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Luftkrieg an der Ostfront 1914–1918 Tuskegee-Airmen Vom Jäger 90 zum Eurofighter ... PDF

32 Pages·2015·3.87 MB·German
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Preview Luftkrieg an der Ostfront 1914–1918 Tuskegee-Airmen Vom Jäger 90 zum Eurofighter ...

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Luftkrieg an der Ostfront 1914–1918 Tuskegee-Airmen Vom Jäger 90 zum Eurofighter Kasernennamen der Bundeswehr (cid:31)(cid:20)(cid:19)(cid:1) (cid:31)(cid:136)(cid:143)(cid:136)(cid:204)(cid:66)(cid:192)(cid:125)(cid:105)(cid:195)(cid:86)(cid:133)(cid:136)(cid:86)(cid:133)(cid:204)(cid:143)(cid:136)(cid:86)(cid:133)(cid:105)(cid:195)(cid:202)(cid:19)(cid:156)(cid:192)(cid:195)(cid:86)(cid:133)(cid:213)(cid:152)(cid:125)(cid:195)(cid:62)(cid:147)(cid:204) Impressum Editorial ZMG 2014-H3 Impressum Editorial Militärgeschichte Zeichen: 2.900 ZeitschVrif1t fümr th is2t0o1ri4s-c0h8e- 2B1il,d uVn2g lekt 2014-08- Herau2s1g, Veg3e mbetn 2014-08-22 vom Zentrum für Militärgeschichte und SozialwSis. s2enschaften der Bundeswehr Die Erdoberfläche ist zu 30 Prozent durch Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack und von Land und zu 70 Prozent von Was- Oberst Dr. Sven Lange (V.i.S.d.P.) ser bedeckt. Darüber erstreckt sich zu Produktionsredakteur der aktuellen 100 Prozent der Luftraum. Die Ent- Ausgabe: wicklung der militärischen Luftfahrt Oberstleutnant Dr. Harald Potempa ist somit als Eroberung des Luftraumes Redaktion: ein Aspekt des Themas Militär und Major Dr. Klaus Storkmann (ks), Raum, dem das vorliegende Heft ge- korresp. Mitglied widmet ist. Hauptmann Ariane Aust M.A. (aau) Die Rubrik »Militärgeschichte im Friederike Höhn B.A. (fh) Bild« und mit ihr das Coverfoto kün- Oberstleutnant Dr. Harald Potempa (hp) Mag. phil. Michael Thomae (mt) den von den immensen Schwierig- Major Dr. Jochen Maurer (jm) keiten, denen die Piloten im Jahre 1915 bei der Meisterung des Hochgebirges Bildredaktion: Dipl.-Phil. Marina Sandig ausgesetzt waren: Kälte, Böen, Fallwinde und schwache Motoren. Sebastian Lektorat: Dr. Aleksandar-S. Vuletić Karten: Daniela Heinicke, Rosenboom spinnt diesen Faden fort. Er berichtet vom Einsatz der Flieger- Yvonn Mechtel truppe an der Ostfront in den Jahren 1914 bis 1918. Dieser Einsatz stand bis- Layout/Grafik: lang zumeist im Schatten der Luftkämpfe an der Westfront. Die Flieger im Maurice Woynoski / Medienwerkstatt D. Lang Osten aber hatten wesentlich größere Entfernungen zu überwinden und sa- Anschrift der Redaktion: hen sich mit deutlich schlechterer Infrastruktur konfrontiert, was die Logi- Redaktion »Militärgeschichte« stik vor gewaltige Aufgaben stellte. Zudem trafen sie auf eine Bevölkerung, Zentrum für Militärgeschichte und deren Sprache sie kaum verstanden und deren Lebensweise und Mentalität Sozialwissenschaften der Bundeswehr ihnen fremd waren. Da die Aktivitäten des Gegners in der Luft vergleichs- Postfach 60 11 22, 14411 Potsdam weise gering ausfielen, stand die Meisterung des Raumes und nicht der Luft- E-Mail: ZMSBwRedaktionMilGeschichte@ kampf im Zentrum der Fliegermemoiren der 1920er und 1930er Jahre. bundeswehr.org Afro-Amerikaner hatten einen immensen sozialen Raum zu durchschreiten Homepage: www.zmsbw.de und massive gesellschaftliche Widerstände zu überwinden, bevor sie in ihrer Manuskripte für die Militärgeschichte werden Heimat USA als Piloten zugelassen wurden. In beiden Weltkriegen herrschte an obige Anschrift erbeten. Für unverlangt ein- bei den US-amerikanischen Streitkräften zudem Rassentrennung, die erst gesandte Manuskripte wird nicht gehaftet. Durch 1948 beendet wurde. Stefan Kontra beleuchtet dies am Beispiel der »Tuske- Annahme eines Manuskriptes erwirkt der He- rausgeber auch das Recht zur Veröffentlichung, gee Airmen« – Fliegerverbänden, die sich ausschließlich aus Schwarzen zu- Übersetzung usw. Die Honorarabrechnung er- sammensetzten – in der United States Army Air Force 1941 bis 1945. folgt jeweils nach Veröffentlichung. Die Redak- Bevor ein Waffensystem oder ein (Groß-)Gerät in die Streitkräfte eingeführt tion behält sich Änderungen von Beiträgen vor. wird, vergehen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Von der Idee bis zur Ausliefe- Die Wiedergabe in Druckwerken oder Neuen rung gilt es, viele Hindernisse und Bedenken in den politischen, sozialen und Medien, auch auszugsweise, anderweitige Ver- gesellschaftlichen Räumen zu überwinden und zu zerstreuen, wie Heiner vielfältigung sowie Übersetzung sind nur nach Möllers am Beispiel der Geschichte des Jägers 