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Lucan's "Bellum Civile": Between Epic Tradition and Aesthetic Innovation PDF

252 Pages·2017·0.816 MB·German
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Lucan’s Bellum Civile Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall, Ludwig Koenen, Clemens Zintzen Band 282 De Gruyter Lucan’s Bellum Civile Between Epic Tradition and Aesthetic Innovation Edited by Nicola Hömke and Christiane Reitz De Gruyter ISBN 978-3-11-022947-9 e-ISBN 978-3-11-022948-6 ISSN 1616-0452 BibliografischeInformationderDeutschenNationalbibliothek DieDeutscheNationalbibliothekverzeichnetdiesePublikationinderDeutschen Nationalbibliografie;detailliertebibliografischeDatensindimInternet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar. (cid:2)2010WalterdeGruyterGmbH&Co.KG,Berlin/NewYork Druck:Hubert&Co.GmbH&Co.KG,Göttingen (cid:2)GedrucktaufsäurefreiemPapier PrintedinGermany www.degruyter.com Inhalt – Contents Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vii Frederick Ahl Quintilian and Lucan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Annemarie Ambühl Lucan’s ‘Ilioupersis’ – Narrative Patterns from the Fall of Troy in Book 2 of the Bellum civile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Lisa Sannicandro UtgenerossocerismediaeiunxereSabinae:DieGestaltJuliasinder Pharsalia Lukans . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Elaine Fantham Caesar’s Voice and Caesarian Voices . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Alessandro Rolim de Moura Lucan 7: Speeches at War . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Nicola Hömke BitbyBitTowardsDeath–Lucan’sScaevaandtheAesthetisization of Dying . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Claudia Wick Plus quam visibilia – Lukans suggestive Nichtbeschreibungen . . . 105 Dunstan Lowe Medusa, Antaeus, and Caesar Libycus . . . . . . . . . . . . . . . . 119 Erica Bexley The Myth of the Republic: Medusa and Cato in Lucan, Pharsalia 9 135 Claudia Wiener Stoische Erneuerung der epischen Tradition – Der Bürgerkrieg als Schicksal und die Entscheidungsfreiheit zum Verbrechen . . . . . . 155 Martin Dinter ... und es bewegt sich doch! Der Automatismus des abgehackten Gliedes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 Liste der Beitragenden – List of contributors . . . . . . . . . . . . 191 Zusammenfassungen – Abstracts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 Literaturverzeichnis – Bibliography . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Vorwort TraditionundInnovationsindKonstantenantikenliterarischenSchaffens. UndsobeschreibtderTiteldiesesSammelbandesnichtnurdasSpektrum der hier vorgestellten Beiträge und die Interessenschwerpunkte der Her- ausgeberinnen. Er stellt vielmehr ein Spezifikum der antiken, besonders der lateinischen Literatur in den Blickpunkt, das dem neuzeitlichen Le- ser den Zugang zu den Texten mitunter nicht leicht macht. Und doch ist es häufig gerade das Spiel mit der Erwartungshaltung des gebildeten Zeitgenossen, das uns den Schlüssel zur Deutung an die Hand gibt. Niemandwirdbestreiten,dassepischeDichtungvonihremerstenuns greifbarenAuftretenindenhomerischenGedichtenbisindieSpätantike– und darüber hinaus – in einer Tradition des Erzählens steht und sich aus einem Formenrepertoire bedient, das für die Produzenten abrufbar und für die Rezipienten wiedererkennbar ist. Dass Lucan in vielerlei Hinsicht einNeuererindieserepischenTraditionwar,hatihnundseinGedichtvom Bürgerkrieg gerade in den letzten Jahren wieder zu einem intensiv unter- suchten Forschungsgegenstand gemacht. In den folgenden Zeilen wird un- sere Sicht auf das Bellum Civile in wenigen Worten etwas näher erläutert und von anderen Ansätzen abgegrenzt, ohne dass der Anspruch erhoben würde, hier einen umfassenden Forschungsüberblick zu liefern. Dies hat im Jahr 2005 Christine Walde in vorzüglicher Weise im Vorwort des von ihr betreuten Kongressbandes „Lucan im 21. Jahrhundert“ geleistet, so wie auch das von ihr betreute Projekt eine verlässliche bibliographische Basis darstellt.1 NachwievoristeinlebhaftesInteresseerkennbar,diehistorischeKom- ponente und die Quellenbezogenheit von Lucans epischem Erzählen zu durchleuchten (so zum Beispiel im Jahr 2004 in der umfänglichen Arbeit von Jan Radicke); Frederick Ahl stellt in seinem hier vorliegenden Bei- tragdieFragenachderzeitgeschichtlichenRelevanzdesBürgerkriegsepos neu, indem er nicht seinen Autor, sondern den