. VIII) geäußerte Ansicht problematisiert werden, die »Erör terung poetologischer Fragen oder die genauere Bestimmung des Begriffs >Naturalismus<<< seien im Zusammenhang einer gattungsge bundenen Realiensammlung zur naturalistischen Literatur entbehr lich (wenngleich als solche wünschenswert). Demgegenüber ist festzuhalten, daß gerade die literaturwissen schaftliche Bestimmung des Naturalismusbegriffs den von der Re zeption und Forschung fast völlig verschütteten Zugang zu den »Realien« wieder eröffnen muß. Die Systematik der Verzerrungen und Verfälschungen in Rezeption und Forschung zur naturalisti schen Literatur ihrerseits systematisch und methodisch aufzuklären, bedürfte es eines weiteren literaturgeschichtlichen und methodolo gischen Ausgriffs als es in diesem Zusammenhang möglich ist. Die Lösung dieser Aufgabe muß vorerst ein wesentliches Desiderat der Naturalismusforschung bleiben. Sofern jedoch diese Erörterung der einzige Weg zu sein scheint, die historische Bedeutung und den ge- sellschaftlichen Gehalt der naturalistischen Lyrik exakter zu skizzie ren, muß auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes wenig stens die Richtung einer solchen Untersuchung angegeben werden. Die jüngste und gegenwärtig kompetenteste Studie über den deut schen Naturalismus (von Günther Mahal) hat zurecht mit dem Vor urteil aufgeräumt, daß nur die »soziale Dramatik« der frühen neun ziger Jahre und die Theorie und Praxis des sogenannten »konse quenten Naturalismus« für die Beurteilung dieser ersten der bis zum Expressionismus inflatorisch einander ablösenden» Literaturrevolu tionen« von Bedeutung seien. Im Gegenteil: es verstärkt sich gerade bei der Beobachtung der jüngsten Arbeiten wie bei der genauen Lek türe der naturalistischen Texte selbst der Eindruck, daß die Bestim mung des historischen Charakters dieser Literaturbewegung nicht unwesentlich von der Einbeziehung der programmatischen und lyri schen »Frühphase« abhängt. Diese Feststellungen zielen auf nichts weniger als auf die bloße Umkehrung von Werturteilen oder auf die Konstituierung eines neuen Kanons naturalistischer Texte; sie verstehen sich als Konse quenz aus der kürzlich von Peter Stein hervorgehobenen Erkennt nis, daß die Literaturwissenschaft nicht länger so tun könne, »als gäbe es trotz der anhaltenden Krise der Gennanistik noch etwas, das unbestritten standgehalten habe: die Realien der Literaturgeschichte und ih rer Wissenschaft, d. h. Daten und Fakten, konkrete Details und notweqdige Zusammenhänge. Um es genauer zu sagen: Nicht zu bezweifeln ist die Exi stenz und reiche Fülle dieser Realien, in Zweifel gezogen werden muß jedoch die daraus abgeleitete, verbreitete Praxis, von Zeit zu Zeit zu renovierende kategoriale Darstellungsmodelle zu entwickeln, mit denen die Stoffmassen geordnet, aufbereitet und für den Wissenschaftsbetrieb fungibel gemacht werden können.« (L 109, S. 1). Steins Kritik und seine in diesem Zusammenhang vorgetragenen Auffassungen zum Erkenntnisinteresse und zur Methode der Litera turwissenschaft verdeutlichen schlüssig den Zusammenhang, der zwischen der Erfassung der »Realien« und der Aneignungsfrage be steht. Wenngleich diese im vorliegenden Kontext nicht in aller Aus führlichkeit diskutiert werden kann, so ist sie doch der Leitfaden für die kritische Sichtung der literaturgeschichtlichen Zusammenhänge und der Forschungsgeschichte sowie für die Formulierung offener Fragen. Dem Interesse, hinsichtlich der naturalistischen Lyrik einen bewußten »Prozeß der Konfrontation vergangener Werte und ge genwärtiger Wertungen« (R. Weimann, L 119, S. 13) ingang zu set zen, sind daher die Faktendarstellungen wenn schon nicht unter-, so doch zuzuordnen; dies Interesse zielt zugleich auf die methodische Reflexion einer überlieferung, in der die Behauptung vom unrühm- 2 lichen Scheitern der naturalistischen Literatur als Feldzeichen einer Literaturgeschichte der »Sieger« oft genug triumphierte. Entsprechend der überlegung Walter Benjamins, daß die Litera turgeschichte nicht. »Stoffgebiet der Historie«, sondern »Organon der Geschichte« sei, ist auch in dieser Studie die Begründung eines auf die Gegenwart bezogenen Erkenntnisinteresses vorrangig vor der wie immer definierten Vollständigkeit der »Realien« und ihrer historischen Einordnung: »Denn es handelt sich ja nicht darum, die Werke des Schrifttums im Zusammenhang ihrer Zeit darzustellen, sondern in der Zeit, da sie entstanden, die Zeit, die sie erkennt - das ist die unsere - zur Darstellung zu bringen.« (L 11, S. 456). 1.1 Naturalismus Faßt man den deutschen Naturalismus in der Einheit und Ent wicklung seiner objektiv-historischen Funktionen als ein künstleri sches Prinzip und eine besondere literarische Produktionsweise, so muß man ihn m. E. als eine spezifische, in sich widersprüchliche Form des modernen Realismus bestimmen. »Die Heranführung der Kunst ans Leben«, d. h. an die gesellschaftliche Wirklichkeit des Kapitalismus, deren Kunstwürdigkeit erstmals behauptet und teil weise erkämpft wird, die »Engagierung der Kunst an den wesentli chen Zeitfragen, und zwar auf dem fortgeschrittenen Wissens stand und im Sinn des gesellschaftlichen Fortschritts« müssen als die zen tralen Probleme naturalistischer Polemik und Programmatik gelten (vgl. L 54, S. 323). Es ist bei aller Unklarheit, Widersprüchlichkeit und Instabilität dieser Programmatik und ihrer literarisch-praktischen Umsetzung unschwer zu erkennen, daß sich die naturalistischen Autoren - z. T. im Nachvollzug internationaler Entwicklungen - um die Bewah rung eines humanistischen Menschenbildes, einer individuellen wie gesellschaftlichen Perspektive wie um die Erarbeitung einer wissen schaftlich begründeten, realistischen Schreibweise bemühten. Frei lich wurden diese Bemühungen vielfach durchkreuzt und irregeleitet durch die soziale und historische Orientierungslosigkeit der N atura listen, vorab in dem geistesaristokratischen, sich zunächst in genie kultischen Forderungen und Formen ausdrückenden Individualis mus, der sich in vieler Hinsicht bald auch an den Irrationalismus Nietzsches anlehnte. Aber ist in diesem in sich problematischen In dividualismus schon eine der V oraussetzungen für die Beibehaltung einer humanistischen Funktionsbestimmung der Literatur zu sehen, so steht neben ihm - als eine andere Voraussetzung - bereits in der 3

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