90 bzw. des Eurofighters auf- vorheriger schriftlicher Zustimmung erlaubt. Die zeigt. Redaktion übernimmt keine Verantwortung für Kasernen stellen einen besonderen Raum innerhalb der Gesellschaft eines die Inhalte von in dieser Zeitschrift genannten Webseiten und deren Unterseiten. Landes dar. Um ihre Namensgebung wird auf militärischer, politischer wie auch gesamtgesellschaftlicher Ebene immer wieder kontrovers diskutiert. Für das Jahresabonnement gilt aktuell ein Preis Was heute genehm ist, kann übermorgen bereits nicht mehr dem Traditions- von 14,00 Euro inklusive Versandkosten (inner- verständnis entsprechen. Hans-Hubertus Mack beleuchtet dieses Thema an- halb Deutschlands). Die Hefte erscheinen in der Regel jeweils zum Ende eines Quartals. Die Kün- hand von drei Soldaten, die im Nationalsozialismus Karriere gemacht ha- digungsfrist beträgt sechs Wochen zum Ende des ben. Bezugszeitraumes. Ihre Bestellung richten Sie bitte an: Eine gewinnbringende Lektüre dieses Heftes und ein glückliches sowie SKN Druck und Verlag GmbH & Co., friedliches 2015 wünscht Ihnen Stellmacherstraße 14, 26506 Norden, E-Mail: [email protected] Ihr © 2014 für alle Beiträge beim Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) Druck: SKN Druck und Verlag GmbH & Co., Norden Dr. Harald Potempa ISSN 0940-4163 Oberstleutnant Inhalt Erfahrungen der Flieger- Service 4 truppe in Das historische Stichwort: Osteuropa 1914–1918 Der Afghanistan-Einsatz 22 Oberleutnant Sebastian Rosenboom M.A., Neue Medien 24 geb. 1985 in Sögel, Objektschutzregiment der Luftwaffe Lesetipps 26 Die historische Quelle 28 Geschichte kompakt 29 Ausstellungen 30 Tuskegee Airmen. Militärgeschichte 10 Afro-amerikanische Piloten im Bild 1941–1945 Bayerische Flieger in Tirol 1915 31 Stefan Kontra M.A., geb. 1978 in Dresden, Historiker für Sonderausstellungen am Militär- historischen Museum Flugplatz Gatow Vom Jäger 90 14 zum Eurofighter Pfalz Parasol (Pfalz A 1)-Hochdecker der bayerischen Feld-Flieger-Abteilung 9 b unweit Toblach, 1915. Mit diesen Flug- Oberstleutnant Dr. Heiner Möllers, geb. 1965 zeugen hält der Erste Weltkrieg auch in in Senden/Westfalen, Bereichsleiter Medien am der Luft Einzug in die Hochalpen, wenn Zentrum für Militärgeschichte und auch nur für eine kurze Zeit. Sozialwissenschaften der Bundeswehr Foto: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt IV Kriegs- archiv, Staudinger-Sammlung 11619 Vorbilder? 18 Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Die Diskussion um die Namensgebung für WOR PD Dr. Oliver Bange, ZMSBw; Bundeswehr-Kasernen Wiss.Dir. Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken, ZMSBw; Leutnant d.R. Phillipp Graf zu Königsegg- Oberst Dr. Hans-Hubertus Mack, geb. 1954 Aulendorf, stud. ver. pol., Königseggwald; in Friedrichshafen, Kommandeur des Zentrums Dr. Magnus Pahl, MHM Dresden; für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften Markus Pede, Dipl.-Pol., Berlin; der Bundeswehr Katja Protte, MHM Dresden. Luftkrieg an der Ostfront 1914–1918 Erfahrungen der Fliegertruppe in Osteuropa 1914–1918 9 1 6 1 er 1 g n nsli A A. g n u ml m a hiv, S arc gs e Kri V bt. I A hiv, arc ats a ptst u a H es h erisc ay B 5Deutscher Feldflughafen, April 1915. Im Hintergrund: mobile Zeltschuppen sowie verschiedene Baracken. Paul von Hindenburgs Ausspruch Von der Ostsee bis zum nisse und Frontbögen de facto noch »Ohne Flieger kein Tannenberg« Schwarzen Meer um ein Vielfaches verlängert. Diese Di- wurde von den im Ersten Welt- mensionen und die Tatsache, dass bis krieg an der Ostfront eingesetzten Bereits der Blick auf die bloße Dimen- auf wenige Ausnahmen die Ostfront deutschen Besatzungen fast gebets- sion des osteuropäischen Kriegsschau- als Nebenkriegsschauplatz galt und mühlenartig rezitiert. Tatsächlich hat- platzes genügt, um einige der daraus dementsprechend personell schwächer ten die Ergebnisse der Luftaufklärung für die Kriegführung resultierenden versorgt wurde, führten dazu, dass, maßgeblichen Einfluss daran, dass es Probleme zu verdeutlichen. Während anders als im Westen, kein durchgän- dem Duo Hindenburg/Ludendorff im sich die Stellungen entlang der West- giges Stellungssystem entstehen Spätsommer 1914 gelang, die beiden in front über eine Strecke von rund 450 konnte. Durchbrüche in Stellungen Ostpreußen eingefallenen zarischen Kilometern (Luftlinie) erstreckten, war und Linien konnten deshalb erst mit Armeen vernichtend zu schlagen. In im Osten schon allein die Grenze Ost- großer zeitlicher Verzögerung durch den Folgejahren blieben Luftstreit- preußens zu Russland erheblich