ihn später zitierenden Le- ser Quintilian in den Blick nimmt. Bei der Frage nach den literarischen Quellen des Epos ist es das Verdienst von Annemarie Ambühl, in ihrem gerade erschienenen Buch „Krieg und Bürgerkrieg bei Lucan und in der griechischenLiteratur“ (2010)undauchinihremhiervorgelegtenAufsatz unseren Blick aufdie enge Verflechtung lucanischer Szenengestaltung ins- 1 Walde 2005; http://www.klassphil.uni-mainz.de/Dateien/Gesamtbibliogra- phie_alpha_(im_Aufbau).pdf viii Vorwort besondere mit hellenistischer Dichtung und attischer Tragödie gelenkt zu haben. Mit weiterhin unverminderter Intensität wird die Diskussion geführt, ob sich im Bellum civile ein durchgängiges philosophisch-ideologisches Konzept nachweisen lässt, das den Autor in der intellektuellen Sphäre seiner Lebenszeit verortet, wie es zum Beispiel von Claudia Wiener in ih- remBuch„StoischeDoktrininrömischerBelletristik“ (2006)undinihrem Beitrag in unserem Band vertreten wird. Obwohl der Weg zu einem Gesamtkommentar noch weit ist, wird jedenfalls die philologische Beschäftigung mit dem Text nach und nach durch zahlreiche Kommentare zu einzelnen Büchern und durch Studien zu Einzelfragen erleichtert. Dem gerade in jüngster Zeit zu beobachten- den Interesse am lange vernachlässigten neunten Buch des Bellum civile2 trägt auch der vorliegende Band Rechnung: Dunstan Lowe untersucht in seinem Artikel die vielschichtige Darstellungsweise von Lucans Libyen als einem nicht nur von mythischen Monstern bevölkerten Landstrich, son- dernauchalseinemOrtderKonfrontationkonträrerpolitischerSysteme. Erica Bexley analysiert, ausgehend von derselben Libyenepisode, das in der Catofigur widersprüchlich gezeichnete politische und philosophische GedankengutundziehtdarausRückschlüsseaufLucanseigeneSituation. Traditionund Innovation –Lucans Umgangdamitsei aneinigen Bei- spielen kursorisch erläutert. Spezifische Formelemente prägen das antike EposebensowiebestimmtekompositorischeVerfahren.SoistderKatalog derTruppeneinwesentlicherBestandteilepisch-heroischenErzählens.Im Katalog kann der Autor die lineare Abfolge, die der Rezipient des Textes notwendig nachvollzieht, durch die Anordnung in Gruppen, in Einzelfigu- ren, in mehr oder weniger ausführliche Benennung und Beschreibung va- riieren.EristaucheinmöglicherOrtfürgeographischeundbiographische Details,undsogarVorschattierungenkünftigenGeschehenssindnichtsel- ten; man denke nur an das Erstaunen, das die Erscheinung der Camilla am Ende des Rutulerkatalogs in Vergils Aeneis bei den Betrachtern her- vorruft. Wenn nun in Lucans Bellum civile im dritten Buch (3.169ff.) die Truppen des Pompeius aufmarschieren, so wartet der Katalog mit einer solchen Fülle mythologischer Anspielungen auf, dass der Leser sich ganz überraschend in seiner Erwartungshaltung getäuscht sieht: Der bisherige Verlauf des Geschehens, unter auffälligem Verzicht auf göttliches Ein- greifen und göttliche Motivation der Handlung, hätte eher eine sachlich- historischeMusterung/VorstellungdereinzelnenmilitärischenPersönlich- keitenerwartenlassen.StattdessenwerdendieRegionen,dieTruppenzur VerstärkungderMilitärmachtdesPompeiusaussenden,mitMotivenund 2 Vgl. z.B. die Teilkommentare von Raschle 2001 und Seewald 2008 sowie den GesamtkommentarvonWick2004. Vorwort ix Einzelheitenausdemmythisch-sakralenBereichcharakterisiert:3Oete mit seinem Epitheton Herculea, das Schweigen der weissagenden Eichen im chaonischen Hain (von Dodona), Kreta und seine besondere Beziehung zu Iupiter, die etymologisierende Beiziehung des Ortsnamens Encheliae (zu ἔγχελυς – Aal) zum Kadmos-Mythos, die ausführliche Parenthese zur Argofahrt anlässlich der Erwähnung von Jolkos verleihen dem eigentlich militärischen Kontext einen mythischen Hintergrund, der das Geschehen über das Historische hinaus erhebt, entzeitlicht, ja mit einer mystischen Auraumgibt.DochzumAbschlussdesKatalogswirdwiederumgegenjede Erwartung nicht, wie etwa im oben erwähnten Rutuler-Katalog Vergils, durch eine Anspielung, ein vielleicht düsteres, aber doch eben nur an- deutendes Detail der Rückweg in den Gang der Handlung eingeschlagen: Stattdessen wird ganz explizit das verheerende Ende, das das Schicksal für die eben aufgestellten Truppen bereithält, festgestellt: dignas funere Magni/exequias fortuna dedit. In gleicher Weise wird auf das dem Leser epischer Literatur ja doch so vertraute Element des subtilen ‚foreshadow- ing‘ verzichtet, wenn das zweite Buch in der auktorialen Apostrophe mit der unverhohlenen