län- das Zuführen von Reserven in der Tiefe kräfte, wenn auch spätestens ab 1916 ger. Das Frontgebiet aber umfasste zu- abgeriegelt werden. im Schatten der »Jagdfliegerhelden« sätzlich die Ostgrenzen Westpreußens, Abseits der ausgedehnten Dimensi- der Westfront stehend, ein wichtiges Schlesiens sowie das östliche Gebiet onen beinhaltete das Frontgebiet viel- Instrument der Kriegführung der Mit- des österreichisch-ungarischen Kron- fältigste geografische Gegebenheiten. telmächte gegen Russland. Dass dieses landes Galizien bis zur Grenze Rumä- Während der Nordabschnitt der Ost- Kapitel der Luftkriegsgeschichte weit- niens, das erst 1916 auf Seiten der front mit Kurland und dem Baltikum gehend in Vergessenheit geraten ist, Entente in den Krieg eintrat. verhältnismäßig dicht besiedelt und verwundert umso mehr, als es sich hier Das Vorrücken der Mittelmächte infrastrukturell erschlossen war, er- um den ersten langfristigen Einsatz führte schließlich zu einer Front, die streckten sich im mittleren und süd- von Luftstreitkräften in einem Bewe- von der Ostseeküste im Norden bis an lichen Frontabschnitt teilweise über gungskrieg handelte. Allerdings stellte das Schwarze Meer im Südosten über hunderte Quadratkilometer scheinbar der Einsatz im Osten Europas die Feld- eine Entfernung von mehr als 1700 km endlose Sümpfe, Gras- und Waldland- fliegerabteilungen vor im Westen völ- (Luftlinie) reichte. Diese Distanz wurde schaften. Im Nordabschnitt blieben die lig unbekannte Herausforderungen. durch zahlreiche natürliche Hinder- Verhältnisse nach der Einnahme Kur- 4 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2014 lands 1915 weitgehend stabil und die die Operation »Faustschlag« im Fe- Über Knüppeldämme und Front verlief entlang einer Linie von bruar 1918 mit sich: Während dieser Schneepisten Riga nach Dünaburg. Erst im Herbst Unternehmung rückten deutsche und 1917 verschob sie sich nach der Ein- österreichisch-ungarische Verbände in Während des gesamten Krieges be- nahme dieser Städte und der Inseln im einem schnellen Vorstoß im Norden stand daher die Hauptaufgabe der Rigaischen Meerbusen weiter nach Os- bis auf ca. 50 km an Sankt Petersburg Luftstreitkräfte an der Ostfront in der ten. Im mittleren Frontabschnitt gelang heran und besetzten im Süden der Front Luftaufklärung. Die russischen Luft- es deutschen Truppen 1915, die russi- sogar das gesamte Donezk-Becken. streitkräfte waren in der Regel tech- schen Streitkräfte aus dem riesigen, Die im Vergleich zu anderen Fronten nisch schlechter ausgestattet und zu- durch die damaligen Landesgrenzen riesige Ausdehnung des Kampfge- dem schlechter ausgebildet, sodass sie bedingten Frontbogen zwischen Ost- bietes konnte 1914 durch herkömm- in der Luft nur selten eine ernsthafte preußen und Galizien über mehrere liche Aufklärungsmittel wie Kavalle- Bedrohung darstellten. Daher domi- hundert Kilometer zurückzudrängen, riepatrouillen nicht effektiv überwacht nierten nicht Jagdflugzeuge wie an der wenn auch ohne dabei einen entschei- werden. So spielte sich beispielsweise Westfront, sondern zweisitzige Mehr- denden operativen Durchbruch zu er- die Brussilow-Offensive im Sommer zweckkampfflugzeuge den Himmel reichen. Im Südabschnitt konnten die 1916 entlang einer Front von über 450 über Osteuropa. Diese wurden zu Auf- Truppen der Mittelmächte bis 1917 die km ab, was in etwa der Luftlinie der klärungszwecken, als leichte Bomber, zarischen Truppen aus den dicht be- gesamten Westfront entsprach. Nur Artilleriebeobachter oder zur Luftnah- waldeten Karpaten vertreiben und Ga- Flugzeuge und Luftschiffe waren auf- unterstützung eingesetzt und avan- lizien weitgehend befreien. 1916 wur- grund ihrer Geschwindigkeit in der cierten schon nach wenigen Monaten den außerdem in einem schnellen Feld- Lage, zeitnah Informationen über Auf- zu einem unverzichtbaren Element der zug große Teile Rumäniens und dessen enthaltsorte, Stärke und Marschrich- Kriegführung der Mittelmächte. So be- Schwarzmeerküste besetzt. Eine ex- tungen gegnerischer Truppenteile zu reitete die Fliegertruppe die Durch- treme Ausdehnung der Front brachte gewinnen. bruchsschlacht bei Gorlice und Tarnów im Mai 1915 systematisch durch flä- Frontverläufe 1915 bis 1917 Riga chendeckende Luftaufklärung vor und dies nur neun Monate, nachdem Flug- Weikije Luki zeuge auf deutscher Seite überhaupt Dünaburg erstmals als Aufklärer eingesetzt wor- Memel Düna den waren. Die Brussilow-Offensive im Sommer 1916 konnte beispielsweise Witebsk Kaunas durch gezielte Luftangriffe auf An- Tilsit Narotschsee marschwege und Versorgungseinrich- Königsberg Wilna Danzig tungen der russischen Armee erheblich Mogilew DEUTSCHES Minsk D verzögert werden. Im Gegensatz zu REICH Tannenberg GrodnNojemen njepr den meist auf Einzelfähigkeiten spezia- Bialystok Bobruisk lisierten Fliegern der Westfront waren Przasnysz Sluzk Thorn Baranowitschi im Osten allerdings eher »Mädchen für Posen Weichsel alles« gefordert, die eine hohe Band- Warschau SiedBlcuge Brest-LitowskPinsk Mosyr breite an Aufgaben übernehmen konn- Lodz ten. Breslau Radom Lublin Kowel RUSSLAND Die Größe des östlichen Kriegsschau- platzes brachte eine ganze Reihe von Tschenstochau Kielce Zamosz Cholm Luzk Rowno Kiew luftkriegsspezifischen Problemen mit Oder Dubno Schitomir sich. Für die Flieger bedeutete dies, Krakau Tarnow Lemberg Berditschew dass von ihnen eine höhere Orientie- Zborow rungsleistung im Sichtflug verlangt Przemysl Gorlice Tarnopol Winniza wurde, um abseits der Auftragserfül- Kalusz lung überhaupt zum eigenen Feldflug- platz zurückzufinden. Dietrich Averes ÖSTERREICH - UNGARN Kolomea Chotin schildert dies in seinen Erinnerungen Tschernowitz Dnjestr sogar als mitunter gefährlicher als den FrontverlaufApril 1915 eigentlichen Flugauftrag: Frontverlauf Ende 1915 Frontverlauf Ende 1916 Kischinew »Nach sehr gut verlaufendem Start Jassy Frontverlauf Ende 1917 war es schon schwierig, den Knüppel- P Grenzen von 1914 ruth damm, d.h. den Platz, wiederzufinden. Stadt Bei einer Kurverei in etwa 1000 m Höhe Festung beeindruckte die unter uns liegende Galatz Wasser-Wildnis-Wüste mich so, [dass 0 100 200 300 km ©ZMSBw RUMÄNIEN Donau 06936-03 mein Beobachter und ich durch Zet- Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2014 5 Luftkrieg an der Ostfront 1914–1918 er g n nsli A A. g n u ml m a S 5Leutnant Leopold Anslinger in seinem Pfalz-Jagdeinsitzer. Der aufgeweichte Boden machte Starts und Landungen gefährlich. telaustausch klar wurden, auf jeden meist fehlenden Notwendigkeit, sie gen. Dies hatte den Vorteil, dass das Fall die Orientierung nicht zu verlie- überhaupt einzusetzen. Betanken und Aufmunitionieren der ren]. Diese Aufmerksamkeit war im Um die Zahl der Totalverluste durch Flugzeuge in relativ kurzer Distanz zur Augenblick wichtiger als der Krieg Bruch- und Außenlandungen gering Front durchgeführt werden konnten selbst. Alle Anhalte sorgfältig festge- zu halten, wurde entlang der Front und so lange Anflugwege ins Einsatz- legt, wir flogen zur Front ab, erledigten eine Vielzahl von kleinen Außenlande- gebiet vermieden wurden. Gefährlich den weniger gefährlichen Auftrag dort feldern angelegt, sodass dort Flieger in wurde diese Lösung, wenn das Außen- wie befohlen, und flogen zurück. Wir Notsituationen sicher landen konnten. landefeld durch russische Artillerie be- verfranzten uns über der Wüste zwar, Hierbei handelte es sich um von den schossen oder gar selbst zur Front gelangten aber mit dem Rest Benzin Feldfliegerabteilungen abgesetzte Teil- wurde. Leopold Anslinger beschrieb noch […] zum Flugplatz zurück.« Je einheiten, die oft mit einfachsten Mit- eine solche Situation in seinen Erinne- weiter nach Osten sich die Front ver- teln auf einer geeigneten Wiese eine rungen: »Als ich zu meinem Platz zu- schob, desto ungenauer wurde zudem Landepiste absteckten und Verbrauchs- rück flog, hatte sich die Situation vorn auch das deutsche Kartenmaterial. Die güter in Form von Betriebsstoffen, Mu- an der Front weiter verschlechtert und Luftaufklärung hatte daher den nütz- nition und bei Bedarf Zeltunterkünfte österr. Pioniere waren gerade dabei, lichen Nebeneffekt, gleichzeitig Vorla- vorhielten. Diese Felder wurden be- quer über meine Landewiese Schüt- gen für neue Karten zu liefern. sonders während größerer Kampf- zengräben auszuheben. Die Landung Die Distanz vom Feldflugplatz zur handlungen auch planmäßig angeflo- war zwar schwierig aber es klappte.« Front konnte bis zu 80 km betragen, was selbst bei günstigsten Bedin- gungen über eine halbe Stunde allein er g für die Annäherung an das Operati- nslin onsgebiet bedeutete. An der Westfront A. A befanden sich die Plätze in der Regel ng u nur rund 20 km hinter der Front. Auf ml m eine Feldfliegerabteilung im Osten Sa kam Mitte 1916 im Schnitt ein Frontab- schnitt von 31 km im Vergleich zu den 8 km einer Abteilung im Westen. Das einer einzelnen Abteilung zugewie- sene Gebiet konnte weit über 2000 Quadratkilometer groß sein und in- folge des Bewegungskrieges mitunter mehrmals pro Monat wechseln. Ge- rade die ersten leichten Jagdeinsitzer erwiesen sich deshalb im Osten unter diesen Bedingungen aufgrund ihrer geringen Reichweite als nur bedingt brauchbar – ganz abgesehen von der 5Zeltschuppen auf einem Außenlandefeld. 