Ankündigung von Pompeius’ Untergang und Tod en- det, durch das Polyptoton des Vokativs Magne (2,725) und des Genitivs Magni (2,736) als des letzten Wortes des Buches aus dem Erzählkontext markierend und rahmend herausgehoben. Andere epische Formen wie die Ekphrasis werden eingeführt, aber in auffälliger Weise im Erzählkontext gewissermaßen wirkungslos gemacht. Die Beschreibung des sicheren Hafens von Brundisium 2,610ff. findet nur statt,umdenProtagonistenvondiesemletztenunbehelligtenAufenthalts- ortaufitalischemBodensogleichwiederrastlosaufbrechenzulassen.Der beschriebene Ort wird gar nicht erst zum Schauplatz. Eine andere Topo- thesie ist die des Hains von Massilia. Der Hain wird zwar beschrieben (3,399-425),abererwirdsogleichdurchdasruchloseAbholzenalsSzenerie derepischenHandlungausdemNarrativentfernt,erhört,kaumplastisch vor Augen gestellt, auf zu existieren. Lucans Umfunktionalisierung der Ekphrasis betrifft jedoch nicht nur deren Einbau in den Handlungsgang, sondernihresprachlicheundstilistischeAufbereitung.DiesemPhänomen widmet sich im vorliegenden Band Claudia Wick mit ihrer Analyse des „unanschaulichen Erzählens“. Eine typische Szene des Epos ist das Rüsten des Kämpfers vor der Schlacht. Elemente einer solchen Rüstung finden sich bei Lucan in der Episode, in der wir vom Ausbruch der belagerten Einwohner von Massi- lia hören. Diese erreichen einen Erfolg eben nicht durch konventionelle Rüstung, sondern non hasta viris, non letifer arcus,/telum flamma fuit 3 Ähnlich wird der Phaethon-Mythos ausgerechnet in den sachlich-geographi- schenKontextdesFlüssekatalogeseingeflochten(2,410). x Vorwort (3,500), ebenso wie die Schiffe des Gegners ohne jeden Schmuck auskom- men müssen: non robore picto ornatas [...] carinas (3,510f.). Die Schilde- rung der Schlacht ist ebenfalls von unkonventionellen Handlungsabläufen geprägt. Als epische Seeschlacht ohnehin ein Novum, wird im Verlauf be- sonders herausgestellt, dass die Schlacht weniger mit nautischer Taktik, sondern mit dem Schwert (navali plurima bello/ensis agit 3,569f.) oder gar mit dem Gegenelement Feuer (pelago diversa lues – ignis 3,681) ge- schlagenwird.DiesePervertierungderElementefindetihreEntsprechung, wenn zu Beginn des vierten Buches das Land sich in Wasser verwandelt unddasfeuchteElementanunerwarteterStellezerstörendwirkt:naufraga arma heißt es in 4,87. Nach dem Ende der Schlacht werden wiederum die Bestattung und die Trauer der Hinterbliebenen benutzt, um die groteske Durchbrechung ritualisierter Konventionen zu verdeutlichen: Die Mütter und Witwen vermögen ihre Toten nicht zu erkennen, die falschen Leichen werdenbeweintundumarmt(3,758f.),VätermachensichgegenseitigLei- chenteile an den Scheiterhaufen abspenstig (3,760f.). Einem ähnlichen Spiel des Autors mit der Lesererwartung unterlie- gen auch die adlocutiones: Im zweiten Buch sind drei aufmunternde und anfeuernde Ansprachen an die kämpfenden Truppen wiedergegeben, die des Domitius, des Caesar und des Pompeius (2,483ff.; 2,494ff.; 2,531). Doch ausgerechnet die pathetische und moralisch aufgeladene Rede des Pompeius läuft ins Leere; auf die adlocutio folgt keine Schlacht. Lucan benutztdiesedramaturgischeInkonsistenzfolglichalszusätzlichesMittel, um seine Pompeius-Figur zu charakterisieren. Eine entsprechende Unter- suchung des Redekontextes, der Gesprächspartner und deren unmittelba- ren Reaktionen erweist sich allerdings auch für die Charakterisierung der Caesar-Figur als fruchtbar, wie Elaine Fantham in ihrem Beitrag zeigt. Anlässlich der entscheidenden Schlacht von Pharsalos treten die adlocu- tiones der beiden Feldherren, wie Alessandro Rolim de Moura in seinem Beitrag analysiert, durch das Netz gegenseitiger Verweise und Anspie- lungen in eine Art Dialog sowohl mit dem epischen Erzähler als auch miteinander. Noch weitere epische Szenen unterliegen einer dramaturgischen Um- deutung oder Umkehrung. Wenn Scaevola in der Rückblende auf die Gräuel des vorigen Bürgerkrieges am Altar der Vesta gemetzelt wird (Lucan.2,126-129),dannistdieSzenederErmordungdesPriamusinder Erzählung des Aeneas nachgebildet (Aen. 2,533-558); aber der Grausam- keit und so offenkundigen Frevelhaftigkeit des Geschehens zwischen Pyr- rhusundPriamusstelltLucandietrockene,rationalisierendeBeobachtung gegenüber, ein so alter Mann könne nicht mehr so viel Blut verströmen; deshalb brennt das heilige Feuer trotz und angesichts des frevlerischen Mordes weiter.

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