6 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2014 Die unablässig auf Nachschub an Treibstoff, Munition und Ersatzteile angewiesenen Luftstreitkräfte wurden zusätzlich von der durch den Raum er- schwerten Logistik im wahrsten Sinne des Wortes auf den Boden der Tatsa- chen zurückgeholt. Die Feldfliegerab- teilungen, die während des gesamten Krieges das Rückgrat der Fliegertruppe bildeten, umfassten neben den je sechs Einsatzmaschinen und deren Besat- zungen lediglich je knapp über 120 Mann, die für Wartung, Instandset- zung, Flugbetrieb und Nachschub zu- ständig waren. Um den Flugbetrieb aufrechtzuerhalten, mussten über Nachschubeinheiten unablässig Er- satzteile, Treibstoff, Munition und sons- tige Dinge des täglichen Bedarfs heran- geschafft werden. Neben der bloßen Entfernung zwi- schen dem Deutschen Reich und der Front wurde die schwach ausgebaute k p Infrastruktur am östlichen Kriegs- b schauplatz zu einem großen Hinder- 5Die Ostfront im Winter: Zeichnung »Eingeschneit« von Hans Baluschek, 1914. nis. Eisenbahnverbindungen reichten nur selten bis in Frontnähe und die Straßen waren selbst bei gutem Wetter Ost«, die als einzige eigenständige polternd und rutschend schließlich wenig leistungsfähig. Besonders im Jagdstaffel der Ostfront im Sommer ausrollte oder sich bei noch geringer mittleren und südlichen Frontabschnitt 1917 aufgestellt wurde, unterhielt Geschwindigkeit im Kreise drehte und dominierten schlichte Sandwege das einen eigenen Eisenbahnzug mitsamt ohne Bruch zum Stehen kam, war man Straßenbild, die sich nach Regengüs- Wohnwaggons und rollendem Casino. heilfroh.« Nach der Tauperiode im sen im Herbst oder zur Schneeschmelze Dies erleichterte schnelle Verlegungen Frühjahr und den niederschlagsreichen rasch in morastige Sümpfe verwandel- der gesamten Staffel erheblich, da diese Herbstmonaten waren die Flugpisten ten. Die bei Kriegsbeginn in der Flie- oft an den Brennpunkten der Front ein- oft so stark aufgeweicht, dass Starts gertruppe verbreiteten Lastkraftwagen gesetzt wurde. und Landungen mitunter Himmel- stießen bei ihren Transportaufgaben Neben infrastrukturelle Probleme fahrtskommandos glichen. Mit der Zeit unter diesen Bedingungen schnell an traten klimatische Widrigkeiten. Nicht aber entwickelten die Angehörigen al- ihre Grenzen, sodass die Abteilungen nur die Sommerhitze, sondern vor ler im Osten kriegführenden Mächte im Osten schon 1915 stattdessen mit allem die regenreichen Perioden in ein erstaunliches Improvisationstalent, bis zu zwei Dutzend Pferdefuhrwer- Herbst und Frühjahr und die bitterkal- um allen Widrigkeiten zum Trotz ihre ken ausgerüstet wurden. Gleichzeitig ten Winter störten den Flugbetrieb Flüge durchzuführen. Die Maschinen wurde das Nachschubpersonal der Ab- nachhaltig. Frost und Schnee konnten wurden mit mobilen Zeltschuppen ge- teilungen um mehr als 30 Mann aufge- wochenlang dafür sorgen, dass der gen Witterungseinflüsse geschützt, stockt, worunter sich immer mindes- Einsatz der damals hauptsächlich aus Kühlwasser vor dem Einfüllen im Win- tens ein Hufschmied befinden sollte. Holz und Leinwand bestehenden Flug- ter kochend heiß erhitzt und Flugzeuge Nur vereinzelt wurden Feldeisen- zeuge unmöglich wurde. Teilweise fro- mit Schneekufen versehen, um weiter- bahnen bis an wichtige und langfristig ren Bordwaffen, Instrumente oder hin ein Mindestmaß an einsatzbereiten besetzte Feldflughäfen, wie Alt-Auz Steuerelemente sogar im Flug ein, Maschinen zu unterhalten. Damit auf- oder Kowel, verlegt, was die Versor- Kühlwasserleitungen platzten oder die geweichte Startpisten wieder nutzbar gung dieser Basen deutlich erleichterte. Außenhäute der Flugzeuge wurden wurden, versah man diese mit Knüp- Nahe Kowel waren beispielsweise im durch Eis beschädigt, das von den Pro- peldämmen aus Holzbohlen. Zwar war Sommer 1916 mehrere Abteilungen pellern herabflog. Im Gegenzug konnte dies nicht unbedingt förderlich für die und ein Kampfgeschwader mit insge- der Frost wiederum dazu führen, dass Lebensdauer der mit kaum gefederten samt über 80 Maschinen stationiert. zugefrorene Seen als Feldflugplätze Fahrwerken ausgestatteten Luftfahr- Dieser Umstand machte eine leistungs- nutzbar wurden. Dem Flieger Dietrich zeuge und bei den Besatzungen nicht fähige Anbindung an die Infrastruktur Averes zufolge war diese Möglichkeit sonderlich beliebt, doch gelang es auf dringend notwendig. Bahnen wurden bei den Piloten allerdings eher unbe- diese Weise, Flugzeuge trotz der wid- auch für Transporte ganzer Abtei- liebt: »Wenn das Jagdflugzeug Alba- rigen Umstände am Boden in die Luft lungen genutzt. Die Jagdstaffel »Ober tros D. III oder D. V bei der Landung zu bekommen. Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2014  Luftkrieg an der Ostfront 1914–1918 ger stände so katastrophal, dass etwa im n nsli Sommer 1916 die Einsatzbereitschaft A A. ganzer Abteilungen durch Krankheiten g un wie Typhus und Cholera zeitweilig ge- ml m fährdet wurde. Wie an allen Kriegs- a S schauplätzen kam es an der Ostfront zu sexuellen Kontakten zwischen Sol- daten und Einheimischen, wie Rudolf Mothes es in seinen Erinnerungen süf- fisant schildert: »Es ergab sich von selbst, dass sich in Lemberg die Ansteckungsmöglich- keiten für alle Dienstgrade während der russischen Besatzung vermehrt hatten. Die jungen Offiziere suchten und fanden Anschluss an bekannte gut gekleidete Dirnen in einem bestimmten Kaffeehause. Eines der Mädchen, eine große stattliche Erscheinung, die vor allem bei Neuankömmlingen beliebt war, hieß in Fliegerkreisen das Schulflugzeug. In ihrer Gesellschaft war meist eine kleine Krummbeinige zu sehen, die das Fokkerfahrgestell ge- nannt wurde.« Beide Damen hatten regelmäßig Besuch von deutschen Flie- geroffizieren, was in Mothes Abteilung 5Eine Gruppe Kinder in Galizien. zu mehreren Ansteckungen mit der Syphilis führte. Konfrontation mit einer anderen dert Kilometer weit hinter der Front Als sehr angenehm wurden die zahl- Welt erfolgenden Aufklärungsflügen die reichen Möglichkeiten aufgefasst, auf ständige Angst hinzu, infolge eines Märkten oder besonders in Offiziers- Zu den fliegerischen Erfahrungen mit Absturzes in russische Kriegsgefan- kreisen durch Jagden den eigenen Spei- dem Raum Osteuropa kam für die An- genschaft zu geraten oder von Einhei- seplan merklich aufzubessern und ab- gehörigen der Fliegertruppe vielfach mischen aufgegriffen und massakriert wechslungsreicher zu gestalten. Sogar die Konfrontation mit der Lebenswirk- zu werden. Die Flieger umschrieben auf lokale Köstlichkeiten wurde oft zu- lichkeit der lokalen Bevölkerung. Selbst dies vielfältig mit Phrasen wie »auf rückgegriffen, wenn dies auch mitun- die aus ländlichen Gebieten des Deut- den Lanzenspitzen der Kosaken sit- ter nicht immer den Geschmack der schen Reiches stammenden Soldaten zen« oder als »Sommerfrische nach deutschen Soldaten traf, wie ein Bei- empfanden die Lebensbedingungen in Sibirien«. Auch Manfred von Richtho- spiel der Feldfliegerabteilung 54 aus ihrem neuen Einsatzgebiet vor allem fen, der spätere »Rote Baron«, fürch- dem Frühjahr 1915 zeigt: »Bei der Ver- im mittleren und südlichen Frontab- tete sich kurz nach der Ankunft bei der pflegung auf einem ungarischen Bahn- schnitt in der Regel als katastrophal. Feldfliegerabteilung 69 an der Ostfront hof gabs zum ersten Mal den ›Gulasch‹ Die Masse der Soldaten war zuvor im Sommer 1915 vor einem Absturz mit reichlich Paprika und mancher von noch nicht in Osteuropa gewesen, so- über feindlichem Gebiet: »Der Russe uns glaubte Salzsäure in der Kehle zu dass ihnen diese Region wie eine voll- ist auf Flieger ganz wild. Kriegt er ei- haben beim Kosten der ersten Bissen. kommen fremde Welt erschien. nen zu fassen, schlägt er ihn ganz be- Der Erfolg war, dass reichlich Flüssig- Als die ersten deutschen Verbände stimmt tot.« keit nachgeschüttet werden musste, Anfang 1915 russischen Boden betra- Doch mit zunehmenden Begegnun- sonst aber schmeckte das Zeug vor- ten, sahen sie sich einer Umgebung ge- gen wandelte sich vielfach das Bild der trefflich.« Dass auch abseits des Speise- genüber, die z.B. in den Augen des Be- Soldaten von den Einheimischen. Erste plans in Osteuropa damals mitunter obachtungsoffiziers Herbert Volck nur Aufeinandertreffen durch ungeplante zwei Welten aufeinanderprallten, zeigt »weite, tote Schneeflächen, schmut- Notlandungen oder Einquartierungen ein Beispiel Maximilian von Cossels zige, kleine Häuser und Ungeziefer« bei Zivilisten ließen die Skepsis auf bei- aus dem Juni 1916 in Wolhynien, der bot. An zahlreichen Frontabschnitten den Seiten meist schnell weichen. Ge- im Vorkommando seiner Abteilung waren sie nun mit einer endlosen, we- rade die Einquartierungen bei Zivi- eine geeignete Fläche für einen Feld- nig bewohnten und oft trostlos schei- listen brachen das Eis zwischen beiden flugplatz suchen sollte: »Als ich den nenden Gegend konfrontiert. Bei Neu- Parteien. Allerdings waren in Galizien Besitzer nach einem geeigneten Lande- ankömmlingen an der Ostfront kam und Wolhynien die Lebensbedin- platz fragte, führte er mich in seinem insbesondere bei den oft mehrere hun- gungen aufgrund hygienischer Miss- Park herum – zum Tennisplatz.« 8 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2014 »Fliegertalent« versus sache, trotz widrigster Umstände den ihren Besonderheiten rächte sich »Fliegerass« jeweiligen Auftrag erfüllt zu haben, schließlich mehr als 20 Jahre später dominierten die Darstellungen. Ange- während des Überfalls auf die Sowjet- Schon während des Ersten Weltkrieges sichts des Wetters, der Versorgungs- union. Erneut operierten deutsche sank das Interesse der Propaganda an lage und anderer Missstände, wie un- Luftstreitkräfte in einem Bewegungs- der Luftkriegführung im Osten in dem genügendes Kartenmaterial, wurde krieg am Himmel zwischen Ostsee und Maße, in dem die Verklärung der das bloße Fliegen an sich bereits als dem Schwarzen Meer. Die Geschwader »Jagdfliegerhelden« wie Oswald Boel- große Herausforderung dargestellt. der Luftwaffe standen hierbei ab 1941 cke und Max Immelmann an der West- Dies geschah meist mit dem Verweis hinsichtlich der Faktoren Klima, Geo- front zunahm. Wurde noch von den auf den klimatisch gemäßigteren und grafie und Infrastruktur vor ähnlichen »Tannenbergfliegern« der Feldflieger- wegen seiner Größenordnung eher Problemen wie ihre Kameraden im Er- abteilungen 14 und 15 wie von Besat- überschaubaren Kriegsschauplatz im sten Weltkrieg und erneut mussten zungen, die an der Schlacht in Masu- Westen. Hinzu kamen Schilderungen Methoden gefunden werden, um trotz ren und den Vorstößen des Jahres 1915 der unbedingt erforderlichen Fähigkeit dieser Bedingungen erfolgreich operie- beteiligt gewesen waren, ausgiebig in zur Improvisation. Diese war tatsäch- ren zu können. der Propaganda berichtet, verschwan- lich oft unerlässlich, um trotz schlech- Neu war im Zweiten Weltkrieg aller- den Flieger der Ostfront ab 1916 fast ter Versorgung mit Nachschub dennoch dings die immer stärker werdende Be- schlagartig aus den Medien. weiter operieren zu können. Während drohung in der Luft durch die sowje- Die Schilderungen hatten sich bis der Flüge, unter Umständen mehrere tischen Luftstreitkräfte, bei deren Auf- dato auf die eigenen fliegerischen Fä- hundert Kilometer hinter der Front, bau ironischerweise deutsche Offiziere higkeiten, das überlegene Material und zählte neben der Arbeit des Bodenper- in den 1920er Jahren heimlich geholfen die Darstellung der Unfähigkeit der sonals vor allem der Zusammenhalt hatten. Im Ersten Weltkrieg war die za- zarischen Luftstreitkräfte konzentriert. der in der Regel zweiköpfigen Besat- rische Fliegertruppe von den Mittel- Mit Aufkommen der ersten gefeierten zungen im Flugzeug selbst. In diesen mächten in der Regel als keine große Fliegerhelden im Westen wurden de- »Fliegerehen« mussten sich Flugzeug- Gefahr für die eigene Operationsfüh- ren scheinbar ritterlich geführte Luft- führer und Beobachter blind aufeinan- rung angesehen worden. Hinzu kam, duelle gegen feindliche Jagdflieger viel der verlassen können, was in den Me- dass ihre Aktivitäten in materieller und attraktiver als die zwar effektiven, aber moiren oft detailreich geschildert personeller Hinsicht zunehmend unter meist unspektakulären Aktivitäten der wurde. Tatsächlich aber rotierten auch den Auswirkungen des Umsturzes in Flieger an der Ostfront. Abgesehen von im Osten die Besatzungen häufig, was Russland litten und die russischen wenigen Ausnahmen, wie der damals zu immer neuen Konstellationen in Luftstreitkräfte daher spätestens ab viel beachteten ersten Luftlandeaktion den Cockpits führte. dem Spätsommer 1917 endgültig kei- der deutschen Militärgeschichte durch Bei den Schilderungen der Kampf- nerlei Bedrohung mehr darstellten. Maximilian von Cossel und Rudolf handlungen finden sich Berichte über Diese verhängnisvolle Unterschätzung Windisch Anfang Oktober 1916, er- Einsätze zur Luftunterstützung eige- könnte sich auf deutscher Seite bis in langten nur wenige Flieger der Ost- ner Truppen, über Bombenangriffe die 1940er Jahre gehalten haben, was front Aufmerksamkeit im Kaiserreich. oder die Lenkung des eigenen Artil- jedoch bislang noch nicht wissenschaft- Sogar der mit zehn Abschüssen erfolg- leriefeuers, wohingegen Auseinander- lich untersucht wurde. Das Potenzial reichste deutsche Jagdflieger der Ost- setzungen mit russischen Fliegern bis sowjetischer Piloten spiegelt sich allein front, Leopold Anslinger, sowie wei- auf wenige Ausnahmen nur selten dar- schon darin wieder, dass die erfolg- tere Piloten, die mehrere Abschüsse im gestellt werden. Die ab Mitte 1916 in reichsten Jagdflieger der Alliierten Osten erlangen konnten, blieben weit- Fliegerkreisen der Ostfront durchge- nicht etwa der Royal Air Force oder der gehend unbekannt. In der Wahrneh- führten und mitunter äußerst waghal- United States Army Air Force, sondern mung der Flieger der Ostfront galt da- sigen Einzelaktionen von Besatzungen den Luftstreitkräften der Sowjetunion rum »der Westen als gutes Beispiel, tauchten ebenfalls teils in verschie- angehörten. wie ein braves Kind zu einem unarti- denen Versionen in der Erinnerungsli- Sebastian Rosenboom gen Bruder«, wie es der an beiden Fron- teratur auf. Dadurch versuchten die ten eingesetzte Beobachtungsoffizier Autoren, das Bild der furchtlosen und Elard von Loewenstern formulierte. auf sich allein über einem ganzen Der Luftkrieg an der Ostfront fand feindlichen Raum fliegenden Besat- erst in der Zwischenkriegszeit wieder zungen gezielt weiter auszuschmü- mehr Beachtung, als einige ehemalige cken und sich selbst als professionelle Literaturtipps Flieger ihre Erlebnisse zu Papier brach- Flieger und zugleich als mutige Kämp- ten. Mangels Luftschlachten zwischen fer darzustellen. Jörg Mückler, Deutsche Flugzeuge im Ersten Weltkrieg, berühmten Jagdfliegern mit zahllosen Stuttgart 2013. Abschüssen mussten dabei andere Be- Verschenkte Erfahrungen Sebastian Rosenboom, Im Einsatz über der »vergessenen gebenheiten in den Fokus der Darstel- Front«. Der Luftkrieg an der Ostfront im Ersten Weltkrieg, lungen rücken: Das eigene fliegerische Das weitgehende Vergessen der von Potsdam 2013. Talent, die Waghalsigkeit, der Zusam- 1914 bis 1918 im Luftkrieg an der Ost- Norman Stone, The Eastern Front 1914–1917, London menhalt der Besatzungen und die Tat- front gemachten Erfahrungen mit all 1975. Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2014 9 Tuskegee Airmen Tuskegee Airmen. Afro-amerikanische Piloten 1941–1945 D as Prinzip der Rassentrennung es nach dem Grundsatz »separate, hiv Arc but equal« war ein fester Be- al n standteil der US-Gesellschaft bis weit atio in die 1960er Jahre und galt vor allem 5N 4 9 in den südlichen Bundesstaaten. Dort 2/1 4 war seit dem Amerikanischen Bürger- n, 19 krieg eine strenge Gesetzgebung ent- o ati standen. Sie sicherte die strikte Einhal- m or tung der Rassentrennung und sorgte nf dafür, dass die nominell freien Afro- War I Amerikaner unterdrückt blieben. Ge- e of sellschaftliche Chancengleichheit exis- Offic tierte für die meisten nur auf dem USA, Papier. Im Ersten Weltkrieg kämpften mehr als 200 000 Afro-Amerikaner in den American Expeditionary Forces. Sie waren allerdings vom Dienst in der Marine und der Fliegertruppe ausge- schlossen. Alle Einheiten wurden nach dem Prinzip der Rassentrennung als entweder rein weiße oder rein schwarze Einheiten aufgestellt. Die meisten afro- amerikanischen Soldaten dienten da- her lediglich als Arbeiter oder aber in Serviceeinheiten. Eine Ausnahme bil- deten die 92. und die 93. Infanteriedivi- sion. Letztere kämpfte unter franzö- sischem Befehl und verdiente sich bis Kriegsende den Respekt und die Aner- kennung der Franzosen, die 171 Solda- ten dieses Großverbandes mit dem »Croix de Guerre« auszeichneten oder in die »Légion d’honneur« aufnahmen. Die 92. Infanteriedivision hingegen kämpfte unter dem Kommando von weißen US-Offizieren. Sie erwies sich als mangelhaft ausgerüstet und kaum auf den Krieg vorbereitet. Nach dem Ersten Weltkrieg entwi- 5Werbeplakat zum Kauf von Kriegsanleihen mit einem Tuskegee Airman als Motiv, ckelten sich pseudowissenschaftliche 1942/1945 Disziplinen wie »Rassenkunde« und »Rassenhygiene« in vielen Ländern zahlreiche »wissenschaftliche« Arbei- der afro-amerikanischen Soldaten im der westlichen Welt zu populären For- ten Vorurteile von einer angeblichen Ersten Weltkrieg ausgesprochen nega- schungsgebieten. Während in Deutsch- Überlegenheit der »weißen Rasse«. tiv bewertete und schlussfolgerte, dass land die Nationalsozialisten dies ideo- 1925 erstellte das Army War College »Schwarze« nur für niedere Arbeiten logisch und propagandistisch aus- eine Studie über »The Use of Negro geeignet seien und keinerlei Führungs- nutzten, propagierten auch in den USA Manpower in War«, die die Leistungen fähigkeiten besäßen. Die Studie de- 10 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 4/2014

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gee Airmen« – Fliegerverbänden, die sich ausschließlich aus Schwarzen zu- sammensetzten – in der United States Army Air Force 1941 bis 1945.
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